Blick in die Vergangenheit
Ich roch den vertrauten Geruch des leckeren Braten, den meine Mutter jeden Sonntag für uns zauberte. So wachte ich wie jeden Sonntag auf. Müde setzte ich mich aufrecht hin und rieb mir verschlafen meine Augen. Tequila lag zu meinen Füßen und schnarchte vor sich hin. Ich wusste, wenn ich jetzt aufstehe, würde er raus wollen und der Blick aus dem Fenster verhieß nichts gutes. Es herrschte typisches Londoner Wetter. Ich liebte unser Wetter, aber heute war Sonntag und Sonntag war Gammel Tag. Das war jedoch meinem Hund völlig egal. Also stand ich auf und Tequila hob augenblicklich seinen Kopf. Ich zog meine Lieblings Jogginghose an und stülpte mir meinen schwarzen Kapuzenpulli über. Putze mir meine Zähne und spritze mir etwas Wasser ins Gesicht. Dann lief ich gemeinsam mit Tequila die Treppe hinunter Richtung Küche.
„Guten morgen, ich gehe eben noch schnell mit Tequila raus."
„ Okay Kathlynn, aber in dreißig Minuten steht das Essen bereit. Sei bitte pünktlich, ah noch etwas! Maike hat angerufen, ich soll dich an euren Spiele Abend heute erinnern. Wirst du bei ihr übernachten?"
„Ich werde pünktlich sein Mum. Nein du weißt doch das ich nie bei Maike übernachte. Ich gehe mit zu Jenna, wie immer."
Mum nickte mir kurz zu, widmete sich dann aber wieder den Bohnen und den Kartoffeln zu. Ich schnappte mir die Leine und Tequila sprang fröhlich um mich herum. Den Spiele Abend hatte ich völlig vergessen. Ich hatte die erste Woche der Ferien damit verbracht, zu lesen und zu schlafen. Natürlich freute ich mich riesig auf heute Abend. Unser monatlicher Spiele Abend, glich einer Party in einem der angesagtesten Clubs Londons. Denn wir feierten bei Henry im Partykeller. Es gab laute Musik, genügend Alkohol und jede Menge Leute um Spaß zu haben. Das hieß aber das der Gammel Tag heute ins Wasser fiel. Tequila liebte den Regen, ich musste auf jede Pfütze achten. Sonst würde ich ihn noch vor dem Essen Baden müssen. Nein mein Freund, heute nicht! Er verrichtete mehrmals sein Geschäft und wir trafen seine Freundin Lu. Ich hatte jedoch nicht genügend Zeit um mich mit Dr. Miller zu unterhalten. Es gab bald essen, also drehten wir um. Als ich den Schlüssel ins Schloss stach und ihn drehte, schlug mir bereits der leckere Duft entgegen. Ich leinte Tequila ab, der sich augenblicklich in sein Körbchen verzog und eilte in die Küche. Mum stellte grade die Bohnen auf den Tisch und Dad schaufelte sich sich bereits Kartoffeln auf seinen Teller.
„Pünktlich wie ich gesagt habe. Es riecht Fantastisch Mum!"
Lächelnd setzte sie sich zu uns, Dad strich ihr liebevoll über die Hand. Ihr Braten schmeckte so gut wie immer, das beste an einem verregneten Sonntag. Ich genoss das Essen mit meinen Eltern, Familie stand bei mir ganz weit oben auf meiner Liste. Leider kam unsere gemeinsame Zeit immer viel zu kurz. Dad fuhr Schichten und Mum musste jedes zweite Wochenende im Krankenhaus durcharbeiten. Sie war dort eine der besten Chirurginnen, die unser Land zu bieten hatte. Nach dem Essen räumte ich das Geschirr ab und Mum stellte es in die Spülmaschine.
„Wann wirst du zu Jenna gehen? Erst heute Abend? Soll ich euch noch schnell einen Kartoffelsalat machen?"
Jeder liebte Mum's Kartoffelsalat, das war eine gute Idee. Ich könnte währenddessen Duschen und mit Maike und Jen schreiben.
„Mum das wäre super, ich würde mich dann danach auf den Weg machen. Muss zuerst noch mit Jenna schreiben, ob sie überhaupt zuhause ist."
