[Sieben]
,,Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben."
Norman Cousins
,,Elias."
,,Ria."
,,Ich belüge Dich nicht, Elias. Ich sage nur die Wahrheit, die keiner wissen will. Ihr seid so... engstirnig. Es gibt bei euch nur ein Richtig und ein Falsch. Es wird nicht eingesehen, dass euer Richtig auch Falsch und euer Falsch auch Richtig sein kann. Ihr beschränkt euch auf die Informationen, die euch die ,,Wissenschaft" gibt. Dabei gibt es so viel, das ihr als Falsch anseht aber dennoch Richtig ist. Verstehst Du? Ich bin tot! Seit einigen Jahren und dennoch bin ich hier. Du kannst mich nicht anfassen, mich nicht berühren und dennoch bin ich hier und rede mit Dir. Die Wissenschaft sagt ,,es funktioniert nicht" und dennoch stehe ich vor Dir und sehe Dich an. Und ich sehe einenJungen, der noch sein ganzes Leben vor sich hat und trotzdem schaut er verzweifelt aus, weil er befürchtet, er sei irre. Aber das ist er nicht. Er ist normal - so normal, dass es wieder langweilig wirken könnte. Tut es aber irgendwie nicht."
,,Ziemlich philosophisch, findest Du nicht?" Ria überging meine Frage (wobei Aussage auch passte) einfach.
,,Weißt Du, Elias; Ich versuche Dir etwas zu erklären, dass Du nicht verstehst. Nicht, weil Du es nicht kannst - sondern schlichtweg nicht willst. Du willst nicht wissen, dass etwas nach dem Tod folgt. Du willst nicht wissen,dass manche Menschen an die Erde gebunden sind. Ich glaube, Du hast Angst davor, dass das alles wahr sein könnte. Deshalb klammerst Du dich so unfassbar fest an all das, was die Wissenschaft sagt. Wenn die Wissenschaft sagen würde, Du solltest von der Brücke springen, weil es Deine Lebensqualität verbessert - würdest Du es tun."
,,Nein würde ich nicht! Woher willst Du so was wissen, schließlich kennst Du mich nicht!"Nun drehte sie sich von mir weg. Sie sah zu der nun untergehenden Sonne. Der Wind umspielte ihr schwarzes Haar. Sie machte mich wütend, ja. Eine kalte Windböe ließ mich frieren. Ich zog meine Jacke bis zum Hals zu. In der Hoffnung, dass sie mich ein wenig wärmen würde.
,,Es heißt nicht, dass man ihr nicht glauben sollte, jedoch kann man an das glauben, was man sieht. Auch, wenn die Wissenschaft etwas anderes sagt. Und Du siehst mich. Warum glaubst Du dann immer der Wissenschaft, trotz dessen, dass Du es mit Deinen eigenen Augen sehen kannst?"
,,Das habe ich nie erwähnt!"
,,Das brauchtest Du auch nicht. Das sieht man Dir an. Ich wandle nun schon länger hier umher und ich habe einiges gesehen. Und Du glaubst mir nicht. Du würdest mir nie glauben." Danach gab es einige Minuten der Stille. Irgendwann entschied sich Ria einfach zu gehen. Und, da ich dort nicht alleine stehen bleiben wollte, kam ich mit. Nicht, dass ich alleine Angst gehabt hätte oder so aber ich wollte sie nicht allein lassen. Die kalten Windböen kamen öfter und es wurde dunkler.
Irgendwann blieb Ria stehen. Es sah so aus, als waren wir wieder an dem Ort, wo ich sie das erste mal gesehen hatte. Das Gute: Ich hatte festen Boden unter den Füßen. Denn, das ganze Waten war auf Dauer enorm anstrengend. Noch war ich nicht müde, weil das ganze Adrenalin in meinen Adern floss.
Plötzlich fing sie an zu leuchten. Immer ein bisschen heller. Sie war nicht so hell, dass es mich blenden konnte, jedoch hell genug, um mir Licht zu spenden.
Meine Augen wurden ein bisschen größer und ich konnte mir ein ,,Wow" nicht verkneifen. Ria fing an zu lachen, ein schönes Lachen. Währenddessen flackerte ihr weißes, helles Licht. Heute würde ich es als Aura bezeichnen, aber zu diesem Zeitpunkt hat mich nicht interessiert, wie es hieß.
Danach hatte ich irgendwie das Gefühl, dass weder Ria gelogen, noch ich es mir eingebildet hatte.
Jedoch war ich Realist. Mein Kopf schrie, dass es zu unrealistisch war, als dass es der Wahrheit entsprechen konnte. Doch mein Herz... Ich kann einfach nicht beschreiben, was in dieser Zeit in mir vorging.
Dieser Moment, als ich michauf einen großen, kalten Stein gesetzt hatte, Ria mir zusah und es mir danach gleich tat; Als wir still dort saßen, kein Wort sprachen, die Bäume rascheln hörten und der Eule beim singen lauschten; Als Rias Licht ein wenig dunkler wurde und ich so vereinzelnd Sterne und den Mond erblicken konnte... Es war wunderschön. Für diesen einen Moment hatte ich alles vollkommen vergessen. Ich versuchte alles in mich aufzusaugen, sodass ich nichts - kein winziges Detail- vergessen konnte. Auch wenn es kalt zu sein schien - in diesem Moment fühlte ich mich so frei, sodass ich die Kälte einfach vergaß. Es hatte sich einfach so gut angefühlt, so richtig. So etwas hatte ich noch nie vorher gesehen; noch nie gefühlt.
Und ganz tief in mir drin, hatte ich mich bereits entschieden, ob ich Ria meinen Glauben schenken würde.
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