Der Wind wehte schwach über die vollen Straßen die mit Autos bedeckt waren. Stickige Luft umfasste die Lungen der Bewohner dieser Stadt. Und mittendrin stand ein Mädchen an der Ampel mit außergewöhnlich hellen, blonden Haaren, die im Wind wehten und sie beinahe weiß erscheinen ließen. Sie war auf dem Weg nach Hause. Das letzte Mal bevor sie umzog. Sie überquerte die Straße, lief an den großen Wohnungen und Bäckereien entlang bis zu einer großen, in gelb erstrahlenden Wohnung mit der Nummer 207. Sie holte ihren Hausschlüssel aus der Jackentasche und öffnete die Tür. Sie mochte dieses Haus, obwohl sie fünf Stockwerke zu Fuß hochlaufen musste um zu ihrer Wohnung zu gelangen. Die Treppen waren hellgrau und schwarz gestreift und die Wände hatten in jedem Stockwerk ihre eigene Farbe. Dann blieb sie vor einer Tür mit einem hölzernen Schild stehen. Familie Wenker stand auf dem Schild in schnörkeliger Schrift geschrieben. Auch diese Tür öffnete sie mit ihrem Schlüssel und trat ein. Diese Wohnung war war genauso bunt wie der Flur gewesen. Eigentlich, doch ihre Eltern strichen die Wände weiß und packten ihre Sachen ein. Traurig ging sie in die Küche in der ihre Mutter das Mittagessen kochte. »Katharina, was ist denn los?«, fragte sie. Katharina aber schüttelte nur den Kopf. »Alles klar«, murmelte sie und legte ihre Schultasche auf einen Stuhl. »Du weißt wieso wir hier weg müssen. Es gibt zu wenig Platz und die Miete können wir kaum noch zahlen. Dies ist eine Großstadt, das ist teurer als in einem Dorf. Dein Vater wurde sowieso heute gefeuert. Wo sollen wir denn dann wohnen? Wir...« Katharina riss die Augen auf. »Waaaas?«, schrie sie ihrer Mutter entgegen. »Dann würde ich ja lieber im Waisenhaus wohnen, dort gibt es wenigstens keine Spinnenweben an der Decke und zersplitterte Fenster! Ich will nicht umziehen! Nein, keinesfalls! Dieses Haus ist zu dunkel um schlafen zu können! Was glaubst du, wieso sind denn die anderen Leute nach einer Woche wieder ausgezogen?!« Wütend nahm sie ihre Tasche in die Hand und rannte in ihr Zimmer. Kurz darauf knallte die Tür zu, ein leises Klick ertönte und dann war ein leises wimmern zu hören. Sie weinte.

Lange weinte sie. Sie saß auf dem Boden, den Rücken an die Tür gelehnt. Sie wusste nicht was sie tun konnte. Verzweifelt stand sie auf und öffnete ihre Tasche. Sie holte ihr Handy heraus, weil sie ihre Freundin Emma anrufen wollte. Emma. Sie konnte immer helfen. Sie brachte immer alles Schöne in die graue Welt. Schnell wählte sie ihre Nummer. »Hallo«, sagte Katharina nur und schon fing Emmas liebliche Stimme an zu reden: »Ach Kata, was ist denn jetzt schon wieder los?« Direkt huschte Katharina ein Lächeln übers Gesicht. Kata. So wurde sie nur von Emma genannt. Sie mochte diesen Spitznamen. »Ich will nicht umziehen.« Und schon fing Emma an ihr tröstende Dinge einzureden. Immer wieder lächelte Katharina leicht. Dann fing sie an ihre Dinge in die Umzugskisten zu packen.