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Der Geleitschutz, der Aliuuthe verfolgte sie nun auf Schritt und Tritt. Die Delegation des Präsidenten, obwohl sie noch nicht gegangen waren, kam nicht mehr bis auf zehn Schritte an sie beide heran.
Und ja das verblüffte auch Prometheus.
Aber im Gegensatz zu Kira entspannte er sich nun allmählich und machte auch noch Witze darüber, dass er seinen Erzeuger noch nie so hilflos und zugleich aufgebracht erlebt hatte, wie gerade jetzt.
Er hatte normalerweise die Pflicht, ihm auf der Stelle und in allem zu gehorchen, doch die alles-scheißegal-Haltung, die Kira nun an den Tag legte, färbte ganz eindeutig auf ihn ab.
Denn obwohl der Präsident noch mehrfach und auch wirklich streng und böse nach seinem Sohn rief, wobei er aber auch nur seinen Player- Namen also Prometheus benutzte, statt den wirklichen, tat dieser nun rein gar nichts mehr, außer Kira, Hades und Foxx zu folgen, die ihn mit sich zogen.
Zuerst mal, weil es schon Mittag war und Kira nun wirklich hungrig, zum Essen in die Kantine. Und ja, auch Kira ging da jetzt einfach so mit. Denn Schlimmer als zum schlimmsten Tode überhaupt verurteilt zu werden, gab es ja schließlich nicht.
Also konnte sie nun doch wenigstens noch ein paar leckere Henkers-Mahlzeiten haben, überlegte sie für sich und aß mit wahrer Wonne die wirklich herrlichen Iinocc-Speisen, saß auf Iinocc-Stühlen, an einem Iinocc-Tisch, und beachtete die vielen großäugigen Blicke der Iinocc Studenten wie auch Dozenten nicht mehr weiter, als sie zusammen mit Hades, Foxx und Prometheus, der aber nur in seinem Essen herumstocherte aß.
Der Zug um seinen Mund herum war hier nun wieder reichlich bitter und hart und seine Wange war stark gerötet.
Doch die Jungs halfen ihm, gleich nachdem Kira ihnen erklärt hatte, dass seine Begleiter und auch Atho allesamt von gruseligen Spinnenmonstern gefressen worden waren, und er wohl auch schon als nächster dran gewesen wäre.
Hades war danach ganz kurz erst mal so bleich, wie die Wand geworden und auch tatsächlich vor Schock umgefallen. Foxx dagegen hatte sie nur gefragt, ob das ihr fucking Ernst sei.
Prometheus selbst war es dann gewesen, der nur nickte und ihnen allen leise zuraunte, jetzt ja die Klappe darüber zu halten, wenn keiner eins aufs Maul riskieren wollte.
Kira hatte nur geschluckt, genickt und geschwiegen, denn er hatte ganz eindeutig auch sie damit gemeint.
Er stand also wirklich noch immer unter Schock. Doch zugleich war diese seltsame Lethargie die er noch auf Kampinoso gezeigt und die in seinen Augen gestanden hatte, wieder etwas von ihm Gewichen.
Vielleicht wegen dem Schlag seines Vaters?
Hatte dieser Prometheus aus seinem Schockzustand gerissen?
Er musste sich gerade trotz der Frotzelei vorhin ganz entsetzlich fühlen, überlegte Kira und probierte nun auch noch mal etwas von dem köstlichen Hummer in Zitronen Butter.
Ja... Sie mochte anscheinend super-teure Meeresfrüchte.
- Wirklich.
Und als Megapott-Gewinnerin, bekam sie hier nun wohl anscheinend sogar auch noch ganz besondere Leckereien serviert.
Sehr zum Verdruss der Politiker, die nur zwei Tische weiter saßen und immer wieder böse zu ihr herüber glotzten.
Vermutlich waren sie nun auch schon wieder am arbeiten. Der Präsident hatte vorhin ein paarmal in einen großen Aktenkoffer hinein geschaut und war wütend, rot oder bleich geworden, hatte dann richtig hässlich in ihre Richtung geguckt und dann sein Telefon gezückt, um irgendjemanden anzurufen.
Natürlich wusste sie nicht, was da vor sich ging, vielleicht suchte er jetzt nur wieder mit Hochdruck und Feuereifer nach ihren Eltern um sie als Druckmittel zu benutzen.
Aber das war nun auch egal.
Selbst wenn sie Mum und Dad nun töten würden, dann würden sie sich eben bald wieder im Himmel begegnen.
Schließlich stand sie auch bereits mit einem Fuß im Grab. Immer noch, schon wieder, egal ... was auch immer.
Ihr Kopf war seltsam klar, seitdem sie von dem Planeten der Spinnen wieder hierher gesprungen waren.
Und ihre Angst hatte sich nun fast vollständig gelegt.
Es gab so viele schlimme Arten zu sterben. Und es ging zuweilen wirklich schnell. Sie war nicht die einzige die darunter oder damit litt. Sie würde wohl auch niemals die Einzige sein.
