Sündenböcke
Und hier bin ich wieder, mit einem langen Kapitel, das hoffentlich ein bisschen Licht ins Dunkle bringt. ;)
Lest es und sollten noch Fragen außer den am Ende gestellten offen sein, die werden im nächsten Kapitel beantwortet. Sollte euch auffallen, dass irgendwo noch die Logik hinkt, sagt mir in den Kommentaren Bescheid. Vielleicht habe ich dafür schon eine Erklärung parat, die noch in die Story einfließt. Ansonsten helft ihr mir damit, Fehler zu vermeiden.
Vielen Dank, lange ist es nicht mehr...
Liebe Grüße,
Merope
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Die Polizisten waren wie in ihrer Bewegung erstarrt. Fassungslos hatten sie der blonden Agentin aus Boston zugehört. Niemand wusste, wie zu handeln war. Sie durften Regina Mills zwar nicht gehen lassen, das war keine Frage, aber genauso wenig war es ihnen erlaubt, auf die aufsässige Kollegin zu schießen, solange sie nicht von den beiden angegriffen wurden. Emma hatte sich inzwischen hinter Regina gestellt und beide Arme beschützend um ihre Liebste geschlungen.
„Miss Swan, seien Sie vernünftig-", begann ein Mitglied der Einsatztruppe, wurde aber von unerwarteter Seite rüde unterbrochen. Und zwar von hinten.
„Nichts ‚Miss Swan, bla, bla, bla'", spuckte eine rothaarige schwangere Frau heftig aus, die sich unvermittelt ihren Weg an den Cops vorbei bahnte. Sie zerrte einen kleinen schlaksigen Mann am Arm mit sich, der sich zu wehren versuchte, aber nicht gegen die rohe Gewalt ankam.
Emma jedoch beachtete nur den weiblichen Neuankömmling. Irgendetwas an dem schmalen Gesicht mit diesen stechend blauen Augen weckte ein unbestimmtes Gefühl in ihr, diese Frau zu kennen.
„Und bevor Sie mir oder Miss Swan jetzt mit Behinderung der Justiz kommen", sprach die Rothaarige fast schon furienhaft weiter, „muss ich Ihnen sagen: Wir halten Sie davon ab, einen furchtbaren Fehler zu begehen! Ich bestehe darauf, dass der Fall neu aufgerollt wird!"
In Emmas Kopf formte sich ein riesiges Fragezeichen. Was hatte diese Fremde hier zu suchen? Diesbezüglich hatte Emma eine Vermutung, aber sie war sich nicht wirklich sicher. War das etwa...
Auch die Polizisten musterten die Schwangere abschätzig. „Wer sind Sie beide bitte?", erkundigte man sich nach ein paar Momenten der Skepsis.
„Zelena West, die Halbschwester derjenigen, die sie hier so dringend verhaften wollen", stellte sich die Rothaarige genervt vor. Ihr britischer Akzent stach dieses Mal überdeutlich hervor. „Ich habe Beweise dafür, dass dieser Mann hier", sie schüttelte die mitgebrachte Person mit einer Kraft, die überraschte, „der wahre Mörder ist, der hinter den Taten steckt, die Regina schändlicherweise angehängt wurden."
„Das ist nicht möglich", widersprach man ihr.
Das fanden auch Emma und Regina, aber sie blieben still. Wenn das der angekündigte geniale Plan war, dann wollten sie es nicht noch unglaubwürdiger machen.
„Oh doch, es ist nur eine Sache der Betrachtungsweise", fand Zelena. Ein zynisches Lächeln zierte ihre Lippen. „Mr. Gold hier hat sie einer Gehirnwäsche unterzogen, als sie noch zur Schule ging. Wenn Sie die Schulakten durchsehen, wird Ihnen auffallen, dass er vor ungefähr zehn Jahren Direktor war. Und kaum dass er eingesetzt war, brachte Regina ihren Vater um. Was für ein seltsamer Zufall!", höhnte sie. Ein wenig umständlich nahm sie ein eingetütetes Stück Papier aus der Manteltasche. „Hier steht eine Liste von Namen, auf die er Regina konditioniert hat. Sie erinnert sich nicht mehr daran, aber sie weiß, dass es nicht ihr eigener Wille war, als sie diese Leute ermordet hat." Zelena gab Mr. Golds angebliche Notiz an einen der Polizisten. „Alle auf dieser Liste sind bereits tot, also geht von Regina keine Gefahr mehr aus."
