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Die Vergangenheit - Sahira #3

Kaum schlossen sich die Torflügel hinter Farn unf Sahira, da tauchte Ichiro erneut auf. Natürlich sah er sofort Sahiras Zustand und kam eiligen Schritts auf sie zu.
„Bei Argon, was ist mit ihr passiert?!"
Auf Farn wirkte sein Blick mehr wie der eines Geschäftsmanns, dem eine teure Vase zerbrochen war, als wie der eines Bruders, der sich um seine Schwester sorgte. Dementsprechend würdigte er seine Frage mit keiner Antwort. Auf der mit Marmor gepflasterten Hauptstraße ging er einfach stetig in Richtung Stadtmitte.
„Du musst sie in den Tempel bringen!", rief Ichiro, als Farn die Kultstätte des Argon ungeachtet passierte. Er wusste, dass man Sahira dort helfen konnte, hielt aber wenig von ihren Methoden.
„Ich bringe sie zum Tempel", sagte Farn entschlossen.
„Du bringst sie höchstens um, du dummer Narr!", schrie Ichiro ihm erbost hinterher. „Wenn es dich nicht gäbe, wäre so etwas nie passiert!"
Farn blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen, zog dann aber aus Rücksichtnahme auf den Zustand seiner Schwester weiter. Ihr langsam glasig werdender Blick ließ ihn seine Schritte sogar noch einmal beschleunigen. Am liebsten hätte er sich jedoch umgedreht und seinen für seine Feigheit und Geldgier bekannten Bruder auf der Stelle umgebracht. Gleichzeitig warf sein Vorwurf alte Fragen wieder in ihm auf.
Beeinflusste er sie wirklich negativ?
Machte er sie ungewollt zu einer Rebellin?
Er schüttelte heftig den Kopf und vertrieb den Gedanken. Ihre Einstellung war die einzig richtige. Wie könnte er nicht stolz darauf sein, sie in ihrem Denken zu bestärken, wenn dieses doch gut war? Er strich ihr lächelnd eine Strähne aus dem Gesicht und besah sich ihr wunderschönes, fast jugendlich wirkendes Antlitz. Dann fiel sein Blick auf die vielen Wunden und das Blut, das ihren Körper besudelte. War diese Einstellung auch die richtige für sie? Zweifel überkamen ihn, wie so oft wenn er in stillen Momenten darüber nachdachte, was sie sich täglich unbewusst antat. Glücklicherweise zerstreute eine Heilerin, die ihnen aus dem Tempel des Erdgottes Edma entgegeneilte, seine Gedanken.
„Was ist mit ihr geschehen?", fragte sie bestürzt. Farn erkannte sie, es war Schayna, eine Freundin ihrer Mutter. Ihr Blick wanderte rasend schnell über Sahiras zerschundenen Körper.
„Die Lorica ..."
Das war ihr wohl Information genug. „Bring sie gleich herein", forderte sie ihn barsch auf. Farn lächelte verschmitzt und tat wie geheißen. Sie betraten den Tempel durch einen Nebeneingang, der direkt in eine größere Kammer mit mehreren Krankenbetten führte. Farn zählte fünf Verwundete in dem weiß getünchten Raum. Er legte Sahira sanft auf eine der Liegen und trat einen Schritt zurück. Schayna kam mit einer Schüssel heißem Wasser und Verbandszeug herein. Sie schob ihn ein Stück weiter weg und schloss die Vorhänge, welche vor jedem Krankenbett angebracht waren.
Farn wusste, dass kein Mann, der nicht ihr Gatte war, sie entblößt sehen durfte. Nicht einmal ihr eigener Vater. Ehrlich gesagt hatte Farn dazu auch gar keinen Bedarf. Er sah sich in dem schlicht gestalteten, eckigen Raum um und gab sich gelassen. In seinem Inneren brodelte es jedoch. Er wusste, dass die Heilerin ihr Bestes tun würde, war sich aber im Klaren darüber, dass Sahiras Wunden mitunter tödlich sein konnten. Er hörte ihr schwaches Stöhnen hinter den Vorhängen, was ihm fast die Tränen in die Augen trieb. Ihre Wut und Trauer trübten ihren Blick und ließen sie weit über ihre Möglichkeiten hinwegschreiten. Es war nicht das erste Mal, dass er um ihr Leben bangte. Und so wie er sie kannte auch nicht das letzte Mal.
