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2. Die Schlinge der Piraten

Das Schmugglerschiff brannte. Hoch schlugen die Flammen in den diesigen Morgenhimmel, warfen tanzende Schatten auf die schweigende See und und spiegelten sich in den Augen des zähneknirschenden Kapitäns.

Über mir und den anderen Gefangenen ragten die Masten der Galeone auf wie Bäume, umwogt von dunkelgrünen Segeln. An der Spitze des Großmastes regte sich eine schwarze Flagge mit dem Zeichen eines gehörnten Schädels mit überkreuzten Säbeln in sanften Wind. Grimmige Männer und Frauen aller Rassen blickten aus der Takelage zu uns hinab.

Ich senkte nervös den Blick zu meinen gefesselten Händen und schlurfte unauffällig näher zu Farraday, doch kaltes Metall in meinem Rücken und eine geknurrte Warnung ließen mich innehalten. Ihm traute ich am ehesten zu, uns aus dieser Misere wieder herauszubringen. Der vor Zorn kochende Schmuggler und seine abgerissene Crew schienen nicht, als wäre sie zu etwas anderem imstande, außer vor Angst zittern und verstohlene beunruhigte Blicke um sich zu werfen. Farraday dagegen stand gerade an der Reling zwischen den Kanonen, als gehöre das Schiff ihm. Regungslos blickte er dem schlanken, blonden Elfen entgegen, der mit wehendem Mantel aus der Kapitänskajüte schritt.

Der Elf baute sich eindrucksvoll vor uns auf, Schmuck glitzerte an seinen langen Fingern, den spitzen Ohren und seinen Handgelenken. Weiteres Gold und Edelsteine schmückten seinen dunkelvioletten Mantel. „Ihr seid merkwürdige Individuen", sinnierte er, mit dem überheblichen Tonfall eines Adeligen. „Ihr wagt euch in die See der Stürme, in die Gewässer der Wyrdail, mit nichts an Bord, was einen Überfall wert sein könnte. Ihr seid lächerlich bewaffnet, fünf Kanonen auf einer Brigg, deren Zustand sich bestenfalls mit beklagenswert bezeichnen lassen könnte. Ich finde all dies ein wenig, nun, verdächtig. Noch dazu jemand wie du", er wies mit seinem Degen auf mich, und ich versuchte, mit dem Mast hinter mir zu verschmelzen, „und ein Mann in der Uniform eines Noxischen. Doch deine Rangabzeichen sind fort." Die Spitze des Degens tippte auf Farradays Schulter, dort, wo einige ausgefranste Fäden zitterten.

„Marius Farraday. Ehemaliger Captain der Veralis", stellte Farraday sich furchtlos vor.

„Nach deinem Namen habe ich nicht gefragt. Nur danach, was ihr in unseren Gewässern tut", erwiderte der Elf herablassend.

Ein Katzenblut mit schiefen, abgebrochenen Zähnen lachte rau. „Captain. Es ist Farraday. Jeder weiß, was er hier verloren hat."

Erkennen flammte in den Augen des Elfen auf, und ein unheimliches Lächeln breitete sich auf seinen edlen Zügen auf. „Ich fragte nach, da ich nicht glauben konnte, dass er immer noch nicht aufgegeben hat. Doch nun, da er sich mit diesem Karr und einem augenscheinlich unauffälligen Schiff erneut in unsere Gewässer wagt, scheint es durchaus glaubhaft."

„Du hättest ruhig erwähnen können, dass du weithin bekannt bist", raunte ich Farraday zu. Doch der ehemalige Offizier würdigte mich keines Blickes. Mit zusammengebissenen Zähnen beobachtete er den Elfen.

Mit wehenden Haaren wandte der Kapitän sich um. „Sperrt Farraday und den Karr ein. Erschießt die anderen." Die Schmuggler brachen in panisches Geschrei aus. Der Elf nickte seiner Crew unbewegt zu, die ersten zogen die Waffen. „Kurs auf Hogarth. Wir bringen sie zu Marre."

Bewegung kam in die Männer, das Katzenblut kreischte Befehle, die ich selbst dann noch hörte, als wir in den feuchten, stickigen Zellen saßen, mehrere Decks unter ihnen, benommen vor Erleichterung. Fahrig kratzte ich mir die Handgelenke mit den Fesseln, dort, wo meine Waffen fehlten, der Handschuh mit dem Hex-Core und den Metallklauen und die Armschiene mit der Armbrust. Sie hatten all meine Waffen genommen, meine beiden sündhaft teuren Schwerter, meine Tränke, meine Bomben und meine Donnerbüchse. Nur ein Dolch war mir geblieben, sorgfältig verborgen. Langsam fuhr ich mit dem Daumen über die schartige Klinge.

