Bleib!
In den ersten Tagen nach ihrer Auszeit lief alles seinen normalen Gang. Sie sahen sich, pflegten ihre junge Beziehung.
Allerdings war auch schnell etwas anders. Es veränderte sich etwas! Etwas das sie zunächst etwas hemmte.
Nach ihrer Auszeit im Wellness Hotel war Sarah auch unter der Woche öfter bei Marc. Sie schliefen oft miteinander. Mal hitzig wild, mal ohne Hast. Manchmal diskutierten sie die halbe Nacht, auch über total banales oder sie alberten herum, manchmal standen sie einfach nur irgendwo, hielten einander umarmt, sahen sich an oder küssten sich. Sie saßen auch die halbe Nacht auf dem Balkon und besagen die Sterne.
Beide waren sich sicher, noch mehr zu wollen. Marc wollte sie immer um sich haben und Sarah wartete auf die Alarmglocken, die sonst immer schrillten, doch diese kamen nicht.
Seine Freunde und Bekannten hatten zum Teil verhalten darauf reagiert, das er eine so junge Freundin hatte. Sie hielten den Altersunterschied viel zu extrem. Einige wenige meldeten sich kaum mehr. Das tat ihr sehr leid, aber Marc konnte damit gut umgehen. Michael und Mariella hingegen hatten sie in der Runde aufgenommen, als gehöre sie schon ewig dazu. Besonders die Frau des aktiven Briefträgers war Sarah zugewandt. Sie hatten sich mehrfach allein zum Abendessen
getroffen. Mariella hatte den beiden Männern gesagt: "Ihr habt Jahrzehnte Vorsprung. Ich muss Unmengen Frauenabende nachholen!" Sarah hatte sich darüber schief gelacht. Mariella hatte Sarah das Zubereiten von kroatischen Gerichten gezeigt, oder Sarah wirbelte bei Marc durch die Küche, nur für sich oder auch die Freunde. Obwohl er es gerne für sie machte, genoss er es auch, wenn sie bei ihm die Küche nutzte. Er liebte es, im Wohnzimmer oder auf dem Balkon zu sitzen und den Geräuschen die sie machte zu lauschen. Ein ehemaliger Arbeitskollege hatte ihm gesagt, er sähe dann aus wie ein verliebter Teenager, weil er immer so grinste. Und so fühlte er sich zeitweise auch.
Nach und nach landeten auch immer mehr ihrer Sachen bei ihm. Auch ihr Fahrrad war inzwischen bei ihm eingezogen und wenn er hinter ihr geparkt hatte, war es das normalste der Welt, das sie sein Auto nutzte. Er hatte sie bei seiner Versicherung mit angegeben, was er ihr nebenbei mitgeteilt hatte, sie aber aus den Socken haute. Damit hätte sie nie gerechnet.
Gleichzeitig zeigte er sich aufmerksam. Morgens ließ er sie nicht gehen, ohne einen Kuss. Immer steckte in ihrer Tasche ein kaltes Getränk, weil sie sonst viel zu wenig zu sich nahm. In seiner Küche war stets gekühlte Cola in Glasflaschen zu finden, sowie Kakao.
Wenn sie nachmittags zu ihm kam, dann hatten sie sich zwar mittags kurz gesehen, aber er hielt sie dann immer erst einmal eine kleine Weile im Arm.
Und doch wollten beide etwas los werden, unabhängig voneinander, wussten aber nicht, wie sie das anfangen sollten.
Das veränderte zwischen ihnen ein wenig die Dynamik. Wenn sie abends auf der Couch lagen beobachtete sie ihn oft schweigend. Wenn er fragte, was los sei, schwieg sie beharrlich.
Ebenfalls beobachtete er sie immer wieder. Bemerkte sie das, erhielt auch sie keine Erklärung weshalb das so war.
Sie drückten sich vor einer Klärung. Beiden wurde es zunehmend unangenehm.
Nach drei Wochen durchweg, war das auch Freitag abends wieder so. Sie hatten gegessen, waren spazieren gewesen und lagen nun auf der Couch. Er beobachtete sie ewig, ohne etwas zu sagen, während sie ein Buch in der Hand hielt und las. Immer wieder blickte sie auf. Als sie fragte, erhielt sie erneut keine Antwort. Eine Kurzschlußreaktion ließ sie dann handeln.
Sie erhob sich und ging in den Flur. Dort schlüpfte sie in ihre Schuhe und griff ihre Sachen. Sie blickte noch einmal ins Wohnzimmer. Er sah überrascht, das sie zum Weggehen parat war. "Seit drei Wochen eiern wir umeinander herum, reden nicht. Ich werde heute bei mir schlafen!", gab sie an.
Noch ehe Marc begriff, was gerade vor sich ging, war sie aus seiner Wohnung gegangen und er hörte ihre Schritte auf der Treppe. Umgehend folgte er ihr und erwischte sie an ihrem Auto.
Sarah stand an der Fahrertür und bekam diese nicht auf. Als sie spürte, das Marc direkt hinter ihr stand, ließ sie die Schultern sinken.
