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Tränen glänzten in ihren Augen.
Doch sie sah immerhin, dass ihre Worte ihm nun doch mal getroffen hatten.
Zum Verhör mitgenommen, dass hieß für ihn wohl wirklich nur, dass jemand befragt wurde.
Aber für die No-Name war es pure Folter, die dann nur noch mit dem Tod endete.
Kira krallte ihre Finger in die Decke hinein und schloss erbebend die Augen.
„Du lebst in einer vollkommen anderen Welt als ich, Jakob.
Sei froh und dankbar, dass es so ist.
Aber erwarte nicht von mir, dass ich den Iinocc ihren Massenmord an uns Menschen einfach so vergeben kann.
Du bist selbst nicht daran beteiligt, was aber nur daran liegt, dass du nicht in der Politik bist oder in einer Ordnungsbehörde sitzt.
Als Player hast du auch Gewalt erfahren. Nicht die gleiche wie ich, aber jedes Jahr die schlechtesten Verlierer sterben zu sehen, die es nicht schaffen, gut genug zu spielen, war sicher ebenfalls zermürbend und nervenaufreibend. Deshalb kannst du es vielleicht zumindest ein bisschen nachvollziehen, wie es mir gerade geht.
Doch ist es immer noch nur ein kleiner Bruchteil dessen, was wir No-Name täglich mit ansehen und am eigenen Leib erleiden müssen."
Er senkte stirnrunzelnd den Kopf, und schüttelte ihn schließlich.
„Bestehst du eigentlich nur noch aus Verbitterung und Hass gegen die Iinocc?", fragte er sie dann sehr ernsthaft und leise.
Kira lächelte lediglich ganz leicht.
„Die Iinocc haben uns Verbitterung und Hass gelehrt, Jakob. Nein, sie impfen uns sogar regelmäßig damit nach, halten die Erinnerungen durch neue Taten wach, fordern uns auf uns auch noch mal extra demütig zu erniedrigen, bevor wir qualvoll sterben oder anderen dabei zusehen, und zwar an jedem einzelnen Tag unseres Lebens.
Sie lassen uns tagtäglich brutalen Mord, Tod und generelle Gewalt an uns allen einatmen, und Angst, Qual und Schmerz ausatmen.
Jeder einzelne Sekunde unseres Tages wird davon bestimmt keinen einzigen Fehler zu machen und niemals irgendwie aufzufallen.
Aber sie stellen uns trotzdem noch immer diese zusätzlichen Fallen in die wir jungen Arbeiterkinder auf jeden Fall und immer wieder hineintappen müssen.
Unwissend und arglos, wie neugeborene Babys.
Zum Beispiel wenn neue Gesetze herausgekommen sind. Sie haben sie niemals öffentlich in unseren Schulen verkündet. Sie waren nur auf einmal da. Und wurden sie nicht umgehend umgesetzt, weil ja nun mal auch keiner davon wusste, dann haben wir No-Name alle nur sehr schnell dadurch gelernt, dass andere deshalb gestorben sind.
Deshalb sind wir auch untereinander so gut vernetzt. Deshalb waren die Wahlen auch so schnell möglich, diese auf die Beine zu stellen.
Die Iinocc halten uns alle für dumme Tölpel. Dabei sind sie es die im Grunde dumm sind.
Sie opfern ihre eigenen Kinder und sie opfern auf jeden Fall und gerne alle Menschen die nicht so wie sie in einer Retorte gezüchtet wurden..."
„Hasst Du mich also auch, Kira?
Weil ich gezüchtet wurde und ein Iinocc bin?", fragte Jakob sie weiter und hob den Kopf. Seine Augen waren wie ausdruckslose Schatten und Kiras Herz schlug nun doppelt so schnell weiter wie bisher.
Sie schluckte hart, ... dann aber schüttelte sie ehrlich den Kopf.
„Wie kann ich einen Menschen hassen, der mich hier schon die ganze Zeit über, seit er mich persönlich aus der Schule abgeholt und hierher gebracht hast, beschützt?
Und Hades und Foxx haben das auch getan.
Sie haben mir Essen gebracht, die anderen von mir ferngehalten, meine Tür bewacht, mit auf dem Bett gesessen und mich zu beruhigen versucht, als ich ausgerastet bin...
Ja, du hast sogar auch noch unsere Gesetze studiert und gesehen wie unsinnig sie sind. Bei der Siegesfeier im All hast du mir das Leben gerettet, mich sogar nach diesem Elektroschock wiederbelebt und mich gegen die Dalla verteidigt indem du behauptet hast wir wären ein Paar. Du hast mich auch bei den Kemplar angeleitet, mir generell schon sehr viele Dinge für intergalaktische Player erklärt und mir sogar auch noch ein Handy und Tablet besorgt, damit ich Mum und Dad in ihrem Video sehen und ihnen auch noch mal antworten konnte.
Sie blickte ihn aufmerksam an bevor sie warm zu ihm auflächelte.
„Kein anderer Iinocc, den ich kenne, hat jemals so viel für mich oder irgendeinen anderen No-Name getan wie du. Und dabei bist du doch eigentlich tja ... Prometheus. Der unerreichbare Schwarm aller jungen Mädchen auf unserem Planeten, egal ob nun Iinocc oder Arbeiterkind."
Sein Blick wurde finster.
„Nein, ich bin jetzt und hier nur Jakob. So wie du es selbst gesagt hast, Kira. Wir dürfen uns hier nicht mehr länger unsere Identitäten rauben lassen. Du hast recht damit, wenn du sagst, dass wir mehr sind als nur Intergalaktische Player.
Das, was wir gemeinsam tun hinterlässt gerade großen Eindruck. Das, was du tust, hat zudem auch noch echte Hoffnung hinterlassen. Nicht nur bei deinen Leuten, durch den Ratssitz, sondern auch bei einer Menge von meinen Leuten. Zu allererst natürlich bei allen Akademie-Playern.
Es hat uns nie gefallen, von Klein auf dazu erzogen zu werden das Spiel zu spielen, während alle anderen von uns in Frieden und in Wohlstand leben durften. Es ist nicht schön zu sehen, wie deine Freunde sterben, obwohl sie nur ein lächerliches Spiel gespielt haben.
Du hast mir deshalb von Anfang an sehr leid getan, obwohl ich dich ja noch gar nicht kannte. Doch mit deinem Gewinn wurdest du gesehen, so wie ich auch jeden Tag gesehen wurde.
Jemand wie ich, der so lange an erster Stelle der Weltrangliste stand, konnte sich niemals frei bewegen. Ich wurde immer erkannt und entweder gefeiert oder verachtet."
Kira atme leise aus und schloss die Augen, bevor sie sich entschied, ihm die Wahrheit zu sagen.
„Ich verachte dich nicht, Jakob. Ehrlich nicht.
Und ich habe auch Prometheus nie verachtet, sondern im Gegenteil gefeiert. Ihr seid die einzigen Menschen auf dieser Welt gewesen, die unter Einsatz ihres Lebens etwas am Leiden unserer Welt hätten ändern können.
Zumindest habe ich das immer so gedacht.
Doch zuletzt war ich es dann, die nun alles geändert hat. Ich habe dieses Spiel gewonnen, obwohl ich gar nicht wusste, dass ich es gerade spielte.
Ich frage mich nur, wie viele andere No-Name Kinder in den letzten Dekaden auf diese Weise, gedacht offline spielten und dann gestorben sind.
Bisher hat niemand gewusst, warum nach dem Megapott-Spiel so viele von uns aus den Schulen verschwanden. Viele haben sich laut der Schul-Regeln rein namentlich angemeldet.
Ich hätte an diesem Tag ebenfalls eine von Ihnen sein können, wenn ich nicht zu Ende gespielt hätte. Stattdessen habe ich dir deinen Weltranglisten Platz geraubt..."
