42- Geständnisse.
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Wir waren keine zwei Schritte weit gekommen, da holte uns der Klang hallender Absätze sein. Lady Vanna schritt mit der Entschlossenheit eines dekorierten Feldwebels in die Schlacht. Auf Sebastians fragendes Gesicht hin erklärte sie: „Niemand bei vollem Verstand, würde Euch die Wache über diese Frau anvertrauen. Sie wäre schneller fort, als das letzte Mal."
Sebastian richtete sich auf, doch ich ging dazwischen. Er wäre gut und gerne in der Stimmung sie später von der Sicherheitsmauer Clevems zu stoßen. Das wollte ich nicht riskieren.
„Eure Sorge ist unbegründet. Ich fürchte mich nicht vor den Zellen."
Sie tat meine Lüge mit einem Schnauben ab und bedeutete zwei weiter entfernt stehenden Soldaten, unseren kleinen Tross zu begleiten. Ich spürte ihre Blicke auf mir, versuchte jedoch, meine Fassade aufrecht zu erhalten, während mein Herz Kerben in meine Rippen schlug.
„Als der kleine sezanische Prinz Euer Gift getrunken hat, seid Ihr auch gerannt." Lady Vanna schritt vor uns her, als leite sie eine Parade und lockte entsprechend Aufmerksamkeit der Umstehenden an.
Ich wurde schneller und Sebastian ließ mich los.
„Ich habe Kian nicht vergiftet." Meine Stimme war lauter geworden, als ich beabsichtigt hatte, aber das Thema war selbst nach all den Jahren empfindlich. Vor allem, da wir den Mörder niemals gefasst hatten.
„Das habe ich auch nicht gesagt", schnappte Lady Vanna mit einem herablassenden Seitenblick auf mich zurück. Doch als wir nebeneinander vor dem Abstieg zu den Zellen zum Stehen kamen, wurde ihr Ausdruck nachdenklicher. „Vielleicht wärst du anders geraten, wenn du ebenfalls eine Mutter gehabt hättest, die dich vor all den Giftmischern und Intriganten beschützt hätte." Sie zuckte mit den Achseln. „Oder eine angemessene Religion. Wer weiß das schon?"
Ich. Ich wusste das. Aber mir blieb keine Zeit zu antworten, denn die Soldaten hinter der vergitterten Tür fanden den richtigen Schlüssel und schoben knirschend das Gatter zur Seite. Zu meiner Überraschung war Lady Vanna sich nicht zu fein, um die Fackel entgegenzunehmen und mir voraus die Treppe hinab zu steigen.
Es wurde mit jedem Schritt kälter und ich schlang die Arme um meinen Körper. Sie sollten mich nicht zittern sehen. Hinter mir echoten Sebastians schwere Stiefel auf den blanken Steinstufen, während wir im Kreis herum bergab stiegen.
„Ich kämpfe lieber selbst mit den Giftmischern und Intriganten, anstatt mich auf eine Mutter verlassen zu müssen, die glaubt, ihre ausgefahrene Hand wäre ein Zeichen von Liebe."
Ihr hohes Lachen sandte mir mehrere Schauer über den Rücken, die nichts mit der feuchten Kälte zu tun hatten.
„Ihr habt früher mit den Soldaten im Schwertkampf trainiert und schlimmere Verletzungen davongetragen, in der Hoffnung, dass sie Euch stärker machen würden. Inwiefern ist das, was ich tue etwas anderes?"
Wir erreichten den Fuß der Treppe und sie führte mich an den ersten Zellen vorbei.
„Weil es meine eigene Entscheidung war, das Schwert aufzuheben", erwiderte ich dumpf. Die Dunkelheit hier unten engte mich ein- erinnerte mich an Nächte, in denen ich mich unter meiner Decke versteckt hatte, aus Angst meine Tür würde sich öffnen und ein weiterer Auftragsmörder hereinschleichen.
Unwillkürlich wünschte ich Constantin her. Er hatte damals auch alles besser gemacht. Mit ihm neben mir im Bett, hatte ich geschlafen.