"Was ist mit Dir?", wollte er leise wissen. "Seit Wochen eiern wir umeinander herum. Wir sagen einander nicht, was los ist, aber wir haben beide etwas auf dem Herzen. Vielleicht können wir das so nicht. Vielleicht ist es zu früh zu eng geworden! Ich sollte fahren!", bemerkte sie leise. Sie fürchtete sich, das er zustimmen könnte.
"Bleib!", erwiderte Marc. Nur ein einziges Wort. Leise hatte er gesprochen.
Er legte seine Hände auf ihre Schultern.
"Und für wie lange?", stellte sie die Gegenfrage flüsternd. Sie hatte Angst.
Am Hinterkopf spürte sie die Lippen, die ihr einen Kuss aufdrückten, dann seine Stirn, die an diesem lehnte.
"Bleib, für immer!", erklang seine Stimme ebenfalls flüsternd.
Eine kleine Ewigkeit atmeten sie einfach nur.
Langsam drehte sie sich zu ihm um. Sie sah ihn an, durchdringend, wie er sie. Sein Kehlkopf hüpfte, als er schluckte.
"Sarah, ich liebe Dich. Ich liebe Dich so sehr!", sagte er. Tränen fluteten ihre Augen, eine einzelne bahnte dich den Weg über ihre Wange. Sie schmiegte sich an ihn, schlang die Arme um seinen Hals. "Ich liebe Dich!", sagte sie leise und küsste ihn. Er legte seine Arme um sie, erwiderte den Kuss.
So hart sie mit sich selbst war, so emotional war sie bei Marc.
Wenig später verlor sie den Boden unter den Füßen, weil er sie anhob und wieder zurück ins Haus brachte.
Er brachte sie direkt ins Schlafzimmer, wo sie miteinander schliefen, ohne Hast mit vielen Zärtlichkeiten. Und immer wieder sagten sie einander was sie fühlten. Umschlungen hielt er sie im Arm.
Morgens hatte sie sein Shirt übergezogen. Sie hatte ihm einen Kaffee geholt, sich einen Kakao. Marc saß aufrecht mit dem Oberkörper am Kopfteil angelehnt. Seine Haare waren zerzaust, sein Grinsen verschlafen. Sie musterte ihn, überlegte wie sie ihn etwas von vergangener Nacht fragen konnte. Er kam ihr zuvor.
"Das was ich gestern gesagt habe meinte ich so. Bleib! Für immer!", ertönte seine Stimme noch verschlafen. Er musterte sie aufmerksam. Er suchte nach einem Anzeichen von Panik, von Flucht.
"Grafschläger, bittest Du mich bei Dir einzuziehen?", fragte sie leise.
Er nickte. "Es ist der logische nächste Schritt und ich möchte Dich hier haben!", gab er zurück.
Sarah stellte ihre Tasse beiseite und auch seine. Rittlings setzte sie sich auf seinen Schoss. "Wenn ich bei Dir einziehe, dann gebe ich alles auf. Dann verkaufe ich mein Elternhaus, dann habe ich nichts.", gab sie an.
"Du hast mich, Du hast hier ein Zuhause! Unser Zuhause.", erwiderte er direkt. "Darf ich Wünsche äußern?", wollte sie wissen. Er nickte grinsend, denn er wusste, was sie wollte. Sie hatte ihm bereits davon erzählt , seit sie das erste Mal bei ihm gewesen war. "Du bekommst Deine Dachterrasse auf der Garage!", versprach er leise, ehe er sie packte und sich mit ihr drehte, so dass sie unter ihm lag, er zwischen ihren Schenkeln.
Er strich ihr eine Locke aus dem Gesicht, sah sie ernsthafter an. "Wo warst Du nur vor 25 Jahren?", fragte er flüsternd. "In der Schule!", flachste sie, denn inzwischen konnte er damit umgehen, wenn sie so dagegen hielt. Er setzte ein schiefes Grinsen auf. Sie kokettierte gelegentlich mit ihrem Alter.
"Du hättest mein Grund für mehr sein können! Ein Grund für eine Familie, ein für immer.", sagte er leise. Sarah lächelte, stupste seine Nase mit ihrer an. "Ich hätte dir höchstens den letzten Nerv geraubt! Wie wäre das erst mit Kindern gewesen.", gab sie zu bedenken.
"Wer sagt, das Du das jetzt nicht auch tust, mir den letzten Nerv rauben.", sagte er. Blitzschnell und auch weil er es zuließ, drehte sie sich mit ihm und sass wieder auf seinem Schoß. Langsam zog sie sein Shirt aus, ließ es fallen. Seine Augen weiteten sich kurz. Sarah begann seinen Hals zu küssen und bewegte sich auf seinem Schoß, was nur der Start dazu war, ihm wirklich den letzten Nerv zu rauben.
An dem Tag machten sie nicht viel. Sarah fuhr kurz im Altenheim vorbei, um dort erste leere Kisten zu holen.
Bei sich Zuhause packte sie noch einige Kleidungsstücke und Schuhe zusammen, um diese direkt mitzunehmen.
Abends lagen Sie auf der Couch, genossen ihre Zeit zusammen. Hingen ihren Gedanken nach. Ihre Beine waren ineinander verknotet.
Zusammen ziehen nach knapp vier Monaten. Zu früh, nicht zu früh? Ist eine lange Wartezeit eine größere Garantie?
Was meint ihr?
Ich freue mich über Votes und Kommentare!
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