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Nachtfähre

"Cabin 10228" auf Deck 10 war schnell gefunden. Und es glich einem eingespielten Ritualablauf, wie mein Sohn Lukas und ich die Innenkabine in Beschlag nahmen.

Die Taschen hineintragen, kurz die Waschutensilien in der kleinen Nasszelle platzieren.

Mehr bedurfte es nicht, denn wir waren erschöpft. Erschöpft vom Tag, den kaum zählbaren Fußschritten und der sommerlichen Hitze mit der London uns heute verwöhnt hatte.

Wir? Ja. Wir sind eine vierköpfige, klassische Familie aus Deutschland mit der Ideal- Kombination: Mama, Papa, Tochter und Sohn.

Was waren das für unglaublich schöne Eindrücke und Erlebnisse. Doch die Urlaubswoche mit der Reisegruppe ging absehbar zu Ende.

Cornwall war unser Familienziel in diesem Sommer- nicht nur faulenzen, einfach etwas gemeinsam erleben von der Welt. Wann hat man schon die Gelegenheit, Stonehenge zu sehen, von Lands End auf den Atlantik zu schauen, an den Römerbädern in Bath die Vergangenheit nachgestaltet zu sehen oder in Glastonbury das Grab von König Artus zu bestaunen. Und nach diesen- und vielen anderen- schönen Erlebnissen auf der Reise war heute nun London unser Tagesziel. Zum Abschluss der Rundreise.

Von einem riesenhaft wirkenden Bus- Parkhaus nahe dem Tower wurde uns die Chance gegeben, wie Bienen auf ein Blütenfeld in alle Richtungen auszuströmen. Nachdem wir nahe Big Ben aus der U- Bahn kamen, war dies der Beginn unserer klassischen Tour für Touristen: London- Eye und diverse dort angelegte Shows hatten wir zuerst besucht. Dann waren wir am Ufer der Themse entlang bis zur Tower Bridge flaniert und hatten den Tower als letztes Ziel der zeitlich begrenzten Runde besucht.

Zeit- Management ist bei Busreisen zwingend. Immer hat man die Abreisezeit über sich wie eine rote Leuchteinblendung in der Gedankenwolke abgebildet. Mag ja der Bus noch einige Minuten Aufschub bei der Abfahrt geben- die Fähre in Harwich wartet jedoch nicht auf eine vierköpfige Familie.

Es war unser erster London- und auch England- Besuch. Und obwohl wir viel gesehen hatten, waren wir auch heute voll Tatendrang. "London- Fieber"- so hatte es meine Tochter Jessica genannt.

Hier - endlich auf der Fähre und in der Kabine- war es die Erschöpfung vom Tag. Ein Tribut, welchen wir jedoch für heute gern bereit waren zu zahlen.

Wortlos hatte sich mein Sohn Lukas in das obere Bett der Kabine hinauf gezogen und war dort mit langem Seufzen der Erschöpfung ausgestreckt auf dem Bauch liegen geblieben.

Zur leichten Zerstreuung hatte ich uns den kleinen Fernseher angeschaltet, jedoch nur den Sender mit den Bordkameras gewählt. LKW um LKW suchte dort auf dem Bildschirm den Weg in den Körper der Fähre, bis wahllos das Bild auf eine andere Kamera umsprang. Die Bugaussicht - unspektakulär und dennoch fesselnd- wurde nun geboten.

"Wollen wir noch einmal eine Runde durch das Schiff gehen?", fragte ich.
"Ja.  Gerne. Aber wir müssen noch auf die Mädchen warten.", Lukas zeigte mit dem Daumen der Hand in die Richtung, wo die Kabine unserer Damen war. Nach nebenan.

Natürlich hatte Lukas damit Recht. Eines hatte uns der Urlaub auch aufgezeigt- unsere 'Mädchen' benötigen viel Zeit. Während meine Frau Kathleen sicherlich Sachen sortierte,  musste es meiner 16 Jahre jungen Tochter Jessica sehr langweilig sein. Denn sowohl Kathleen als auch ich hatten die Kinder auf englischer Seite- dort draußen vor dem Zollhaus- eingeschworen, die Handys an Bord auszuschalten. Hier an Bord ist halt alles kostenintensiv. Besonders die mobile Welt. So hatten sie sich alle gefügt,  in der Gewissheit,  morgen früh nach der Ankunft in Hoek van Holland der Welt bedeutsamen Unwichtigkeiten mitteilen zu können.

