8|||||||| Krähen, so verkettet an Existenz
Meine Arme umklammern meine Knie. Ich zittere vor Angst und jedes Mal, wenn ich etwas an meinem Fuß kitzeln spüre, zucke ich zusammen. Die Krähen, sie sind hier, genau hier bei mir. Ich spüre sie. Ich spüre sie so stark, als stünden meine ganzen Glieder unter Strom. Doch jedes Mal, wenn ich dieses nervende Kitzeln spüre, höre ich Geräusche auf der anderen Seite dieses Raumes. Sie sind hier bei mir, aber wer ist dann auf der anderen Seite? Eine Seite, in der das Licht sich vom Schatten verzehren lässt. Eine Seite, die dunkler als jede Gasse in der Nacht erscheint. Sie sind überall. Ängstlich greife ich mit der Hand um mich herum auf der Suche nach den Krähen. Aber um mich herum ist nichts anderes als Luft, verschmutzte, verdichtete Luft. Mit Verrat und Bosheit geschwängerte Luft. Wieder kitzelt es und ich fange an, meinen Körper auf und ab zu wiegen.
"Du bildest es dir nichts ein, neben dir ist eine Krähe. Neben dir ist eine Krähe."
Meine Zähne klappern und ich schaue ausdruckslos auf die Dunkelheit gegenüber von mir.
Das Wippen hat ein Rhythmus, der mir mehr als nur bekannt vorkommt. Den Rhythmus der Zeit. Nichts ist von Bestand, nichts ist von Dauer. Die Zeit, sie kommt. Und dann schwinden die Krähe. Verschwinden, um meine verkettete Seele zu befreien.
"Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack", flüstere ich wippend und zitternd zugleich. Mit jeder Faser meines Körpers spüre ich, wie etwas meine Hand besteigt. Sie kitzelt und juckt zugleich. Pulsiert wie von einem Schlag, pocht wie eine Wunde. Sie lässt mich lachen und würgen zugleich. Immer noch wippend versuche ich mit meinen langen Fingernägeln irgendetwas in meinen Arm zu ritzten. Kerben. Ich drücke sie in die Haut rein, doch ich spüre nichts. Ich will doch nur das Kitzeln vergessen. Den Schmerz vergessen.
Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack."
Meine Hand findet einen Stein, den ich auf den Boden schleife. Zittrig atme ich aus, als ich damit über meinen Arm gehe. Dann ritze ich die vergangene Zeit auf meinem Arm ein. Die Zeit, von der ich weiß, dass sie vergänglich ist. Vergangen ist. Vergehen wird. Das Kitzeln, es ist weg. Ich höre nicht auf zu Wippen. Vorne. Hinten. Vorne. Hinten. Tick. Tack. Tick. Tack. Etwas Warmes quellt über meine Hand. Blut. Blut. Dickes, rotes, unschuldiges Blut. Unschuldig. Vorne. Hinten. Vorne. Hinten. Mein Arm hat kein Platz mehr, mein anderer schon. Tick. Tack. Tick. Tack. Ich will nur vergessen. Schmerz gegen Schmerz.
Als ich wieder etwas kitzeln spüre, haue ich mit dem Stein drauf, treffe aber nur den Boden. Ein dunkles Lachen entkommt mir, erstickt jedoch von dem, was ich glaube zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu hören.
"Ihr seit hier in meiner Nähe, ich weiß es. Hier, genau neben mir. Mich könnt ihr nicht reinlegen", wieder lache ich auf. Ein dunkles, krächzendes Lachen, welches den der Krähen gleicht. Ich höre sie immer lachen. Ganz leise, ganz hinten in meinem Bewusstsein. Wie sie mich auslachen. Verhöhnen und verschmähen. Dann drehe ich mich zur Wand und fange, diese an zu beschriften, nachdem beide meine Arme vollgeritzt wurden sind. Ich spüre nichts. Nichts außer dieses Kitzeln. An meinem Fuß, an meiner Hand, an meiner Kopfhaut. Ich will mich nur ablenken. Vorne. Hinten. Vorne. Hinten.
Und wenn ich es nicht besser wüsste, glaube ich auch die Krähen, mit ihren langen, messerscharfen Krallen auf der anderen Seite des dunkeln Kerkers, Kerben Ritzen zu hören. Verstört halte ich mir die Ohren fest zu, trotzdem dringt das leise Kratzen an der Wand in mein Ohr wie ein Schlag ein. Tick. Tack. Tick. Tack. Meine Gedanken sind wie die Zeit, sie hören niemals auf. Sie vergehen, doch hören nicht auf. Vorne. Hinten. Tick. Und solange ich lebe, lebe ich mit Ihnen. Mein Denken formt mein Charakter. Dass die Krähen da sind, lässt mich leise auflachen, denn was sagt das über mich aus? Es ist Etwas, was mir angeboren wurde und ich nicht absetzen kann. Etwas, was nur eine Trennung kennt. Mein Tod heißt derer Tod. Tack.
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