Sie lächelte nickend und machte sich augenblicklich ans Werk. Ich stürmte derweil die Treppen zu meinem Zimmer hoch und riss meinen Kleiderschrank auf. Innerhalb weniger Minuten, glich mein Zimmer einem Schlachtfeld, überall lagen Hosen und Top's verteilt. Eigentlich waren sie alle ziemlich gleich. Bootcut Jeans in dunkelblau bis schwarz und auch die Top's waren alle in schwarz, dunkelblau oder eben weiß. Ich hüpfte unter die Dusche und stylte mich. Danach schnappte ich mein Handy, mein wertvollstes gut. Was würden wir alle nur ohne die Technik und das Internet machen?
Ich tippte schnell Maike eine Nachricht, das ich den Spiele Abend nicht vergessen habe und das ich mich darauf freue. Danach schrieb ich Jen.
„Hey Jen, bist du Zuhause oder noch unterwegs? Meine Mum kreiert uns noch ihren weltberühmten Kartoffelsalat, danach würde ich mich auf den Weg zu dir machen."
Kaum hatte ich auf senden gedrückt, war Jen auch schon online.
„Hey Kitty Kat, ich bin Zuhause. Kannst gerne kommen, vergiss bloß den Salat nicht!"
Ich musste grinsen, Jen war schon eine Ulknudel. Sie mochte ich von den Mädchen am liebsten. Sie war aber auch eher burschikos.
Ich schmiss noch schnell frische Wäsche in meinen Rucksack und lief hinunter zu meinen Eltern. Besser gesagt zum Mum, Dad schlief schon.
„Ich habe euch eine große Schüssel gemacht, ich hoffe sie ist ausreichend. Braucht du noch Geld? Und hast du dein Handy dabei, für den Fall das was passieren sollte?"
„Danke Mum, er wird schon reichen. Ich habe noch zwanzig Pfund, das sollte genügen. Natürlich, hast du mich schon mal ohne mein Handy gesehen?"
Lächelnd reichte sie mir die Schüssel und zehn Pfund. Gab mir einen Kuss auf die Nase und begann damit die Küche zu säubern.
„Pass auf dich auf Liebling. Du schreibst mir, wenn du bei Jenna angekommen bist!"
„Natürlich Mum, das mach ich doch immer! Bis morgen."
Ich schnappte mir meinen Mantel und stürmte aus dem Haus. Wenn ich mich beeilte, würde ich die Bahn um fünfzehn Uhr dreizehn noch bekommen. Dann wäre ich gegen fünfzehn Uhr fünfundvierzig bei Jen. Ich wusste das wir natürlich früher zu Henry gehen würden. Ich mochte ihn, sehr sogar. Er war mein bester Freund und sah dazu auch noch verdammt gut aus.
Jen öffnete mir im Bademantel die Tür, sie hatte ihr Handy am Ohr. Augenrollend deutete sie mir, rein zukommen.
„Ja natürlich Maike! Du weißt doch das Torben mit Cassy Schluss gemacht hat! Doch! Das hatte ich dir erzählt, ja dann zieh doch halt einen Rock an. Ja, nein, okay. Wir reden später, Kitty ist grade angekommen. Alles klar, Bye!"
„Man! Maike kann echt nervig sein! Oh! Deine Mutter ist die beste! Das ist mehr als genug Salat für halb London. Ich ziehe mich noch eben an, dann können wir los. Henry weiß Bescheid und ist froh, das wir früher kommen. Er kann noch etwas Hilfe gebrauchen."
„Okay! Ja du kennst ja Maike, sie ist eben so wie sie ist. Will sie immer noch was von Torben?"
Jen zog grade ihre Hose an, ich bewunderte ihren makellosen Körper. Kein Gramm Fett und alles richtig proportioniert. Wenn sie ihr Klamotten Figurbetonter tragen würde, stünden die Jungs Schlange.
„Na was glaubst du denn! Die wird nicht locker lassen. Nur das Torben außer Sex, nichts von ihr will. Maike ist so blauäugig, es ist immer das selbe bei ihr. Sie gibt sich den Männern zu leicht hin, viel zu leichte Beute. Wetten das sie auf jeden Fall einen Rock tragen wird?!"
Ich musste lachen, da brauchte ich auch garnicht zu wetten. Maike wollte auffallen und im Mittelpunkt stehen. Jen sah mit wenigen Handgriffen, wie immer perfekt aus. Ihre kurzen blonden Haare glänzten wie Diamanten.
Sie zwinkerte mir zu und schnappte sich ihre Jacke.