Manchmal befürchtete er, sie versuche absichtlich, sich zu zerstören. Den einfachen Weg aus ihrem Dilemma zu nehmen. Früher hätte er nie so über sie gedacht. Sie war so ein lebenslustiges Ding gewesen – soweit man das über eine Absconde sagen konnte. Aber seit dem Tod ihres Vaters hatte ihre Mutter geradezu panikartig versucht, sie zu vermählen. Und aus seiner fröhlichen Schwester war eine nachdenkliche, mitunter fast depressive, junge Frau geworden.
Ihre Mutter und Ichiro betraten den Raum, kaum dass Sahira fertig bandagiert war und die Heilerin ihre Unterkunft verlassen hatte. Farn sah wütend zu seinem Bruder. Sicher hatte er ihm die Schuld an Sahiras Zustand zugeschoben. Dementsprechend war auch die Reaktion seiner Mutter auf ihn: Die Augen Salias musterten Farn kalt mit einer stillen Anklage in ihnen, während sie den Raum inspizierte. Er wusste, dass sie ihm die Verantwortung für all das gab - nicht nur dieses Mal. Sie sprach es zwar nie offen aus, aber es war kein Geheimnis, dass sie in ihm den Grund für alles, was Sahiras Entwicklung betraf, sah. Er, der es trotz seiner ausgezeichneten Kampffähigkeiten verweigerte, als Assassine zu dienen. Das schlechte Vorbild für seine Schwester.
Ohne ihn eines Wortes zu würdigen, rauschte sie eiligen Schritts zu ihrem Bett. Sahira lächelte ihr schwach entgegen. Ihre Mutter kniete sich mit bebendem Kinn neben ihr Bett. Ihr sowieso schon immer weißer werdendes Haar schien noch farbloser als gewohnt. Sie umfasste Sahiras Hände, wie als bete sie für ihre Gesundheit. Dann aber, als der erste Schock vergangen war, schüttelte ihre Mutter nur den Kopf. Seufzend hob sie den Blick, Tränen standen in ihren Augen.
„Wenn du glaubst, du könntest auf diesem Weg einer Heirat entgehen, dann hast du dich geschnitten!" Sie erhob sich, ihr Gesicht eine Maske der Wut.
„Aber Mutter", erwiderte Sahira kläglich.
„Still!", sagte sie schneidend. „Ich habe dich so lange beschützt, verhindert, dass du an irgendjemanden zwangsverheiratet wirst, den du nicht willst. Ich habe den guten Ruf unserer Familie aufs Spiel gesetzt! Und das ist dein Dank?"
„Ich habe doch nur versucht, zu helfen!"
„Du bist eine Frau. Das ist nicht deine Aufgabe!"
Sahira senkte betreten den Blick. „Es tut mir ..."
„Es war nicht ihre Schuld", warf Farn unerwartet ein. Es gehörte sich nicht, jemanden zu unterbrechen, erst recht nicht seine Eltern, welchen man den größten Respekt zu zollen hatte.
Salia drehte sich abrupt zu ihm um, worauf Ichiros die ganze Zeit schon anhaltendes Grinsen noch breiter wurde. Ihr Blick hätte so manch anderen frösteln lassen, aber Farn blieb völlig ruhig.
„Es verwundert mich nicht, dass du da wieder deine Finger im Spiel hattest", fauchte sie ihn an.
„Ich weiß, ich bin das personifizierte Böse. Der, der die Sünde in deine heile Welt brachte", spottete er.
Ihre sonst so blasse Hautfarbe wechselte zu einem tiefroten Ton. „Du wagst es, mich auch noch zu verhöhnen?!"
„Es tut mir leid", lenkte er rasch ein. „Aber du musst Sahira ihre Träume lassen!"
„Willst du, dass sie stirbt?"
