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Die Vergangenheit - Sahira #1

Sahira schnellte zurück, als Farn einen weiteren Hieb gegen sie führte. Gleichzeitig umtänzelte sie seine Deckung. Sie plante, sich an seiner länglichen Waffe vorbeizuschlängeln, um ihn zu erreichen. Doch im selben Moment zuckte der Speer wieder nach vorne und trieb sie zurück. Mit einem beherzten Sprung gelangte sie außerhalb seiner Reichweite und nutzte den Augenblick, um rasch durchzuatmen. Farn beobachtete sie derweil wachsam.
Das Training erinnerte die junge Kämpferin mehr an einen obskuren Tanz, denn an einen Zweikampf. Ihr Bruder war stärker und geschickter; auch ihre Agilität machte das nicht wett. Sie konnte ihn vielleicht mit einem schnellen Angriff überraschen, doch nie wirklich gefährden.
Sie fochten bereits eine Viertelstunde. Der Kampf zehrte an ihren Kräften. Er hingegen zeigte keinerlei Zeichen von Ermüdung. Würde sie ihre Taktik fortsetzen und ihm nur mit den einfachsten Methoden zu Leibe rücken, verlor sie früher oder später.
Mit dem Fuß fuhr sie nachdenklich über den Sand, der das ganze Areal ausfüllte. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie Farn.
Die große Arena war schon seit Urzeiten ein Ort des Trainings und des Wettstreits. Sie war vor allem für jene gedacht, die sich darauf vorbereiteten, an die Oberfläche zu gehen. Aber auch solche, die die Stadt verteidigten und sonst kaum Übung bekamen, fanden hier einen geeigneten Platz.
Farn machte keine Anstalten, sie zu attackieren. Vielleicht wollte er sie zu Kräften kommen lassen oder er war sich seiner Sache sicher. Ihre Tirade von erfolglosen Angriffsversuchen wäre Grund genug dafür.
Sahira wich einige Schritt zurück und verlagerte ihr Gewicht nach vorne. Für Farn musste es wirken, als plane sie einen gewöhnlichen Frontalangriff. Diesen war er im Verlauf ihres Kampfes mehrmals erfolgreich begegnet. Aber Sahira hatte nicht vor, derart unkreativ vorzugehen. Sie stürzte auf ihn zu, ihre Klingen wie todbringende Stacheln nach vorne gereckt. Farn zog seine Waffe etwas zurück, um im letzten Moment zuzustoßen.
Kurz bevor sie eine Speerlänge von ihm entfernt war, ließ sie sich nach hinten fallen und rutschte auf dem feinen Sandboden weiter. Im selben Moment stieß Farn den Speer in ihre Richtung, den sie aus der liegenden Position heraus mit ihren Langdolchen hochdrückte. Sahira nutzte die entstandene Verteidigungslücke und trat ihm vor den ungeschützten Bauch.
Die Gabe ihres Volkes, den Wellencharakter jeglichen Wesens und Materials zu spüren, befähigte sie dazu, ihn an der schwächsten Stelle seines Bauchpanzers zu treffen.
Er stürzte zurück. Sahira packte den Speer, um ruckartig daran zu ziehen. Überrascht von ihrer Geschwindigkeit schaffte Farn es nicht, ihn zu halten, und kam unbewaffnet wieder zu einem sicheren Stand. Sahira ließ diesen Moment nicht ungenutzt. Am Boden liegend trat sie nach seinen Beinen, um ihn zu Fall zu bringen. Er sprang über ihr ausgestrecktes Bein hinweg, wagte aber keinen Angriff.
Jeden Versuch ihrerseits, aufzustehen, verhinderte er mit gezielten Tritten, die sie nicht abwehren konnte; brauchte sie ihre Hände doch dabei, sich abzustützen. Mühelos umrundete Farn sie und griff erneut nach seinem Speer. Im selben Moment drückte sich Sahira mit den Füßen vom Boden ab, um ihn mit dem Rücken zu rammen. Ihr Bruder lachte über diesen Versuch, der völlig verunglückte, da der Untergrund ihr nicht genug Halt gab, um kraftvoll nach hinten zu springen.
Farn ließ den Speer fallen, packte ihre Taille und drückte zu. Sie spürte, wie ihr die Luft schier herausgepresst wurde. Reflexartig fielen ihr die scharfen Eisen aus den Händen. Mit hörbarem Keuchen versuchte sie, sich zu befreien, aber Farns schraubstockartige Umklammerung war zu stark. In ihrer Verzweiflung wand sie sich wie ein Fisch in den Händen eines Anglers und schaffte es, sich umzudrehen. Farn ließ sie sicherheitshalber los – wohl um einer Kopfnuss zu entgehen. Unter ihrem folgenden Schlag duckte er sich weg und packte ihren Arm. Er schob seine Schulter unter ihre Achsel und nutzte Sahiras Schwung, um sie über seinen Rücken zu werfen. Mit einem schmerzerfüllten Ächzen prallte sie zu Boden.
