Polizeiarbeit
Gefasst klopfte Emma an die Glastür zum Sheriffbüro.
David sah vom Computer auf und winkte sie heran. Als sie näher kam, sah sie, dass er telefonierte. „Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit...?" Er kniff die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Scheinbar war er unterbrochen worden. „Verstehe", sagte er nach einer kurzen Pause. „Auf Wiederhören." Ohne auf eine Antwort zu warten, legte er auf und atmete geschafft durch, ehe er sich an seine Kollegin wandte: „Agent Swan."
„Sheriff...?" Emma stockte. Ihr fiel auf, dass sie David nur bei seinem Vornamen kannte. Peinlich berührt zog sie eine Augenbraue hoch.
„Nolan", half er mit einem leichten Lächeln, das seine Augen erreichte. Er war ihr sofort sympathisch. „David reicht aber."
„Dann bin ich auch nur Emma", gestattete die Blondine ihm freundlich und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, wobei sie versuchte, einen Blick auf die Nummer des Anrufers von eben zu erhaschen.
David war das nicht entgangen. Er seufzte schwer, ehe er herausrückte: „Es ging um Mary Margaret."
Sofort hatte er Emmas volle Aufmerksamkeit. Der Gedanke, dass ihre Vermieterin in Gefahr schwebte, war mehr als beunruhigend. Vor allem, weil die Frau sehr zuvorkommend gewesen war. „Worum ging es genau? Kommt sie in Schutzhaft?", wollte Emma wissen.
Er sah ihr nicht in die Augen, als er antwortete: „Nein. Das ist es ja. Sie kann nicht in Schutzhaft genommen werden, weil das dich eventuell verraten könnte."
„Na und?", entfuhr es Emma voller Empörung. „Ich nehme das in Kauf!"
Der Sheriff schüttelte sachte den Kopf. „Aber deine Arbeitgeber nicht. Miss Mills' Adoptivsohn würde durch das Auffliegen deiner Tarnung gefährdet werden. Und er ist in unmittelbarer Nähe seiner Kidnapperin. Sie sagen, du sollst verhindern, dass etwas mit Mary Margaret passiert."
„Und wie soll ich das anstellen?" Verzweifelt raufte sich Emma die Haare, die sie heute morgen doch tatsächlich noch gelockt hatte, weil sie das davon abhielt, zu viel über ihre Situation nachzudenken.
„Die haben da vollstes Vertrauen in dich", sagte David gedehnt, was deutlich machte, was er von dieser Einstellung hielt. Hastig versuchte er dann, jegliche Art von Missverständnis auszuschließen: „Nichts für ungut, aber das wäre unglaubliches Multitasking."
„Nebenbei gesagt-" Emma brach ab. Sie hatte einlegen wollen, dass Regina Henry niemals etwas antun würde. Doch konnte sie das wissen? Am gestrigen Abend hatte sie ihr – einer losen Bekanntschaft – deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt als ihrem Sohn. Das musste nichts heißen, wenn man bedachte, wie der Abend ausgegangen war. Aber es hielt Emma davon ab, ihren Gedanken laut auszusprechen.
„Ja?" David sah sie fragend an.
Sie räusperte sich und suchte nach etwas, was sie stattdessen sagen konnte. Es dauerte nur einen Moment, da war ihr ein Fakt in den Sinn gekommen, über den David wohl informiert werden sollte. „Re- Äh, Miss Mills' Mutter ist aktuell übrigens Gefangene in ihrem eigenen Haus. Könntest du etwas mehr über das Verhältnis der beiden zueinander herausfinden? Möglicherweise kannst du das auch als Argument nutzen, um Mary Margaret schützen zu dürfen." Sie zwinkerte ihm zu. „Wenn Cora Mills in ebenso großer Gefahr ist, kann man vielleicht eine Aktion einleiten, um sie zu retten. Und dann wäre das Risiko bezüglich Mary Margaret auch hinfällig."
In Davids Augen sah sie einen Funken Hoffnung glimmen. „Das wäre schön", sagte er ermutigt. „Mir fällt da eine ehemalige... Freundin unserer Serienmörderin ein, die wir vernehmen könnten. Ich suche ihre Adresse raus. Deine Nummer wurde mir geschickt."
Beschwingt wollte sie das Büro verlassen, da hielt David sie zurück: „Danke, Emma." Offenbar hatte sie ihn wirklich aus einem Stimmungstief geholt. Kein Wunder, es handelte sich schließlich um seine Exfrau, die ihm noch immer viel zu bedeuten schien.
Emma legte eine Hand auf den Türrahmen und grinste ihn über die Schulter hinweg an. „Keine große Sache."
David wandte sich wieder dem Computerbildschirm zu, machte aber noch einen Vorschlag, wie sie die Zeit sinnvoll nutzen könnte: „Es wäre vermutlich schlau, jetzt bei Miss Mills vorbeizuschauen, solange ich noch nichts zu unserer möglichen Informantin weiß. Unternimm was mit ihr. Mary Margaret meinte, du seist da schon weit gekommen?"
Emma erstarrte. Ihr wurde heiß und kalt zugleich.
Der Sheriff fügte hinzu: „Was sie in einem sehr seltsamen Ton sagte. Ist da irgendwas, was ich wissen sollte?" Er wirkte nicht misstrauisch, aber neugierig. Was nicht viel besser war.
„Nein", sagte Emma, die Augen verräterisch weit aufgerissen. „Bis nachher", nuschelte sie, ehe sie einen Versuch unternahm, möglichst schnell und unauffällig aus dem Büro zu verschwinden, was aber episch scheiterte, da sie kurz nicht aufpasste und Bekanntschaft mit der Glastür machte, deren Existenz sie vorübergehend vergessen hatte.
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