„Nein ...", sagte er zögerlich und wich ihrem forschenden Blick aus.
„Ab jetzt werdet ihr euer gemeinsames Training unterlassen!"
„Könntet ihr aufhören, über mich zu bestimmen, während ich hinter euch liege?", beschwerte Sahira sich lautstark und machte schwächliche Versuche sich aufzurichten. Keuchend sackte sie zurück auf ihr Kissen.
Salia seufzte tief und schloss die Augen. „Dein Vater sagte damals, bevor er im Krieg sein Leben ließ, dass du etwas Besonderes werden würdest Sahira. Ich hätte nicht gedacht, dass sich seine Worte auf eine derart traurige Weise erfüllen würden. Ich werde in Kürze die Vorbereitungen für deine Eheschließung treffen. Das hier", sie machte eine ausholende Geste, „hat unverzüglich ein Ende." Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum, wie ein Schatten, den man nicht greifen konnte.
„Ich hoffe, du schämst dich jetzt wenigstens", sagte Ichiro mit vor Hohn triefender Stimme. Farn schüttelte den Kopf. Sein Gesicht verdunkelte sich zusehends. Von seinem jüngeren Bruder derart angesprochen zu werden, machte ihn krank. Blitzschnell zuckte seine Hand nach vorne und packte ihn am Kragen.
„Lern Respekt du miese kleine Dreckskröte!", schrie er, ehe er einen Schritt vortrat und Ichiro gegen die Wand stieß. Sahira glaubte, Ichiros Rippen knacken gehört zu haben. Farn musste Ichiro als Ventil für seine ganze angestaute Wut über den Tadel seiner Mutter genutzt haben. Als würde er etwas furchtbar Abstoßendes wegwerfen, ließ er seinen Bruder los, der langsam zu Boden sank und ihn ungläubig anstarrte.
„Das bereust du noch, du Bastard", sagte er dunkel, ehe er sich zur Tür wandte. Als er hinausging, drehte er sich noch mal um und fixierte Sahira mit abschätzendem Blick. „Der Unendliche möchte dich übrigens sehen, Sahira." Er lächelte boshaft und sprach mit merklichem Unterton weiter: „Vielleicht deine Chance, dir endlich wirklich das Leben nehmen zu lassen?" Lachend verschwand er und folgte Salia schnellen Schrittes. Sahira seufzte theatralisch, als die beiden draußen waren.
„Was hast du erwartet? Dass du einen Blumenstrauß dafür bekommst, dass du dich ins Getümmel gestürzt hast?", fragte Farn.
„Es hätte ja nicht gleich so ein wertvolles Präsent sein müssen", antwortete sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
„Ich sehe, du ignorierst den Ernst der Situation völlig."
„Was soll ich denn tun Farn? Weinen? Schreien?"
„Beides gleichzeitig - vielleicht hilft es ein wenig", sagte er tonlos.
„Nun sei doch nicht gleich so deprimiert", schalt sie ihn.
Er hob seine Brauen und runzelte die Stirn. „Wer hat denn wieder einmal seine Hand für dich ins Feuer gehalten?"
„Ach, das nimmst du mir seit Neuem übel?"
„Heute hatte Mutter Recht, Schwesterherz." Er trat an ihr Bett heran und kniete sich hin, sodass er mit ihr auf Augenhöhe war. „Wir hätten dich verlieren können. Deine Engstirnigkeit bei der Verfolgung deines Ziels macht dich blind und gefährdet dich."
„Jetzt fängst du auch schon an." Sahira legte beleidigt den Kopf auf die Seite und verschränkte die Arme.
„Ich will dich nicht zu Grabe tragen müssen, versteh das doch!"
„Das wirst du auch nicht, ich hatte einen guten Lehrmeister."
Farn schmunzelte unwillkürlich und zerzauste ihr silbriges Haar. „Du bist unverbesserlich."
Sie rollte sich wieder zur Seite und sah ihn forschend an. „Glaubst du das, was Ichiro sagte, ist wahr?"
„Du meinst, dass dich der Unendliche sehen will?"
