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„Hm... tja... sorry, dass du gerade so ... ausgezogen bist, aber das mussten wir leider so tun um dich überall mit dem Heilgel einschmieren zu können ... dass mein Dad auf diplomatischem Weg für dich besorgt hat.
Sonst wärst du nun vermutlich letzte Nacht gestorben. Denn du hattest innere Verletzungen, und dein Vater hat ja nicht erlaubt, dass sie dich operieren", verkniff sie sich ein kicherndes Lachen und räusperte sich schließlich noch einmal, weil sie ihr Grinsen über seine Verlegenheit nun doch nicht gut verstecken konnte...
Er sah sie gerade ehrlich riesengroß an.
Aber tatsächlich hatte er kein einziges bisschen Gel mehr an sich. Es war anscheinend alles in seinen Körper eingezogen.
Wow.
„Ein ...Gel...? Und ... wer hat mich damit eingeschmiert", fragte er, also nun vollkommen verwirrt wobei ihm deutlich anzusehen war was er nun dachte ... als er sie ansah.
Hastig winkte sie ab.
„Ey... nein, nein! Keine Sorge. Die Jungs, Michael und Adrian... also Foxx und Hades, haben dich natürlich ausgezogen, behandelt und dann so eingewickelt wie eine Mumie.
- Nicht ich, ich bin da solange raus gegangen.", erklärte sie ihm noch hastig und er sah daraufhin tatsächlich richtig erleichtert aus.
Weil er nicht wollte, dass sie all seine Narben sah, die er gestern noch gehabt hatte?
Schämt er sich etwa dafür?
Kurz überlegte sie, ob sie sich nun vielleicht mal so ein dickes Kissen schnappen und es ihm an den Kopf schmeißen sollte?!
Er hatte doch schließlich auch bei ihr am Bett gesessen, oder? Und er hatte sich ebenfalls um sie gekümmert und und war ein Junge.
„Du könntest nun trotzdem vielleicht ein kleines Bisschen Dankbarkeit beweisen, Mann!Schließlich haben wir das Gel nicht für lau bekommen.
Ich muss dafür demnächst gegen die Mooräaner antreten, auf TalibMoorä.
Aber kleine Sorge. Itho sagte zu mir, das wäre ein gutes Geschäft. Denn dieses Zeug heilt alles mögliche, sogar Krebs, hab ich mir sagen lassen. Und das in rasend schneller Zeit."
Er hatte sich gerade erst in die Kissen zurückgelehnt, richtete sich nun aber abrupt wieder auf und brauste auf:
„Bist du verrückt? Du treibst nun ernsthaft Handel mit dir selbst, nur damit es mir wieder besser geht?", fragte er sie schärfer als gedacht.
Okay ... sie zuckte nun doch etwas verletzt von seiner Reaktion mit den Schultern, während sie aufstand und Jakob ein Glas mit Wasser einschenkte und dann einfach wortlos hin hielt.
Er nickte nur wiederwillig dankbar und tank es dann in wenigen durstigen Zügen aus.
„Du willst also nicht mit mir darüber sprechen? - Okay, das ist ein Vorrecht, als TeamCaptain und Mega-Pott Gewinnerin. Aber du musst dir jetzt mal dringend eines merken. Du kannst nicht einfach weiterhin so bedenkenlos dein Leben für das Spiel einsetzen, Kira! Du bist wichtig für diese Welt und auch das Universum", stellte er das Glas wieder heftig knallend auf den Beistelltisch, bevor er sich die prompt erneut an ihm herabgerutschte Decke schnell wieder hochzog.
Okay...!?
Also musste sie jetzt wohl auch mal ihres loswerden. „Tu gefälligst nicht mehr so stark und kühl vor mir, Jakob. Denn das bist du nicht und auch nie gewesen.
Und wer hat dir eigentlich erlaubt darüber zu entscheiden für was oder wen ich mein Leben riskiere, eh? Vor allem nach all dem, was Du für mich getan hast. Meine Mum hat sogar geweint, als ich ihr gesagt habe, dass du mich vor deinem Dad beschützt hast. Dass du sogar freiwillig in den sicheren Tod gegangen bist, nur um ihn mir noch einmal zu ersparen, ... mit dem Spiel auf Kampinoso.
Sie lässt dir viele Grüße ausrichten und hat gesagt, ich soll mich nun gut um dich kümmern.
Denn echte Freunde findet man nicht so einfach, wie Sand am Meer. Kann auch sein, dass sie Dad demnächst noch dazu drängen wird uns zu sich einzuladen, um dich kennen zu lernen. Auf die Raumstation S423, wo sie jetzt beide wohnen", sagte sie energisch und lächelte dann aber kläglich, während sie sich nun ebenfalls mal einfach so zu ihm aufs Bett setzte, wie er es schließlich auch bei ihr getan hatte.
Er schien ziemlich überrascht davon und schloss dann aber nur wieder müde die Augen und stieß leise zischend die Luft aus.
„Eine Einladung... hm? Als ob wir Player je Zeit für Besuche oder Sightseeing im Universum haben....", grummelt er düster. Und verzog dann aber kurz das Gesicht, so als hätte er auf eine Zitrone gebissen.