„Na komm, auf zur Party!"
Von Jen aus war es nur ein Katzensprung bis zu Henry. Er stand schon in der Tür, als wir sein Haus erreichten. Ich überreichte ihm die Schüssel und wir folgten ihm in den Keller.
Wir redeten über die Uni und natürlich über Maike. Ihr mussten doch die Ohren klingeln. Henry startete erneut einen Annäherungsversuch, ich hätte ihn so gerne auch gewollt. Aber dann würde ich meinen besten Freund verlieren, falls das zwischen uns nicht funktionierte. Das brachte ich einfach nicht übers Herz. Klar hatten wir uns schon geküsst, mehrfach. Aber weiter bin ich nie gegangen. Ich ließ ihn erneut zuckersüß abblitzen.
„Du verletzt mich Kitty Kat, brauchst du erst mehr Alkohol, damit ich meinen Kuss bekomme?"
Jen lachte und ich stieg mit ein.
„Du kennst mich doch Henry, ich kann dir nicht geben, wonach es dir verlangt. Aber Maike kommt ja gleich."
Ich zwinkerte ihm zu und gab ihm einen leichten stups auf die Schulter.
„Das war nicht sehr nett! Maike ist so garnicht mein Fall! Ah bevor ich es vergesse."
Dann läutete die Klingel und Henry ließ uns im Keller stehen. Kurz drauf kam er mit Maike, Torben, Cassy und Colin wieder zurück. Je später es wurde umso mehr füllte sich der Keller. Jede Menge Leute waren da, einige von ihnen kannte ich nicht. Aber es war ein ausgelassener ruhiger Abend, an dem viel Alkohol floss. Ich spürte den Alkohol schon ordentlich, als Henry sich zu uns gesellte.
Unsere Clique war komplett. Maike hing an Torben und Cassy schien darüber nicht grade glücklich. Henry saß wieder viel zu nah bei mir. Der Duft seines leckeren Parfums hüllte mich völlig ein.
„Habt ihr schon von dem neuen Online Spiel gehört?"
Wir alle sahen Henry interessiert an und schüttelten die Köpfe.
„Also es gibt eine Nummer, der schreibt man eine Nachricht. Irgendwann bekommt man eine zurück, dort werden Aufgaben gestellt. Die Nachrichten werden von einem Computer verfasst. Man wird sogar in Gruppen eingeteilt, manche Aufgaben muss man gemeinsam lösen. Wie ein Rätsel. Ich habe die Nummer von einem Teammitglied unsere Fußballmannschaft bekommen. Hättet ihr Lust dazu? Ein gemeinsames Online Spiel zu spielen? Es soll richtig gut und lustig sein!"
Mir war etwas flau in der Magengegend, denn ich hielt nichts von Spielen, bei denen man seine Nummer preis geben musste. Meine Clique hingegen schien begeistert, sie alle sahen mich auffordernd an.
„Komm schon Kitty Kat, sei keine Pussy! Was soll denn schon passieren?! Das ist ein Computer, der wird dich schon nicht umbringen!"
Sie alle machten mit, wenn ich nicht mit einsteige werden sie ewig auf mir rum hacken. Also gab ich mich geschlagen.
„Na schön, wie lautet die Nummer Henry?"
Er klatschte in die Hände und zog sein Telefon aus seiner Hosentasche.
„Die Nummer lautet 1366613. John sagte ein einfaches Hallo sollte genügen!"
Also tippte jeder meiner Freunde, inklusive mir ein Hallo ein und sendete es an diese Nummer. Der Abend ging weiter wie gewohnt. Maike ließ sich von Torben befingern und Cassy trank soviel, dass sie sich einmal übergab. Plötzlich vibrierte mein Handy und das meiner Freunde.
Ich zog es aus der Tasche und las folgende Zeilen.
Hallo, schön das du mitspielst. Wie ist dein Name und wer befindet sich in deiner Nähe. Aufgabe Nummer eins lautet: Mach ein Foto von dir und jenen die Mitspielen.
Das war ja schon ein seltsamer Beginn des Spiels. Warum wollte dieser Computer ein Foto von mir und meinen Freunden. Mein Bauchgefühl riet mir es nicht zu tun. Doch ich stand bereits im Blitzlicht Gewitter. Jeder meiner Freunde tat das, was verlangt wurde. Also tat ich es ihnen gleich. Henry unterbrach das wilde knipsen und brachte den Vorschlag ein Gruppenfoto zu machen. Also machten wir eins und jeder sendete das Gruppenfoto inklusive seines Namens. Mulmig war mir immer noch, vielleicht machte ich mir darüber auch viel zu viele Gedanken. Das Spiel ist bestimmt wie eine Umfrage aufgebaut. Sowas gab es ja öfter.