Ich sammelte mich wieder. „Farraday!", zischte ich.

„Aye."

„Was, bei allen Unheiligen, hast du vor?", wollte ich wissen. „Wir sind noch nicht einmal vier Tage unterwegs, und wir sind schon jetzt in den Zellen der Piraten! Und du tust nichts, um sie daran zu hindern!"

„Es wäre sinnlos, etwas zu tun." Farraday blickte in die feuchtwarme Dunkelheit. Eine einsame Laterne stemmte sich tapfer gegen sie, doch schien den Kampf mehr und mehr zu verlieren. „Sie weit in der Überzahl, geschult im Kampf, auf einem Schiff, das wir niemals steuern könnten, selbst, wenn wir es wollen. Seine Tarnung", er nickte nach oben, dort, wo Schüsse die Planken erbeben ließen, „war stets, dass er zu schäbig aussah, als dass er eine lohnende Beute abgab. Doch als uns diese verfluchte Flaute getroffen hat, konnte uns auch das Gesetz der Piraten nicht mehr retten."

Ein Tag freie Durchreise durch ihre Gewässer. Danach vogelfrei. So lautete das Abkommen der Piraten. Und heute war der Morgen des zweiten Tages in den Gebieten der Wyrdail. Resigniert nahm ich die Hand von meinem Dolch und den Diebeswerkzeugen, die ich in der gleichen Tasche trug. „Was werden wir nun tun?"

Farraday ließ sich auf den feuchten Planken nieder. „Wir warten, bis wir in Hogarth sind. Und dort verhandeln wir."

„Warum haben wir nicht schon jetzt verhandelt?"

Er senkte die Stimme. „Vailorne schickt dich im besten Fall über die Planke, und wenn etwas gewaltig schief geht, erschießt er dich an Deck. Du hast es gesehen. Marre dagegen ist ebenso interessiert an dem Schwert wie... du."

Wie er. Sein Zögern war mir nicht entgangen. Ebenso wenig, dass er den aufgeblasenen Elf bei seinem Namen genannt hatte. Der ehemalige Captain steckte voller Überraschungen. „Und inwiefern hilft uns das?"

„Sie hat den Befehl gegeben, alle Hinweise auf das Schwert zu sammeln und zu ihr zu bringen. Und ich bin, wie es scheint, ein solcher Hinweis." Er lächelte schief. „Wir können sie zur Zusammenarbeit bringen."

„Du hast eine ziemlich hohe Meinung von dir", meinte ich skeptisch.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich kenne Marre. Nicht gut, doch wir hatten in der Vergangenheit miteinander zu tun."

Ich biss die Zähne zusammen. Es brannte mir auf der Zunge, zu fragen, was ihn und Marre verband, doch andererseits fürchtete ich, es herauszufinden. „Dir ist bewusst, dass Marre dein Wissen auch einfach aus dir heraus foltern könnte?", zischte ich.

„Aye. Aber das wird sie nicht. Denn sie wird erst wissen, ob ich ihr die Wahrheit gesagt habe, wenn sie das Schwert in der Hand hält – oder wenn ihr Schiff von einem Kraken in die Tiefe gezogen wird."

Ich schnaubte. „Kraken gibt es nicht."

„Ebenso wenig wie Götter." Farraday erhob sich wieder und trat zu dem Gitter, das uns trennte. „Es ist nicht von Belang, mit wessen Schiff wir zu Caligárs Insel segeln. Salvays Schiff hatte einen entscheidenden Vorteil, er stellte keine Konkurrenz dar und wäre im Zweifelsfalle geradezu lächerlich leicht zu überwinden gewesen. Marre dagegen ist klug, hinterlistig und viel zu aufmerksam, als dass man sie zum Narren halten oder gar besiegen könnte", flüsterte er. „Doch wir werden es versuchen müssen." Er musterte mich prüfend. „Ich hoffe, du hältst, was du versprichst, Herrera."