Die Welt wurde für kurze Zeit schwarz um sie. Als sie sich wieder gefangen hatte, rollte Sahira sich sofort zur Seite und richtete sich auf. Bevor sie jedoch weiter attackieren konnte, hob Farn abwehrend die Hand und schüttelte lächelnd den Kopf.
„Genug für heute, Schwesterherz."
„Wir sind noch nicht fertig!", fauchte sie ihn wütend an. Sie bereute ihre forsche Art im selben Augenblick und setzte einen reuigen Blick auf. „Tut mir leid ich ..."
Farn schien keineswegs erbost über ihren Ausbruch – es war ja nicht das erste Mal.
„Ich weiß, du wirst älter – deine Zeit rennt", sagte er in verständnisvollem Ton und legte ihr den Arm um die Schulter. „Machen sie dir schon Anträge?"
Sahira senkte den Kopf. Einige silbergraue Strähnen fielen ihr ins Gesicht. „Nicht direkt – sie behelligen Mutter damit."
„Die sicher daran interessiert ist, dich an eine gut situierte Familie abzutreten."
„Davon gehe ich aus."
Farn trat vor sie und hob sanft ihr Kinn. „Sie liebt dich Sahira. Sag ihr, dass du dazu nicht bereit bist und sie wird es nicht zulassen."
„Mutter darf unserer Familie keine Schande bereiten. Was würde Vater sagen?"
„Er war besessen vom Ruhm und vermessen in der Einschätzung seiner Kraft."
„Ich mochte ihn", sagte Sahira schmunzelnd.
„Hätte er gewusst, dass das kleine Mädchen mit dem er immer spielerisch gefochten hatte, seine kindischen Bemerkungen, es wolle eine große Kriegerin werden, ernst meinte, hätte er dich verachtet."
Sahira schritt in Richtung des Ausgangs und drehte sich noch einmal lächelnd um. „Aber er glaubte bis zuletzt, ich würde eine brave gebundene Frau."
„Wie böse von dir, ihn so hinters Licht geführt zu haben. Möchte die Verächterin jeglicher Tradition denn nun noch mit mir etwas essen gehen?", fragte er neckisch.
„Was glaubst du denn, wo ich gerade hingehe?"
„Zu deiner Hochzeit vielleicht?"
„Sehr witzig." Sie reckte das Kinn in gespielter Beleidigung nach oben und verließ den Kampfplatz. Farn folgte ihr gleich darauf grinsend. Vor der Arena begrüßte sie die feuchtkühle Höhlenluft ihrer Heimat Lot Sottos. In der Arena wurde sie durch zahlreiche Kohlenpfannen erwärmt, hier draußen jedoch bestanden die einzigen Lichtquellen aus weit gestreuten Laternen. Diese brachten die klamme Grotte nicht einmal annähernd auf eine wohlige Temperatur. Sahira verstand nicht, warum ihr stolzes Volk, das Volk der Aculeten, sich in einer eisigkalten Höhle verkroch. Aber man gewöhnte sich an den Umstand, dass einem die Glieder froren, wenn man morgens aufwachte und einen der Schein des großen Mantels höchstens zu seltenen Gelegenheiten wärmte. Sie kehrten in einen ihnen wohlbekannten Gasthof, die tanzende Klinge, nebst dem Trainingsgelände ein.
Der Wirt Aron kannte die beiden schon von ihren früheren Besuchen. Sie betraten den Schankraum, der wie gewohnt von dem gewaltigen zentralen Kamin mehr als nur gut gewärmt wurde. Viele freuten sich über die Möglichkeit, der frostigen Kälte der Stadt zu entkommen.
Die beiden ließen ihren Blick über die gut besetzten Eichentische schweifen und suchten zwei freie Stühle. Endlich entdeckten sie einen geeigneten Platz, an den sie sich setzten.
Kaum hatte Aron sie gesehen, trat er auf ihren Tisch zu und lächelte freundlich. Er war ein klein gewachsener Aculet. Sein durch die Arbeit im Gastgewerbe etwas fülligeres Äußeres tat sein Übriges dazu seine Gestalt, für die Verhältnisse ihres Volks, ungewöhnlich wirken zu lassen. Statt der spitz zulaufenden Gesichtszüge wies er ein fröhliches, eher rundliches Antlitz auf.
