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* Das Regal im Keller *

Yumi hasste den Keller.

Das Einzige, was Yumi mehr hasste, als den Keller, war der Name Yumi.

Und eigentlich alles, was mit der asiatischen Kultur zu tun hatte. Was vielleicht sehr verständlich ist, wenn man bedenkt, dass ihre Eltern die größten (und ihrem eigenen Befund nach auch die peinlichsten) Japan-Verehrer der Stadt waren. Sie fand, dass es tausend schönere und spannendere Kulturen auf der Welt gegeben hatte, nach deren Vertreter sie tausendmal lieber benannt worden wäre. Schlimmer wurde das alles noch dadurch das Yumi so viel wie "Schöner Abend" bedeutete. Aus irgendeinem Grund meinte ihre Familie (besonders ihre Tanten, Onkels und Großeltern, die den Asia-Tick ihrer Eltern für eine äußerst praktikable Vorlage von spöttisch angehauchten Insider-Witzen hielten), daraus eine auf alle Tageszeiten übertragbare Begrüßung machen zu müssen. Wann immer sie sich zu Kaffee und Kuchen trafen, wurde sich nur noch mit "Yumi, yumi, yumi!" begrüßt.

Deshalb half es auch nichts, dass alle ihre Klassenkameradinnen sie um diesen Namen beneideten und sich aus lila-glitzernden Zeitschriften ihre japanischen Lieblingsvornamen herausschrieben, um sich selbst dann umzubenennen in so schreckenhafte gemüselastige Wortkombinationen wie "Sakura Yua Akagi" oder "Aoi Yuna Mei".

Bei Yumi im Zimmer stapelten sich Türme aus Zeitschriften über Afrika, Osteuropa, Südamerika, die Inuit und die Geschichte der Indianer. Es waren so viele, dass sie sich daraus ein Versteck hatte bauen können. Wann immer sie ihre Ruhe wollte, zog sie sich hinter ihre Zeitschriften zurück und blätterte in einer von ihnen.

Am meisten liebte sie dabei aber die Magazine über den alten Orient. Sie wusste alles über ausgestorbene Völker und welche Vorstellungen sie von der Welt hatten und wie sie gelebt hatten. Und wenn sie jemanden kennenlernte, der nichts über sie oder ihre Eltern wusste, dann behauptete sie, Yumi sei in Wirklichkeit eine Abkürzung von Yumara, was ihrer Erklärung nach mächtige Kämpferin in der Sprache der Altägypter bedeutete. Das stimmte zwar nicht ganz, aber Yumi war in jenem Alter, wo man noch der Überzeugung ist, man könne sich einfach seine eigene Wirklichkeit zusammenbauen.*

Der Grund, weshalb sie sich ein Versteck bauen musste, war der, dass sie mit ihren Eltern und ihren Brüdern in einer engen Zwei-Zimmer-Stadtwohnung lebte und niemand von ihnen sein eigenes Zimmer hatte. Wenn einer ihrer Brüder versuchte, sich mit ihren Eltern über diese Tatsache zu streiten, dann rechnete Yumis Vater ihm meistens vor, auf wie vielen Quadratmetern eine durchschnittliche japanische Familie klarkommen musste. Und ihre Mutter meinte dann in einem beschwichtigen Tonfall, dass es sie alle miteinander doch viel enger verbinden würde und dass es Unding sei, in wie vielen Familien nun schon die Kleinkinder jeder in seinem Zimmer vor dem Smartphone hocke, ohne dass man miteinander redete. Und wenn "verbinden" eine Menge Streit und Wutanfälle miteinschloss, dann hatte sie damit wohl auch nicht ganz unrecht.

Yumi, die diese Diskussion längst aufgegeben hatte, seufzte dann meist leise und wünschte sich, sie könnte im alten Phönizien (fragt mich nicht, wo das ist) im Meer baden oder bei ein paar griechischen Wettrennen zusehen oder mit den Beduinen von Kedar durch die Wüste ziehen.


Das wünschte sie sich auch jetzt, als sie vorsichtig die Stufen der steinernen und - wie immer im Winter - glitschigen Treppe hinunterstieg.

Der Geruch begann schon, ihr in die Nase zu steigen.

Es war immer der selbe Geruch. Immer. Sie konnte weder sagen, woher er kam, noch, wonach genau es dort roch. Aber er jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Sie konnte diesen Geruch nicht ausstehen. Er brachte ihren Körper zum Kribbeln. Doch egal, wie oft sie das ihren Eltern erklärte, sie behaupteten nur, sie würde sich den Geruch einbilden. Trotz ihrer Fehler hatte Yumi ihre Eltern insgesamt eigentlich ganz gern, und es waren zwar seltsame, aber stets nette Menschen. Doch in dieser Hinsicht ließen die beiden keine Gnade walten.

"Du gehst jetzt die Marmelade holen, Yumi! Keine Widerrede! Du kannst dich nicht dein Leben lang vor Kellern fürchten!"

"Ich fürchte mich nicht vor Kellern", versuchte das Mädchen zu erklären - zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und mit, wie sie fand, unendlicher Geduld. "Es ist nur genau dieser eine Keller. Und ich hab auch keine Angst. Ich... ich kann ihn nur nicht ausstehen!"

"Aber warum denn?", fragte ihre Mutter, fast schon verzweifelt. "Was ist denn so schlimm an diesem Keller?"

Yumi kniff die Lippen zusammen und starrte auf den Boden. Das war genau der Punkt in der Diskussion, an dem sie jedes Mal wieder verlor. Denn sie hatte keine Ahnung, wie sie das ihren Eltern erklären sollte. Sie konnte es schließlich nicht einmal sich selbst erklären.