An der ersten offenstehenden Zellentür stoppte die Mutter der Königin. Sie waren zu unserer Rechten aufgereiht. Jede aus modrigem Holz und einem winzigen Fenster für die Soldaten. Sie öffnete mir die Tür und gestikulierte hinein, damit ich an ihr vorbei ging. Im flackenden Fackellicht sah sie älter aus. Bedrohlicher.
„Nun, meine Tochter weiß, dass ich alles für sie tun würde. Vielleicht ist das der Unterschied. Sie würde auf jeden Fall nicht wegen eines dämlichen Attentats fliehen." Und damit schloss sie die Tür hinter mir.
Meine Augen brauchten einen kurzen Moment, in dem sie sich an die Dunkelheit gewöhnten. Es war ein einfacher Steinraum, der nichts bot, außer einem umgestürzten Eimer und einer Holzpritsche. Ein süßlich fauliger Geruch machte die Luft schwer und legte sich wie klebrige Flüssigkeit auf meine Haut.
Ich entließ einen tiefen Atemzug, gerade als hinter mir die Tür zufiel.
„Soll ich Euch zu Euren Gemächern begleiten?", kam Sebastians höfliche Frage. Der schwache Schein der Fackel nahm ab, als sie sich wieder in Bewegung setzten.
„Ich finde mich ausgezeichnet selbst zurecht", hörte ich noch Lady Vanna, deren Worte leiser wurden, „Ich war schließlich einmal Dame des..." Und dann waren sie fort.
Ich schlang meine Arme noch fester um mich und testete probehalber die Pritsche, bevor ich mich darauf niederließ. Jetzt hatte ich es wirklich geschafft. Eingesperrt im eigenen Palast. Und niemand würde über meine Heldentat Lieder singen.
Um mich herum wurde es stiller, bis der Mangel an Geräuschen auf meine Ohren drückte.
‚Wer würde versuchen den König umzubringen, um Caridad zu rächen?' Sebastian hatte die richtige Frage gestellt. Wer hatte zu Caridad eine so tiefe Bindung gehabt, dass er oder sie tatsächlich die Gefahren eines Königsmords auf sich nahmen? So verlockend wie die Vorstellung der zurückgelassenen Liebhaber war- keines der Mädchen, nicht einmal seine große Liebe, würden die Konsequenzen riskieren.
Es musste noch jemand anderes geben.
Ich rollte mich langsam auf der Pritsche ein, im Versuch Körperwärme zu sparen. Je nachdem wann Constantin zu dem Gespräch aufgebrochen war, würde ich eine ganze Weile hier unten festsitzen.
Und ich gedachte die Zeit zu nutzen. Nacheinander ging ich die Fakten durch, die ich über die Zeit zusammengetragen hatte. Irgendjemand aus dem Palast wusste von Caridads Kosenamen. Er war sowohl in einem flapsigen Versuch gefallen, einen Giftmord auf ihn zu schieben, als auch in seinem eigenen Todesurteil. Mein Onkel konnte es nicht gewesen sein. Er wusste weder von Caridads Kosenamen, noch hatte er Leute im Palast, die sowas hätten arrangieren können. Aber als der von einem palasteigenen Attentäter ermordet worden war, hatte Dara Sarei kalte Füße bekommen und mich aus meinem selbstgewählten Exil zurück hierher geschleift. Aus Angst die Krone könne irgendwann an Lady Vanna oder ihre Tochter fallen. Direkt bevor jemand beschloss, Constantin für seinen vermeintlichen Brudermord zur Verantwortung zu ziehen. Ebenfalls mit palasteigenen Waffen.
Mein Atem formte winzige Wolken vor meinen Lippen und ich rieb die Finger aneinander. Dieser Attentäter hatte sich nicht nur Zugriff zu der Ausrüstung der Palastwache verschafft, sondern auch den Schlüssel zurückgebracht und sich in mehreren Situationen beinahe unsichtbar bewegt. Niemand hatte ihn auf der Flucht aus dem Palast entdeckt, zwischen bald hundert Soldaten und er hatte sich ungesehen an Ker vorbei geschlichen und einen Brief an eine Tür geschossen.
Es blieb nur ein einziger Rückschluss übrig: Geister.
Mein Verstand wurde langsamer und meine Muskeln zitterten haltlos.