Und es dauerte nicht lange bis die nächste Nachricht kam.
Schönes Foto, Kat. Die nächste Aufgabe lautet: Küsse den Jungen den du am meisten magst, vergiss das Foto nicht!
Also gut, das war schon etwas makaber. Aber mit dieser Aufgabe konnte ich leben. Ich hatte genügend Alkohol intus, um mein Verlangen nach Henry zu stillen. Auch er sah mich bereits mit fiebrigem Blick an. Die Aufgaben waren also gleich, oder? Cassy starrte auf ihr Handy, zuckte mit den Schultern und schlug einem Jungen der an uns vorbei ging mitten auf seinen Hintern. Während sie davon ein Foto machte. Okay das war die Antwort, die Aufgaben sind nicht bei allen gleich. Henry kam mir noch näher und hielt sein Handy bereit. Ich tat es ihm lächelnd gleich. Wir küssten uns leidenschaftlich, wie wir es immer taten. Währe er doch nur nicht mein bester Freund. Ich sendete das Foto, ab da an war für den Rest der Nacht Ruhe. Keine weitere Nachricht. Gegen vier Uhr machten Jen und ich uns auf den Heimweg. An einer Kreuzung blieb sie stehen.
„Was ist Jen? Ist Dir schlecht?"
„Was? Nein ich muss noch eben meine Aufgabe erledigen!"
Sie machte ein dreihundertsechzig grad Foto, grinste und kam an meine Seite.
„Hast du diese Aufgabe nicht? Ich soll ein Foto von einer Kreuzung in meiner Umgebung machen."
Ich zog mein Handy raus, keine Nachricht.
„Nein ich hatte eben, küsse den Jungen den du am meisten magst. Schon komisch, Henry hatte wohl die selbe Nachricht. Also besteht das Spiel aus kleinen lustigen Mutproben."
Mein Zweifel zu Anfangs war wohl umsonst. Ich fand es wirklich lustig. Vor allem wie Cassy dem Fremden jungen auf den Hintern schlug. Ich war gespannt welche Aufgabe wohl als nächstes auf mich wartete. In dieser Nacht schlief ich gut und träumte von Henry's Kuss.
Als ich am Morgen erwachte, sah ich sofort auf mein Handy.
Kat, ab heute geht es ans Eingemachte.
Was war das denn für eine seltsame Nachricht?
Keine Aufgabe? Naja ich legte mein Handy wieder weg und rieb mir den Kopf. Ich hatte viel zu viel getrunken. Jen war nicht mehr in ihrem Zimmer. Also stand ich auf und ging runter, sie ist bestimmt in der Küche. Dort war sie auch, sie sah aber so garnicht nach meiner Jen aus.
„Kat, ich habe eine neue Aufgabe. Aber das werde ich definitiv nicht tun!"
Erschrocken sah ich sie an.
„Was?! Wie lautet die Aufgabe?!"
„Ich soll mir kochendes Wasser über die Hand schütten! Ein Video wird verlangt! Das ist überhaupt nicht lustig! Ich habe zwei Stunden dafür Zeit"
Das war wirklich nicht lustig. Wer bitte hat diesen Computer programmiert? Und was soll schon passieren wenn sie es nicht tut? Sie wird bestimmt ausgeschlossen und hat das Spiel verloren.
„Na dann tu es auch nicht, was soll schon groß passieren? Das ist nur ein blödes Spiel! Also wenn ich solch eine Aufgabe bekomme, bin ich auch raus."
Sie nickte mir zu und reichte mir einen Kaffee. Er weckte die Lebensgeister in mir, meine Kopfschmerzen verschwanden allmählich. Eine Stunde später erhielt Jen erneut eine Nachricht.
Wir warten Jen, die Zeit läuft.
Tick Tack ...
Wir beobachten dich...
Jetzt bekamen wir es doch etwas mit der Angst zu tun. Als ihr Telefon klingelte, erschraken wir fürchterlich. Es war Maike und sie war jämmerlich am weinen.