„Tut es noch weh?", fragte Kira ihn unwillkürlich besorgt und nahm seine Hand.
Doch er schüttelte nur langsam und mit nun ernsthafter Miene den Kopf. „So was bin ich schon lange gewohnt. Mein Vater ist für seine cholerischen Anfälle weltbekannt. ... Zudem hatte ich mir meine Prügel ja auch noch gar nicht bei ihm abgeholt. Sie waren schon längst überfällig, weil ich ja schließlich wieder nicht gewonnen habe. Nur wieder der dritte Platz, so wie letztes Mal.
Er hat schon damals gesagt, wenn ich es wieder nicht schaffe, ihn so sehr blamiere und mich noch nicht einmal in der Platzierung verbessere, ... dann bringt er mich um. ", grinste er schwach spöttelnd.
Kira begriff es endlich.
„Deshalb also ... er hält dich für wertlos, weil du noch mal auf den dritten Platz gekommen bist.
Aber du hättest dich verbessert, wenn ich nicht mitgespielt hätte."
„Ja, doch diese Welt wäre dann trotzdem am Arsch gewesen. Nur der Gewinn zählt wirklich.
Allerdings war ich dir doch ziemlich dankbar für deinen Sieg, weil mein Vater dadurch zunächst wochenlang Tag und Nacht damit beschäftigt war dich ausfindig zu machen.
Tja..,
Und ich war Tag und Nacht damit beschäftigt, ihm noch so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen ... während du dich noch möglichst lange und wirklich gut versteckt gehalten hast ...
- Klugerweise.
Denn wenn Vater dich früher entdeckt hätte, ohne die Aufsicht des intergalaktischen Rates wärst du nun tot", sagte er das offensichtliche und sah sie nur wieder vollkommen ernsthaft an..
Sie schnaubte kurz.
„Ja, Ich weiß. Aber ausgerechnet du hast mich dann ausfindig gemacht und ins Rampenlicht geschleift."
Er lächelte kläglich.
„Entschuldige"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ist ja noch mal gut gegangen. Denn ich lebe noch. Zumindest jetzt noch.", frotzelte sie trocken und diesmal drehte er seine Hand um, um damit ihre Finger zu umschließen.
„Ich bin schon mein halbes Leben lang ein Player. Doch habe ich noch nie einen Menschen wie dich gekannt, Kira. Du bist so unglaublich mutig, selbst wenn du Todesangst hast.
Und ich habe mich bisher noch nicht einmal dafür bei dir entschuldigt, dass ich beim Rat die Gefährtenschaft mit dir verkündet habe.
Ich weißt, du bist deswegen sauer. Und dein Dad ist es ja nun auf jeden Fall..."
„Du wolltest mich damit nur beschützen, Jakob."
„Doch das habe ich nicht, sogar ganz im Gegenteil. Hast du auf dem Scheiterhaufen nicht verbrannt bist, kam mein Vater zu mir und gab mir drei Tage Zeit, dich egal, auf welche Art auch immer zu töten.
Stattdessen habe ich drei Tage lang an deinem Bett gesessen und gehofft, dass du all die Mordversuche unbeschadet überstehst, um das Spiel weiter zu spielen.
- Für uns alle."
Sein Blick war nun so eindringlich und wissend.
Kira beugte sich unwillkürlich zu ihm vor.
„Du... Du weist also Bescheid? Über... die Bedrohung des Un..."
Seine Hand lag blitzschnell über ihrem Mund und sie hielt erschrocken inne.
Er atmete schneller und blickte dann kurz zum Überwachungssystem hin. „Ich weiß natürlich Bescheid über die Bedrohung der Player durch die Unbekannten Hater", sagte er mahnend die Brauen hebend und fast unmerklich zur Überwachung hin nickend, bevor er sich zur Seite, zum Nachttisch hinwandte und dort eine kleine Fernbedienung nahm und drückte
Das rote Licht an der Überwachungsanlage ging sofort aus.
Ach du...
Wieso konnte er das einfach so machen?
Er nahm jetzt erst seine Hand von ihrem Mund und Kira errötete leicht.
Seine Hand hatte sich so unfassbar warm angefüllt. So wie es nun auch sein Blick war.
„Sprich nicht an Orten, wo wir überwacht werden vom schwarzen Dunst, Kira.", flüsterte er dann sehr leise. „Das Darknet hat überall Augen und Ohren und wenn die Menschheit es wüsste, wozu das Spiel eigentlich da ist, dann wären sie in Massen-Panik und würden uns tatsächlich nicht mehr so feiern, sondern vermutlich lieber selbst noch schnell die ganze Welt zerstören, bevor sie vom schwarzen Dunst zerstört werden.", fügte er noch leise hinzu.
Oh Mann.
Er wusste also ganz eindeutig darüber Bescheid. „Also..." senkte sie nun doch mal betreten den Kopf. „...deshalb... hast du mich an diesem Tag in der Schule nicht entkommen lassen", folgerte sie leise. „Ich hab mich noch extra drum gestellt..."