‚Vielleicht ist das der Unterschied. Sie würde auf jeden Fall nicht wegen eines dämlichen Attentats fliehen.', kehrte Lady Vannas Stimme zu mir zurück.
Ich war nach dem Schlafzimmerattentat überhaupt nicht geflohen. Ganz im Gegenteil ich... kam ins Stocken. Lady Vanna konnte unmöglich das erste Attentat auf mich meinen. Sie war damals gar nicht zu Hofe gewesen.
Mit den Handballen rieb ich über meine Augen. Hatte sie immer noch von Kians Mord gesprochen? Obwohl ich davon ausging, dass niemand erwartet hatte, dass der sezanische Prinz Constantins Becher stehlen würde.
...
...der vorher mein Becher gewesen war.
Ich fuhr mit so einem Ruck hoch, dass meine Muskeln schmerzten und ich in der Dunkelheit kurzzeitig die Orientierung verlor.
Das Attentat war auf mich gewesen!
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Es war später Abend, als sie mich schließlich wieder aus meiner Zelle holten. Meine Muskeln waren steif, meine Finger und Zehen taub und ich in meinen Überlegungen nur ein winziges Stück weiter. Dem entsprechend war auch meine Laune, als ich schließlich in den leeren Senatorensaal geleitet wurde.
Der Raum war dunkel, die bemalten Wände ein düsterer Spiegel ihrer selbst.
Constantin saß auf dem Tisch, die Füße auf einem Stuhl abgestellt und einen Ellenbogen auf ein Knie gestützt. Der steckte nicht einmal in dem Ärmel seiner schwarzen Jacke. In einer Schlinge war er fest vor seinen Oberkörper gebunden. Neben ihm- an der langen Seite des Zimmers- knisterte ein kleines Feuer, nach dem schon lange niemand mehr gesehen hatte. Es warf zuckende Schatten durch das Zimmer und erhellte seine Haare zu einer feurigen Krone.
Mit einer kleinen Handbewegung bedeutete er dem Soldaten, der mich hierhergebracht hatte, draußen zu warten. Erst dann sah er mich an. Es war nicht schwer zu erraten, dass er wütend war. Und müde. Die Ereignisse der letzten Wochen zeichneten sich inzwischen auch auf seinem Gesicht ab. Er sah bleich aus. Wahrscheinlich sollte er noch überhaupt nicht aus dem Bett sein.
„Ich bin keine sechs Stunden aus dem Haus und du versuchst bereits, mir vor meinem Senat den Mord an meinem Bruder anzuhängen?"
Ich schlurfte näher an den Kamin heran, dessen Wärme auf meiner Haut prickelte.
„Schmeichel dir nicht selbst. Ich habe lediglich ein bisschen auf das Bienenhaus geklopft."
„Um zu sehen, ob eine die Tür öffnet oder dich stechen würde?", ein tiefes Seufzen begleitete seine Worte, als hätten wir diese Diskussion bereits zu oft geführt, „Jetzt wo du deinen Stich bekommen hast: Schon eine Idee, wie ich vor dem Primus erkläre, dass du nicht versucht hast mich, meinen Bruder und den Thronfolger des sezanischen Zirkels zu ermorden?"
Mühsam sprang er vom Tisch, um uns aus einem kleinen Beistellschrank etwas zu trinken zu holen.
Ich starrte in die winzigen Flammen hinein. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich auf diesen Moment gewartet hatte, oder ihn fürchtete, mehr als den Primus und jedes Gerücht der Welt.
„Vielleicht hilft es, wenn ich dir den wahren Mörder präsentiere."
Hinter mir zersprang ein Glas klirrend am Boden, dicht gefolgt von einer Reihe wüster Flüche.
„Würdest du mir auch verraten wer, oder behältst du die Details aus Spannungsgründen bis zum Prozess für dich?"
Der Biss in seiner Stimme eiste meinen Blick vom Feuer los. Ich konnte nicht einmal stolz über meine Tat zusammenkratzen. Weil ich wusste, was folgen würde.