So warteten wir Jungen.  Wir lagen auf den Betten und betrachteten erschöpft und willenlos den kleinen Bildschirm.


Der ganze Schiffkörper schien von einem Surren und Brummen erfüllt zu sein.

"War ein toller Tag heute, was?", fragte ich.
"Ja.", gab Lukas müde zurück.
"Was hat dir denn am besten gefallen?"
"Dieses 'London Eye'. Und dieses Segelschiff."
"Die 'Golden Hind? Von Sir Francis Drake?"
"Ja. Und der Tower war cool."

'Cool?', dachte ich. Dann war es wohl für meinen elfjährigen Sohn ein tolles Highlight.

"Schade, dass keine Zeit mehr für den Kreuzer und die Tower Bridge war."
"Die 'Belfast'? Ja, den Kreuzer hätte ich mir auch gerne noch angesehen."
"Und nur, weil die Mädchen am Anfang so gebummelt haben."

Naja, dies war relativ, wie ich fand. Eigentlich wollten wir zusammen bleiben, dies war das Wichtigste in dieser fremden Stadt. Das heißt aber auch, hier und da einmal zu warten. Dies ist uns insgesamt doch gut gelungen.

"Wann können wir etwas essen gehen?"
Kindermund tut Wahrheit kund.  Auch ich gestand mir Hunger ein. "Erst Zweiundzwanzig Uhr,  oder kurz danach. Die Gaststätte an Bord wartet, bis die Fähre ablegt."
"Hmm."

Minuten der Ruhe folgten.
Müde starrten wir auf den kleinen Fernseher.

Kurz vor dem Ablegen der Nachtfähre wollten wir dann nicht mehr auf die Mädchen warten. Wir klopften an der Nachbarkabine. Kathleen, meine Frau,  war erstaunlicher Weise bereit, sofort mit uns die Kabine zu verlassen. Nur unsere Tochter hatte sich in der Nasszelle eingeschlossen. Jessica war entschlossen, einen wirkungsvollen Auftritt an Bord zu geben. Das Prüfen der Schönheit und ein wartender Rest der Familie mit Wünschen kann da schon einmal in Kollision geraten.

Kurz darauf flanieren wir dann gemeinsam -als Familie- über das Deck der Stena Hollandia- vorbei an Wechselstuben, Geschäften,  Spielhöllen für Groß und Klein - hin zu einem kleinen zugänglichen Aussendeck- Bereich. 

Auch einige andere Leute unserer Reisegruppe waren hier, um das auslaufende Schiff zu beobachten. Frohe Erwartungen auch jetzt noch, nach einem ereignisreichen Tag.

London- diese Stadt einmal zu sehen,  war schon immer irgendwie mein Wunsch.  Nun habe ich mir diesen Wunsch erfüllt- auch für meine Frau und die Kinder habe ich diesen Traum mit erfüllen können. Und ich hoffe, Sie bewahren sich alle diese Eindrücke der Stadt und der Reise.

Das stetige Brummen und Surren im Schiffskörper erhob nun seine Stimme noch lauter und grollender. Das Zeichen für das beginnende Ablegen.  Wellen stiebten am Schiffsrumpf auf.  Starke Motoren brachten fast andächtig Raum zwischen dem Liegeplatz am Kai und das Schiff.  Eine beeindruckte Kraft wirkte hierbei fast mühelos.

Viele neugierige Menschen waren nun auf den Sicht- Plattformen des Aussendeckes.

Mir fiel eine Dame auf,  die in Begleitung eines kleinen Mädchen war. Sie wirkte ernst- lächelte nur, wenn ihr das kleine Mädchen in englischer Sprache aufgeregt über Geschehnisse berichtete und dann aufgeregt vor der Dame hin und her lief, um noch mehr zu sehen. Die Dame redete dann zu dem Kind,  blieb jedoch auf einer Sitzbank verharren.

Obwohl ich zuerst annahm,  dass die Frau einer drohenden Seekrankheit durch sitzen vorbeugen wollte,  so wurde ich kurz darauf Zeuge, wie die Dame aufstand und dann mit dem kleinen Mädchen näher zu der Reling ging.

Doch es war eher ein humpeln,  als ein gehen.