"Ich weiß, was du meinst!", sprang ihr Vater ein, wohl in dem Versuch, ihr sowohl zu helfen, als auch sie zu beschwichtigen. "Ich kenne das von meiner Arbeit. Da gehe ich auch nicht gerne hin. Du steigst wahrscheinlich einfach nicht gerne Treppen! Aber weißt du, bei solchen Sachen ist es am Besten, man bringt sie einfach schnell hinter sich. Aller Andere hilft nichts."

"Es würde helfen, wenn ich nicht gehen müsste", sagte Yumi, so geduldig sie  konnte.

Ihre Mutter setzte ihre pseudo-strenge Miene auf.

"Hopp, los jetzt! Wenn du nicht gleich gehst, hast du Zimmerarrest!"

"Als ob ich überhaupt ein Zimmer hätte", murmelte Yumi. Aber noch bevor ihre Eltern so tun könnten, als hätten sie nix gehört, war sie schon losgezogen. Es blieb ihr ja sowieso mal wieder nix anderes übrig.

Zwischen ihrer Wohnung und dem Keller lagen genau fünf Stockwerke. Wäre es nach ihr gegangen, hätten es ruhig noch ein paar mehr sein können. Zumindest so lange der Aufzug funktionierte. Yumi hoffte auf dem Weg nach unten, dass er - nur dieses eine Mal! - stecken bleiben würde. Dann müsste sie nicht hinunter und ihren Eltern würde es leid tun, dass sie sie geschickt hatten.

Aber er war natürlich nicht stecken geblieben. Und so war sie - so langsam wie möglich - um die Kurve herum gegangen, bis zu besagter glitschiger Treppe, auf der sie jetzt hinunter stieg.


Yumi rümpfte die Nase.

Eine Weile lang hatte sie geglaubt, sie würde sich diesen Geruch nur einbilden. Bis ihr Sam verraten hatte, dass er es auch riechen konnte.

Sam hieß eigentlich Isamu und war Yumis fünf Minuten älterer Zwillingsbruder. Allerdings verbrachte er fast seine ganze freie Zeit mit ihrem jüngeren Bruder Tabio. Sie brüllten und lärmten und tobten zusammen, jagten sich um den Block und spielten gemeinsam Fußball gegen die Bande aus dem Nachbarhaus - sodass alle sagten, eigentlich seien die Beiden mehr Zwillinge, als Yumi und Sam.

Aber kaum jemand wusste, dass die beiden, sobald es dunkel wurde, immer unter die Bettdecke krochen und mit dem Lichtstrahl der Taschenlampe Comics über Zeitreisende im alten Ägypten durchstreiften. Und dann flüsterten sie über alles, was sie sonst nie jemandem erzählen würden.

 "Da unten riecht es wirklich komisch", hatte Sam geflüstert. "Und wenn man ihn betritt, dann fühlt es sich an wie... wie als würde man die alten Pyramiden betreten oder so."

"Du magst ihn also auch nicht?" Yumi hatte sich aufgeregt in seine Richtung gedreht. Sam hatte die Augen zusammengekniffen. "Hey! Du leuchtest mir ins Gesicht!"

"Tschuldige. Aber warum sagst du nie was, wenn Mama dich runter schickt?"

Ihr Bruder hatte mit den Achseln gezuckt. "Desto weniger man einen Aufstand macht, desto seltener schicken sie einen runter. Außerdem stört mich der Keller nicht. Ich finde nur auch, dass es komisch riecht."
"Aber du merkst auch, dass da unten irgendwas ist?"

"Ja, ich glaub, ich weiß, was du meinst. Vielleicht ist es eine echte Zeitmaschine oder so..."

"Ich glaube nicht", hatte Yumi nachdenklich gemurmelt. Aber sie war ziemlich erleichtert gewesen, dass sie nicht die einzige war, die etwas bemerkt hatte...


Diesmal hatte sie aus irgendeinem Grund ein besonders übles Gefühl, als sie ihre Hand nach der Türklinke ausstreckte. Es war schon so dunkel hier unten, dass ihre Finger dabei im Schatten verschwanden. In den Ecken, das wusste sie, wimmelte es nur so von Spinnweben. Doch Yumi gehörte nicht zu den Mädchen, denen Spinnen und Dunkelheit etwas ausmachen. Normalerweise zumindest. Im Moment wünschte sie sich, sie könnte irgendein Licht anmachen. Woher kam nur dieses seltsame Gefühl? Dieses Gefühl, dass irgendwas passieren würde, sobald sie die Tür öffnete...

Sie wünschte sich, sie hätte ihre Taschenlampe mitgenommen. Aber die lag sechs Stockwerke weiter oben in ihrem Zimmer.

Einen Moment lang bildete sie sich ein, sie hätte hinter ihr ein Geräusch gehört. Sie fuhr herum.

"Reiß dich zusammen", murmelte sie, hauptsächlich, um ihre eigene Stimme zu hören. "Bring es einfach hinter dich."

Sie drückte die Klinke nach unten und zog mit aller Kraft an der schweren Tür....




* Wann dieses Alter beginnt und endet, wurde noch nicht ausreichend entwicklungspsychologisch erforscht, ich weiß nur, dass ich es in mancher Hinsicht immer noch nicht ganz verlassen habe. Man nennt es auch "Pippi-Langstrumpf-Syndrom."**

** Bei obigem Fakt und allen zugehörigen Erörterungen handelt es sich um Unsinn

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