„Aufgescheuchte Bienen sind gefährlich, aber auch dumm. Es gibt nicht sonderlich viele Leute, die mit den königlichen Auftragsmördern in Kontakt treten können. Sehr exklusives Pack. Und teuer noch dazu." Ich wog den Kopf hin und her, um noch einmal alle Möglichkeiten zusammen zu sammeln: „Da wärst natürlich du, als erster Verdächtiger und deine Frau. Deine Familie, obwohl wir die in diesem Fall ausschließen können, und natürlich jedes mächtige Mitglied im Senat."
Hinter mir schob Constantin die Scherben mit dem Fuß zur Seite und reichte mir ein halbvolles Glas. Gemeinsam setzten wir uns wieder auf den Tisch- er mit der ganzen Flasche in der Hand. Wenn er erleichtert war, dass er nicht auf meiner Verdächtigen-Liste stand, sah man es ihm nicht an. „Du denkst, jemand aus dem Senat hat in meinem Namen Caridads Ermordung verordnet?"
Ich nahm einen tiefen Schluck und hätte fast alles wieder ausgespuckt. Das war kein schlichter Wein. Wann waren wir bei den harten Mischungen angelangt? Möglichst unauffällig ließ ich die rötliche Flüssigkeit wieder zurück ins Glas laufen und nickte dann.
„Jemand, der von Caridads Kosenamen wusste, um es so aussehen zu lassen, als wäre der Auftrag von dir gekommen. Vermutlich, um dich an einem geeigneten Zeitpunkt des Mordes zu bezichtigen und aus dem Weg zu schaffen."
Neben mir nahm Constantin einen langen Zug aus der Flasche. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich sein Profil dabei. Seine gerade Nase und die scharfgeschnittenen Züge. Sie waren mir so vertraut, dass es beinahe schon schmerzte. Als er endlich die Flasche wieder absetzte, holte er tief Luft.
„Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll, Dinah...Aber niemand außer uns beiden weiß von Caridads Kindernamen."
Ich schnalzte mit der Zunge und sprang wieder von dem Tisch. „Falsch. Erinnere dich an die Nacht, bevor ich abgehauen bin. Jemand hatte Caridads Spitznamen als Deckung verwendet." Unruhe ergriff meine Muskeln und zwang mich in Bewegung. Dort draußen lief ein Mörder frei herum, aber das verblasste in meinen Augen vor... Ich dachte den Gedanken nicht zu Ende. Ich brauchte meinen Verstand noch.
Constantin schwenkte das Weingemisch hin und her, die Augenbrauen nachdenklich zusammengeschoben, aber ohne auf mein angespanntes Gehopse einzugehen.
„Du denkst, das war dieselbe Person? Jemand hat erst versucht, mich und dann meinen Bruder zu ermorden?"
Ich wippte vor auf meine Zehenspitzen und wieder zurück. Er konnte so langsam sein. Es war nervenaufreibend. Aber wenn ich es ihm einfach sage würde, würde er mir nicht glauben. Er musste selbst darauf kommen.
„Erinnerst du dich noch, was mich früher am Meisten an dir gestört hat?"
„Dass ich immer deinen Becher bei Festessen genommen ha-... oh."
Ich lächelte, als die Erkenntnis seine Augen aufleuchten ließ und meine Unruhe sichtlich auf ihn übergriff.
„Das Attentat war auf dich angesetzt!"
„Jemand hat versucht mich und deinen Bruder aus dem Weg zu räumen. Und dich dafür verantwortlich zu machen." Also in meinen Ohren klang das sehr nach jemanden, der Interesse an der Krone hatte und sämtliche anderen Bewerber loswerden wollte.
„Und jeder nahm an das Gift wäre für mich gewesen, weil niemand weiß, dass ich Linkshänder bin."
„Außer natürlich der Person, die das Attentat verübt hat", nickte ich, inzwischen hitzig, statt einfach nur warm. Es war ein so dämlicher Zufall, dass es noch nicht einmal mir aufgefallen war. „Und Lady Vanna. Aber das ist bestimmt Zufall."
Constantin richtete sich ein Stück auf, als hätte ich ihn geboxt. Er dachte weiter, versuchte, die Punkte miteinander zu verbinden, um wenigstens eine Idee zu haben, in welche Richtung ich ihn führte.
„Woher weißt du, dass Lady Vanna...?"
