
Chapter 33
„Gut gemacht." Der Mann ließ mich los, jedoch nur, um mir einen Arm um die Hüfte zu legen. Mein Gott, wie hatte das die richtige Leibwächterin nur ausgehalten?!
„Jetzt mach schon. Würge, werde grün, huste, was weiß ich", befahl der Mann mir leise.
Aber ich würgte nicht. Hustete nicht und nahm auch keine grüne Farbe an. Stattdessen holte ich tief Luft und rief aus Leibeskräften: „DENNIS!!"
Im nächsten Moment bekam ich eine Ohrfeige, knallend schlugen die Hände auf meine Wangen, ich schrie erneut auf, versuchte zurückzutaumeln, wurde jedoch zurückgerissen und bekam einen weiteren Schlag auf meine brennende Wange.
Alle Leute starrten uns an. Eine Sekunde, dann wandten sie sich wieder ab. Offensichtlich war ein Mädchen, das geschlagen wurde, kein Grund zur Unruhe.
„Dennis!", wollte ich erneut rufen, aber ein noch kräftigerer Schlag brachte mich zum Schweigen. Ein Ruf war auch gar nicht mehr nötig. Dennis stand bereits hinter mir.
Mit einem Ruck riss er mich aus den Händen des Fremden und bugsierte mich hinter seinen Rücken. Dann packte er den Mann am Kragen, zog ihn ein Stückchen zu sich heran und begann in einem gedämpften Tonfall die schlimmste Schmährede, die ich je gehört hatte, zu schwingen.
„Das war einer unserer liebenswürdigen Nachbarn", bestätigte Dennis meine Vermutung, nachdem er sich schnaubend von dem Mann abgewandt und mit mir davonmarschiert war. „Das bedeutet, dass deine Doppelgängerin hier auch noch irgendwo herumrennt."
„Das gibt noch Chaos", stöhnte ich und schlurfte hinter Dennis her.
„Lass uns Josh und Sophie reinlassen. Wenn wir Glück haben, finden wir auf dem Weg noch etwas zum Kühlen für dich."
„Hoffentlich. Meine Wange brennt ziemlich stark", sagte ich leise. In den langen, ausgestorbenen Korridoren der Villa konnte man sich schnell verlaufen, aber Dennis erweckte zumindest den Eindruck, zu wissen, wo es langging.
Wir fanden nichts zum Kühlen. Dafür fanden wir die Tür und davor wartete tatsächlich Josh, neben ihm Sophie.
„Ich hoffe es war nicht zu kalt und langweilig", sagte Dennis, als die beiden hereinkamen.
„Eigentlich gar nicht", meinte Sophie. „Josh ist groß und warm."
„Wir haben nur hier gesessen!", verteidigte Josh sich, als er Dennis hochgezogene Augenbrauen bemerkte.
Den Keller zu finden erwies sich als ein größeres Problem. Zu viert irrten wir durch die Gänge, bis wir eher zufällig die Stimmen von dem Mann der mich geschlagen hatte und meiner Doppelgängerin hörten.
„Lass mich gehen! Ich kann alleine laufen", beschwerte sich das Mädchen, sie war jedoch so weit entfernt, dass wir sie kaum verstehen konnten.
„Halt die Schnauze und geh weiter!", befahl der Mann. „Wenn uns jemand erwischt, während wir hier runtergehen, sind wir dran."
Inzwischen waren wir näher gekommen und gingen dazu über, zu schleichen.
„Soll uns doch jemand entdecken", knurrte das Mädchen. „Schlimmer als bei euch wird es im Knast sowieso nicht sein." Ein leiser Schmerzensschrei folgte.
„Nur schade", sagte der Mann bedrohlich ruhig. „Dass ich meine Kraft schon an dem falschen Mädchen vergeudet habe. Glaube mir, sie war genauso störrisch wie du."
„Hach, alte Freunde", schnurrte Dennis, der mit zwei großen Schritten genau hinter dem Verbrecher und meiner Doppelgängerin stand. „Wie schön euch wiederzusehen."
„Verschwinde, du Mistkerl, oder soll ich dir die Kehle ausschlitzen?", fauchte der Mann, aber Dennis lachte nur leise.
„Mit welchem Messer denn?" Höhnisch wedelte er mit der Klinge, die er seinem Gegenüber aus dem Gürtel gezogen hatte, herum.
„Nicht zu vergessen: Wir sind in der Überzahl", lächelte Josh und nahm meiner Doppelgängerin ebenfalls ein Messer ab. Sie wehrte sich nicht dagegen.
„Zufälligerweise wollten wir in dieselbe Richtung wie ihr." Mit ruhiger Hand legte Dennis dem Mann ein Messer an den Hals. Auch meine Doppelgängerin kam um das Messer am Hals nicht drum herum, aber Josh legte ihr die kalte Klinge nicht direkt auf die Haut.
„Ihr müsst keine Rücksicht auf mich nehmen, nur weil ich ein Mädchen bin", murrte die Leibwächterin, als wir die scheinbar endlose Treppe hinabstiegen.
„Ich nehme Rücksicht auf dich, weil du bis jetzt noch nicht unsere Feindin bist", erklärte Josh nüchtern. „Nimmt diese Treppe eigentlich irgendwann mal ein Ende?"
„Ihr seid die lausigsten Gangster, denen ich je begegnet bin", beschimpfte uns der Mann, der mich geschlagen hatte.
„Wenn ich mir die Gesamtsituation ansehe, kann ich nicht behaupten, dass du besser wärest", entgegnete ich bissig und verdrängte das tiefe Verlangen, ihm einen saftigen Schlag zu verpassen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro