Kira beschloss ihn vorerst zu ignorieren und tippte den Play-Button an, um die Nachrichten, die Foxx ihr wohl gerade hatte zeigen wollen, abzuspielen.
Sofort erschien eine bitterernst dreinschauende World-News-Sprecherin der Iinocc, die gerade mit Grabesstimme vor dem Zerfall der Zivilisation warnte, wenn die No-Name tatsächlich ihre leider-ungeeignet-weil-nicht-intelligent-genug-Kanditaten für den intergalaktischen Rat durchsetzen wollten.
Sie präsentierte dann auch tatsächlich einen gänzlich neuen Kandidaten, der tatsächlich auch ein No-Name war, aber schon seit langem zu den Wissenschaftlern auf der Welt gehörte, die dem System absolut hörig waren.
Das wusste selbst Kira.
Ja, Professor Kajojho war sehr klug, das stimmte. Er gehörte auch zu den intelligentesten Köpfen der Welt und hatte den Flux-Wasser-Antrieb für das Auto entwickelt.
Ein paar Becher Wasser ließen ein Fahrzeug einfach so viele Tausend Kilometer weit fahren. Kein Wasserstoff, keine Ölgemische, nur schlichtes Wasser. Zudem bestand kein Zweifel dass er sich auch in höheren Kreisen diplomatisch bewegen konnte.
Doch er würde leider für immer nur das tun was die Regierung ihm vorschrieb. Denn er hatte eine sehr große Familie, die er beschützen musste.
Kira überraschte es allerdings schon ein wenig, dass der Professor überhaupt noch am Leben war, nachdem er seine Entwicklung der Regierung geschenkt hatte.
Laut dem Darknet tat er allen No-Name furchtbar leid, weil er zu all dem gezwungen wurde. Er arbeitete bis zum Umfallen und sogar auch noch darüber hinaus. Man gab ihm bis letztes Jahr angeblich auch immer nur unlösbare Aufgaben...
Dann war er verschwunden.
Nur um jetzt als Kandidat der Regierung wieder aufzutauchen?
Haaach!
Keiner der No-Name hatte ihn allerdings aufgestellt oder gewählt. Also war es ihm nun eigentlich verboten, teilzunehmen.
Sie hörte sich dennoch alle Argumente der Sprecherin an, wieso die Bevölkerung diesen Kandidaten nun unbedingt akzeptieren sollte und auch musste, dann erst entschied sie sich und holte sich ihr eigenes Handy vom Nachttisch neben dem Bett.
Jakob, der sich inzwischen wieder beruhigt hatte und die Jungs reingelassen hatte, die ihr nun aufmerksam zusahen, was sie tat, ignorierte sie weiter und betrachtete sich noch einmal kurz in ihrer eigenen Handykamera.
Sie war schmutzig und Bleich und trug immer noch ihr intergalaktische, Player-Uniform für Auswärtsspiele.
War aber jetzt nicht zu ändern.
Sie drückte also auf Start und begann ihr Video.
„Hi Welt und alle No-Name, hier ist Kira Deich, alias Angel, Gewinnerin des Mega-Pott im Multiverse und vom intergalaktischen Rat eingesetzte Aufsichtsperson für die hiesige Ratsherren Wahl der No-Name-Menschen von Terra.
Wie ihr seht, bin ich in der Player Uniform, da unsere Regierung natürlich mal wieder falsch spielt, und ein Spiel für den Planeten Kampinoso bei den Kemplar für mich angenommen hat.
Ich bin jetzt gerade auch nur zufällig noch mal hier, um über Nacht auszuruhen, morgen ist dann erst das Spiel.
Leider musste ich feststellen, dass die Regierung meiner Abwesenheit natürlich genutzt hat, um einen Kandidaten aus dem Hut zu zaubern. Sie haben Ihn sogar auch schon für die Wahlen aufgestellt, doch das ist Ihnen hiermit strengstens verboten! Und das sage ich als die vom Amt intergalaktischen Rat ernannte Aufsichtsperson!", meinte sie fast schon schnaubend und schüttelte dann unfroh lächelnd den Kopf.
„Hab echt keine Ahnubg warum die immer noch denken hierbei was wollen zu dürfen. Sie dürfen es eben nicht! Denn das ist unsere Wahl!