Dieser sah sie durch und nickte dann langsam. „Wann soll diese Konditionierung stattgefunden haben?"
„Nie!", warf Mr. Gold aggressiv ein, wurde aber nicht beachtet.
Regina gab ein Keuchen von sich und lenkte somit aller Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatte eine erschrockene Miene aufgesetzt, so als sei ihr gerade etwas wieder eingefallen. „Während meinem letzten Schuljahr war ich eine Woche lang verschwunden!", erzählte sie. „Man hat mich später am Rand von Storybrooke gefunden, ganz in der Nähe von dem Haus, das heute Golds Antiquitätenladen ist. Ich konnte mich an nichts erinnern, was in der Zeit passiert war." Emma sah ihr an, dass sie log, aber überzeugend.
„Und warum sollte...", der Polizist suchte nach dem Namen, „... Mr. Gold so etwas tun?"
„Der Typ hier ist ein Perverser, der sich an Schülerinnen ranmacht!", behauptete Zelena in verachtendem Ton. „Sobald sie sich anfangen zu wehren, versucht er so etwas wie diese Konditionierung. Ich kenne ihn selbst noch von damals, denn vor Storybrooke war er an meiner Schule Lehrer." Das klang unwahrscheinlich, aber wenn sie es beweisen konnte...
„Du hast mich reingelegt", schimpfte Mr. Gold wutentbrannt.
Zelena ließ ihn nicht los, als sie sich mit ihm auf eine Augenhöhe begab und zischte gerade noch für Regina und Emma hörbar: „Ich habe nur was das Geständnis angeht gelogen, mein Lieber. Der Rest war nichts als die Wahrheit."
Alles Blut wich ihm aus dem Gesicht. „Nein...", stammelte er. Seine Beine gaben unter ihm nach und er ging in die Knie.
„So ein Pech", seufzte Zelena theatralisch. „Dass dein Sohn auch so eine Nervensäge war..."
Schockierend für alle war, dass Mr. Gold daraufhin begann, wie ein Irrer auf den Boden einzuschlagen. Es dauerte nur wenige Momente, bis die Cops ihn nach draußen in ein wartendes Polizeiauto verfrachtet hatten.
Regina atmete leise auf und lehnte sich an Emma. Diese hielt sie nur noch fester. „Fast geschafft", murmelte die Blonde.
Einer der verbliebenen Cops hatte wie die anderen auch die Liste in Augenschein genommen und kam nun mit Block und Stift in der Hand zu ihnen herüber. „Miss Mills, da wäre noch eine Sache zu klären."
„Sicher doch", gab sich Regina souverän und drückte Emma leicht von sich weg, nahm aber ihre Hand, da sie sie bei sich wissen wollte.
„Ihr Vater steht nicht auf der Liste", sagte der Polizist. „Heißt das, an diesem Mord tragen Sie die Schuld?"
„Ganz im Gegenteil", überraschte Zelena mit einer schnellen Antwort. „Unsere Mutter, Cora Mills, war damals grausam genug, ihre Drohung wahrzumachen, Reginas Leben zu zerstören, sollte sie nicht exakt das tun, was Mum wollte. Sie entführte Daniel, den ersten Freund meiner Schwester, und tötete ihn."
Regina stand mit weit aufgerissenen Augen da. „Das war Mutter? Wegen ihr ist Daniel verschwunden?"
„Kannst du später heulen?", bat Zelena kaltschnäuzig. Dies brachte ihr einen fassungslosen Blick vom Polizisten ein, der bisher mitgeschrieben hatte. Eine solche Herzlosigkeit hatte er unter Schwestern wohl nicht erwartet. Zelena war das egal, sie redete einfach weiter: „Als Regina nach Daniels Tod anfing schlechte Noten schreiben, hat sie Henry Mills senior ermordet, da er eine enge Verbindung zu ihr hatte, die Cora immer gehasst hat. Unsere Mutter schrieb Tagebuch, dafür müssten Sie nur nochmal in ihr Haus, um den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Ich kann ihnen zeigen, wo sie ihre Tagebücher hat."
