Im Granny's
Emma kam um zwei Uhr nachts in Storybrooke an. Für sie hieß das nur eines: im Auto schlafen.
Sie machte es sich gerade auf der Rückbank ihres gelben Käfers bequem, da fuhr ein dunkler Wagen an ihr vorbei. Unwillkürlich duckte sie sich. Erst, als das Licht der Scheinwerfer nicht mehr zu sehen war, atmete sie auf. Vor ihr lag eine lange Nacht. Es war nicht das erste Mal, dass sie im Auto schlafen musste, aber bequemer wurde es dadurch keinesfalls.
Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sie eingeschlafen war, da kitzelte das Licht des nächsten Tages sie schon an der Nase. Ihre Haare klebten ihr im Gesicht und – peinlich, aber wahr – sie hatte ein bisschen gesabbert. Erst war sie komplett orientierungslos, doch dann kam die Erinnerung zurück. Sie war in Storybrooke und hatte in ihrem Auto auf dem Parkplatz neben einem Hotel namens Granny's geschlafen. In besagtem Hotel würde sie sich erst mal ein Frühstück holen.
Am Tresen wurde sie ein wenig verwundert von einer älteren Dame in Kleid und Schürze begrüßt. „Guten Morgen, was kann ich Ihnen bringen?"
„Ähm, ja..." Emma überflog die Speisekarte, die dort ausgelegt war. „Ein Kakao. Mit Zimt."
„Ein Kakao mit Zimt?" Die Frau runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, dass sie sich fragte, ob sie sie richtig verstanden hatte.
„Ja, genau." Mit einem etwas verschämten Lächeln ob der ungewöhnlichen Kombi sah Emma sich im Laden um. Dort, wo sie stand, standen ein paar Barhocker. Ansonsten gab es mehrere Nischen mit Tischen, die jedoch nicht gänzlich voneinander getrennt waren. Das Granny's gefiel ihr auf den ersten Blick. Es war gemütlich und privat. Nicht überfüllt, und doch mit einigen Gästen.
„Sonst noch etwas?", hakte die Dame genervt nach.
Emmas Augenbrauen schnellten irritiert in die Höhe, als sie sich wieder der Bar zuwandte. Sie hatte ihre Bestellung bereits völlig vergessen gehabt. „Sicher. Pancakes mit Sirup, bitte."
Während ihr der Kakao serviert wurde, nahm Emma auf einem der Barhocker Platz. „Danke." Sich ein wenig unsicher fühlend, rutschte Emma auf dem Hocker herum. Sie warf einen Blick auf den Kakao. Hier mochte irgendwo eine Serienmörderin durch die Stadt laufen, aber gerade war das nicht ihr Problem. Das Wichtigste war, dass sie eine Wohnung bekam. Nachdenklich rührte sie in ihrer dampfenden Tasse.
Granny schob die Pancakes über den Tresen.
Emma nahm sie entgegen und fragte beiläufig: „Gibt es hier eigentlich Wohnungen zu vermieten? Ich werde vermutlich noch eine Weile bleiben."
„Freie Wohnungen gab es hier nie und gibt es aktuell auch nicht", antwortete die ältere Frau überrascht. „Seltsam, wer sind Sie eigentlich? Wir haben so gut wie nie Besucher."
Die Blondine lächelte verhalten. „Emma Sw- Smith. Emma Smith." Es fühlte sich unangenehm an, den falschen Namen zu verwenden. Und der Stolperer war peinlich. Nie zuvor hatte sie unter einem Decknamen agiert, es war schlicht ungewohnt.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Ein Windzug fuhr Emma in den Rücken. Mit Faszination konnte sie beobachten, wie Granny alle Farbe aus dem Gesicht wich, als sie die Neuankömmlinge erkannte.
„Raus." Die Dame sah gleichermaßen wütend, als auch ängstlich aus.
Neugierig drehte Emma sich um – und wäre fast vom Barhocker gefallen. Sie versuchte, nicht allzu verstört dreinzuschauen, als eine dunkelhaarige Frau mit einem kleinen Jungen sich neben sie stellte und sie mit einem abschätzigen Blick bedachte.
„Einen Kaffee mit Croissant, einen Kakao mit Zimt und ein Brötchen mit Marmelade", orderte die Brünette in arrogantem Ton.
„Sie haben hier nichts zu suchen!", entfuhr es Granny.
Emma schlürfte daneben bemüht unauffällig ihren Kakao und schielte zum kleinen Jungen hin. Er sah nicht sonderlich glücklich aus, andererseits wirkte er auch nicht, als würde er am liebsten jede Sekunde Reißaus nehmen.
„Ich habe etwas bestellt, also doch, ja, ich habe jedes Recht, hier zu sein", widersprach seine Mutter. „Oder soll Henry seinen Tag ohne Frühstück beginnen?"
Missmutig erfüllte Granny die Bestellung.
Derweil wandte sich die brünette Frau direkt an Emma. „Und wer sind Sie bitte? Storybrooke hat für gewöhnlich keine Besucher."
„Und falls doch, leben sie nicht lange", schnauze Granny vorwurfsvoll, als sie den Kakao für den Jungen auf den Tresen stellte.
„Das war vor zehn Jahren und es geht Sie nicht das Geringste an", sagte die Frau süßlich, aber die Aggression hinter dem Ton war dennoch deutlich zu vernehmen. „Wo bleibt der Rest der Bestellung?"
„Wenn Sie nicht warten können, essen Sie doch gleich woanders", schnappte Granny erbost.
Eine Pause entstand, in der sich die ältere Dame und die Besucherin gegenseitig feindselig niederstarrten.
Emma nahm all ihren Mut zusammen. Schließlich sollte sie sich der Mörderin auf persönlicher Basis nähern. Diese Instruktion würde sie nicht ignorieren. „Ich bin Emma", stellte sie sich unvermittelt vor. Sie hätte schwören können, dass etwas im Gesicht ihres Gegenübers gezuckt hatte, als sie diesen Namen nannte. Emmas Finger kribbelten, so als hätte die unmittelbare Gefahr einen schlechten Einfluss auf ihre Durchblutung. „Und wie heißen Sie?"
„Roni", wurde ihr eiskalt ins Gesicht gelogen.
Granny schnaubte verächtlich. „Glauben Sie ihr kein Wort, Smith. Am besten Sie halten sich ganz von ihr fern. Wer auch immer so dämlich war, Roni gehen zu lassen, hat einen riesigen Fehler gemacht." Die alte Frau packte das Croissant und das Brötchen in eine Papiertüte. Den Kaffee hatte sie in einen Pappbecher gefüllt. „Hier. Zum Mitnehmen. Sie will ich hier nicht mehr sehen. Henry kann die Tasse demnächst zurückbringen."
Regina Mills und ihr Adoptivsohn verließen das Granny's. Zurück blieb Emma, die sich fühlte, als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten.
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