Die No name haben bereits all ihre Kandidaten in den einzelnen Bezirken, Regionen und Ländern ausgewählt und sie durch mehrere Wahlgänge legitimiert und auch bestätigen lassen. Ja, sie haben dadurch bereits ihre ersten Vorauswahlen getroffen, sich über die verschiedenen Kandidaten informiert, die zur Wahl stehen und ich möchte betonen, dass ich absolut niemanden der Kandidaten gewählt habe, noch sie unterstützen werde!
Denn das hier ist nun eine Wahl der No-Name- Welt!
Und wir brauchen einen unvoreingenommen, uns und unseren Anliegen treuen und auch klugen Ratsherren, der es auch in Sachen Diplomatie mit dem intergalaktischen Rat aufnehmen kann und will.
Leider sehe ich das bei dem Kandidaten der Regierung nicht so gegeben.
Versteht mich bitte niccht falsch. Professor Kajojho ist sehr klug und hoch dekoriert, ich bewundere seine Intelligenz und das er es geschafft hat Imme reich am Leben zu bleiben. Unter normalen Bedingungen, wäre er also durchaus ein Kandidat für diesen Sitz gewesen, doch er ist nicht unabhängig. Er hat eine große Familie, die er schon sein Leben lang mit seiner harten Arbeit beschützt.
Er hat dieser Welt viel Gutes gebracht, und ich möchte seine Leistungen nicht schmälern oder herabsetzen. Auf keinen Fall. Ganz im Gegenteil sogar, ich möchte ihn hiermit tatsächlich beschützen. Denn viele von uns haben immer noch Menschen, die wir so sehr lieben, dass wir durch sie erpressbar sind.
Und genau deswegen mache ich hiermit von meinem Recht als Aufsichtsperson Gebrauch und schließe den Professor absolut von der Wahl zum Ratsherrn aus.
Ich möchte noch einmal betonen, dass das nicht seine Schuld ist. Ich möchte nur betonen, dass es hier allein um die Wahl der No-Name geht, und der Professor stand nun mal nicht auf der Liste derer, die von irgendeiner Region, einem Land, oder einem Kontinent ausgewählt wurden.
Ihn jetzt also einfach so zu präsentieren, wenn nur noch sechs Kandidaten letztlichen Wahl stehen, ist Betrug an unserem Volk.
Selbst wenn die Regierung ihn noch auf die Liste mitdraufschreibt, bitte ich alle, seinen Namen zu ignorieren und den bereits vorabgewählten Vertretern ihre Stimme zu geben.
Ich selbst kann mich wie gesagt auch an der letzten Wahl morgen nicht mehr beteiligen. Denn ich werde morgen zusammen mit Prometheus auf Kampinoso antreten müssen.
Ach ja... Und in der Zwischenzeit, in der ich das hier aufnehme, hat die Regierung bereits beschlossen und mir auch schon bei meiner Rückkehr von dem anderen Planeten hierher verkündet, dass mein Prozess auf heute Abend vorverlegt worden ist.
Der Präsident sagte es selbst. Er will das mit mir, meine Frechheiten und Unrechtmäßige Aneignung, was auch immer man mir vorwirft , nun schnell abschließen.
Aber heute werden sie mich noch nicht umbringen können, denn die Aliuuthe beschützen mich noch, ... solange der Wahlvorgang im Gange ist und auch, weil ich ja nun doch intergalaktisch spielen werde.
Ich meine... ich muss es tun. Ch hab keine Wahl.
Also bitte ich euch alle, euch nun gut zu überlegen, wem ihr diese Welt nun letztlich anvertrauen wollt.
Ich selbst werde die Einsetzung wohl nicht mehr erleben, ist jetzt aber auch egal. Ist mein Ernst. Ich habe keine Angst mehr, auch wenn ich mich gestern fast noch eingepasst habe, vor Angst. Doch diese Welt, Kampinoso, ... der Besuch dort hat mir so einiges bewusst gemacht, wisst ihr?
Es ist eine Welt voller Spinnenmonster, welche die gestrige entsandte Delegation einfach mal eben gefressen haben.
Wenn ich nun also das Spiel verliere, wird das Urteil gegen mich vermutlich gar nicht mehr erst vollstreckt werden müssen.
Ist jetzt aber auch egal.
Ich gab mein Wort morgen zurückzukehren und zu spielen, denn ich habe damit immerhin noch Prometheus vor den Kemplar retten können.
