Kapitel 6
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Yoongi allein in diesem riesigen Schloss zu lassen, behagte mir nicht, auch wenn Jungkook mir versichert hatte, dass ihm in dem Zimmer nichts passieren würde, weil es sein eigenes war. Natürlich beruhigte es mich, aber andererseits verfolgte mich die Angst, jemand könnte Yoongi selbst hier entdecken. Dass Jungkook sich aufgrund seiner Privilegien freier bewegen konnte, mochte uns jetzt helfen, aber ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, was das für einen Preis hatte. Ich verstand nicht, wie er sich das antun konnte, aber war die andere Option so viel besser? Vermutlich nicht. Ich hatte doch gesehen, wie sie Yoongi zugerichtet und letztlich hatte verrotten lassen. Das war abartig. Grauenvoll. Unmenschlich. Ich musste dem Ganzen endlich ein Ende setzen.
Ich hatte keine Ahnung, ob der Plan funktionieren würde und ob ich mich auf die anderen verlassen konnte. Schließlich kannte ich keinen von ihnen richtig und nur weil Jungkook mir geholfen hatte Yoongi zu retten, hieß das noch lange nicht, dass er dasselbe wollte wie ich. Am Ende hatte ich dem Plan zugestimmt, es gab keine anderen Optionen. Er war verrückt, aber was blieb mir denn? Ich wollte nicht auf ewig in diesem gruseligen Schloss verrotten und für diese Frau tanzen.
Hart schluckte ich, atmete noch einmal tief durch und strich die Seide auf meinem Körper glatt. Ich wollte so nicht leben. Leben? Ich lachte freudlos auf, schüttelte den Kopf und hörte das leise Klimpern des Schmucks, der aneinanderschlug und mir deutlich bewusst machte, dass ich nur eine schöne Puppe für sie war. Ein hübsches Spielzeug, das sich vor ihren Augen räkelte und sie in Ekstase brachte – der Gedanke verursachte mir Ekel. Ich wollte mich am liebsten wieder übergeben, doch jetzt war es wichtig, dass ich mich an die Absprachen hielt.
Mit einem letzten tiefen Atemzug stieß ich die schwere Tür auf und trat durch den kleinen Spalt, ehe ich sie hinter mir wieder schloss und meinen Blick durch den Thronsaal gleiten ließ. Die Musiker saßen an ihren Instrumenten, doch spielten nicht. Stattdessen aßen und tranken sie, dehnten sich oder liefen nervös auf und ab. Wer wusste schon, wie lange sie am Stück hatten spielen müssen, wenn die alte Hexe nie schlief – wie auch immer das möglich war, aber vermutlich hing es ebenfalls mit dem Ring zusammen. Jetzt fiel mir erst der junge Mann auf, der mit einem ernsten Ausdruck von einem zu dem nächsten lief und sie versorgte. Das musste Namjoon sein. Zumindest ging ich stark davon aus, weil er eine übergeordnete Rolle einnahm. Ob er wohl auch bereits über mich Bescheid wusste?
Mit bedachten Schritten ging ich weiter in den Saal hinein und sah zu den anderen Menschen, die ebenfalls ihre Arbeit niedergelegt hatten und sich ausruhten. Sie wirkten so erschöpft, krank und dürr. Es war ein Wunder, dass sie sich überhaupt auf den Beinen halten konnten und nicht geflohen waren. Ob sie zu große Angst hatten? Oder war es Namjoons Anwesenheit, die sie davon abhielt?
„Ah da seid Ihr ja endlich", wurde ich plötzlich aus meiner Beobachtung gerissen. Erschrocken drehte ich mich zu dem Mann herum, der auf mich zukam und mich dazu brachte einige Schritte rückwärts zu taumeln. Verdammt. Er hatte eine gruselige und vereinnahmende Ausstrahlung, die meine Beine weich werden ließ. Kein Wunder, dass sich hier keiner gegen sein Wort stellte. Seine Miene war eisern und trotzdem konnte man die Besorgnis ein klein wenig hindurchschimmern sehen. Was ihn allerdings von allen anderen massiv unterschied, war, dass er Kleidung trug. Eine Leinenhose und ein weißes mit goldenen Stickereien verziertes Hemd. Einen weißen Gürtel mit einer goldenen Schnalle, die das Königshaus repräsentierte, zierte seine Hose. Er hatte keine Fesseln. Weder metallene noch goldene, was mich sicher sein ließ, dass dieser Mann der Sohn der Königin war.
