XVI
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"Und bist du glücklich?"
"Glücklichkeit gibt es nicht", antwortete Kleines monoton.
"Für mich schon. Ich hab ja eine allerbeste Freundin", meinte die Schwarzhaarige und wippte mit den Beinen, während sie sich am Ast festhielt.
"Eine erkaufte Freundin, keine allerbeste." Ich schauderte, so viel Bissigkeit lag in dieser Stimme.
Die andere ließ los und starrte verdutzt erst zu Kleines und dann in die Ferne, als wüsste sie nicht, was sie antworten sollte.
Der perfekte Augenblick war gekommen. Kleines holte Schwung und stieß mit ganzer Kraft zu. Die Schwarzhaarige flog vom Ast auf den Boden und rührte sich nicht mehr.
"Gerechtigkeit", flüsterten wir beide gleichzeitig mit einem zufriedenen Tonfall.
Eine halbe Minute sich anfühlend wie eine glückselige Ewigkeit später bewegte sich ihre Feindin, richtete sich auf, setzte sich hin und hielt sich das Handgelenk.
"Hasst du mich so sehr?" Ihre Gesichtszüge waren zu einer schmerzerfüllten Fratze verzehrt, wohingegen Kleines ohne eine Emotion im Gesicht vom Baum sprang und auf beiden Füßen landete.
"Das ist Gerechtigkeit." Es gab keine Reue, keine Scham und kein Mitleid. Es war die überlegene Genugtuung in ihrem Gesicht, die das einzige beständige Gefühl über all die Jahre bleiben würde. Es war der Halt in Zeiten, in denen alles haltlos schien. Die Risse im Scherbenschloss verschwanden.
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