Er ist nach mir der weltbeste Player hier auf der Erde, und das sollte er auch besser noch für eine Weile bleiben, denn in der Galaxie zählt nichts so sehr wie Das Spiel, das müsst ihr euch merken und auch im Kopf behalten, ja?
Und wenn ich nun doch sowieso schon mehrfach zum Tode verurteilt bin, ist es auch letztlich völlig egal, wo und wie ich sterbe.
Aber es sollte zumindest noch einer von uns überleben und weitermachen können, um diese Welt auch weiterhin würdig im Multiverse vertreten zu können.
Egal ob es nun No-Name oder Iinocc sind die spielen."
Sie hielt kurz inne und sah an der Kamera vorbei zu den nun sehr ernst dreinblickenden Jungs hin.
„ Egal was auch immer man euch von jetzt an sagt oder zu tun heißt, denk bitte immer daran, dass wir Player im Multiverse nur eine Art Gladiatoren sind.
Ich habe es mir nicht ausgesucht, ein solcher zu werden. Ich wusste ja noch nicht einmal, dass ich im Multiverse spielte, als ich es tat. - Und gewann.
Gestern hatte ich echt noch richtig Angst vor dem Tod und wollte alles so machen wie es die Gesetze und Regeln besagen. Aber genau diese Gesetze und Regeln gelten nicht für Player im Multiverse.
Also... Wenn mein Leben nun bald endet, dann endet es eben. Doch ich habe zumindest noch etwas Gutes bewirkt. Und ich hoffe nur, dass ihr No-Name da draußen, nicht genauso überheblich und arrogant werdet wie die Iinocc es waren und auch immer noch sind.
Na ja... Ausgenommen... Diese Player- Gemeinschaft hier.", sie schwieg wieder kurz und biss sich auf die Lippe.
Dann drehte die das Handy um und hielten den nun verwirrt und auch fassungslos guckenden Jungen entgegen, bevor sie es wieder zu sich umdrehte.
„ Ich habe euch das jetzt nicht gezeigt, um euch zu sagen, dass ich überwacht werde. Das ist nicht so. Doch die weltbesten Player, die im Multiverse antreten, bilden hier an der Akademie eine Art eingeschworene Gemeinschaft, in die sie mich tatsächlich einfach so aufgenommen haben.
Die Jungs sind wirklich klasse. Sie halten mir alle anderen vom Leib, sie beruhigen mich, bring mir was zu essen und zu trinken, auch wenn es ihnen eigentlich nicht gestattet ist. Sie haben mich auch draußen im Freien an einen schönen Ort gebracht, der recht einsam gelegen ist, und nur unserer Gemeinschaft vorbehalten.
Sie sind gerade für mich da.
Wenn ich zweifle, Angst habe oder zornig und verzweifelt tobe.
So wie sie auch für die andere Welt-Playerin da gewesen sind, ... Cassie, die gestorben ist, nur weil man mich letztlich noch ins Spiel eingeloggt hat.
Den fünf Spieler im Multiverse waren illegal. Und sie war die schlechteste, die von uns allen abgeschnitten hat. Also wurde sie hingerichtet.
Was ich damit sagen will, ist... Bitte erinnert euch in all einem Zorn und der Verzweiflung auch an die Player, die ebenfalls diesem Irrsinn im Multiverse geopfert worden sind.
Sie sind wirklich nicht viel anders als wir No Name. Sie sind ... ebenfalls nur Sklaven, der einzige Unterschied besteht darin, dass sie in einem goldenen Käfig leben, statt in der Gosse.
Doch ihr Tod kommt zuweilen schneller als unserer. Wenn Sie das Spiel da draußen spielen und verlieren. Wenn Sie eine aggressiven Zivilisation begegnen, die andere Player lieber umbringt, als ihren Sieg über sie zu akzeptieren.
Auch wenn ich nur kurz hier sein dürfte, auch wenn ich die ganze Zeit über mit einem Messer, an der Kehle dasitze, habe ich erkannt, dass ich hier nicht die einzige bin, der es so geht. Alle auf der Colone sind wie wir No-Name.
Also seid bitte rücksichtsvoll.
Der neue Ratsherr sollte es zumindest sein.