Ein Bein- das rechte Bein- schien steif zu sein. Jedoch überspielte die Dame dies mit einer Selbstverständlichkeit. Die Dame gab dem Mädchen, wohl die Enkeltochter der Frau, einige spaßige Beschreibungen über das Auslaufen der Fähre- in kindlich englischer Sprache.

Und noch etwas anderes an der Dame war ungewöhnlich, oder besser gesagt, außergewöhnlich.
Es war nicht das dicke, dunkle Haar mit den kleinen grauen Strähnen.  Es war auch nicht der Eindruck von sonnengekerbter Haut und diese Ernsthaftigkeit im Angesicht  und im Blick.
Das "Außergewöhnliche" war der Anhänger der Kette- ihrer Halskette.

Bevorzugen es Frauen ihres Alters- ich vermutete gut 55, vielleicht 60 Lebensjahre- eine nette Brosche oder eine Gemme mit Bildnissen ihrer Lieben,  vielleicht sogar mit Mut etwas anderes auffälliges zu tragen,  so war die Kette der Dame ein eher unübliches Accessoires.

Der Anhänger war das Projektil einer Patrone. 

Dieses Projektil war zwar hübsch eingefasst,  wie viele andere Anhänger auch, jedoch hatte dieses Messing- Projektil einen Hauch von Echtheit an sich.
Eine gefährliche Echtheit.
Eine tödliche Echtheit.
Bedrohlich und fasziniert.

Jeder, der Soldat war oder mit Waffen im Leben Bezug haben konnte, hätte- wie ich- die Echtheit des Projektiles vermutet. Der Anhänger hatte eine seltsame magische Aura,  die meinen Blick fesselte.

Ich erschrak.

Die Dame hatte meinen forschenden,  prüfenden Blick auf den Anhänger wahrgenommen! Mein fixierter Blick darauf konnte nicht von ihr übersehen werden.  Schnell blickte ich auf eine andere Stelle, dann zu meiner Tochter neben mir.

Wie ungeschickt. Beiläufig zog ich meinen Sohn Lukas näher an mich- fast so, als benötige ich ein Alibi vor dem Blick dieser fremden Dame mit dem steifen Bein und den seltsamen Anhänger an der Kette.

Nun war ich es, der Aufmerksamkeit auf sich sah, denn die Dame blickte auf mich. Fragend, ein wenig ohne Verständnis. 

Doch nun- ungeachtet dessen- stellte ich mich fest ihrem Blick auf mich. Und ungeachtet ihres Blickes sah ich erneut zu dem seltsamen Anhänger an der Halskette.

Die Dame fasste danach,  als müsste sie diesen Anhänger vor mir und der Welt verbergen.
Und ihr fester Blick- fast argwöhnisch fragend- traf mich nun erneut.

Zweimal solch eine Ungebührlichkeit zu zeigen und auch noch ertappt zu werden,  beschämte mich nun erneut.
Ich drängte meine Familie,  das Aussendeck doch noch mehr zu erforschen. Mir gelang dies. Wir flanierten weiter, kamen an einem vergitterten Bolzplatz vorbei und beobachteten LKW- Fahrer,  die eine eigene Raucherecke hatten. Dann schluckte uns der Innenraum des Schiffes wieder.

Was noch sehr stark war, war ein Hunger- Gefühl.  Und dies hatten wir alle. Zielstrebig gingen wir über das Deck zu dem Buffet- Restaurant im Vorschiff. Nun herrschte auch hier rege Betriebsamkeit.  Ein sicheres Zeichen dafür,  daß es  nun geöffnet haben musste.

Endlich einen Kaffee! - sagte mir mein Hirn. Pommes und Schnitzel!- schien es mir sodann auch noch zu sagen. Auch die Kinder hatten ihre Wünsche.  Kathleen und ich stellten zwei Tabletts zusammen mit all den leckeren Sachen,  die jetzt unbedingt sein mussten.

Die beiden Kinder hatten schon einen Tisch ausgewählt und blickten dem Zug des Essens entgegen,  der mit Kathleen und mir nun nahte.
Genussvoll verschlangen wir jeder unser Mahl,  blickten einander müde, satt und zufrieden an. Wohlwollend wurde genussvoll eine Geräuschkulisse der Zufriedenheit am Tisch produziert und in den Raum entlassen- jedoch kaum für die anderen Gäste und Passagiere hörbar.

