Ich war schon immer ein merkwürdiges Kind. So zumindest die Behauptung meiner Mutter. Anscheinend soll ich nachtragend und wütend gewesen sein, wenn es ums Essen ging (was ich auch immer noch sei). Und ehrlich gesagt, Leute, das verleugne ich nicht. Was ich jedoch verleugne ist, als Kind richtig niedlich gewesen zu sein. Das sagt meine Mutter immer.
Like: ,,Ach, mein kleiner Schatz. Du warst als Kind so niedlich! Du hast immer gegrinst und deine Brille machte dich noch niedlicher! Und dann wurdest du hässlich."

Danke, Mama.

Das verleugne ich. Denn das war ich nicht. Mama. Mom. Mutter. Anne. Ich habe Beweise. Ich habe Bilder aus der Kindergartenzeit in meiner Schublade. Ich weiß wovon ich rede. Ich sehe aus, wie als hätten Shrek und Esel ein Kind gehabt. Aber so ein Incest Kind.
Auf jeden Fall aber gebe ich ihr Recht in der Behauptung, nachtragend zu sein. Und rachsüchtig.
Ich zog einem Kind im Kindergarten den Stuhl weg, als es sich hinsetzen wollte, weil es mich in dem gruseligen Raum allein gelassen hatte. Und dem Komplizen warf ich einen Lego Duplo Stein an den Kopf. Ohne erwischt zu werden. Props gehen an mich, denn damals war ich drei.

Ich war drei und voller Rachsucht.

Kann auch sein, dass ich damals vier war.
Als ich in den neuen Kindergarten kam, weil wir umgezogen sind, wurde es besser.
Erstens gab es dort besseres Essen und zweitens gab es dort tollere Spiele.
Aber wie immer hatte ich dort einen Sworn Enemy.
Es war ein Junge und der Grund wieso ich ihn hasste war, dass er eine Freundin von mir in sein selbstgebautes Zelt nicht lassen wollte. Aber Hauptsache hatte er kein Problem mit meiner Anwesenheit. Dude, sie war die hübschere, hättest du mich einfach ausgeschlossen und sie im Zelt gevögelt. War aber schon zu spät. Er hatte schon verkackt.
Ein paar Tage später kam mir eine Schnapsidee. Der Junge stand neben mir. Denn irgendwie merken es Leute nicht, wenn ich Rache an ihnen plane. Neben uns stand eine Kommode mit einer Vase drauf. Also ging ich mir kurz sicher, ob jemand schaute und schmiss die Vase volle Kanne auf den Boden. Ich tat erstmal einen auf erschrocken und schrie ganz laut 'Wieso hast du die Vase kaputt gemacht?!'. Zwar behauptete er die ganze Zeit mit Tränen in den Augen, es nicht gewesen zu sein und schob die Schuld auf mich, doch ich hatte eine Geheimwaffe. Mein Unschuldsblick. Damit war ich unbesiegbar. Er bekam Ärger. Das war toll.

Aber genug vom Kindergarten. Gehen wir über zur Grundschule.

Erster Schultag und ich hatte keine Ahnung, was ich unter all diesen fremden Leuten zu tun hatte. Ich hatte null Bock und wollte nach Hause. Und als wir uns in einen Stuhlkreis setzten und etwas über uns erzählen sollten hatte ich genug. Denn der eine Junge erzählte, dass er im letzten Jahr in Amerika war und ich wusste nicht, wie ich das toppen konnte. Das einzige andere Land, in welchem ich neben Deutschland war, war die Türkei und das nur um meine Verwandten besuchen zu können.
Also tat ich erst einmal so als hätte ich Bauchschmerzen. Sneaky, ich weiß.
Ich war das einzige Kind in der Klasse, welches ein Instrument spielte und deswegen fühlte ich mich voll cool. Dabei sollten wir beachten, dass es eine Blockflöte war und ich gleichzeitig einfach nicht kapieren konnte, wie man von Uhren die Zeit ablas. Aber ich lernte es dann in der Vierten, keine Sorge.
Dann war da noch dieser eine andere Junge. Er hieß Marcell oder Marc oder so. Etwas mit M. Und er mochte es, die Klasse zu tyrannisieren. Und ich hielt nichts davon. Er kam auf mich zu, schubste mich und gab erstmal stolz damit an 50 Cent bei sich in der Tasche zu haben. Und rein kam meine Schwester. Sie war nur zufällig da, denke ich. Sie war damals in der vierten Klasse, also noch auf meiner Schule. Deswegen kam sie kurzerhand ins Zimmer und bedrohte ihn mit einem 'Sonst knallt's'. Tolle Zeiten. Ich mag meine Schwester zwar immernoch nicht, aber sie war wenigstens zu etwas zu gebrauchen.

