9|||||||||Krähen, so paranoid wie der Fluch
Die Tür öffnet sich mit einem lauten Quietschen und ich rücke noch mehr in die Ecke rein. Meine tägliche Routine beginnt. Der Wächter kommt rein und streckt mir seine Hand entgegen. Ich kenne ihn, deshalb halte ich mich an ihm fest. Wie an einem Grashalm. Wie ich es damals an die Hoffnung tat. Heute werde ich meinen Plan durchsetzen. Dieser Wille, dieser Gedanke zieht die Krähen zu mir rüber. Ein Wille, der mir genommen wurde, bevor ich selbst davon Notiz nehmen durfte. Ich sehe sie hinter mir den Kerker austreten. Sie würden sogar blind wissen, wo ich bin.
„Ich-ich habe Angst", flüstere ich wieder tränenerstickt und umarme den Wächter, halte mich an ihm fest. Er erwidert sie und streicht mir beruhigend überm Rücken. Ich glaube, er mag mich.
„Siehst du sie wieder?", fragt er mich wispernd.
Stumme Tränen laufen mir über die Wangen und färben seine dunkelblaue Uniform.
Meine Antwort ist kaum wie ein Flüstern, ein so leises Wispern, dass meine Stimme sie aushaucht. Eine zittrige Antwort, dessen Aussage aber meine Welt untergehen lässt: „Ich sehe sie immer." Auch wenn ich mit dem Rücken zu den Krähen gekehrt bin, spüre ich, wie sie eine Kralle auf die andere setzen. Jede Sekunde ein Schritt näher an mich dran sind. Meine Umarmung wird fester, meine Angst größer.
„ Es tut mir leid", flüstere ich meine letzten Worte zu ihm, trete ihn zwischen die Knie, schlage ihm auf den Kopf und laufe weg. Er bricht zusammen, ist ohnmächtig geworden. Meine Schläge waren nicht fest, er wird wieder aufstehen.
Aber Freundschaft, gar Liebe heißt Gebundenheit. Gebunden zu sein an einem Ort, an einer Person. Das kann ich nicht. Nicht mit den Krähen. Ich bin schon gebunden. Gebunden an diesem Fluch, gebunden an den Ketten. Ketten, die so schwer sind, dass sie Hoffnung zerberstet. Wie ein zu hoher Schrei ein Glas. Wie der Schrei einer Seele. Mein Hilfeschrei.
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