„Mein Name ist Namjoon", stellte er sich knapp vor, während ich deutlich seinen Blick auf mir spürte, der mich einmal von oben bis unten musterte, "Ich kann nicht glauben, dass Ihr meiner Mutter so viel Ärger bereiten konntet. Jedenfalls habe ich dafür gesorgt, dass hier wieder Recht und Ordnung herrscht."
„Ich verstehe", murmelte ich leise und rieb mir abwesend über meine Arme. Seine Stimme war so dunkel, dass sie in mir eine Gänsehaut auslöste.
„Tut Ihr das?", fragte er.
Ich schnaufte und nickte, schließlich hatte Jungkook es mir zuvor erklärt. Er tat nur das, was seine Mutter ihm aufgetragen hatte, und ließ dabei keinen Funken Unsicherheit hindurchsickern. Seine Rolle verkörperte er gut und ich war mir sicher, dass seine Mutter glaubte, ihn komplett unter Kontrolle zu haben. Ich zuckte zusammen, als er seine Hand plötzlich auf meine Schulter legte und sie sanft drückte.
„In Ordnung. Am wichtigsten ist, dass Ihr wisst, was Ihr tun müsst, sobald sie gänzlich wieder erwacht ist. Ihr habt eine unvorstellbare Macht und ohne Euch werden wir diese Tyrannei niemals beenden können. Wir brauchen Euch mehr als Ihr uns. Können wir uns auf Euch verlassen?", sagte er und sah mir dabei so fest in die Augen, dass ich es nicht einmal wagte, zu atmen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich mehr Angst vor ihm als vor seiner Mutter.
„Natürlich!", erwiderte ich so fest, wie ich konnte, und legte meine Hand auf die seine, um sie von meiner Schulter herunterzuschieben und mich zu meiner vollen Größe aufzurichten. Natürlich reichte ich nicht einmal annähernd an die seine heran, aber das war nicht meine Intention dahinter gewesen. Stattdessen wollte ich ihm meinen Mut präsentieren. Meine starke Haltung, die ich als Prinz eines großen Reiches innehaben musste.
Namjoon nickte mir mit einem Lächeln auf den Lippen zu und wandte sich wieder von mir ab, was mich erleichtert durchatmen ließ. Er erzeugte eine merkwürdige Stimmung in mir und ich wusste nicht, ob ich sie mochte oder nicht. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich vorsichtig ihm gegenüber bleiben musste. Ich traute ihm nicht. Anstatt mir weitere Gedanken über Namjoon zu machen, lenkte ich meinen Blick auf die Frau, die immer noch genauso in ihrem Thron lag, wie ich sie verlassen hatte. Langsam trat ich auf sie zu und zuckte merklich zusammen, als sie sich plötzlich bewegte und ein leises Ächzen von sich gab. War es jetzt so weit? Verflucht. Ich war noch nicht bereit. Was war noch mal meine Aufgabe? Verdammt, – Jimin beruhig dich! Du schaffst das! – Was für ein selbstmörderischer Plan.
Hastig ließ ich meinen Blick durch den Saal gleiten, ehe ich mich auf den Treppenabsatz, der hinauf zu dem Podest führte, sinken ließ. Ich winkelte meine Beine an, strich über den kühlen dünnen Stoff, der diese bedeckte und schlang meine Arme um meine Schenkel. Mein Herz schlug wie verrückt in meiner Brust und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich hatte das Gefühl, vergessen zu haben, wie man atmete und das machte es mir unfassbar schwer, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Die Angst vor dem Versagen hatte mich fest im Griff.
Das alles wurde auch nicht besser, als die Musiker wieder begannen sanfte Klänge durch den Thronsaal zu schicken, oder der Tiger zu seiner Herrin gebracht wurde. Stattdessen wurde es schlimmer und ich spürte deutlich, wie ich die Kontrolle über meine Glieder verlor. Fest presste ich meine Lippen aufeinander, krallte mich mit meinen Fingern in meine Waden und versuchte, krampfhaft zu verhindern, dass ich in Panik verfiel.
Alles um mich herum verschwamm zu einem Einheitsbrei und ich verlor den Bezug zur Realität, bis ich brutal aus meiner Lethargie gerissen wurde. Die Hand, die sich dabei um meinen Hals schlang, ließ mich erschrocken nach Luft schnappen und weit die Augen aufreißen. Es wurde noch schlimmer, als ich in die Höhe gehoben und nur von den wulstigen Fingern gehalten wurde, die sich immer fester in meine Haut bohrten.
„Was habt Ihr getan?", dröhnte es gefährlich in meinen Ohren wider und ließ mich schrecklich erschauern, während ein klägliches Wimmern meine Kehle verließ. Trotz meiner fast schon betäubenden Angst schaffte ich es meine Hände, um ihr Gelenk zu legen und etwas Halt an ihr zu finden. Gleichzeitig versuchte ich, mit meinem Griff, ihren zu lösen.