„Beruhige dich Maike! Was ist denn los? Du hast was getan?! Oh Gott, bleib wo du bist wir kommen sofort zu dir!"
„Wir müssen sofort zu Maike! Ich glaube sie hat den Verstand verloren! Sie hat Ihrer Katze den Schwanz angeschnitten!"
Ich glaube ich spinne! Warum nur hat sie das getan? Und warum rief sie uns an? Was war hier los? Ich spürte die Angst in mir, sie wuchs. Wir liefen so schnell wie wir konnten. Als wir bei ihr ankamen, stand der Rest unserer Clique ebenfalls vor Maike's Tür. Tränenüberströmt öffnete sie uns, ihr Kater lag blutüberströmt Tod auf dem Küchenboden. Mir wurde schlecht. Ich verstand nicht was hier los war. Wer tat sowas seinem eigenen Tier an und warum?
„Ich, ich weiß nicht was ich tun soll! Ist er Tod?! Er ist Tod, oder?! Ich hab eine Nachricht bekommen von dem blöden Spiel! Sie haben mir gedroht! Wenn ich es nicht tue kommen Sie um mich zu holen!"
Okay, mein Herz schlug schneller. Aber das ist doch nur ein Spiel? Torben trat vor und unterbrach das wirre durcheinander.
„Beruhigt euch alle mal! Herr Gott Maike, das ist nur ein Spiel! Du glaubst doch wohl nicht das wirklich jemand gekommen wäre, oder?! Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Ein scheiß Spiel ist das! Ich bin raus, bei sowas mach ich nicht mit!"
Da musste ich Torben recht geben. Ich war sowas von raus! Ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der Sache und jetzt sowas! Ohne mich! Maike schüttelte energisch den Kopf und wurde laut.
„Wenn das, so wie du es sagst Torben, nur ein beschissenes Spiel ist, woher wissen die dann wo ich wohne!? Na?! Hast du dafür auch eine Erklärung?! Das ist nicht mehr lustig! Ich habe wahnsinnige Angst Leute!"
Torben zog die Augenbrauen hoch, auch ich musste mich grade verhört haben. Woher sollte ein Computer wissen wo sie wohnt? Irgendwas lief hier grade mächtig aus dem Ruder. Jen verlor sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht. Sie stürmte auf den Wasserkocher zu und stellte ihn an. Sie drückte mir panisch Ihr Handy in die Hand und schrie.
„Mach ein Video Kathlynn! Was wenn die, oder wer auch immer das ist, wissen wo ich wohne?!"
Jetzt hatte auch sie den Verstand verloren. Doch auch ich hatte Angst. Vielleicht sollten wir zur Polizei gehen? Ich konnte doch nicht zulassen das Jen sich selbst Schmerzen zufügte.
„Jen hör auf! Das wirst du nicht tun! Wir sollten zur Polizei gehen, das wäre das einzig richtige!"
Dann vibrierte Jenna's Handy in meiner Hand und mein Herz fing wild an zu schlagen. Meine Hände hatte ich nicht länger unter Kontrolle, sie begannen zu zittern. Ich starrte die geschriebenen Zeilen an.
Denkt nicht mal an die Polizei, Kat. Sie werden euch sowieso nicht glauben. Jen hat noch zehn Minuten. Ihr solltet diese Zeit nun wirklich nutzen...
Jen sah mich nervös an. Sie hatte panische Angst. Ihre Stimme war kaum wieder zuerkennen.
„Was Kat, was steht da!? Leute ich habe Angst!"
Meine Gedanken überschlugen sich. Wie konnten sie wissen, das ich Jenna's Handy hatte? Das war kein Computer, da waren Menschen am Werk. Kranke Psychopathische Menschen. Verstohlen sah ich aus dem Fenster, doch niemand sah zu uns rein. Ich versuchte mich etwas zu beruhigen, doch es gelang mir einfach nicht. Meine Hände begannen zu zittern. Angstschweiß drückte sich aus meinen Poren. Meine Stimme bebte, als ich zu sprechen begann.
„Okay, wir sollten wirklich Ruhe bewahren! Maike, habt ihr Eis da?! Jen, es tut mir wirklich leid aber du musst es tun! Hörst du!?"
