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Die Vergangenheit - Bruderliebe #1

Farn hatte keine Sekunde gezögert. Mit dem nötigsten an Proviant und seinem Speer war er losgezogen – Richtung Süden. Er hatte sich nur wenig Rast gegönnt, war manchmal bis tief in die Nacht hineinmarschiert. Die hellen Strahlen des mittäglich scheinenden Mantels stachen schmerzhaft auf seiner Haut. Sahira war zumindest hin und wieder mit ihrem Vater an die Oberfläche gegangen. Aber Farn hatte das unterirdische Reich nie verlassen.
„Ich fühle mich heute nicht gut Papa", hörte er seine kindliche Stimme sagen.
Irgendwann hatte er begriffen, dass Farn niemals mitkommen würde. Er hatte sich gefürchtet. Zu viele schreckliche Geschichten gehört. Von den Gefahren, die hier oben lauerten. Nicht nur wilde Tiere, auch Vrynn und andere humanoide Rassen, trachteten nach dem Leben der Absconden.
Es war nicht so, dass sie sie als das erkannten, was sie waren. Bis auf die Lupa, ihre ewigen Feinde, wusste fast keiner, dass sie überhaupt existierten. Aber sie sahen Missgeburten in ihrer grazilen Gestalt, ihrer blassen Haut und den farblosen Haaren. Aber jetzt musste er all diese Bedenken beiseiteschieben. Immer noch rang er mit seinem Gewissen.
Einerseits wollte er seinen Bruder rächen. Argo hatte so viel für sie alle getan. Keiner, außer vielleicht ihre Mutter, hatte wirklich verstanden, dass er ihre Familie die letzten Zyklen ernährt hatte. Seit dem Tod ihres Vaters war es mit ihnen steil bergab gegangen. Ichiro und Sahira waren nur dafür bekannt, Geld auszugeben. Farn hatte sich als Palaskämpfer verdingt. Er hatte das unterirdische Reich beschützt. Doch diese Aufgabe brachte weder Ruhm noch eine ausreichende Menge Geld. Sein jüngerer Bruder ging hinaus in die Wildnis, um sie am Leben zu erhalten.
Ob Botengänge, Mordaufträge für reiche Fürsten, die die Absconden kannten, oder Raub und Brandstiftung – ein Assassine durfte vor keiner Prüfung scheuen, solange die Bezahlung stimmte. Er sagte auch nicht Nein, wenn man ihn gegen einen übermächtigen Gegner ins Feld sandte. Wenn man ihn in den Tod schickte.
Farn erreichte das Ende des Waldgebiets, das er in der letzten halben Stunde durchquert hatte. Die weite Grasebene dahinter war zwar leichter zu überqueren, aber schon nach kurzer Zeit brannte seine Haut wieder empfindlich. Die ungewohnte Hitze trieb ihm den Schweiß aus den Poren und seine Wasservorräte waren aufgebraucht. Der lange Marsch hatte an seinen Kräften gezehrt, ihn mürbe gemacht. Er war sogar versucht, seinen Speer fortzuwerfen, nur um Ballast zu sparen.
Hinter sich hörte er ein Knacken von Geäst. Ichiro war ihm die ganze Zeit über auf den Fersen gewesen. Er hatte sich ihm ohne zu fragen angeschlossen. Natürlich ging es ihm nur darum, seinen Ruhm beschneiden zu können, sollte er das Kind der Prophezeiung töten. Farn erwartete sich keine Hilfe von ihm.
Doch würde er überhaupt welche brauchen? Natürlich traf ihn der Tod seines Bruders. Aber vielmehr wünschte er sich, seine Schwester befreien zu können. Dafür brauchte er seine Hilfe.