„Und es hätte funktioniert, wenn ich zuvor nicht schon lange deine Gehirnwellen-Muster im Online-Netz studiert hätte, Angel. Das war übrigens eine Pflicht für alle Weltplayer. Ungewöhnliche und unbekannte Player und ihre Spiele im Netz zu beobachten. Die Aliuuthe haben das so veranlasst, um uns voranzubringen. Mit ungewöhnlichen Spielweisen und seltsamen Arten zu spielen. An der Akademie wussten alle, dass diese ungewöhnlichen Player aus No-Name Schulen stammten und nicht wussten das sie online waren. Ebenso die illegalen Kisst-Besitzer die meistens ebenfalls nur offline spielten", bekannte er nun bedauernd. „Du warst überraschend gut... Aber nur, wenn du durchgezogen hast. Manchmal hatte man jedoch den Eindruck, dass dich das Spiel rasch gelangweilt hat, weshalb du mitten drin, oder dann wenn es gerade schwieriger wurde, weil voller auf dem Display, einfach abgebrochen hast.
Doch deine Erfolge mit gleichfalls hohen Punktzahlen und vielen Strikes und Combos haben den Erfolgsalgorithmus der Liga auf deinen Account aufmerksam gemacht.
Und deshalb hast du tatsächlich jedes Mal online gespielt, wenn du dich eingewählt und ein Spiel begonnen hast", gestand er ihr mit einem begütigendem Lächeln, denn sie... war einfach nur noch baff.
„Und warum wurde ich dann nicht schon viel früher entdeckt? Wenn sie mich doch schon auf dem Kieker hatten...?! Warum hat mich dann keiner von der Regierung gefunden?", fragte sie ihn nun ehrlich verwirrt.
Er grinste nur wieder.
„Glaube mir, sie haben es versucht. Doch du hast immer exakt unter 30 Minuten gespielt. Damit konnte der internationale Suchalgorhythmus gerade mal das Land eingrenzen. Denn auch dein Kisst war ja nirgendwo registriert. Noch nicht einmal die Bauelemente oder den RAM-Chip konnte man nachverfolgen.
Inzwischen weiß ich aber auch wieso. - Weil es ein Schrott-Kisst ist!", wies er auf ihr bunt zusammengesetztes Spielgerät.
„Die Bauelemente sind uralt und werden heutzutage gar nicht mehr produziert noch gibt es da noch irgendwo Unterlagen zu ihrer Herstellung.
Also musste die Nachverfolgung jedes einzelne Mal, dass du dich eingewählt hast, zuerst die wegen der unbekannten Kisstelemente, verändernden Einwahl-Codes knacken.
Hättest du zusätzlich auch noch jedes Mal deinen Account-Namen, und das Passwort geändert, hätte man dich sicher niemals gefunden. Noch nicht mal anhand deiner Gehirnwellen, weil diese dann im System weder erkannt noch vom Algorithmus erfasst worden wären."
Kira blickte nur einmal mehr sprachlos zu ihm auf. „Ich habe das nie absichtlich so gemacht. Aber ich bin heute unglaublich froh und dankbar dafür, dass Dad mir schon früh beigebracht hat, wie man Dinge selber baut.
Es hat mir buchstäblich das Leben gerettet.
- Mein Schrottkisst!"
„Und genau weil solche Dinge herzustellen kompliziert ist und eher von Technikern, also Arbeitern gemacht werden kann, haben alle Behörden angenommen, dass du nahezu oder schon erwachsen und auch ein Mann sein musst.
Die Indizien dafür waren eindeutig:
Wenig Zeit zum Spielen und viele Spielabbrüche nach nur beinahe 30 Minuten. Die meisten davon Mittags während der fluktuierenden Arbeitspausen in den Fabrikzyklen. Es war also nur logisch so zu denken. Aber du bist erst 15 und warst noch dazu Schülerin."
„Ich hab immer nur kurz gespielt, wenn ich nach Hause gekommen bin, ... einfach um meinen Kopf frei zu bekommen, bevor ich mich dann wieder an die Arbeit gemacht habe, um den Haushalt zu führen und für meine Eltern zu kochen.
Sie hatten zuletzt nämlich immer 16 Stunden Schichten in der Fabrik."
Er schnaubte laut und schüttelte den Kopf.
„Dass du trotz dieses ineffektiven Trainings am Ende über 20.000 Coins auf dem Konto hattest grenzt aus Sicht eines Profi-Players tatsächlich an ein Wunder.
Deine wenigen Erfolge hatten WeltPlayer-Niveau, weshalb du dann wohl auch trotz deiner unbekannten Herkunft für den Megapott gelistet und auch freigegeben warst.
Allerdings... hast du dann die Freigabe erst noch durch den Einsatz deines gesamtes Guthabens aktiviert. In der allerletzten Minute des Spiels.
So konntest du letztlich doch noch in den Megapott eingegliedert werden und hast mit deinem letzten Zug im Spiel ... sogar noch auf höchst dramatische Art und Weise ... unsere Galaxie gerettet."
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