Sie war sich beim Essen und dann auch später als sie begleitet von den Jungs und den Aliuuthe zu ihrem Zimmer liefen zunehmend Jakobs veränderten Blicken bewusst. Und dass er langsam echt zornig schien.
Dabei war es doch eigentlich sie, die hier zornig hätte sein müssen. Denn sein Vater war der verfluchte, Verdammte, verfickte Präsident der ganzen Welt.
Natürlich hatte dieser da sehr hohe Erwartungen an seinen Sohn gehabt. Zumindest mal den Gewinn des Megapott.
Hm...
War es das?
Das fragte Keira sich nun ernsthaft.
Weshalb die Ohrfeige?
Weil er das Spiel gegen eine lächerliche unwichtige No-Name verloren hatte?
Oder weil er an ihrer Stelle zu den Spinnenmonstern auf den Spinnenplaneten gegangen war...?!
„Hast du übrigens schon Nachrichten über die zweiten Wahlgänge gesehen, Angel?", fragte Hades sie schließlich kurz vor ihrem Zimmer leise.
Kira schüttelte nur den Kopf, und Foxx reicht ihr sofort sein Tablett zu. Noch während sie liefen!
So langsam, aber sicher bekam sie bohrende Kopfschmerzen. Eigentlich hatte sie sich jetzt nur noch mal in ihrem Zimmer mit Jakob darüber unterhalten wollen, wie das Spiel auf Kampinoso morgen ablaufen würde, dann hinsetzen und wieder aus dem Fenster sehen...
Der Blick von dort war wirklich schön. Etwas Gutes, diese Aussicht vielleicht auch noch als Letztes zu sehen. Denn wenn sie es morgen irgendwie so Deichseln konnte, würde sie vermutlich auf Campinoso bleiben ... und da doch noch in diesen Abgrund runterhüpfen.
Denn sie hatte gemeint, was sie heute an der Kannte des Felsens gesagt hatte.
Es war wirklich ein guter Ort zum Sterben. Und absolut keine schlechte Art...
„Tut dir dein Kopf nun endlich weh?", fragte Prometheus sich plötzlich brummig, gerade als sie bei ihrer Tür angekommen waren und Foxx diese öffnete.
Sie nickte nur wortlos und er schnaubte leise auf und zerrte sie mit einem finsteren Blick auf Hades und Foxx durch ihre Zimmertür und schlug diese mit dem Wort: „Wartet!" vor den Jungen zu, bevor er sie schließlich an der Playerjacke packte und mit grimmiger böser Miene nahe an sich zog.
„Das liegt daran, dass sie dir in den Kopf geblickt hat. - Die Königin!
Hättest du sie in dem Moment auch nur ein ein winziges Bisschen angelogen, dann wärst du jetzt nicht mehr hier.
Und ich auch nicht.
Also hast du diesen Schmarrn wohl wirklich ernst gemeint, den du ihr dort aufgetischt hast. Dass du mich brauchst, ich dein Guide bin, du ohne mich nicht spielen kannst, - bist du verrückt geworden???
Sogar deine ehrliche Sorge um mich, das ich unter Schock stehen würde... du hast auch noch Forderungen an dieses Monster gerichtet ... Bist du blöd?
Warum kümmerst du dich jetzt eigentlich noch um einen beschissenen Iinocc, Kira? Gestern warst du noch drauf und dran Harakiri zu machen und nun weißt du ja auch noch, wer ich wirklich bin!
Du hast doch selbst noch zornig angekündigt, alle Iinocc, vor allem die Politiker und ihre Familien ausrotten und als Sklaven in die Galaxie hinaus schicken zu wollen ...", herrschte er sie nun fast schon an und Kira hob nun mal kurz die Brauen.
Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals hinauf, aber seltsamerweise konnte sie ihn weder abwehren, noch zornig werden. Nein. Sie verstand erst jetzt sein wirkliches Dilemma.
„Bist du böse, weil diesmal ich dich gerettet habe?", fragte sie ihn, fast schon gleichgültig, was aber seine Laune nur noch tiefer sinken ließ.
„Du hast absolut keine Ahnung was gut für dich ist und was schlecht.
Ich habe mich gestern für dich geopfert, du dummes Mädchen! Ich bin extra nach Kampinoso gegangen und ich wusste, dass ich dort sterben würde, Kira, weil ich nicht der eingeladene Player war.
Doch ich wollte damit ein Zeichen setzen, gegen meinen Vater, gegen diese Regierung, gegen diese Scheißregeln, die dich demnächst auf den Scheiterhaufen bringen und mich nur wieder zu einem Spielzeug machen...
Und plötzlich tauchst du dort auf und machst das alles zunichte. Nur wegen diesem doofen Spiel...?!", brauste er nur noch wütend auf und Kira betrachtete ihn nun zum ersten Mal ernsthaft nachdenklich.
„Als eine No-Name, habe ich nie gewusst, wie arm und dumm ihr privilegierten Iinocc doch seid.