„Aber du hattest dich nach deinem Gewinn doch gut versteckt, Angel. Sie hätten dich ohne die Aliuuthe sicher nie gefunden. Und was redest du da eigentlich von rauben?", schnaubte er nun ehrlich gereizt aussehend. „Du hast dir diesen Ersten Platz erspielt, Kira! Denn du bist nun mal besser als ich. Du löst die Züge des Spiel nicht rein logisch-mathematisch sondern erspürst den Algorithmus."
Er grinste schief. „Ich muss ehrlich zugeben, dass es mir bei deiner Art und Spielweise ständig die Haare kräuselt.
Ich dachte sogar auf Kampinoso die ganze Zeit über, dass du das Spiel auf diese Weise niemals gewinnen kannst. Aber du hast es gewonnen.
Mit dem zweitbesten Ergebnis aller Zeiten. Einmal kann Zufall sein, zwei Mal ist Können. Ich gebe es also ohne jedes Widerstreben und mit großer Bewunderung zu, dass du ein Genie unter den Playern bist, Angel.
Und ich wie auch Hades und Foxx freuen uns schon sehr darauf noch sehr viel mehr von dir zu lernen."
Kira sah skeptisch zu ihm auf, denn so sicher wie er, dass sie nun einfach ebenso wie er ein gefeierter Welt-Player sein könnte und wirklich auch überall intergalaktisch spielen durfte, war sie sich nicht.
Aber vielleicht hatte Jakob ja diesmal doch recht.
Vielleicht sah sie die ganze Sache gerade immer noch zu negativ. Die Hinrichtungen hatten nicht funktioniert. Keine davon.
Also durfte sie nun doch noch weiter leben.
Wieso fühlte sie sich also immer noch so schrecklich nervös und todesängstlich?
Vielleicht würde es ihr ja helfen, noch ein bisschen im Darknet zu surfen und zu sehen, ob es da etwas Neues über ihre Eltern gab.
„Kann ich jetzt bitte mein Handy wiederhaben? Ich will wenigstens noch ein Selfi ins Netz stellen und mich so bei Mam und Dad melden.
Sie machen sich sicherlich große Sorgen um mich", hielt sie ihm seufzend ihre Hand entgegen.
Doch Jakob sah sie nun ernsthaft bedauernd an.
„Das Handy, dass dir bisher hier zur Verfügung stand, wurde von der Regierung eingezogen. Ebenso wird nun von Seiten der Regierung aus jegliche Verbindung der Colone nach draußen gestört. Du sollst keine Möglichkeit mehr erhalten, ins offene Netz zu kommen und Video-Nachrichten zu schicken welche die Menschen vielleicht noch mehr aufwiegeln könnten als ohnehin schon.
Es gab während der Verbrennung weltweite Massenproteste und Ausschreitungen.
Sehr schlimme Übergriffe auf Iinocc-Gebiete und Ämter. Sogar die Polizei wurde angegriffen und ganze Wohnblöcke gingen in Flammen auf.
Sie wollten dir sogar auch noch jegliche Möglichkeit nehmen, dich hier noch mal auf weitere Spiele mit anderen Galaxien und Welten vorbereiten zu können.
Aber du bist jetzt eine Welt-Playerin. Und bei uns zählt somit nun auch nicht mehr allein das Welt-Recht, sondern wir unterstehen, solange wir in der höchsten Liga die besten Player sind, zuallererst dem intergalaktischen Recht.
Und damit - natürlich - in erster Linie dem intergalaktischen Rat."
Sein Lächeln wirkte nun doch ein bisschen gezwungen. Also nickte sie nur kurz vor sich hin. Sie hatte begriffen.
„Das... ist wirklich gemein. Mir tut noch immer alles weh. Es kommt mir vor, als hätte mich ein LKW überfahren, dann wurden meine Überreste durch einen Fleischwolf gedreht und irgendjemand hat das Puzzle danach wieder zusammengesetzt, dass ich jetzt bin.
