❄︎ Kapitel 5 (mit 11 Jahren)
Es war ein sehr grauer Tag, der Himmel einfarbig und wolkenverhangen. Es war eine Ironie des Schicksals, dass gerade dieses Wetter zu Toms Laune passte- zu der Laune, die er schon seit Jahren hatte. Er konnte sich an keinen Tag erinnern, an dem er nicht diese Laune gehabt hatte.
Die Augen des Jungen wanderten über die Buchstaben, das Buch langweilte ihn, doch er hatte sonst nichts interessanteres zu tun. Also las er, blätterte hin und wieder die bedruckten Seiten um und las wieder.
Das Fenster war gekippt und der Wind wehte ins Zimmer, im nächsten Moment mischten sich Stimmen hinzu.
Tom legte das Buch zur Seite, stand auf und lief zum Fenster. Draußen stand ein Mann mit kastanienbraunem Haar und langem Bart, in der Tür stand Ellie, die von einem Bei auf das andere trat, während sie sich mit ihrer anstrengenden Stimme mit dem Mann unterhielt.
Kurz war sich der Junge am Fenster ganz sicher, dass die blauen Augen ihn entdeckt hatten, doch dann war der Blick des Mannes wieder bei Ellie und Tom zweifelte an seiner Wahrnehmung. Als schließlich die Wortfetzen „Tom Riddle" und „hoch gehen, Zimmer" zu ihm herüber wehten, öffnete er so leise wie möglich die quietschende Tür uns Schlich zur Treppe, über deren Geländer er sich beugte und beobachtete, wie der Mann ins Büro der Heimleitung trat.
Etwas eigenartiges ging von dem Mann aus, die Anwesenheit erfüllte Tom mit dem Unbehagen, etwas nicht zu wissen.
Und Tom Riddle hasste es, etwas nicht zu wissen.
Leise schlich er die Stufen hinab und trat vor die Tür. Angestrengt lauschte er den beiden Stimmen im inneren. Sie redeten über ihn, so viel konnte er verstehen. Und irgendetwas von einer Schule, die in irgendeiner Weise besonders war. Aber auf welche? War dieser Mann der Leiter einer Irrenanstalt?
Bei dem Gedanken krallten sich Toms Finger angsterfüllt in seinen Pullover. Er hasste es hier, keine Frage. Aber er wollte schon gar nicht auf eine solche Schule kommen, in der es nur Verrückte gab! Er war schließlich nicht verrückt!
Und das alles nur wegen dieser Zwischenfälle, die er sich nicht erklären konnte, aber die ganz sicher nicht seine Schuld waren.
Auf einmal bemerkte aus dem Augenwinkel jemanden auf dem Treppenabsatz- war es Ellie?
Nein, es war Billy Stubb. Er hatte die Windpocken, genau wie vier seiner Freunde und durfte das Krankenzimmer eigentlich nicht verlassen.
Ein Schal war um seinen Hals gewickelt und in der einen Hand trug sein kindisches Kuscheltier-Kaninchen.
Die fünf hatten es verdient, die Windpocken zu haben- sie hatten Tom schon wieder geärgert. Die Fünf waren die Einzigen, die keine Angst vor ihm hatten, sondern ihn hänselten und für verrückt erklärten. Und die blöde Ellie glaubte immer den Fünf.
Grimmig starre Tom Billy an, der gerade den Mund aufmachen wollte, um einer der Betreuerinnen zu verraten, dass Tom Riddle schon wieder an der Tür lauschte.
Toms Augen verengten sich weiter und er starrte Billy mit einem vor Hass triefendem Blick an. Gerade, als der erste Laut dessen Kehle entweichen wollte, brach der Junge auf der Treppe zusammen. Er krümmte sich vor Schmerzen und hielt sich die Zunge, schrie, doch nichts drang über seine Lippen.
Ein hämisches Lächeln kräuselte Toms Lippen. Das hatte er nun davon, dass er ihn immer ärgerte. Ihn, Tom Riddle! Niemand stellte sich Tom Riddle ungestraft in den Weg!