Zweite Klasse. Meine Lehrerin spielte eine Quetschkommode und gab meine Anmeldung zum erneuten Blockflötenkurs nicht ab. Scheiß Frau, ich hätte Musiker werden können.

Dritte Klasse, unsere Klassen wurden gemischt. Also die dritte und die vierte. Wir waren die 3/4 e und ich mochte es, mit den Viertklässlern zu spielen. Ich war bei meinem Lernstoff unterfordert und arbeitete deswegen bei den Viertklässlern. Und keiner meiner Lehrer hat sich jemals gedacht 'Ey, ich denke, das Mädchen könnte eventuell eine Klasse überspringen.'.
Ne. Scheiß Lehrer. In der Dritten gab es viel Streit und es gab genügend Arschlöcher. Also kam mein erster Rachezug in der Grundschule. Ich klaute einem Mädchen ihren Becher für die Wasserfarben und klaute dem anderen die Lektüre, die er las. Ich fühlte mich voll wie ein Gangster, aber ich denke, das fiel denen noch nicht einmal auf. Meine Lehrerin dort war richtig merkwürdig und sagte immer Sachen die ich nicht verstand, aber sie war cool. Denn bei ihr durften wir offiziell Geschichten schreiben.

Und da hat eure geliebte Autorin das erste Mal in ihrem Leben eine Geschichte geschrieben.

Ich schrieb von einer Glücksfeder und zwei Parteien, einem Jungen und zwei Tauben, welche sich darüber stritten. Ich schrieb von einer Stadt mit immer tollem Wetter, wo jeder immer Angeln ging. Jedoch waren irgendwann alle Fische weg, weswegen die Leute traurig wurden. Dann kam jedoch eine Fee und machte alles wieder in Ordnung. Und eine andere Geschichte, an welche ich mich noch erinnern kann, handelte von einer Sonnenfinsternis. Das war eine Partnerstory mit einem Anton oder so, wo jeder außer er und ich zu Zombies wurden und wir flüchten mussten. Erstaunlich, ich weiß.

Die vierte Klasse stand an und es wurde nichts mit dem Schreiben. Oder den guten Noten. Aber mit der Rache. Da war jemand namens Albert, er war der einzige männliche Viertklässler bei uns. Und als Viertklässler wurden wir immer in einen anderen Raum gebracht und dort etwas gelehrt. Ab und zu wurden wir allein gelassen. Was meine Chance war. Ich weiß nicht genau, was mein Problem mit Albert war, aber ich mochte ihn nicht, auch wenn er irgendwie nett zu mir war. Auf jeden Fall wurden wir zum Mathe üben allein gelassen und ich gab meinen Freunden das Zeichen. Wir fingen alle an Lärm zu machen. Eine schlug auf den Tisch, die andere fing an, schief zu singen. Es war ein Chaos. Und Albert konnte natürlich bei dem Lärm nicht üben, also ging er zur Lehrerin um uns zu petzen.
Kleine Snitch.
Unsere Lehrerin kam und wollte uns zusammenscheißen, weswegen ich eingriff. Ich behauptete, dass Albert die ganze Zeit Lärm machte und, als wir ihm sagten, dass wir ihn petzen wollten, er uns zuvor gekommen war. Denn man glaubten dem Ersten ja eher. Meine Freunde bestätigten meine Aussage und ich setze meinen Unschuldsblick auf. Er bekam den Anschiss. Tolle Zeiten. Problem war jedoch, dass ich so viel Quatsch machte, dass meine Noten schlechter als sonst wurden.

Das hinderte mich jedoch nicht daran, die Grundschule mit einem Schnitt von 2,33 abzuschließen. Und damit konnte ich auf ein Gymnasium. Gerade noch so ist hierbei wichtig zu erwähnen, denn seit der sechsten Klasse struggle ich mich durch die Klassen wie Tony Stark durch seine Traumas.

Und meine Abenteuer gingen weiter.