Maike nickte mir zu und öffnete den Gefrierschrank, während Jen mich mit geweiteten Augen ansah. Sie stellte erneut den Wasserkocher an. Ohne zu zögern nahm sie das kochende Wasser und goss es sich über ihren linken Arm. Den ganzen Liter, während sie vor schmerzen aufschrie, filmte ich diese Selbstverstümmelung. Cassy blickte nervös umher während Torben nicht hinsah. Er schüttelte den Kopf. Henry war kreidebleich, er muss sich schreckliche Vorwürfe machen. Immerhin haben wir diese Situation alleine ihm zu verdanken. Schnell drückte ich auf senden und hoffte das wir noch in der Zeit lagen. Maike reichte Jen augenblicklich das Eis. Schmerzerfüllt drückte sie das kühle Nass auf ihren rot glühenden Arm.
Unter Tränen begann sie zu sprechen.
„Was ist das hier für eine scheiße!? Wer hat dir noch gleich diese Nummer gegeben Henry? Was sollen wir denn jetzt nur tun?! Ich will definitiv nicht alleine bleiben!"
Henry raufte sich die Haare und begann in der Küche auf und ab zulaufen. Maike's Kater lag noch immer in seinem Blut.
„Wir sollten zuallererst den Kater hier weg schaffen! Leute es tut mir so leid, ich hatte keine Ahnung, dass dieses Spiel real ist! Danach sollten wir, so wie Kat bereits sagte, zur Polizei gehen."
„Keine Polizei! Auf keinen Fall gehen wir zur Polizei! Hier steht, wir sollen garnicht erst daran denken! Ich habe keine Ahnung wie sie das machen, aber sie wussten das ich Jenna's Handy hatte und das wir über die Polizei gesprochen haben. Wir müssen zusammen bleiben! Keiner macht mehr einen Schritt, ohne den andern! Habt ihr das alle verstanden!?"
Alle schauten sie genauso ängstlich, wie auch ich schauen musste. Henry blieb endlich stehen und nickte mir zu. Es war gut das wir noch Ferien hatten, so konnten wir alle zusammen bleiben. Die Woche verging rasend schnell und die Aufgaben steigerten sich täglich in ihrer Abnormität. Jen hatte eine riesige Brandblase, die sich allmählich entzündete. Maike erzählte ihren Eltern das ihr Kater nicht mehr von seinem Ausflug zurück gekommen sei. Wir schliefen alle zusammen bei Henry. Torben musste sich selbst den kleinen Finger abschneiden. Es war widerlich und grausam. Wenn wir uns auf die Straße trauten, dann nur um Lebensmittel zu besorgen. Geschlafen hatten wir alle nicht mehr richtig. Ich wurde allmählich paranoid. Alle sahen uns seltsam an, mein Hirn spann sich eins und eins zusammen. Irgendwo da draußen waren sie und sie beobachteten uns. Jeder der uns begegnete konnte einer der ihren sein. Die Angst wurde unser täglicher Begleiter.
Bis jetzt hatte jeder eine weitere Aufgabe bekommen, ich jedoch wartete angsterfüllt auf die meine. Meine Freunde stritten sich täglich mehr und wurden mir gegenüber misstrauisch. Torben und Henry tranken viel zu viel. Cassy war in der Nacht verschwunden. Seit dem fehlte jede Spur von ihr. Ihr Handy war aus und zuhause war sie auch nicht. Was meine Paranoia ungemein förderte. Grade als ich da so vor mich hinvegetierend auf dem Sofa saß, gefangen in meinen paranoiden Gedanken, vibrierte mein Handy.
Mein Herz machte einen Aussetzer, ich hatte Unmenschliche Angst. Doch als ich die Nachricht las, schnürte es mir die Kehle zu. Das von mir verlangte, konnte ich nicht tun.
Meine Freunde sahen mich angespannt an, sie warteten darauf das ich meine Aufgabe preis gab.
Kleines Kätzchen, auch du wirst heute an deine Grenzen stoßen. Du bliebst bisher verschont. Deine Aufgabe wird uns mit stolz erfüllen.
Du wirst diejenige sein, die als erste einen ihrer Freunde tötet. Fühle dich geehrt.
Das was sie da von mir verlangten, würde ich nicht tun. Ich könnte niemals einen Menschen töten und schon garnicht einen meiner Freunde. Als ich Ihnen meine Aufgabe offenbarte, lag eine unheimliche Stille über uns. Tränen liefen mir über die Wangen, mein Magen rebellierte. Ich musste mich übergeben. Schnell rannte ich ins Badezimmer und ergoss meinen Mageninhalt in die Toilette. Jen stand mit zittrigen Knien hinter mir.