„Der Unendliche mit Euch. Was kann ich für Euch tun?", begrüßte er sie herzlich.
„Bring mir einen schönen, saftigen Hirschbraten, bitte", bat Farn höflich.
„Und Sahira, Ihr denkt noch nach?"
Sahira grinste ihn schief an. „Ja, einen Moment noch."
„Wie läuft das Geschäft, Aron?", frage Farn unverbindlich.
„Ich nehme einen Braten vom Schwein. Dazu gebratene Kartoffeln und ein einfacher Blattsalat", warf Sahira ein, bevor der Wirt etwas erwiderte.
Aron sah von Farn zu Sahira und lächelte verschmitzt. „Wenn ihr da seid, läuft das Geschäft besser denn je."
Er verneigte sich leicht und ging in Richtung Küche, um die Speisen kochen zu lassen.
„Du liebst es, das Geld unserer Familie zu verprassen, nicht wahr?"
„Ich ernähre mich nur vielfältig", antwortete Sahira kurz angebunden.
Wildtierfleisch war in den Städten des Berges günstig, da die Jäger es problemlos in den Wäldern erbeuteten. Obst und Gemüse, sowie auch Zuchttiere wurden im Freien, oder an eigens dafür angelegten Stellen im Höhlensystem produziert. Ersteres war eine riskante, Letzteres eine sündhaft teure Möglichkeit. Man bohrte Löcher in die Höhlendecke. Nur in wenigen Bereichen war das überhaupt machbar, da die Höhle tief im Berg lag und die Gesteinsschicht darüber meist zu dick war. Darum war es ein Privileg reicher Familien, derlei Nahrung zu konsumieren.
„Schweinefleisch ist nicht das Nahrungsmittel einer Kriegerin, liebste Schwester", berichtigte er sie. In seiner Stimme schwang eine Spur Verärgerung mit, der Sahira auf den Grund gehen wollte.
„Wird das nun eine Verhaltenspredigt?"
„Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du aus einem fadenscheinigen Grund heraus, Geld zum Fenster hinauswirfst."
„Wofür besitzen wir denn so viel davon, wenn wir es nicht nutzen? Vater hat sich auch immer von allem das Beste genommen."
„Unser Herr Vater hat hart dafür gearbeitet. Falls es dir nicht aufgefallen ist, er ist tot. Woher glaubst du, kommt das Geld in unseren Truhen nun?"
Sahira musste sich eingestehen, dass sie das nicht wusste – sie hatte nie darüber nachgedacht.
„Unser Bruder wäre öfter bei uns, wenn er nicht den gefährlichsten Aufträgen hinterherjagen müsste, um deine exquisiten Wünsche in Sachen Essen und Waffen zu befriedigen", schloss Farn seine kurze Ermahnung.
Darauf erwiderte sie nichts mehr und sie aßen schweigend. Der sonst so wohlschmeckende Braten quälte sich heute ihren Hals hinunter.
Farn bezahlte die Rechnung für beide. Sahiras Gericht hatte ungefähr das Zehnfache von seinem ausgemacht.
„Ich hoffe, ihr beehrt mich bald wieder", rief ihnen der Wirt nach, als sie die Gaststätte verließen.
„Er meint wohl, hoffentlich besuchst du ihn bald wieder", sagte er zu Sahira, welche darüber nur milde lächeln konnte.
„Du musst mich nicht immer einladen", antwortete Sahira nachdenklich.
„Ich verdiene mein eigenes Geld und lade ein, wen ich will."
„Könnte man das doch nur von mir behaupten."
„Als Assassine würdest du sogar mehr Geld erhalten, als ein Palaskämpfer, der nur hier im Untergrund bleibt und unsere Feinde abwehrt. Du kannst nichts dafür, dass du nirgendwo genommen wurdest. Frauen gelten einfach nicht als kampffähig."
„Ich glaube weniger, dass es an unserem kämpferischen Vermögen liegt, als vielmehr an der Fähigkeit zu gebären", entgegnete sie verdrießlich. „Warum ziehst du nicht auch in die Welt hinaus?", fragte sie gleich darauf. Eine Frage, die sie ihm prinzipiell, mindestens einmal am Tag stellen musste.
„Wer bringt dann der kleinen Sahira das Kämpfen bei?"
„Du wärst doch hin und wieder da."
„Ja, so wie Argo. Er ist heute nach einem halben Zyklus Abwesenheit zurück und das nur für kurze Zeit. Ich erkenne ihn kaum noch."