Und jetzt sagst du mir auch noch, dass ich von meiner No-Name Welt, von meiner Familie und einfach allen, die mich je kannten, vollkommen abgeschnitten bin", sagte sie erbittert aber immer noch leise.
Jakob kniff nur kurz die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und nickte dann bedauernd. „Aber du lebst immerhin noch und bist auch immer noch die unangefochtene Nummer 1 auf dieser Welt und auf der Colone.
Das erhebt deinen Stand demnach auch noch einmal um etliches, denn du bist nun der Player-Team-Captain von Terra."
Klang seine Stimme enttäuscht?
Tja... darauf konnte Kira gerade keine Rücksicht mehr nehmen. Sie war immer noch viel zu durcheinander, erbittert und nun auch wieder stinksauer....
Sie kaute also erst mal auf ihrem Fingernagel herum, um sich wieder abzuregen und schüttelte dann schließlich den Kopf.
„Tut mir leid, aber das Letztere kann und werde ich nicht sein und will ich ehrlich gesagt auch gar nicht machen.
Der Team-Captain der Colone ist immer noch Prometheus..."
„Aber Angel ist die beste Playerin...", widersprach er ihr sofort.
„Und ich hab deshalb schon mehr als genug am Hals! Ich bin eine No-Name ohne rechtlichen Status, Jakob. Ich wurde 'zig Mal zum Tode verurteilt und auch hingerichtet.
Aber durch dieses eine Spiel auf Kampinoso bin ich nun ein total ubgefuckter Mega-Freak geworden, verstehst du das nicht?
Es gibt für mich rein gar keine Möglichkeiten mehr, auch nur einmal kurz zu verschnaufen, oder geschweige denn mal ein Nickerchen zu machen. Alle um mich herum sind zudem nur noch Iinocc... ja, sie haben sogar die No-Name Arbeiter aus der Akademie entfernt und richten sie nun alle heimlich hin, nur weil einer ein Scheiß-Foto von mir gemacht hat. Ey... ich hab noch nicht einmal einen Plan von mir selbst, also wie soll ich da nun das World-Player-Team leiten ...?!"
Sie redet es sich langsam, aber sicher in Rage und Jakob stand schließlich auf, um ihre beiden Handgelenke einzufangen, denn sie riss sich gerade selbst schon total irre aufführend die Haare aus.
„Schon gut... Kira, ist okay... Du bist nicht allein damit. Das verspreche ich dir. Ich helfe dir bei allem was ansteht und Foxx und Hardes auch...", beeilte er sich, ihr zu versichern. Ihr kamen erneut die Tränen.
Sie blickte hart schniefend und glucksend und dann erbärmlich schluchzend zu ihm auf, so wie er auf sie herabblickte. Allerdings war sein Blick nun nicht mehr so besorgt, oh nein.
Er war nun wieder total entschlossen und selbstsicher.
So wie Prometheus, ja eigentlich immer war.
Der perfekteste und intelligenteste selbstbewussteste Player aller Zeiten.
Und ... ihr Freund ... ein Iinocc.
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Hallo Ihr Lieben,
es ist nach Mitternacht und ich bin gerade fertig geworden. Ich habe mich entschieden, das Kapitel jetzt schon einzustellen, weil ich im Laufe des Tages keine Zeit dazu haben werde. Ich feiere meinen Geburtstag nach und erwarte viele Gäste.
Zudem habe ich tatsächlich von meinen Freundinnen einen Whirlpool zum Geburtstag bekommen, den ich morgen noch aufstellen und in Betrieb nehmen möchte, noch bevor die Gäste kommen. Dann wird die ganze Party nicht nur eine tolle Grillparty, sondern auch noch eine Mega Poolparty 😁😁😁.
Tja...
Was man nicht alles erlebt, wenn man ganz unbedacht auf die Frage, was man sich denn am meisten wünscht, einfach mal frotzelnd „Einen Whirlpool" sagt.
Ich hab die allerbesten Freundinnen der Welt.
🥰🥰🥰
Habt einen schönen Tag.
LG
Bea
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