Die Fahrt nach Hogarth war kurz und erdrückend langweilig. Ich wollte reden, um meine aufwallende Angst niederzuringen, und versuchte, Gespräche mit Farraday zu beginnen, doch weder ihm noch mir war wirklich nach Konversation. Stille kehrte ein und ich versank in finsteren Gedanken. Ich wusste, dass Farraday das Schwert wollte. Er wollte es ebenso wie ich, und er würde über Leichen gehen, über Salvays, über Marres und über meine, wenn er sich etwas davon versprechen würde. Ich ahnte, dass er mich bei Marre ans Messer liefern und seine Jagd ohne mich fortsetzen würde. Ein Konkurrent weniger, den er töten musste.

Wie unangenehm es doch war, dass er alles Wissen in seinem verfluchten Schädel hatte, das ich brauchte. Er war unentbehrlich für alle, die das Schwert suchten. Sonst hätte ich ihn längst umgebracht.

Vailornes Männer trieben mich und Farraday aus unseren Zellen, hinaus ins goldene Abendlicht. Die Sonne beschien unzählige Schiffe in der Bucht von Hogarth, die Lagerhäuser, Tavernen und Bordelle dahinter, und die massiven Verteidigungsanlagen, die die Bucht säumten. Mauern, ein Fort und Türme ragten schwarz in den Himmel, gekrönt von Kanonen. Soldaten patrouillierten auf den Wehrgängen. Heruntergekommene, doch schwer bewaffnete Gestalten bevölkerten die Docks. Einige wenige waren ebenso prächtig gekleidet wie Vailorne, umringt von besser gekleideten Männern und Frauen, offensichtlich ihre besten Untergebenen, und beobachteten interessiert unsere Ankunft.

Ich kannte die Stadt, wenn auch nur verschwommen. Ein paar Tavernen erkannte ich wieder, ebenso wie das uralte Schiff mit den gerefften, dunkelrosafarbenen Segeln und dem abgeblätterten rotgoldenen Lack, das etwas abseits vertäut war. Die Eisenlaternen der Banshee hingen neben solchen aus Papier in der Takelage. Ich erhaschte den Geruch von Opium, und ein längst vergrabener Hunger zuckte in meiner Magengrube. Lange war es her, dass ich einen Fuß in die Stadt der Piraten gesetzt hatte. Plötzlich fragte ich mich, ob mein ehemaliger Captain noch lebte. Vermutlich hatte er sich längst zu Tode getrunken.

Vailorne schritt zügig voran, hinein in das Gewirr aus Gassen von Hogarth. Manche riefen seinen Namen, doch er würdigte sie keines Blickes. Zielstrebig hielt er auf eine Taverne zu, vor der eine grüne Flagge mit dem gehörnten Schädel darauf flatterte. Weitere Zeichen waren neben die Tür geschmiert, Flammen, das Zeichen des König Schellen, ein Zahnrad, überkreuzte Knochen, das Skelett eines Drachen, ein Kraken, mehrere Flecken, angeordnet wie Segel.

Die Taverne war brechend voll, von Piraten in schlecht geflickter und zerrissener Kleidung bis zu jenen, die Vailorne in nichts nachstanden. Huren schlenderten durch das Gewühl, zusammen mit ebenso leicht bekleideten Lustknaben, Schankmädchen drängten sich an Spielern und Trinken vorbei. Diebe streckten die Finger nach prallen Geldbeuteln und unbeachteten Schmuckstücken aus. Eine Treppe führte auf eine ebenso überfüllte Galerie. Spielmänner gaben fröhliche Lieder zu besten.

Ein Drachenblut mit einer grünen Schärpe um den Oberkörper führte uns hinauf zu einer eisenbeschlagenen Tür. Der Pirat klopfte, jemand öffnete, und Vailorne betrat das Zimmer. Seine Männer stießen mich und Farraday unsanft hinterher. Ein paar Männer, offensichtlich Wachen, erhoben sich von seidenen Diwanen, die Hände an den Waffen, und musterten uns misstrauisch.

„Captain Marre." Der Elf deutete eine Verbeugung an. „Ich bringe Euch zwei Gefangene, die wir auf einem Schmugglerschiff fanden. Der Mensch dürfte Euch bekannt sein."

Die Tieflingsfrau, die am Fenster gestanden hatte, wandte sich um. Ihre Haut war anthrazitfarben, filigrane Ornamente, gemalt mit goldener Farbe, schimmerten auf ihrem kahl rasierten Kopf, wanden sich um ihre geschwungenen Hörner und bedeckten Arme und Dekolleté. Langsam schritt sie auf uns zu, ihre Waffen klirrten. Ich musste an mich halten, um unter dem Blick ihrer bernsteinfarbenen Augen nicht zurückzuweichen, doch Farraday schien äußerst unbeeindruckt von ihr.

