[3.1] Mark's Spiel
Nachdem Mark Nicole in eine kleine Bar am Stadtrand geführt hatte, beobachtete diese den Detective dabei, wie er sich mit ihren Getränken zu dem Tisch zurückkämpfte, an dessen Nicole beinah sehnsüchtig wartete. Unauffällig massierte die Pflegerin ihre Hände unter der Tischplatte und lächelte aufrichtig, als Mark sich vor ihr auf die alte Bank fallen ließ. Seine blauen Augen funkelten neugierig und charmant formten sich seine vollen Lippen zu einem Lächeln.
„Ich hätte nicht gedacht, dass so viele auf dieselbe Idee kommen würden.", Mark sah über seine Schulter hinweg und deutete auf die anderen Gäste der kleinen Bar. Nicole kannte den Laden ebenfalls, zwar nur vom vorbei gehen, doch so voll hatte sie den Schuppen wirklich noch nie gesehen.
„Die Gegend hier ist wirklich nicht sonderlich bekannt für ihre zahlreichen Hotspots, da muss man das nehmen, was man kriegen kann." Nicole fasste an das kühle Getränk, was ihr Mark freundlicherweise ausgegeben hatte.
„Ein Vorteil hat die Gegend dennoch, ich habe eine nette und dazu attraktive Frau kennengelernt.", zwinkerte Mark und nahm ebenfalls ein Schluck von seinem Bier. Nicole seufzte laut und spürte, wie ihre Wangen anfingen zu glühen. Es war so lange her gewesen, dass sie Komplimente bekam, dass es ihr beinah unangenehm war. Doch Mark Hoffman hatte diese Ausstrahlung. Der ruhige Blick mit diesen stechenden blauen Augen, in denen Nicole öfters schon versank. Zu gerne hätte sie gewusst, was in dem Kopf ihres Gegenübers vor sich ging, doch Mark war anders, er war kein offenes Buch, was einfach zu lesen war. Er war auf seine Art verschwiegen, obwohl er dennoch sehr gesprächig zu sein schien, ja das hörte sich so komisch an, wie es eben auch der Fall war.
Während Nicole nachdachte, bildeten sich Denkfalten auf ihrer Stirn und neugierig zog Mark die Augenbrauen hoch und lehnte entspannt seine Ellbogen auf den Tisch. Als die Pflegerin den Blick ihres Gegenübers bemerkte, schreckte sie leicht zusammen und fing im nächsten Moment an zu kichern.
„Es tut mir leid. Ich habe es schon wieder getan." Nicole vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und strich sich über dieses, bevor sie erneut zu Mark sah.
„Immer wenn ich zu viel nachdenke, fang ich an die Leute anzustarren.", grinste diese und nahm einen großen Schluck ihres Getränks.
„Woran denken sie denn?", fragte Mark vorsichtig, dennoch direkt. Kurz überlegte Nicole, bis sie ebenfalls eine bequemere Haltung annahm und ihre Arme verschränkte.
„Heute war ein anstrengender Tag gewesen und irgendwie gehört es zu meinem Job, dass ich mir alles mehrmals durch den Kopf gehen lassen muss.", log Nicole und das für ihre Verhältnisse erstaunlich gut. Sie konnte dem Mann vor sich ja auch schlecht sagen, dass sie über ihn gegrübelt hatte. Wer weiß, was er dann von ihr denken würde.
Mark wusste natürlich, was Nicole beruflich machte, immerhin hatte er ihre Unterlagen mehrmals überprüft, bevor er diese persönlich seinem Mentor überreicht hatte. Doch er durfte nicht auffallen, weshalb er fragend seine Stirn in Falten warf und sich zurücklehnte.
„Was machen sie, wenn ich fragen darf?" Nicole schmunzelte, als Mark sie direkt darauf ansprach.
„Ich arbeite bei Med-Force, kennen sie das?"