„Ich hab auf das Bienenhaus geklopft. Sie hat es mir selbst an der Tür gesagt."
‚Als der kleine sezanische Prinz Euer Gift getrunken hat, seid Ihr auch gerannt.' Euer Gift. Nicht das Gift von mir, sondern das Gift für mich.
„Der Grund ist dagegen beinahe schon lächerlich einfach. Kaum da ich aus dem Weg war, war der Thron neben dir wieder frei für Bewerberinnen. Und sie hatte einen ähnlichen Grund, Caridad loszuwerden."
Constantin blieb gedankenverloren
„Aber wie hat sie von Caridads Kindernamen gewusst? Hatte sie Hilfe?"
Ich wusste, was er sagen wollte. Vielleicht trübte meine Abneigung gegen sie meine Urteilskraft.
„Ich weiß es nicht, aber..."
Er musste nicht einmal blinzeln.
„Die Ke-enen. Du weißt selbst, dass sie ihre Spitzel überall haben. Es würde mich nicht wundern, wenn sie uns oder meine Eltern irgendwann einmal belauscht hätten und so Caridads Spitznamen erfahren hätten", er runzelte die Stirn, „Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass sie wüssten, dass ich Linkshänder bin. Das Attentat hätte trotzdem mir gelten können. Ich und Caridad aus dem Weg und wir hätten eine ke-enische Königin auf dem Thron gehabt ohne jemanden, der ihre Herrschaft hätte anzweifeln dürfen."
Er schrammte so nah an der Wahrheit entlang, dass ich unwillkürlich vor den Funken der Kollision zurückzuckte. Die Energie in mir versickerte, als habe er ein Loch in mich geschlagen und ich blieb stehen. Wir waren angekommen. Meine Voraussicht bestätigte sich.
„Das dachte ich damals auch", gab ich langsam zu, „Aber es waren nicht die Ke-enen."
Doch Constantin hatte sich bereits in seine Theorie verrannt. Ohne mich anzusehen, setzte er meinen rastlosen Gang im Zimmer fort, seine Finger durch die langen Haare raufend.
„Woher willst du das wissen?", er hielt inne, den Kopf ruckartig zur Tür drehend, „Sebastian hatte mir damals von Gerüchten erzählt, dass noch ein ke-enischer Attentäter im Palast war-..."
„Constantin", meine Kehle fühlte sich rau gegen seinen Namen an. Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er hörte mich gar nicht wirklich.
„Wir wollten Untersuchungen anstellen und...", fuhr er fort, beinahe fiebrig in seinen rasenden Gedanken, „Und sie-...", er drehte sich zu mir um, sah mich und stoppte mitten in seinem Satz. Seine glasigen Augen wanderten über mein Gesicht und er ließ den Arm zurück an seine Seiten fallen.
„Ich war der verbliebene ke-enische Attentäter."
Alles in meinem Körper wurde schwer. Die Wahrheit befreite nicht. Sie ließ mich zitternd zurück, obwohl ich direkt vor dem Feuer stand. Ich konnte es nicht unterdrücken, weil es all meine Kraft brauchte Constantin ins Gesicht zu sehen.
Er sagte nichts- starrte mich einfach nur an, mit seinen zweifarbigen Augen. Wie die Statue eines verlorenen Königs in seinen eigenen Hallen.
Seine Stille machte mir Angst. Ihre Splitter gruben sich in meine Haut. Tausende Szenarien schossen durch meinen Kopf und ich versuchte sie zu stoppen, indem ich weitersprach.
„Es war nie Zufall, dass wir einander auf dem Marktplatz begegnet sind. Dara Sarei hat mich damals hierhergebracht, um eine ke-enische Königin zu haben. Ich sollte das Volk für mich gewinnen und später Clevem vom Primus lossagen und Kesh angliedern."
Meine Augen wanderten von alleine, als ich mein letztes Gespräch mit Dara Sarei vor meiner Abreise zurück in Erinnerung rief. ‚Es ist Zeit für den nächsten Schritt.'
Mein ganzer Körper wehrte sich gegen die nächsten Worte, doch ich konnte sie nicht mehr gefangen halten: „An dem Tag, als wir die Gäste empfingen, sagte er mir, dass es Zeit wäre dich aus dem Bild zu entfernen."