„Marius Farraday." Sie lächelte und entblößte strahlend weiße, spitze Zähne. „Lange ist es her, dass du Hogarth zuletzt mit deiner Anwesenheit beehrtest."

„Raguza Marre. Aye, das ist es." Er nickte ihr beinahe respektvoll zu.

„Er ist mit einem Schmugglerschiff, in Begleitung dieses Karrs, in unsere Gewässer gesegelt. Es war ein Zufall, dass wir ihn fanden", mischte Vailorne sich ein.

Marre verengte die Augen. „Du bist wieder auf der Suche, nicht wahr? Meine Spione berichten, dass du in Triport lange niemanden fandest, der dir in die See der Stürme folgte." Sie sah an ihm vorbei zu mir. „Und nun hast du jemanden gefunden."

„Er ist ein fähiger Schatzjäger. Im Norden und in der Wüste im Westen ist er bekannt dafür", sagte Farraday.

Ich war beinahe beeindruckt, dass er mich verteidigte. An dem Tag, an dem er das Schmugglerschiff aufgetrieben hatte, hatte er sich wohl auch nach mir erkundigt. Hoffentlich waren meine schlechten Eigenschaften nicht allzu oft erwähnt worden. Doch ich bezweifelte es.

„Was ist eine bessere Begleitung für deine Reise als ein Schatzjäger?" Marres Ton war beinahe wohlwollend. „Wie heißt du, Karr?"

Offensichtlich war hinter Farradays Rücken kein allzu gutes Versteck. Vor allem, da ich um einen Kopf größer war als er. „Mein Name ist Sindrak Herrera", brachte ich hervor.

„Weißt du, was Farraday sucht?", wollte sie wissen.

Ich wechselte einen schnellen Blick mit dem ehemaligen Offizier. „Aye", sagte ich zögerlich.

„Als da wäre?"

„Das Schwert des Caligár." Ich wand mich unbehaglich unter ihren Blicken und hoffte inbrünstig, sie möge ihre Aufmerksamkeit wieder Farraday zuwenden.

Sie tat mir den Gefallen, wenn auch begleitet von amüsierter Verachtung. „Er muss tatsächlich gut sein, wenn du dich mit ihm abgibst", meinte sie. Doch obwohl sie sich abwandte, hatte ich das begehrliche Flackern in ihren Augen gesehen.

„Es wird sich zeigen. Einiges wird über ihn gesprochen, das Wenigste schmeichelhaft, doch zumindest tauglich ist er", erwiderte Farraday.

Ich war mir nicht sicher, ob ich empört darüber sein sollte, dass man schlecht über mich sprach, doch vermutlich wäre alles andere eine glatte Lüge gewesen. Und ich glaubte, dass es nun Farradays Taktik war, mich als unbedeutend darzustellen. Zumindest nicht als Konkurrenz für Marre. Warum er sie jedoch nicht nutzte, um mich aus dem Weg zu räumen, indem er mich bei ihr anschwärzte, war mir ein Rätsel.

„Wie hast du ein Schiff gefunden, dessen Crew keine Angst vor uns oder dem Schwert hat, das angeblich alle, die danach suchen, in den Wahnsinn treibt?", fragte sie.

Er zuckte mit den Schultern. „Der Kapitän hatte eine Schuld bei mir. Das und ein Messer an der Kehle reichten."

„Wo ist er nun?"

Farraday nickte zu Vailorne, der selbstgefällig das Kinn hob.

Marre lächelte amüsiert. „Gebraucht hätten wir ihn wohl nicht mehr, und auch die Haie müssen fressen. Nun, Farraday, du und dein neuer... Kamerad seid auf dem Weg zu der Insel, nicht wahr? Zu der Insel, zu der niemand den Weg kennt, außer du selbst."

Farraday schwieg.

„Niemand außer dir hat es je geschafft, auch nur in Sichtweite dieses verfluchten Fetzen Landes zu kommen, ohne zu sinken."

„Auch ich bin gesunken", erinnerte Farraday sie.

„Stimmt. Mit dem Schiff, von dem du mich überzeugt hast, es sei sicher in deinen Händen, du verfluchter, honigzüngiger Bastard. Und kaum hatten dich die Knochensammler aus dem Wasser gefischt, dich und den Rest deiner Männer, hast du dich erneut auf den Weg gemacht." Sie sah mit eindeutiger Bewunderung zu ihm. „Mit dem Schiff deiner Retter und seiner Crew."

Ich riss die Augen auf. „Was? Wie, bei allen Unheiligen..."

„Ich wiegelte die Crew zur Meuterei gegen ihren Captain auf und übernahm sein Schiff", erklärte Farraday sachlich, wenn auch mit einem Funken Selbstzufriedenheit und, darunter verborgen wie ein Hai im trüben Wasser, düsterer Verachtung.

Ich starrte Farraday an. Entgegen meines Willens war ich ebenso beeindruckt wie Marre, dass er einer fremden Mannschaft ihr Schiff abnehmen konnte, wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit. Doch nach allem, was ich erlebt hatte, schrie nun alles in mir danach, sich von diesem Mann zu entfernen. Verstohlen schlich ich von ihm fort.

Er bemerkte es. „Sie hassten ihren Captain, er war ein grausamer, ungerechter Mann. Jedem mit ein wenig Charisma wäre es gelungen."

Verlegen blieb ich stehen. Es steckte offensichtlich mehr in dem ehemaligen Marinekapitän, als ich geahnt hatte. Und nun war er mein Verbündeter. Denn nur er schien so viel über das Schwert zu wissen. Zudem wusste ich nicht im Geringsten, wie ich meinen Kopf aus der Schlinge der Piraten ziehen konnte, und allein würde es mir kaum gelingen. Ich könnte mich höchstens aus ihren Zellen schleichen und mich als blinder Passagier wieder nach Triport schmuggeln. Doch dann wäre ich meinem Bruder nicht einen Schritt näher. So wartete ich ab, und sah zu, wie Farraday mit der Tieflingsfrau sprach.

Marre lächelte, ihre Zähne schimmerten wie das Gold auf ihrem Körper. „So wie deinem Ersten Offizier kurz danach, denn deine Crew ahnte, wohin du wolltest, und kein Versprechen von Ruhm und Gold konnte sie wieder unter deine Herrschaft treiben."

Farraday hob das Kinn und biss die Zähne zusammen. Die Hände in den Fesseln ballten sich zu Fäusten. „Sie haben mich verraten", knurrte er.

Marre wandte sich ab und schritt zu ihrem Schreibtisch. Ruhig goss sie sich Wein aus einer Karaffe in ein kristallenes Glas. „Zurecht, wie ich denke. Niemand sucht nach dem Schwert, ohne lebensmüde zu sein."

Farraday fing meinen bedeutungsvollen Blick auf, und ein flüchtiges Lächeln streifte über seine Lippen. Er blickte wieder zu Marre. „Wie es scheint, sind in diesem Raum zwei Personen, die das Schwert für sich wollen. Und nur eine davon wagte sich tatsächlich in die Gewässer um Caligárs Insel, wo die Hungrigen Schwestern regieren."

Marre nippte an ihrem Wein, ihre Lippen glänzten schwarz im Kerzenlicht. „Und diese Person wurde zerschmettert, ebenso wie alle anderen."

Farraday trat einen Schritt vor. Vailornes Schwert schoss vor, eine silberne Sperre zwischen ihm und der Piratenfürstin. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich werde ihn nicht wiederholen. Ich glaubte, die Schwestern allein überwinden zu können, doch ich habe mich geirrt. Niemand kann es."

„Wer sind diese Schwestern?", fragte ich, bevor ich meine Zunge im Zaum halten konnte. Alle Augen richteten sich auf mich, und ich erwiderte ihre Blicke unbehaglich. Ich hasste es, bemerkt zu werden.

„Eine alte Legende der Piraten. Siarthys und Erraxa. Sie sind die Töchter des Rha'Ytun", beantwortete Marre meine Frage.

„Siarthys hat sich nach Rha'Ytuns Fall dem Schutz des Schwerts verschrieben, sie möchte die Welt vor der geballten Macht ihres Vaters schützen. Sie zerschlägt mit ihren Stürmen alle, die sich in ihre Gewässer wagen. Erraxa half ihr, bis sie erfuhr, was das Schwert vermochte. Nun verlangt es ihr ebenfalls nach seiner Macht, sie möchte das Schwert für sich, ihre Schwester töten und als alleinige Königin über die Meere herrschen", ergänzte Farraday. „Doch Siarthys ahnte die Pläne ihrer grausamen Schwester, hielt sie auf, bevor sie das Schwert auch nur zu Gesicht bekam, und sperrte sie in ein Verlies, wo sie noch heute weilt, mit glühendem Hass auf ihre Schwester und einer unstillbaren Gier nach der Macht ihres Vaters."

