Der Anfang einer alten Begegnung
Meine Stiefel stapften langsam durch den tiefen Schnee, die mich am späten Abend noch durch irgendeine fremde Gegend über kleine Felder und Dörfer führten. Am Himmel zeigten sich schon langsam die Sterne und man hörte, wie ein milder und dennoch eiskalter Windhauch mir meine dunkelblonden Haare aufwehten, die mir bis zum Rücken herunter hingen. Während ich einen leichten Seufzer von mir gab, tat es immer wieder gut, wie mich mein langer schwarzer Samtmantel schön wärmte. Meine Hände steckten in meinen Manteltaschen. Ich hatte an diesem Tag kaum etwas gegessen und hoffte, dass es sich in dieser schon halb verlassenen Gegend vielleicht eine vernünftige Unterkunft für die Nacht finden würde. Nach einer Weile näherte ich mich unbewusst einem kleinem Hafen. Aus der Ferne sahen meine Blicke plötzlich ein riesiges und dennoch seltsam aussehendes Schiff, dass als Einzige gerade am Hafen anlegte. Die ungewöhnlich äußerliche Erscheinung des Schiffes ließ mich etwas zum Grübeln bringen. Es war ganz in rosa gefärbt und vorne ragte ein großer Flamingokopf empor, der eine seltsam geformte Sonnenbrille trug. Die Neugier packte mein Gewissen sofort und ich bewegte mich langsam auf das Schiff zu, dass nun meine volle Aufmerksamkeit erregt hatte. Ich musterte es mit meinen interessierten Blicken ganz genau und ließ mich davon keineswegs stören. Leider hielt dies zu meinem Bedauern nur für ein paar Sekunden an, denn ich spürte, wie plötzlich mein Körper leicht nach hinten zurück prallte und ich zum Stehen kam. Vor mir standen auf einmal vier große fremde Männer und nur groß war meiner Meinung nach völlig untertrieben. Sie ragten fast drei Köpfe höher über mich hinweg. Doch das brachte mich nicht aus der Fassung sie mit einem wütenden Blick zu konfrontieren.
"Was soll das?? Könnt ihr nicht aufpassen?!", fragte ich sauer.
Einer der Männer sah mich ebenfalls wütend an. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Adern.
Auf einmal stieß mich einer der Männer zu Boden, sodass ich heftig zur Seite in den Schnee fiel. Nachdem ich den Kopf leicht wieder anhob, merkte ich, wie meine Stirn blutete. Ich rappelte mich langsam wieder auf und blickte direkt zu dem Mann, der nur zu gute Ähnlichkeiten mit dem Flamingokopf an dem gerade angelegten Schiff hatte. Ebenso trug er auch die gleiche seltsam geformte Sonnenbrille. Seine blonden Haare standen ihm etwas wild vom Kopf hoch ab und selbst sein langer rosa Federmantel ließ ihn auch nicht gerade harmloser wirken. Trotzdem schien er noch recht jung zu sein. Ich schätzte ihn um die Mitte zwanzig. Es bestand für mich nun kein Zweifel mehr, dass dies der Kapitän dieses Schiffes war.
Auch, wenn man seine Augen durch die dunklen Brillengläser nicht sehen konnte, spürte ich wie sie mich undurchdringlich anstarrten.
"Das musst du gerade sagen!", ertönte plötzlich eine sehr hohe und piepsige Stimme.
Sofort blickte ich aufmerksam und mit etwas Verwirrung genauer in die Runde und ehe ich mich versah, merkte ich, dass diese Mausestimme einem der vier fremden Männer gehörte. Er hatte lange graue Haare, die teilweise von einer Art goldenem Römerhelm bedeckt waren während sein körperlich breiter Körperbau sehr einschüchternd hervor stach. Im Gegensatz dazu konnte ich mir ein kurzes Lachen kaum verkneifen und setzte langsam zum weitergehen an.
"Das muss ich mir nicht geben" Der Kapitän bewegte dauraufhin leicht seine Finger.
Mein Körper brachte mich plötzlich wieder zum Stehen. Ich spürte, wie ich mich nicht mehr bewegen konnte. Die vier Männer sahen nach meinem Lachen nur noch grimmiger zu mir als am Anfang, vor allem ihr Kapitän. Er hatte seine linke Hand leicht angehoben und seine Finger verschränkt.
"Niemand lacht über meine Familie!" In diesem Augenblick wurde es für einen Moment ganz still.
Nach und nach merkte ich, wie sich mein Körper wieder nach meinem Wille bewegte. Ich drehte mich langsam wieder zurück zu den Männern. Der Kapitän hatte seine Hand inzwischen wieder gesenkt, doch auf seiner Stirn hatten sich noch mehr Adern gebildet als zuvor.
Ich wurde langsam doch etwas nervös.
"Wage es nochmal vor meinen Augen zu lachen und du wirst es bitter bereuen, kleine Göre!", ertönte zum ersten Mal seine Stimme mit einem tiefen düsteren Unterton, die am Anfang einem fast erschaudern ließ.
"Deine Familie?...Nun, das konnte ich ja nicht wissen", antwortete ich so gut es ging normal um mir meine leichte Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Und doch...irgendwie war es schon komisch. Ich wurde das Gefühl einfach nicht los, diesem Mann schon einmal begegnet zu sein.
Dieser warf mir immer noch einen bösen Blick zu. Dann gab er seinen Männern ein Handzeichen
"Wir gehen!"
Meine Blicke verfolgten Sie noch bis ich mir sicher war, dass Sie verschwunden waren.
Ein stechender Schmerz drückte plötzlich auf meine Stirn.
Erst jetzt nahm ich die Verletzung richtig wahr und berührte diese vorsichtig mit meinem Zeige- und Mittelfinger. Ich konzentrierte mich nun darauf, die blutige Stelle durch meine Kräfte blau leuchten zu lassem und ich spürte, wie der Schmerz erleichternd nachließ. Meine Augen waren geschlossen. Ein paar Meter von mir weg, näherten sich plötzlich leise Schritte in meine Richtung.
"Na sieh mal einer an. Wie interessant" Mein Kopf wendete sich leicht zuckend die Richtung, in der die Stimme herkam.
Ich erschrak nun zum zweiten Mal leicht als ich merkte, wie der Kapitän wieder vor mir stand und mich breit grinsend ansah.
Es kam aus mir kein einziges Wort, doch als ich die Finger von meiner Stirn nahm, war die Wunde, wie von Zauberhand, verschwunden.
"Du hast Teufelskräfte. Nun das ändert meine Meinung über dich", sagte er interessiert und kam näher auf mich zu.
Meine Hände formten sich leicht zu Fäusten, während ich ihn misstrauisch ansah. Er fing langsam an um mich zu gehen und mich zu mustern.
"Sag mir, welche Teufelsfrucht du gegessen hast"
Ich verfolgte ihn mit meinen Blicken "Ich wüsste nicht, warum ich dir das erzählen sollte", zischte ich ihn etwas an.
Er lachte kurz "Oh eine ganze Menge, denn ich habe einen gewissen Verdacht und wenn sich dieser Verdacht bestätigt, würde ich dir gerne ein Angebot machen"
Gerade wollte ich ihm antworten als ich spürte, wie sich eine fremde Hand auf meine Schulter legte. Aus meinen Augenwinkeln betrachtete ich diese langsam und mein Kopf drehte sich vorsichtig nach hinten. Der Kapitän senkte etwas seinen Kopf und sah mit ernster Miene über meinem Kopf in ein anderes, aber vertrautes Gesicht.
"Was soll das, Corazon? Ich bin hier gerade beschäftigt"
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