„Oh! So ist das also", hallte es gefährlich durch den Saal. Erneut wimmerte ich auf, umfasste ihr Handgelenk fester und versuchte, mit aller Kraft von ihr loszukommen, doch sie ließ nicht locker. Stattdessen wurde ihr Griff noch kräftiger und ich röchelte vergebens nach Luft, zappelte mit den Beinen und wand mich.
„Ihr wollt unbedingt sterben", führt sie ihren Satz zu Ende.
Verflucht! Wenn ich jetzt nichts tat, war es aus mit mir. Immer panischer suchte ich richtigen Halt an ihrem Körper und griff dafür sogar direkt an ihre Hand, die mich immer noch fest gepackt hatte. Ich mobilisierte meine Reserven, kniff meine Augen zusammen und dann fiel ich. Deutlich spürte ich die Finger um meinen Hals, die jedoch an Kraft verloren, und etwas Feuchtes in meinem Gesicht. Der Aufprall war hart, doch ich war zu schockiert, um das wirklich zu realisieren. Stattdessen bemerkte ich, wie weiteres Blut spritzte und den ganzen Boden besudelte. Lautes, schmerzerfülltes Schreien hatte einen Tumult im Thronsaal ausgelöst. Und ich saß mittendrin. Was war passiert? Ich verstand es nicht. Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum ich so langsam reagierte und erst Sekunden später begriff, dass sie mich erneut angriff.
„GIB IHN MIR!", schrie sie mich an, während ich sie aus weit aufgerissenen Augen anstarrte, mich aber immer noch fest an ihre Hand krallte, an der sie riss. Es wollte nicht in meinen Verstand, dass man ihr den Arm abgeschlagen hatte und ich im Besitz des Ringes – der unheilvollen Macht war. Ich fühlte mich so unglaublich leer und verloren, so als wäre ich immer noch im freien Fall. Das Verständnis begann nur langsam in mein Bewusstsein zu sickern und als ich es begriff, war es schon fast zu spät. Sie zerrte so fest an dem leblosen Arm, dass ich nach vorne fiel, weil ich nicht losließ, und dann trat sie nach mir. Ich stöhnte auf, ließ mit einer Hand los und hielt mir den Bauch, spürte, wie ich immer mehr den Halt an den glitschigen, dicken Fingern verlor.
„LASS LOS!", brüllte sie jetzt außer sich vor Wut und zerrte noch fester und das war der Moment, wo mir die Hand entglitt. Allerdings zog ich dabei den Ring von dem Finger, der jetzt in hohem Bogen durch den Raum flog. Wie in Zeitlupe hing er in der Luft und ich starrte ihn an. Sah das Funkeln. Fühlte die Macht. Hörte den Ruf. Und als das Metall auf den Boden fiel, klirrte es so stark in meinen Ohren nach, dass ich erzitterte. Im nächsten Moment ging ein Ruck durch meinen Körper und ich stürzte mich auf das machtvolle Schmuckstück. Ich streckte die Hände nach ihm aus, wollte ihn greifen, doch da wurde er aufgehoben und ich starrte erschrocken in Namjoons blutverschmiertes Gesicht. Er hielt den Ring zwischen Zeigefinger und Daumen, betrachtete ihn und begann zu grinsen. Es war kein glückliches, erleichtertes – nein. Es war vielmehr ein Grausames, Teuflisches, welches mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hatte ich den falschen Menschen vertraut?
„NEIN! Was habt Ihr getan?", hörte ich die alte Hexe kreischen, ehe ihr Protest von einem siegessicheren Lachen übertönt wurde. Namjoon hatte sich den Ring an den Finger gesteckt, streckte seine Arme jetzt gegen Decke und nahm die Macht an – zumindest sah es so aus. War das von Anfang an der Plan gewesen? Hatte er nur seine Mutter vom Thron ablösen und die nächste Tyrannenherrschaft führen wollen? Das durfte nicht passieren. So sollte das alles nicht enden! Ich musste etwas tun, aber was? Hastig glitt mein Blick durch den Saal, ehe er an dem Schwert hängenblieb, welches auf dem Boden lag. Das Blut klebte an der Klinge und es schrie danach, dass ich es benutzte. Ich überlegte nicht lange, sprang auf, riss das Schwert an mich und rammte es mit der nächsten Bewegung in Namjoons Brust. Es glitt schon fast wie durch Butter und als ich all meine Kraft gegen den Griff ausübte, bohrte es sich noch tiefer und tiefer, bis es bis zum Anschlag in ihm steckte. Wir sahen uns an. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Schock und sein Mund stand offen. Er schien etwas sagen zu wollen, doch stattdessen würgte er Blut. Es rann über sein Kinn und es hörte nicht mehr auf. Immer mehr rote Flüssigkeit sprudelte über seine Lippen und ließ ihn aussehen wie eine wildgewordene Bestie.