Zu spät bemerkte er Ellie's hektische Schritte auf der Treppe. Oben angekommen sah sie zu Tom und dann zu Billy, der stumm schreiend auf dem Boden lag. Sie begriff innerhalb weniger Sekunden, warf Tom einen Blick zu, als wäre er Abfall und trug dann den zitternden Billy ins Krankenzimmer.
Das Lächeln auf Toms Lippen erlosch. Er hatte es übertrieben, oder? Schon wieder. Aber Billy hatte ihn provoziert!
Seine Gesichtszüge zuckten, doch er ließ es nicht zu, dass sich sein ewiges Pokerface auflöste und er letztendlich sogar noch Gefühle zeigte.
Als er Schritte hinter der Tür vernahm, sprintete er die Treppe hinauf und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Innerhalb weniger Sekunden war er aufs Bett gesprungen und hatte das Buch in der Hand, als hätte er nie etwas anderes getan.
Im selben Moment vernahm er ein Klopfen an der Tür und die Worte: „Nein, danke, ich schaffe das schon alleine."
„Herein!", rief er widerwillig und hob erst den Blick, als der seltsame Mann von vorhin eintrat.
„Hallo, Tom.", sagte der Mann und lächelte. Tom schluckte. „Woher kennen Sie meinen Namen?", fragte er kühl. „Oh, das war nicht schwer herauszufinden."-„Wer sind Sie und was haben Sie hier zu suchen?"-„Ich, Tom, bin Professor Dumbledore. Ich bin-"
Tom unterbrach ihn: „Professor? Ist das wie Doktor? Kommen sie von einer Irrenanstalt? Hat die da Sie geholt?" Er wies mit hasserfülltem Ausdruck in den Augen mit dem Kinn zur Treppe, wo Ellie stand und lauschte.
Der Professor schüttelte den Kopf und schloss die Tür. „Ich bin Schulleiter einer Schule namens-"
Erneut unterbrach Tom ihn: „Schule, sag ich's doch! So eine Sonderschule, aber ich bin nicht irre!", versuchte er sich zu verteidigen. Dieser Mann jagte ihm Angst ein- wenn es denn Angst war. War es vielleicht auch Respekt? In der Tat wirkte er mit seiner hochgewachsenen Statur sehr respekteinflößend.
„Würdest du bitte die Güte haben, mich aussprechen zu lassen? Ich bin Schulleiter von Hogwarts, das ist eine ganz besondere Schule. Moment... Was hast in dem Schrank da?"
Der Mann hatte einen länglichen, hölzernen Stab hervorgezogen und richtete diesen auf den Schrank, in dem etwas zu ruckeln begann.
„Befindet sich dort etwas, das nicht hineingehört?", fragte der Mann streng. Tom hielt seinem Blick trotzig stand. „Möglicherweise."-„Öffne den Schrank."
Tom runzelte die Stirn. Dieser Mann erteilte ihm Befehle. Er war eben doch von der Irrenanstalt.
Langsam stand der Junge auf, lief hinüber zu dem Schrank und öffnete ihn. Auf dem Boden lag eine Schachtel, gefüllt mit allerhand Krimskrams an Spielzeugen.
„Ich nehme an, diese Dinge sind nicht dein Eigentum?", fragte der Professor und Tom schüttelte den Kopf. „Dann bring sie ihren Besitzern zurück."
Widerwillig stand Tom auf, nahm die Schachtel in die Hand und legte die längst verloren gegangen geglaubten Spielsachen vor die Türen ihrer Besitzer. Anschließend kam er zurück in sein Zimmer, in der Hand ein Jo-Jo, verborgen vor dem prüfenden Blick des Professors.
Anscheinend nicht gut genug, denn er ordnete an: „Das Jo-Jo auch!"
Ärgerlich drehte der Junge unter Dumbledore's wachsamen Augen um und schmiss das hölzerne Spielzeug vor Billy Stubb's Zimmertür.
Dann kehrte er zurück und setzte sich wieder aufs Bett. „Was ist das für eine Schule?", fragte er und in seinem Tonfall schwang Missbilligung mit.
„Es ist keine normale Schule. In dieser Schule, in Hogwarts, werden Hexen und Zauberer ausgebildet. Und ich bin mir sehr sicher, nach allem was mir Mrs. Cole erzählt hat, dass du auch auf diese Schule gehörst. Ich glaube, du bist ein Zauberer."
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