„Ja, die Patientenpflege. Das neue Konzept des Nachfolgers ist, nennen wir es mal, speziell.", Mark lächelte, während er gespannt der jungen Frau zuhörte.
„Sagen wir so, es hat seine Vor- und Nachteile. Es kann sehr anstrengend werden, eine ganze Zeit an einem Patienten gebunden zu sein, aber auch schön. Man hat auf Dauer ein ganz anderes Verhältnis zueinander, bei dem einen kommt dies schneller, bei dem anderen dauert es länger und dennoch waren alle bis jetzt froh, dass sie jemanden hatten, der bei ihnen war, in dieser letzten Phase des Lebens."
„Hmm... das glaub ich ihnen und ich persönlich ziehe meinen Hut vor ihrer Arbeit.", Nicole kicherte und langsam fing auch sie an, sich zu entspannen.
„Was machen sie denn? Oder noch besser, lassen sie mich raten.", forderte sie Mark auf und hob dabei ihren Finger in die Höhe.
„Na gut, schießen sie los.", lächelte ihr gegenüber und wartete gespannt.
„Der schicke Anzug.", dabei deutete Nicole auf Marks dunkelblauen Anzug. „Die Krawatte, die Art wie sie reden." „Wie rede ich denn?", unterbrach Mark Nicole und aufgeregt zuckten seine Augenlider. Dabei lächelte die Pflegerin und schärfte ihren Blick. „Und dennoch haben sie diesen Ausdruck im Gesicht, dieses kalte. Weshalb ich glaube, dass sie gut darin sind, die Wahrheit zu verstecken. Sie sind ein Anwalt.", kicherte Nicole und kurz hatte Mark die Luft bei Nicoles Theorie angehalten. Sie war gut, beinah schon zu gut, weshalb wieder Zweifel in dem Detective aufkamen, diese er sich jedoch nicht anmerken lassen durfte.
„Nein!", antwortete er kühl, ging sich mit der Hand unter seinem Sakko und griff auffällig in die Innenseite seiner Brusttasche. Dabei konnte Nicole, wenn auch nur flüchtig, einen Blick auf seinen Waffengurt werfen und im nächsten Moment schob er ihr schon seinen Dienstausweis über den Tisch.
„Detective? Verdammt, da wäre ich erst an dritter Stelle drauf gekommen.", lachte die Blonde und gab Mark den Ausweis zurück.
„Ist das jetzt gut oder schlecht?", grinste Mark. „Es kommt drauf an. Ich finde das der Vertreter ebenfalls passt! Also sie könnten mir bestimmt einen Staubsauger verkaufen.", antwortete Nicole frech und ernst sah Mark diese an, bis auch er anfangen musste zu lachen.
„Verzeih mir!", entschuldigte Nicole sich kichernd bei dem Detective.
„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt!", fügte Hoffman mit einem ruhigen Lächeln hinzu und einen Moment lang sahen sich beide schweigend an. Nicoles blauen Augen funkelten begeistert und für einen, wenn auch nur kleinen Augenblick, hatte Mark das Gefühl, die pure Unschuld vor sich sitzen zu haben. Sein Gefühl sagte ihm bereits, dass es alles nur ein großer Zufall war, dass ausgerechnet Nicole auf John Kramer angesetzt worden war. Und auch wenn sein Lehrer nicht an Zufälle glaubte, konnte Mark keine bösen Absichten in der blonden Frau vor sich erkennen. Oder wollte er dies nur so sehen, weil er es insgeheim einfach nur hoffte?
Das Klingeln seines Handys holte ihn aus den Gedanken und mit ruhigen Fingern öffnete Hoffman die Klappe des Handys. Er ließ sich nichts anmerken, doch als er die Nummer seines Kollegen sah, wusste er direkt, um was es gehen musste. Neugierig musterte Nicole den Detective und als er ihr zu verstehen gab, dass er den Anruf annehmen musste, schenkte die Pflegerin den umliegenden Gästen ihre Aufmerksamkeit. Jedoch hörte sie genau hin, was der Detective mit der Person am Telefon zu besprechen hatte.
„Hoffman!", meldete dieser sich kühl am Handy, dabei dachte der Detective nicht einmal daran, von Nicole wegzusehen.
„Eric Matthews ist beauftragt worden, sich um die Jigsaw Morde zu kümmern. Am besten verschaffen sie sich einfach selbst ein Bild.", informierte sein Kollege Mark und zähneknirschend murrte er ein neutrales „Okay!" Ins Telefon, bevor er das nun endgültig leere Handy zuklappte. Matthews, das korrupte Arschloch, wurde viel zu schnell in die Ermittlungen aufgenommen. Mark hatte gehofft, noch etwas mehr Zeit zu haben, doch jetzt mussten er und John die nächsten Spiele schneller zu Ende bringen, als ihm lieb gewesen wäre. Kurz versank Hoffman in seinen Gedanken und setzte seine typische ernste Miene auf, bis er den fragenden Blick der jungen Frau bemerkte, die ihn neugierig ansah.
„Keine guten Nachrichten?", fragte Nicole und lächelte aufrichtig, als sie den ernsten Blick des Detective erkannte.
„Es tut mir leid, die Arbeit ruft." „Das macht nichts, um ehrlich zu sein, bin ich froh, wenn ich gleich in meinem Bett liege.", Hoffman schnaufte amüsiert auf.
„Was nicht heißen soll, dass ich den Werdegang des Abends nicht genossen habe!", rechtfertigte Nicole sich direkt, als sie überhaupt begriffen hatte, wie sich das Ganze für Mark angehört haben musste.
„Keine Sorge, Schlaf wird bei mir schon lange überbewertet." Hoffman hielt Nicole seine Hand entgegen und zog sie sanft von der Bank auf. Vor der kleinen Bar half er ihr selbstverständlich in die Jacke und gemeinsam liefen sie die dunkle Straße entlang.
„Ich bringe sie noch nach Hause.", bot Hoffman sich Nicole direkt an und mit erhitzten Wangen sah sie über ihre Schulter zu dem breitgebauten Mann auf.
„Ach das ist doch nicht nötig."
„Dies ist keine Gegend für eine Frau, schon gar nicht abends alleine!", rechtfertigte Mark sich und schmunzelnd nahm Nicole die kleine Geste an. Irgendwie war er ja wirklich süß, so anders als die Männer, die sie bisher immer kennengelernt hatte. Was dachte sie da? Sie kannte ihn doch gar nicht! Trotzdem, er war ihr sympathisch und gerne würde sie ihn besser kennenlernen. Ahnte ja nicht, dass er ganz andere Absichten anstrebte. Doch auch Mark wusste noch nicht, dass die unscheinbare Frau ihm ab heute nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen sollte. Dies bestätigte sich, als er gemeinsam mit Nicole vor einem großen Wohnblock zu stehen kam und sie hinauf deutete.
„Da ist meine Wohnungstür. Danke Mark, du hast es geschafft, mich mal einen Abend abzulenken.", lieb lächelte Nicole den Detective an, der seit dem Anruf ein wenig abwesend wirkte und hatte ihm so unbemerkt das Du angeboten. Anschließend nahm die Pflegerin all ihren Mut zusammen und gab Mark einen kleinen flüchtigen Wangenkuss. Augenblicklich holte die Geste Mark aus seinen ernsten Gedanken und verwundert sah er Nicole nach, die entschlossen auf ihre Haustür zuging. Sich ein letztes Mal zu dem Detective umdrehte und nett winkte, als sie auch schon mit hochrotem Gesicht die Tür hinter sich schloss. Wie in Trance stand Mark noch einen Moment da, als er sich ebenfalls mit einem Lächeln in die Nacht verabschiedete und sich auf dem Weg zum Revier machte.
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