Ihr habt solch eine Intelligenz in euch und benutzt aber alles das, was wir Menschen euch einst gaben nur dafür, um andere zu unterdrücken, zu Knechten, und zu verletzen. Was mich betrifft, kannst du morgen auch gerne zu Hause bleiben. Dann gehe ich alleine und sage, dass ich doch keinen Vertreter Spiel spiele.
Oder ich bitte Itho, darum diese Stellwände, die du erwähnt hast, zu bedienen. Was immer da auch gemacht werden muss. Du sagst es mir ja nicht. Aber genau dafür habe ich dich hierher zurückgeholt.
Denn du bist tatsächlich mein Guide, weil du der beste intergalaktische Player dieser beschissenen Welt bist! Du spielst schon seit drei Jahren auf dem großen Parkett und bei großen Herausforderungen, ich gar nicht. Ich bin nur mein kleines Kisst vom Schrottplatz gewohnt.
Also sage mir nun einfach und zum Teufel noch mal alles, was da morgen auf mich zukommt. Was ich machen muss. Wie dieses Spiel nun gespielt wird, in einer Arena einer fiesen Spinnenkönigin..."
Prometheus ließ sie abrupt los und stieß sie dann aber schubsend von sich und schnaubte zornig auf.
„Für so einen Scheiß holst du mich also hierher zurück, ja? Das hätte dir auch Hades alles erzählen können..."
Kira sah ihn nur finster an und stieß dann aus einem Impuls heraus ebenfalls mit beiden Händen so fest und hart sie konnte gegen ihn, dass er aufkeuchend von ihr zurücktaumelte.
„Hades wollte sogar mitkommen nach Kampinoso! Aber weißt du was? Dann wärst du jetzt schon Spinnenfutter, mein angeblicher Gefährte!", faucht sie ihn nun ebenfalls mal wild an, und er schaute nun doch mal wieder verwirrt drein.
„Du hast mit diesem Kack vor dem intergalaktischen Rat angefangen, klar? Du hast gesagt, du willst mich beschützen und mir helfen! Dass ich nicht lache!
- Wie denn bitte?
Denkst du, es hilft mir, wenn du tot bist?
Und wie bitte, kann ich es zulassen, dass du dich jetzt so einfach töten lässt und damit einfach so aus der Affäre ziehst, Jakob, alias Prometheus, Sohn des Verdammten Welt-Präsidenten?", fuhr sie ihn aufgebracht an und dann standen sie sich einfach nur noch gegenüber, sah sich an, und sein fast schon verzweifelter Blick, war ein Spiegel ihrer eigenen Verzweiflung.
Prometheus hatte auch genug von alldem, ging es ihr mit einem Mal auf. Genauso wie Foxx, sah er sich wohl letztlich nur noch in einer Ratsurne auf dem Kamin-Sims
seines Vaters stehen.
Denn ihrer aller Leben war wie Sklaverei. Eine Privilegierte Sklaverei, ein goldener Käfig für die besten Player der Welt.
Ein Käfig, aus dem sie alle niemals ausbrechen konnten, weil immer noch andere die Fäden zogen, über sie bestimmten, sie am Leben erhielten, ob sie es nun wollten oder nicht.
Egal, wie gut Prometheus eigentlich war, und wie sehr er gefeiert und gehyped wurde, er selbst war wie sie, erkannte Kira nun endlich und es erschütterte sie bis ins Mark.
Denn auch Jakob hatte genug von dieser Art der Existenz. Hatte genug davon ein Player zu sein, der nur ständig wie eine Schachfigur hin und her bewegt wurde.
Er hatte genug davon benutzt zu werden, sein Bestes zu geben und trotzdem doch wieder nicht der Gewinner des Megapott gewesen sein zu können, wie es aber von ihm verlangt wurde.
Vermutlich Zeit seines Lebens.
Ja, er hatte genug.
Aber sie, Kira, auch!
„Ich glaube ja irgendwie immer noch, dass meine Lage gerade etwas verzweifelter und dringlicher ist als deine, Jakob. Also entschuldige bitte, wenn ich deinen gut getarnten Suizid noch mal unterbrochen habe, einfach nur, damit ich noch für eine kleine Weile weiterleben kann.
- Zumindest bis ein unbestechlicher No-Name zum Ratsherrn dieser Welt geworden ist und die Menschheit dann hoffentlich vor der nun ausgemachten Blödheit der Iinocc rettet", sagte sie nur wieder ruhiger zu ihm und ging dann einfach kopfschüttelnd an ihm vorbei zu ihrem nun erklärten Lieblingsplatz am Fenster, setzte sich dort auf den Boden und drehte das Tablet um, dass sie immer noch in den Händen hielt, derweil Jakob nur noch zittrig und hart ausatmete und sich dann wild auffluchend die Haare raufte.
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Gerade noch pünktlich 😁✌🏻
Ich bin ehrlich gesagt, von meiner eigenen Fantasie überrascht.
Und was meint ihr dazu?
LG
Bea
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