Nur mit dem Essen befasst,  entging mir, das zwei Tische weiter die Dame mit ihrer Enkeltochter Platz genommen hatte. Erst als ich nach einem weiteren Kaffee zum Buffet ging und an dem Tisch der Frau vorbei kam, da erblickte ich die Frau erneut.  Auch die Dame blickte mich an- so, als müsse man sich vor mir und Meinesgleichen in Acht nehmen. Erneut fühlte ich mich ertappt und mich beschlich das Gefühl,  ich müsse mich für etwas schämen.

Mit meinem Kaffee wählte ich einen neuen Weg- hinter ihrem Rücken zu meinem Tisch hin.

Dann hatten alle irgendwann aufgegessen.  Nur noch Kathleen und ich saßen zufrieden auf der Bank am Tisch. Die Kinder haben sich mit Taschengeld schon davon gestohlen,  wollten shoppen und spielen.

Nun standen die älteren Herrschaften vom Nachbartisch auf. Der Blick war nun wieder frei auf die Dame, welche genussvoll Tee trank.

Ich erzählte Kathleen von den "eigenartigen" Anhänger der Kette,  so dass auch Kathleen aus Neugierde danach sah.

Die Dame gab sich nun nicht so abweisend.

Daher entschied ich mich,  etwas für mich unübliches zu machen,  nachdem mir Kathleen zugeraten hatte- ich stand auf und ging zu der Dame.  Vor ihr am Tisch stehend erklärte ich mich- in meinem etwas dürftigen Touristen- Englisch.  Ich stellte mich kurz vor und zeigte auf die Kette.  Ich fragte die Frau,  ob dies - ich zeigte auf den Anhänger- real, echt sei. Ich sagte, ich habe schon so etwas gesehen- jedoch nie an einer Kette als Anhänger.

Die erste Reaktion war befremdlich. Dann blickte die Frau zu meiner Kathleen, die sich ebenfalls neugierig zeigte.  Die Dame blickte sich um, zeigte jedoch mit einer netten Geste Kathleen als auch mir,  dass wir uns doch zu ihr an den Nachbartisch setzen sollten.

Was die Frau uns dann erzählte, zog uns sofort in einen fesselnden Bann,  der unsere ganze Aufmerksamkeit erhielt.

Die Frau fragte uns, ob sie- Samantha Miller- uns bekannt sein.  Ob wir von ihr im Fernsehen etwas gehört und gesehen haben.

Wir verneinten dies verwundert,  fragten die Frau,  ob sie eine Berühmtheit sei oder eine Reporterin.  Die Frau musste über soviel Unwissenheit lächeln.

"Berühmtheit? Oh nein! Mit Sicherheit nicht- vermute ich. Dennoch gab es eine Zeit,  in der häufig von mir in den Medien berichtet wurde.", erklärte die Dame.

Umständlich fragte ich nach, in welcher Zeit und in welchem Zusammenhang die Medien über sie berichteten.

"Wegen dem Falkland- Krieg! Und danach noch- wegen dem Gerichtsverfahren gegen die englische Regierung und die englische Armee. Doch sicherlich haben sie- als junge Deutsche davon keine Notiz genommen.  Dies war vor langer Zeit,  in der Achtzigern."

Kathleen und ich schüttelten die Köpfe.  Sicher, ich hatte schon vom Falkland- Krieg gehört.  Ich war geschichtlich sehr interessiert,  wusste von der Zerstörung der "Sheffield" und das diese Fregatte durch eine Exocet- Luft- Schiff- Lenkrakete zerstört wurde.  Irgendwie erinnerte ich mich auch noch an ein Seegefecht  und einen Kreuzer "General Belgrano ", oder ähnlich. Der argentinische Kreuzer wurde durch ein Unterseeboot versenkt. Viele Kadetten starben hierbei.  Doch mehr wusste ich nicht mehr dazu zu sagen.

Während Kathleen sichtlich beeindruckt von meinem Wissen schien, blickte mich die Dame lächelnd, höflich- jedoch auch in einer seltsamen Weise- an.

"Wenn Sie beide Zeit für meine Geschichte haben? Ich kann sie ihnen gerne erzählen."

Von Neugierde getrieben willigte Kathleen als Erste ein. Ich habe mich angeschlossen, ebenfalls neugierig.

Die Frau machte es sich bequem und sprach- fast konspirativ- zu uns: "Man nannte mich 'das Mädchen von Boca House'! Und meine Geschichte spielt in den 1980- er Jahren auf den Falklandinseln." , erklärte die Dame.

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