Keiner meiner Sätze löste eine sichtbare Reaktion ihn ihm aus. Bewegungslos beobachtete er mich, als sähe er mich das erste Mal als Ganzes. Als die Person, die ich wirklich war. Er hatte den Schleier lieben gelernt. Jetzt blieb nichts mehr davon.
Eine heiße Träne rollte mir über die Wange, doch ich wischte sie nicht fort. Ich hatte mich so lange hiervor gefürchtet. Genau vor diesem Moment, da mein ganzes Lügengerüst vor ihm zusammenbrechen würde.
„Ich sagte ihm damals, dass ich es nicht tun würde. Aber als Kian aus deinem Becher trank, glaubte ich, dass er einen zweiten Auftragsmörder gefunden haben musste. Ich wusste... ich wusste...", meine Stimme verließ mich, erstickt von meinen Gefühlen. Haltsuchend griff ich nach der Lehne eines Stuhls. Der Raum um uns herum wurde kleiner- das Feuer kälter.
„Du wusstest, dass mit meinem Tod Clevem eine ke-enische Königin hätte und seine Ziele erfüllt wären", sprach er schließlich, die Stimme tonlos, aber fest.
Ich nickte. So lange ich hier war- Königin war- war Constantin in Gefahr.
„Ich bin noch in der Nacht abgehauen." Und dann löste sich der Knoten. Ein schwarzes Ungetüm, das seit jener Nacht in mir gewütet hatte, legte sich zufrieden hin. Constantin wusste alles. Er wusste, dass ich ihn nie verlassen hatte, weil ich ihn nicht liebte. Ich hatte ihn viel früher betrogen und verraten.
Hätte ich damals gewusst, dass ich versehentlich den einzigen anderen Auftragsmörder von Dara Sarei für Vergewaltigung in die Pessel-Mienen von Keltar verurteilt hatte...
Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich Constantin zur Tür umdrehte und draußen einen der Soldaten zu sich rief.
„Sucht Senator Sarei und verhaftet ihn wegen Verrat an der Kro-..."
„Dafür ist es bereits zu spät", meldete ich mich heiser aus dem Hintergrund.
Constantin hielt inne, drehte sich aber nicht um.
Die Finger ineinander verschränkend gestand ich: „Ich habe ihn heute Morgen zurück nach Kesh geschickt." Es war Hochverrat und darauf stand die Todesstrafe. Aber er hatte meinen Wunsch akzeptiert. Er hatte nie wieder versucht Constantin tot zu sehen. Für mich. Und ich war nicht in der Lage gewesen, meinen Onkel an einem Strick baumeln zu sehen. Mit ein bisschen Glück hatte er den Flugballon-Hafen bereits erreicht. Und würde niemals zurückkehren.
Constantin zog sich langsam von der Tür zurück, unausgesprochene Worte auf seinen Lippen. Doch egal was ihm durch den Kopf ging, blieb ein Geheimnis, denn hinter ihm schob sich die Tür weiter auf und ein keuchender Soldat trat herein.
Für einige ewige Herzschläge starrten wir beide Ker einfach nur an- befremdet von dem Gedanken, dass es auch noch andere Menschen in diesem Palast gab. Dann, endlich, sprach er: „Jemand hat sich mit der Mutter der Königin als Geisel in ihrem Zimmer eingeschlossen. Wir hören sie schreien."
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Auf vielfachen Wunsch, die erste Hälfte der Auflösung :D
Wenn ihr den zweiten Teil auch schon heute haben wollt, müsstet ihr schon ultra anständig sein :D
Es gab tatsächlich jemanden, der sofort wusste, dass der Attentat eigentlich Dinah galt :D
tindra_12 du hast dir deine Widmung absolut verdient :D
Und es gab auch jemanden, der bereits weiß, wie und warum Lady Vanna von Dades Namen wusste :D Ich finde nur den Kommentar leider nicht mehr xD Wenn du dich hier meldest ist das nächste Kapitel dein :D
Und jetzt am Ende die Frage schlechthin:
Wer von denen allen hat wohl die Königin Mutter gekidnapt? :D
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