„Kat, alles okay? Geht es dir besser?"
War das wirklich ihr Ernst? Warum stellte sie mir diese Frage?
„Nein Jen! Nichts ist OKAY! Wie soll es mir schon gehen?! Du hast doch meine Aufgabe gehört und du weißt genauso gut wie ich, das ich dies nicht tun werde! Was glaubst du wohl was sie mit mir machen werden?!"
Ohne ein weiteres Wort ließ sie mich alleine im Bad zurück. Nachdem ich ein weiteres Mal meinen Mageninhalt entleerte, ging ich mit weichen Knien zurück zu meinen Freunden.
Es herrschte noch immer stille im Raum. Ich nahm all meinen Mut zusammen und tippte eine Nachricht an diese Psychopathen.
Diese Aufgabe kann und werde ich nicht erfüllen. Wenn ihr glaubt ich töte einen Menschen, dann seid ihr nicht ganz dicht!
Ehe ich überlegen konnte, was ich da geschrieben hatte drückte ich auf senden.
Im Nachhinein wusste ich das dies keine gute Idee war, aber ändern konnte ich den letzten Satz sowieso nicht mehr. Noch keine Minute später, bekam ich eine Antwort.
Dann hast du somit euer aller Tod besiegelt. Wenn ihr noch eine letzt Chance haben wollt, kommt alle um Mitternacht in den Park. Der, in der Nähe eurer Unterkunft.
Meine Alarmglocken schrillten. Dies war nicht gut. Vielleicht aber war dies auch die Möglichkeit, zusehen ob dieses Spiel tatsächlich real war. Oder ob wir alle uns umsonst verrückt machten. Die Angst in mir war größer wie je zuvor. Doch ich musste mich vergewissern. Jen weigerte sich zuerst auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzten, doch dem Zwang unserer Gruppe, konnte sie sich nicht widersetzen. Paranoid wie ich war, nahm ich ein Messer aus Henry's Küche. Ich würde auf keinen Fall unbewaffnet in diesen Park gehen. Nicht wenn das alles wirklich real war. So hatte ich eine geringe Chance zu überleben, wenn es hart auf hart käme. Mit jeder Stunde die verging wuchs unsere Angst und die Nervosität steigerte sich auf ein neues Level. Als es soweit war, ging mir die Klammer. Es war eine beschissene Idee, mitten in der Nacht in einen dunklen Park zu gehen. Ohne zu wissen, was dort auf uns wartete. Ein winziges Fünkchen Hoffnung bestand in meinem Inneren. Vielleicht war dies doch alles nicht echt und wir waren so dumm darauf reinzufallen.
Ich schob mir das Messer in den Ärmel meines Mantels und wir gingen hinaus in die Dunkelheit. Jedes knacken, jedes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Ich hatte Todesangst, mein Herz raste und meine Beine gehorchten mir nicht länger. Nervös versuchte ich in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Der Nebel und der Nieselregen machte dies jedoch unmöglich.
Dann ging alles ganz schnell. Ich hörte einen Schuss, dann einen Schrei und dann brach die Hölle los. Unsere Gruppe barst auseinander, jeder lief davon. Ehe ich mich versah, stand niemand mehr in meiner Nähe. Ich hörte Jen schreien und ich schrie ihren Namen. Ich begann zu laufen, ohne auch nur eine Ahnung wohin. Immer wieder drehte ich mich ängstlich um meine eigene Achse. Mehrmals fiel ich zu Boden. Adrenalin pumpte in Massen durch meinen Körper. In einem Gebüsch neben mir vernahm ich ein wimmern, gefolgt von einem gurgeln. Ich sah den Schuh der Person, von der das gurgeln ausging. Es war Maike. Gänsehaut lief in Wellen über meinen Rücken, ihr Fuß zuckte wild umher. Leise rief ich ihren Namen, bekam jedoch keine Antwort und dann kam er zum Erliegen und das gurgelnde Geräusch verstummte. Dies war der Moment der Erkenntnis. Es war alles real, das Spiel war kein Spiel. Es war perfide Realität. Ich musste von hier verschwinden, auf der stelle. Meine Angst jedoch hielt mich fest, sie machte mich bewegungsunfähig. Erneut erklang ein Schrei und ich fing an zu laufen. Das Messer fest umklammert mit nach vorne gerichteter Klinge. Die Äste der Büsche schlugen mir ins Gesicht und rissen