Sahira nickte nur zur Antwort, worauf Farn die Schultern hob. „Schwer vorstellbar, was er von einem gewöhnlichen Mädchen wie dir will."
„Sagt ihr nicht alle, ich bin alles andere als gewöhnlich?", fragte sie neckend, wofür sie einen spielerischen Schubs von ihm erhielt.
„Du weißt genau, was ich meine!"
„Soll ich hingehen?", stellte sie die entscheidende Frage.
„Wenn es eine Lüge war, lassen sie dich so oder so nicht in den Palast ein und wenn nicht ..."
„Dann?"
„Der Unendliche lässt manchmal exzellente Assassine zu sich rufen, um ihnen gefährliche Aufträge zu erteilen, die nicht selten tödlich enden", philosophierte er tonlos.
„Ich bin aber keine Assassine!"
„Du bist eine Frau, richtig. Du bist recht hübsch ..."
„Du denkst doch nicht?" Der Gedanke schockierte sie zu sehr, um ihn weiter auszuführen.
„Er ist zwar mächtig, aber auch nur ein Mann."
„Und da muss er sich gerade mich auserwählen?"
„Du weißt nicht, ob es wirklich das ist", antwortete er ausweichend.
Erneut stieß Sahira einen tiefen Seufzer aus. „Mir bleibt auch nichts erspart."
„Vielleicht war es nur ein blöder Scherz von Ichiro. Dann war die Aufregung völlig umsonst."
„Wenn nicht wird sich zeigen, wie gut meine Kampfkünste wirklich sind."
Farn sah sie verwirrt an, worauf sie ihre Aussage erklärte: „Glaubst du etwa, ich lasse ihn an mich ran? Er wird sein wichtigstes Glied nach dem Versuch vom Boden auflesen können!"
Ihr Bruder lachte freudig auf, beruhigte sich aber rasch wieder. „Ruh dich erst mal aus. Morgen kannst du ihm immer noch einen Besuch abstatten."
Farn stand wieder auf und stellte sich vor den Eingang. Die wenigen Fackeln, welchen den Gang vor ihm erhellten, ließen seine Umrisse in einem gespenstig langen Schatten erscheinen.
„Du wachst nicht an meinem Bett?", frotzelte Sahira.
„Du sagst doch immer, du könntest auf dich selbst aufpassen", erwiderte er schmunzelnd und hob die Hand.
„Farn?"
Er drehte sich noch einmal um.
„Glaubst du, Mutter hat es diesmal ernst gemeint?"
Ihr Bruder sah sie einen Moment nachdenklich an. Sein Blick sprach Bände. Sie war also nicht die Einzige, die fürchtete, endgültig den Bogen überspannt zu haben. Dann verließ er den Tempel. Sahira ließ sich ausatmend auf die harte Matratze fallen. Sie musste zugeben, dass sie sich irgendwie übernommen hatten, dass der Blutdurst mit ihr durchgegangen war. Nachdenklich fuhr sie sich über ihre Verbände und schauderte bei dem Gedanken, irgendwann wie ihr Bruder Argo auszusehen. Sie zog die Decke weit über ihren Kopf und begab sich in ihre gewohnte Schlafstellung, bei der sie sich wie eine Kugel zusammenrollte.
„Ich habe dich heute kämpfen gesehen", sagte jemand unvermittelt neben ihr. Verwirrt hob sie den Kopf, sah sich um und erkannte einen Mann im Bett am anderen Ende des Raumes als Sprecher.
„Du hast meine Familie gerettet - ich schulde dir Dank." Er hustete ein paar Mal stark, ehe er sich fing. „Auch wenn es sich nicht schickt, so würde ich mich doch freuen, wenn meine Tochter, hätte ich denn eine, so wäre wie du."
„Danke", nuschelte sie als Antwort.
Als sie nichts Weiteres sagte, legte er sich wieder schlafen. Sie schwankte zwischen Freude, darüber Gutes und dem Bewusstsein gleichzeitig etwas Falsches getan zu haben. Die junge Aculetin verdrängte jeglichen weiteren Gedanken daran, kuschelte sich tiefer in die schlichte Wolldecke und schlief schon bald ein.


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