„Erraxas Zähne", nannte Vailorne den Namen der Inselgruppe. „Es ist beinahe unmöglich, sicher dorthin zu segeln. Die Untiefen und Strömungen sind äußerst gefährlich."

„Von den Knochensammlern ganz zu schweigen", warf Marre ein. „Es ist ihr Gebiet. Doch du sagtest, man kann die Schwestern nicht überwinden. Warum jagst du dem Schwert noch nach, wenn es nicht möglich ist?"

„Es ist möglich."

Hoffnung flackerte in Marres Augen auf. „Wie?"

„Ich habe mich all die Zeit darauf konzentriert, wie ich Siarthys' Stürme überleben kann, dass ich Erraxa nie eines zweiten Gedankens gewürdigt habe. Doch sie ist der Schlüssel. Wir können sie gegen ihre Schwester benutzen."

„Du redest vom Wir, Farraday. Warum?", hakte Marre hinterhältig nach.

Er lächelte dünn. „Glaubt nicht, ich hätte die Gier in Euren Augen nicht gesehen. Es ist weithin bekannt, dass Ihr nach dem Schwert sucht, und nun stehe ich vor Euch und erzähle Euch, dass es einen Weg gibt, die Gewässer der Königin der Gierigen See zu durchkreuzen, ohne von ihren Stürmen zerschmettert zu werden."

Ich lauschte jedem Wort wie gebannt. Innerlich fragte ich mich noch immer, ob Farraday der richtige Verbündete für ein solches Unterfangen war, nach allem, was in seinen vergangenen Suchen vorgefallen war, zusammen mit der Tatsache, dass er den Schmuggler ohne weiteres Vailorne überlassen hatte, sobald er ihn nicht mehr brauchte, doch sein Wissen zog mich ebenso in seinen Bann wie Marre. So, wie er jedoch meine Suche nach dem Schwert verschwieg, schien er einen weiteren Plan in der Hinterhand zu haben, und ebendies bereitete mir gewisse Magenschmerzen.

„Und du denkst, dass ich dich auf meiner Reise mitnehmen werde." Marre zog eine goldene Augenbraue hoch.

„Das denke ich in der Tat. Denn ich werde Euch die sichere Route zu Erraxas Zähnen nicht verraten, und auch nicht, wie Ihr Euch ihr nähern könnt, ohne zu sterben. Und auch nicht, wie man Erraxa gegen Siarthys einsetzen kann. Nein, wenn Ihr das Schwert wollt, werdet Ihr mich mitnehmen müssen. Mich und Herrera."

Erneut fiel mein Name, erneut schien es, als wäre ich unverzichtbar für Farraday. Und noch immer konnte ich es ihm nicht glauben.

Marres Blick flackerte kurz zu mir, dann wandte sie sich wieder Farraday zu. „Ich könnte dich hier und jetzt töten und all diesen alten Geschichten aus dem Weg gehen", sinnierte sie.

Allein, dass sie diesen Gedanken aussprach, verriet mir, dass sie es nicht tun würde.

Farraday wusste es ebenfalls. „Das werdet Ihr nicht tun. Seit Ihr zum ersten Mal von der Macht des Schwerts gehört habt, habt Ihr viele Schiffe nach dem Schwert ausgesandt, auch mich, und niemand hatte je den Erfolg, den wir nun haben werden."

„Du versprichst eine Menge."

„Und ich werde es halten."

Sie legte skeptisch den Kopf schief. „Woher weißt du das alles?"

„Meine Zeit in Triport habe ich nicht nur mit Trinken und in Mitleid schwimmen verbracht. Stattdessen habe ich die Bibliothek besucht, und obwohl man mich mehrfach herauswerfen wollte, ist es mir gelungen, eine Menge über die Hungrigen Schwestern und ihren gebannten Vater herauszufinden. Ich sollte meiner abtrünnigen Crew wohl danken, dass sie mich zum Innehalten zwangen." Farraday lächelte dünn.

Marre wandte sich ab, doch selbst ich konnte ihr unheimliches Grinsen sehen. Vailorne verlagerte unwohl das Gewicht, ein merkwürdiger Anblick bei dem herrschaftlichen Elfen. „Vailorne, lass mein Schiff bereit machen", befahl sie schließlich. „Sperrt Farraday und Herrera in die Zellen. Bewacht sie gut, mit deinen besten Männern. Morgen stechen wir in See."

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