Stolpersteine
Sarah und Marc schafften es, sich schnell eine Routine anzueignen. Sie wussten, das sie es direkt ernst wollten, ohne Spielereien.
Auf der Arbeit, wenn er mittags da war, unterhielten sie sich wie immer. Sein Vater vergötterte sie regelrecht. Er konnte sich ihren Namen nicht behalten, aber er strahlte, wenn er sie sah. Immer wieder hielt er ihre Hand und mochte es, wenn sie ihn umarmte. Sie zeigte, das sie zu ihm gehörte und wenn er schlechte Laune hatte, konnte sie ihn aufheitern.
Das er sein Schicksal nicht mehr alleine trug, weil sie nun da war, das erleichterte vieles ungemein.
Von Montag bis Donnerstag sahen sie sich abends bei ihr. Er hatte einen Schlüssel, den sie ihm direkt gegeben hatte, falls er doch vor ihr da war.
So hatten sie immer einige Stunden ganz für sich.
Sie redeten, sie aßen zusammen, sie gingen spazieren und sie küssten sich. Marc küsste, das hatte sie nicht erwartet.
Sie küssten viel, sie knutschten wie Teenager, aber sie ließen sich Zeit mit mehr Körperlichkeiten. Auch wenn sie dort immer weiter gingen. Ihre Hände erkundeten.
Sie wollten aber nichts überstürzen.
Am Freitag fuhr sie mittags nach der Arbeit nur kurz nach Hause, um nach dem Rechten zu sehen. Danach fuhr sie zu Marc. Er hatte ihr ebenfalls einen Schlüssel gegeben. Da sie am Wochenende bei ihm war, hatte er ihr Platz im Schrank gemacht und diverse Dinge für das Bad besorgt, die er bei ihr gesehen hatte. Neben der Balkontür hatte sie eine Yogamatte liegen. Diese nutzte sie morgens, wenn sie vor Marc aufstand.
Er war zuvorkommend und bemühte sich. Obwohl sie damit nicht umgehen konnte, standen oft Blumen für sie bei ihm. Sie war die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte nicht gewohnt.
Samstags gab es nun tatsächlich eine Änderung. Eine Betreuungskraft kümmerte sich um seine Mutter und er fuhr nicht in die Pflegeeinrichtung. Er verbrachte Zeit mit Sarah oder er traf sich mit Bekannten. So hatte er Zeit für sich.
Marcs Mutter schien die frische Beziehung zu tolerieren, auch wenn diese gelegentlich spitze Bemerkungen aussprach. Marc stand aber bedingungslos zu Sarah und die konnte das einordnen.
Nach vier Wochen schlug ihr dann aber das erste Mal Respektlosigkeit und ein Maß an Feindseligkeit aus der Nachbarschaft der Grafschlägers entgegen.
Marc hatte ihr schon öfter erzählt, das es dort gelegentlich sehr schwierig war. Es wurde getratscht, beleidigt und bevormundet.
An jenem Freitag kam sie nun dort an. Die Tochter einer Bewohnerin war die Nachbarin und arbeitete im Garten direkt am Zaun. Sarah grüsste beim Aussteigen freundlich, erntete aber lediglich ein: "Das sie sich nicht schämen! Unerhört ist das." Die junge Frau glaubte sich verhört zu haben und wollte gerade etwas sagen, als Marc raus kam. "Frau Nachbarin, ich hoffe doch, das ich mich gerade verhört habe?", erklang seine Stimme. Ertappt sah die Nachbarin zu ihm und richtete sich auf. Er holte ihre Tasche aus dem Auto, ohne die Nachbarin aus den Augen zu lassen. Er legte den Arm demonstrativ um seine Freundin. "Von Ihnen hatte ich sowas nicht erwartet. Was erhoffen sie sich denn davon? Wollen Sie Vorteile für Ihren Vater? Sind sie jetzt ihr Sugar Daddy?", sagte sie spitz. Sarah zog zischend Luft ein. "Ich hoffe, das Sie wissen, wie unverschämt das war. Ich erwarte, das Sie sich aus unserem Leben heraus halten! Es geht sie rein garnichts an, mit wem ich meine Zeit verbringe oder Sarah.", erwiderte er direkt. Dann gingen sie rein.
