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Es hatte ihr nichts ausgemacht, schwer zu arbeiten. Auch daran, dass Hinrich jede Nacht, wenn er mit Bruder und Vater lange im Wirtshaus gesessen und einen Schnaps nach dem anderen getrunken hatte, im Bett über sie herfiel, hatte sie sich mit der Zeit gewöhnt. Niemals fragte er danach, wie sie sich fühlte, niemals nahm er sich Zeit für etwas Zärtlichkeit. Auch damit hatte sie sich abgefunden. Aber dann fing er an, sie zu schlagen. Wenn er betrunken nach Hause kam, fand er immer wieder einen Anlass, ihr Ohrfeigen zu versetzen, sie umher zu stoßen, so dass sie gegen die Kommode oder gegen den Kleiderschrank fiel, oder er schlug mit der Faust gegen ihre Arme, mit denen sie sich zu schützen versuchte. Wenn sie vor Schmerzen aufschrie oder anfing zu weinen, machte ihn das nur noch wütender. Anna war überzeugt, dass die übrigen Familienmitglieder den Lärm hörten, den Hinrich dabei in ihrer kleinen Kammer verursachte, aber niemand griff ein. Wenn die Männer morgens mit dem Kutter zum Fischen ausgefahren waren und sie mit blauen Flecken und zugeschwollenen Augen in die Stube kam, saß die Großmutter in ihrem alten Lehnstuhl mit dem Strickzeug am Fenster, schüttelte den Kopf oder machte ihr Vorwürfe, dass sie dies und jenes nicht gut genug erledigte, so dass ihrem Mann ja nichts anderes übrig bliebe, als ihr auf seine Weise beizubringen, wie sie sich zu verhalten habe.
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