Denn wir Welt Player spielen nur deshalb im Multiverse, damit es dieser Welt gut gehen kann. Und ich zähle mich nun tatsächlich dazu, weil ich morgen das Spiel noch einmal spielen werde.
Es nicht zu tun wäre unehrenhaft für unsere Welt. Also gehe ich morgen wieder auf diesen Planeten der Spinnenmonster und gebe mein Bestes als intergalaktische Playerin im Multiverse, während ihr euch alle bitte nur noch darum bemüht, dass es nicht umsonst geschieht. Wählt einen guten Ratsherren.
Wählt den richtigen für alle, nicht den populärsten und lasst euch nicht beeinflussen, egal ob sie euch noch einmal mit dem Tode oder sonst etwas drohen. Egal ob sie euch bei der Wahl beobachten und vielleicht sogar erschießen. Wir haben nur diese eine Chance. Also Tut nun bitte das Richtige für diese Welt, damit sich doch noch mal etwas verändert.
Wir No-Name leben doch ohnehin nur von Tag zu Tag. Das haben wir schon immer so gemacht.Und ich weiß auch ehrlich nicht, wann genau sich mein Schutzstatus ändern wird.
Vermutlich wird es dann sehr schnell gehen.
Also möchte ich diese Botschaft auch noch mal nutzen um meinen Eltern zu sagen, dass ich sie liebe. ...Mum... Dad...?! Ich vermisse euch sehr. Ich wünschte ihr wärt bei mir und würdet mich zumindest noch einmal in den Arm nehmen können. Aber ich weiß, dass ihr das nicht könnt. Ich weiß, dass ihr gejagt werdet, genauso wie ich nun mir Argusaugen beobachtet.
Und es tut mir schrecklich leid, dass ich das alles nur durch ein einziges Spiel auf meinem Schrottkisst ausgelöst habe.
Sonst wären wir jetzt alle noch zu Hause, könnten uns Abends noch am Tisch treffen, uns von unserem Tag erzählen, und würden weiter leben wie bisher, schuften und lernen, umgeben von Freunden und Bekannten, die einer nach dem anderen ins Wasser gehen, von den Brücken springen oder von den Hausdächern herabstürzen...
Weil sie dieses Leben als No-Name und Sklaven der Galaxien nicht mehr länger ertragen können.
Zumindest aber weiß ich euch an einem vorerst sicheren Ort. Doch selbst wenn ihr gefunden und verhaftet werdet, denk daran, dass wir uns eines Tages wieder sehen. Im Himmel. Und da haben dann die Iinocc keinen Zutritt mehr, denn sie glauben ja nun mal nicht an Gott.
Schade für Sie. Denn der Glaube macht uns No-Name stark. Er macht mich stark.
Findet auch ihr bitte alle diese Stärke in euch, ja?
Und sendet mir bitte für Morgen Licht und vielleicht auch noch ein bisschen Frieden.
Ich kann es gebrauchen."
Sie versuchte noch ein schwaches Lächeln, dann schaltete sie aus und ließ das Handy wieder sinken, sah zu den Jungs auf die sie nun alle mehr als fassungslos beäugten.
Diesmal war es aber nicht Prometheus, sondern Foxx , der sich als erster räusperte und an der Nase kratzte, bevor er sie fast schon heiser, krächzend fragte:
„Sag mal, Angel, ist dir eigentlich bewusst, dass wir als intergalaktische Player keiner Religionsgemeinschaft oder Glaubensrichtung angehören dürfen?"
Sie blinzelte kurz, sah ihn dann aber prompt spöttisch aufschnaubend an.
„Und was bitte will irgendjemand auf der Welt oder in den Galaxien dagegen machen, wenn ich es doch tue? - Mich zum X-ten Mal zum Tode verurteilen?", fragte sie ihn spottend.
Kurz herrschte wieder angespannte Stille, bevor Prometheus schließlich ebenfalls mal schräg lächelnd nickte.
„Ja, hast recht. Mach jetzt einfach nur noch das was du willst. Ist egal, wie oft du jetzt noch die Gesetze und Regeln brichst. Hinrichten kann man dich letztlich ja doch nur ein Mal.", frotzelte er trocken.
Und ja... genau das hatte sie sich auch schon so gedacht.
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Okay, das ist ein bisschen länger geworden. Aber dieses Mal überpünktlich.
✌🏻😁🍀
LG
Bea
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