Regina ahnte, dass Zelena die Tagebücher, die ihre Thesen nicht untermauerten, verschwinden lassen hatte. Die Sache mit Henry Mills senior war zum Beispiel komplett erlogen.
Zelena erklärte derweil gelangweilt, woher sie von den Tagebüchern wusste: „Vor zwei Jahren war ich einmal kurz in Storybrooke und habe mich ein wenig im Haus umgesehen. Als ich die Bücher gefunden hatte, ging ich sofort wieder. Mit so jemandem wollte ich wirklich nichts zu tun haben."
Kopfschüttelnd über so viel Ignoranz und das Versäumnis, die Polizei zu informieren, fuhr der Cop mit seiner Befragung fort: „Und was ist dann mit ihrer Mutter, Cora Mills, passiert? Sie wurde ermordet aufgefunden. Haben Sie eine Vermutung, wer es gewesen sein könnte? Oder waren Sie es sogar selbst?", fragte er mit einem lauernden Blick in den Augen, denn der Name der Bürgermeisterin stand nicht auf der Liste. Und Zelena stand hier und wusste im Gegensatz zu Regina scheinbar über alles Bescheid. Sie hätte ein Motiv, kein Zweifel. Und im Endeffekt war sie es ja auch gewesen.
Den beiden Schwestern und Emma war der Atem gestockt. Zelena auszuliefern kam nach dieser gewagten, aber bisher erfolgreichen Aktion nicht infrage, aber was sollten sie sonst tun? Doch das Schweigen gereichte wohl zur Antwort.
„Ms West, wir nehmen Sie hiermit in Gewahrsam", sagte der Polizist ruhig. „Sie kennen ihre Rechte?"
Zelena nickte bitter. Das tat sie tatsächlich. Als Serienmörderin musste man informiert sein. Sie konnte jetzt nicht wegrennen, dazu gab es keine Chance.
„Bitte drehen Sie sich um und lassen Sie sich die Handschellen ablegen", wurde sie höflich, aber strikt aufgefordert.
„Ich würde gerne noch alleine mit meiner Schwester sprechen", sagte Zelena, die sich leicht weggedreht hatte, vergebens gegen Tränen anblinzelnd.
„Das ist in Ordnung, wenn Sie mich jetzt machen lassen", erwiderte der Cop und legte ihr mit einem Klicken eine Handschelle um. „Kommen Sie bitte mit nach draußen, wir würden Sie dann am Polizeiwagen festmachen, während Sie sich unterhalten."
Genau so wurde es dann auch gehandhabt. Emma und Regina folgten dem Polizisten und Zelena von schlechtem Gewissen geplagt. Draußen vor der Scheune standen bei einem Mitglied des Einsatztrupps die Frenchs, die wohl eben erst dank des eingeschalteten Blaulichts mitbekommen hatten, dass etwas in ihrem Nebengebäude vonstatten ging.
„Regina?", machte Zelena auf sich aufmerksam. Sie war inzwischen sicher festgemacht worden.
Der Cop führte Emma von den Schwestern weg. Die Blonde warf einen gequälten Blick über die Schulter. Ihr war bewusst, dass Zelena wohl ganz ins Familienschema passte und somit eine Killerin sein musste, doch es tat ihr leid, dass sie nun im Gefängnis landen würde, weil sie ihre Schwester hatte retten wollen.
„Ich wusste, dass der Plan klappt", sagte Zelena mit dünner Stimme, als das Blaulicht über ihr bleiches Gesicht flackerte.
Regina war verblüfft. „Wie?" Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, auf welche Art und Weise man sich da irgendwo hatte sicher sein können. Bisher war ihr alles wie ein Labyrinth aus Variablen erschienen.
„Damit du glaubwürdig bist, wenn die Polizei dich findet, musstest du dich wirklich ändern", erklärte Zelena und lachte erstickt auf. „Und wie anders als durch Liebe? Daniel war damals das, was dich bei Verstand gehalten hat, das hast du mir erzählt. Und ich kannte da jemanden, der etwas für dich empfand." Ein Zwinkern.
„Emma", flüsterte Regina nachdenklich, ehe sie der Schock traf. „Warte... woher kanntest du Emma?" Dann stockte sie. „Woher kannte Emma mich?"
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