Sie wollten sich davon nicht beeindrucken lassen, aber es schwelte in Sarah. Marc konnte ihre Bedenken ein wenig beseitigen.
Der Aufprall in der Realität erfolgte dann am Montag. Es begann damit, das ihre Zentralverriegelung nicht funktionierte. Marc wollte sich kümmern und sie fuhr mit seinem Auto zur Arbeit. Das sahen bereits zwei Mitarbeiter, die sie vielsagend angrinsten. Augenrollend nahm sie das hin.
Mittags bat Marianne sie in ihr Büro. Dort saß das Nachbarehepaar von Marc, deren Mutter in der Einrichtung war. Die Einrichtungsleitung bat Sarah, sich das anzuhören was zu sagen war. Die Nachbarin beschimpfte sie unterschwellig, betitelte sie als Erbschleicherin, fand es nicht statthaft das sie als PDL mit einem Angehörigen eine Affäre einging. Das ließ die junge Frau über sich ergehen, hielt sich eisern zurück. Als sie versuchte Marc zu kompromittieren erhob Sarah sich. Das würde sie nicht dulden.
"Ich denke, Herr Grafschläger war am Freitag sehr deutlich. Halten Sie sich aus unserem Leben heraus! Es geht sie nichts an. Wenn sie mich angreifen und beleidigen, dann kann ich das hinnehmen, aber ich lasse nicht zu, das sie Herr Grafschläger beleidigen, noch dazu, wo er sich nicht verteidigen kann.", sagte Sarah. Sie war wütend, sie war verletzt. Allein schon dieser Widerspruch ließ die Angehörigen sich echauffieren. Marianne griff ein und hielt die Hand über ihre Mitarbeiterin sowie deren Freund. Bis das Marianne mach Hause ging hielt Sarah sich tapfer, doch dann flüchtete sie regelrecht nach Hause, noch ehe Marc da war.
In ihr wallte ein ungutes Gefühl auf.
Am späten Nachmittag kam Marc zu ihr, nutzte seinen Schlüssel. In der Einrichtung hatte er sie nicht gesehen, hatte aber eins und eins zusammen gezählt, als er mitbekommen hatte, das seine Nachbarn da gewesen waren.
Sie stand im Wohnzimmer am Fenster und sah einfach nur hinaus. Eine Weile beobachtete er sie einfach, sagte kein Wort. Er kam dann hinter sie und umarmte sie. Sie drehte sich um, schlang ihre Arme um seine Mitte.
"Du weißt, Du kannst mir alles sagen!", fragte er leise. Sie nickte und sah auf. "Deine Nachbarn waren bei der Einrichtungsleitung. Es sei nicht statthaft, die PDL und ein Angehöriger. Ich bin eine Erbschleicherin. Ich kann damit umgehen, das sie mich beleidigen, aber nicht wenn es um Dich oder uns geht.", sagte sie ihm. Sie seufzte: "Ich habe doch einfach nur Angst, das Du bei noch mehr solcher Aussagen doch noch den Rückzug antreten wirst! Das Du das beendest. Das ich alleine bin.", offenbarte sie ihm. Marc nahm ihr Gesicht zart in seine Hände. "Ich weiß, ich habe gezögert, aber es gibt keinen Weg zurück. Du und ich, gegen den Rest der Welt. Auch gegen meine Mutter wenn es sein muss. Wir werden das schaffen!", sagte er optimistisch. Dann küsste er sie, fordernd, innig, das sie beide zu Atem kommen mussten.
An dem Abend fuhr sie mit zu ihm, denn er wollte nicht, das sie allein war.
Auch in den kommenden Wochen gab es gelegentlich Anfeindungen. Ob es tratschende Kollegen waren oder die schräg guckende Nachbarschaft, sie lächelten alles weg.
Für das Sommerfest in der Einrichtung bekamen sie daher für einen Plan grünes Licht.
Diese Neider und missgünstigen Menschen sind ein Problem. Diese können so viel kaputt machen.
Wie sehr ihr das?
Ich freue mich über Votes und Kommentare!
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