mir mehrere Haare aus. Hinter mir vernahm ich Schritte. Das brennen in meinen Beinen ignorierte ich. Ich lief so schnell ich konnte. Dann krachte ich mit voller Wucht zu Boden und schlug mit meinem Kopf hart auf einen Stein auf. Mein Kopf drehte sich. Schmerzen schossen durch meinen Kopf und es dauerte einen Moment bis ich realisierte was grade geschehen war. Ich raffte mich auf und wandte mich um, um zusehen über was ich gestolpert war. Ich traute meinen Augen kaum, mein Magen rebellierte. Ich musste mich übergeben. Zitternd ging ich erneut auf meine Knie. Henry sah mich an. Nur das diese Person vor mir, mit meinem Henry überhaupt nichts mehr gemeinsam hatte. Sein Blick war kalt und leer. Sein Kopf war unnatürlich verdreht. Blut quoll aus seinem Mund und sein Bauch war von unten nach oben aufgeschlitzt. Ich schrie, ich schrie so laut, dass mich halb London hören konnte. Ich kam nur schwer wieder auf die Beine und japste nach Luft. Ich versuchte die Schmerzen zu unterdrücken und spürte etwas warmes an der pochenden stelle meines Kopfes. Als ich meine Fassung wieder fand, begann ich erneut zu laufen. Wo war mein Messer hin? Ich musste er verloren haben.
Aus dem Gebüsch neben mir Schoß eine Hand und riss mich erneut zu Boden. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch es gelang mir nicht. Ich schrie und wehrte mich mit Händen und Füßen. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Oberbauch, an der Stelle wo sich meine Rippen befanden. Ich schrie erneut auf als sich das Messer tiefer durch meine Haut bohrte. Schwindel überkam mich und ich drohte in die Bewusstlosigkeit zu triften. Mein Körper Schmerzte an jeder Stelle, ich spürte etliche Wunden. Wie das Blut dort herausquoll und wenn ich jetzt nicht was unternahm, würde ich sterben. Dessen war ich mir bewusst. Ich tastete den Boden ab und fand das wonach ich suchte. Einen Stein. Mit aller letzter Kraft hob ich ihn auf und schlug damit auf meinen Angreifer ein. Er fiel zu Boden und ließ mich frei. Schmerzerfüllt hievte ich mich auf die Beine und lief so schnell ich noch konnte. Ich wagte es nicht mich um zudrehen.
Ich sah Dr. Miller, der mit seiner Hündin und zwei weiteren Männern auf dem Weg in den Park war. Dies war meine Chance. Ich schrie laut und deutlich um Hilfe. Lu bellte und meine Verfolger ließen von mir ab. Ich änderte augenblicklich die Richtung und verließ den Park an einer anderen Stelle. Der Schwindel überkam mich in immer kleiner werdenden Abständen. Ich verlor Blut, sehr viel Blut. Schleppend und nach Luft ringend lief ich weiter. Tränen liefen in Rinnsalen über meine Wangen, als ich endlich mein Zuhause erreichte.
Ich würde hier nicht bleiben können, ich musste verschwinden. Das war meine einzige Option. Ich spürte die Vibration in meiner Hosentasche, eine Nachricht nach der anderen kam bei mir an. Zittrig schloss ich die Tür auf und Schlich ins Haus. Darauf bedacht meine Eltern nicht zu wecken. Ich kramte mit wild klopfenden Herzen meinen alten Rucksack hervor und warf wahllos einige Klamotten hinein. Immer wieder sah ich aus dem Fenster, ob mir jemand gefolgt war? Schnell ging ich wieder nach unten und öffnete den Save meiner Eltern.
Wo kam diese Luft her? Ich begann mich zu drehen. Schneller und immer schneller, wie in einem Strudel. Ich hörte sie, sie alle sie schrieen meinen Namen.
Ein Rauschen, ein Rauschen das ich kannte breitete sich um mich aus. Die Schreie wurden lauter und die Atmosphäre änderte sich. Ein Traum! Ich war wieder gefangen in meinem ganz persönlichen Alptraum!
Der selbe Traum, der Realität war. Der Traum der mich seit jener Nacht verfolgte. Der Traum, der mich Nacht für Nacht, immer und immer wieder, diese schlimmste Nacht in meinem Leben erneut erleben ließ.
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