Ich atmete schwer und starrte ihn an, als ich das Schwert wieder aus ihm herausziehen wollte. Doch stattdessen fiel mir Namjoon entgegen. Angewidert stieß ich ihn mit beiden Händen von mir. Er stürzte zu Boden und blieb reglos liegen.
„JIMIN? Was tut Ihr da?", wurde ich aus meiner Trance gerissen. Mein Kopf ruckte herum und blieb an Jungkook hängen, der mich entsetzt ansah. Wollte er auch nur die Macht? Den Ring? Nein! Das durfte ich nicht zulassen. Sofort sprang ich auf Namjoon zu, riss das Schwert aus seiner Brust und hielt es kampfbereit vor mich.
„Keiner kommt näher!", entfuhr es mir, ehe ich mich bückte und Namjoon den Ring von seinem Finger zog. Fest umschloss ich ihn mit meiner Hand und richtete mich wieder auf. Mein Blick fiel auf Jungkook, der die Hände gehoben hatte und mich scheinbar versuchte zu beschwichtigen. Er redete auf mich ein, aber keines seiner Worte kam bei mir an. Stattdessen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, sah das Entsetzen in den Gesichtern der Anwesenden und schließlich blieb ich an der Königin hängen. Sie lag in ihrem eigenen Blut und schien sich nicht mehr zu bewegen.
„Los! Sieh nach der Hexe!", forderte ich Jungkook auf, der sofort gehorchte und zu ihr eilte. Ich schenkte ihnen keine weitere Beachtung, sondern sah jetzt zu dem Mann, der aus dem Nichts auf einmal vor mir stand. Er war völlig blass und starrte mich entsetzt an. Sein Gesicht war von Tränen überströmt und er zitterte. Ich hatte ihn noch nie gesehen.
„Ihr seid alle frei! Geht nach Hause und lebt euer Leben!", befahl ich jetzt und sah, wie die Fesseln verschwanden. Auch meine eigenen lösten sich in Luft auf und gaben mich endlich wieder frei. War es vorbei?
„Warum habt Ihr ihn umgebracht?", fragte der mir fremde Mann, der sich vor mich niedergekniet hatte, seinen Blick aber auf den am Boden liegenden Namjoon gerichtet hielt. Konnte das sein? War das Jin, von dem Jungkook mir erzählt hatte? Namjoons Geliebter?
„Die Gier in seinen Augen war schlimmer als die seiner Mutter", erklärte ich matt und sank langsam auf die Knie. Das Schwert glitt mit einem Klirren zu Boden und erfüllte den Raum mit einer bizarren, aber befreienden Melodie.
„Aber er wollte uns doch alle befreien", schluchzte der Mann, der zu Namjoon gerutscht war und seinen Kopf auf seinem Schoß bettete. Liebevoll strich er durch sein blutverklebtes Haar und ich konnte sehen, dass er immer noch atmete. Er hustete Blut, röchelte. Es waren seine letzten Atemzüge.
„Das war eine Lüge", sagte ich und richtete meinen Blick auf meine Hand, in der ich den Ring hielt. Ich öffnete die Faust und betrachtete das Schmuckstück, welches so viel Leid hervorgebracht hatte. Das Verlangen ihn zu benutzen, brodelte auch in mir so stark, dass ich zitterte.
„Keiner kann dieser Macht widerstehen. Sie ist übermächtig und muss vernichtet werden", beschloss ich, legte den Ring auf den Boden und griff erneut nach dem Schwert. Ich holte aus und mit aller Kraft, die ich noch besaß, schlug ich den Stein entzwei.
Plötzlich herrschte Totenstille, sodass ich glaubte, dass jeder meinen heftigen Herzschlag hören konnte. Zusätzlich war meine Atmung so schwer, dass ich kraftlos zu Boden sank und auf den zerstörten Ring starrte. Ich konnte keine Energien mehr spüren. Kein Verlangen. Keine Macht und trotzdem sammelte ich die Reste ein und umschloss sie fest mit meiner Hand. Keiner durfte je wieder nur ein Stück davon anfassen, weswegen ich für mich entschloss, die Einzelteile auf unserem Weg nach Hause endgültig zu entsorgen.
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