„Dafür ist er berühmt", sagte Sahira nüchtern.
„Ich sehne mich nicht danach - du brauchst nicht zu glauben, dass ich nur wegen dir in unserer Heimat bleibe." Er fuhr sich nachdenklich über seine Arme, welche einige Narben aufwiesen. „Außerdem würde es meinem Äußeren nicht guttun, schätze ich. Erinnerst du dich an Argos vorletzte Mission?"
„Er kam mit einem Auge weniger zurück."
„Genau."
„Das wirkt verwegen", merkte Sahira an.
„Der Glückliche. Es wird ihm sicher zum Vorteil bei den Frauen gereichen", meinte Farn mit leichtem Schmunzeln.
„Du bist also ein Frauenheld?", fragte Sahira ihn direkt.
„Nein, ich hoffe nur, irgendwann eine anständige Partnerin zu finden, die meine Einstellung zu schätzen weiß."
„Aha, eine anständige Frau. Keine wie ich, was?", fragte sie tonlos.
„Alte Gewohnheiten abzulegen, ist leichter gesagt, als getan, das verstehe ich. Aber ich möchte nicht auch noch meinen jüngeren Bruder zu Grabe tragen. Jede Aufgabe, die er unseretwegen auf sich nimmt, könnte seine Letzte sein."
Farn seufzte und deutete auf Ichiro, der gerade durch das Tor zum inneren Ring trat und auf sie zukam. „Nebenbei bemerkt, im Vergleich zu den Frauen, mit der unser werter Bruder hier verkehrt, bist du mehr als anständig."
Sahira drehte sich zu Ichiro um. Er war, abgesehen von seinem völlig unversehrtem Äußeren und dem schmächtigeren Körperbau, ein perfektes Ebenbild Argos. Allerdings hatte er lange nicht dessen Ruf inne. Statt sich in Schlachten zu stürzen, stürzte er sich höchstens in größere Ansammlungen von Frauen. Sahira versuchte, ihn nicht zu beachten, und tat so, als würde sie die Wälle des inneren Rings beobachten. Der runde Bereich diente zum Schutz der höhergestellten Adligen und zu guter Letzt auch dem Herrscherpalast. Dieser befand sich, genau wie die Behausungen besonders begünstigter Aculeten, hinter dem Ring. Sie hatten bei einem Angriff am wenigsten zu befürchten. Es traf immer die ärmeren Schichten, die weit vor den schützenden Mauern lebten.
„Sahira!" Ichiros Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Perplex sah sie ihn an.
Er wirkte angestrengt, etwas, was man selten an ihm sah. Unter seinem kurz geschnittenen, schwarzen Haar entdeckte Sahira Schweißperlen. Sie fragte sich insgeheim, ob er sich denn zum ersten Mal zu einem Kampf hinreißen lassen hatte. Aber er war wohl eher nur den Weg zu ihr gerannt. Das reichte mehr als genug, um ihn zu erschöpfen.
„Ich muss dir etwas sagen", begann er keuchend.
Sahira sah ihn nur erwartungsvoll an. Sie erwartete eine Verhaltenspredigt. Er hatte so oft versucht, sie auf den richtigen Pfad zurückzubringen. Dabei war er nicht besser als sie, nur eben auf eine andere Art und Weise. In seiner Gegenwart wich die fast gemütliche Stimmung, die Farn in ihr erzeugte sofort einem eiskalten Gefühl. Anstatt der Ungezwungenheit fühlte sie sich genötigt, die wahre Seite ihres Volkes zu zeigen. Kalt und berechnend. Bevor er etwas sagen konnte, zerriss ein mit Angst erfüllter Schrei die Stille der Höhle. Praktisch im selben Moment ruckten die Köpfe der drei Geschwister in Richtung der Vororte, von wo er gekommen war.
„Welche leichte Frau hast du denn nun wieder um ihren Lohn gepre ..." Sahira hielt mitten im Satz inne. Ihr ganzer Körper erstarrte. Im Halbdunkel der spärlich beleuchteten Straßen machte sie mehrere dunkle Umrisse aus, die sich systematisch einen Weg durch die dort umhergehende Menschenmenge bahnten. Ein Klirren von Stahl auf Stahl bestätigte ihre Vermutung. Ichiros Augen weiteten sich vor Schreck. Seine Nachricht hat mit allem Mal all ihre Wichtigkeit eingebüßt.
„Schätze die Lorica wollen wieder einmal wissen, wer die Stärkeren sind", sagte sie zu Farn, der mit einem Nicken seinen Kurzspeer vom Rücken nahm.


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