Dieser Mann, der das eiskalte Herz einer Aculetin gegenüber anderen Völkern hatte erweichen können. Der unbesiegbare Krieger, der ein ganzes Volk zerschlagen sollte. Nur mit seiner Kraft wäre ihre Rettung vielleicht möglich. Er konnte ihn nicht töten. Nicht bevor er den Schaden, den er angerichtet hatte, wiedergutmachte. Nicht nachdem er Buße getan hatte – dafür, dass er das Leben Sahiras so empfindlich gestört hatte. Dafür, dass seine Mutter nun jeden Tag apathisch in ihrem Bett lag und keinen Ton mehr von sich gab. Sie hatte einen Sohn verloren, ihre Tochter durfte nicht dasselbe Schicksal erleiden. Ihr Herz würde daran zerbrechen.
Endlich, nachdem er noch ein kurzes bewaldetes Gebiet durchquert hatte, erreichte er die Siedlung seiner Bestimmung. Er glich deren Position nicht mit seiner Karte ab. Die Ansammlung an zerstörten Hütten war Indiz genug, dass er hier richtig war. Zumindest musste er jetzt nicht mehr lange nach seinem Ziel suchen. Er war immerhin der letzte Bewohner. Aber war er überhaupt noch hier?
Leisen Schrittes schlich er durch die Gassen des Dorfes. Er spähte in jedes Haus, von dem noch genügend übrig war, dass es einen Vrynn hätte verbergen können. Aber keine Spur von ihm. Auch sonst sah er keine Leichen, nichts was darauf hindeutete, dass hier je jemand gelebt hatte. Aber die Aculeten beseitigten die Überreste ihrer Feinde nicht ...
Am östlichsten Zipfel der Besiedlung entdeckte Farn einen halbwegs intakten Wachturm. Über eine Leiter gelangte er nach oben. Der intensive Geruch verbrannten Holzes stieg ihm in die Nase. Der Ausguck war mit Blut verschmiert, aber Farn entdeckte auch eine erst kürzlich benutzte Lagerstätte.
Der nun gegen Abend schwächer werdende Schein des Mantels, ermöglichte es Farn, ohne zu stark geblendet zu werden, über das Land zu spähen. In der Ferne, etwas nördlich von seiner Position, machte er eine Ansammlung brauner Flecken im Gras aus. Es musste sich um ausgehobene Erde handeln. Bewegte sich da nicht etwas? Irritiert wanderte sein Blick noch weiter in die Ferne. Und da nicht auch? Die zweite Person war noch zu weit entfernt, als dass er sie wirklich als Vrynn identifizieren konnte. Aber die andere musste eindeutig einer sein.
Euphorisch verließ er den Turm und rannte in Richtung der weiten Graslandschaft. Zuerst ging es ein Stück bergauf, aber es war, als wäre jegliche Müdigkeit von ihm gewichen. Er hetzte weiter, stolperte einmal über einen unter der Wiese verborgenen Stein, ließ sich aber nicht beirren.
Schließlich machte er ihn in der Ferne aus. Ichiro bestätigte ihm, dass es der Richtige war, nachdem er zu ihm aufgeschlossen hatte. Farn duckte sich in dem hohen Gras, um nicht gesehen zu werden, ihn aber selbst halbwegs gut beobachten zu können. Er musste ein Vrynn sein. Seine Haut war leicht gebräunt, das blonde Haar trug er kurz. Das fast jugendliche Kinn war von Bartstoppeln bedeckt. Er wirkte kräftig, auffällig muskulös für diese Rasse. Sein Alter schätzte er auf sechzig oder gar siebzig Zyklen. Jedenfalls war er ungefähr so alt wie Sahira. Aber waren Vrynn nicht viel kurzlebiger? Vielleicht war er auch nur zehn oder zwanzig Zyklen alt. Wer wusste schon, ab wann ein Vrynn das Erwachsenenalter erreichte?
Farn musste sich eingestehen, dass er bisher noch nie einen von ihnen gesehen hatte. Gerade schaufelte er mit einem primitiven Spaten ein frisch ausgehobenes Loch zu. Er begrub offensichtlich seine Mitbewohner. Sein Gesichtsausdruck war starr und konzentriert. Aber Farn machte auch stumme Trauer in seinen Augen aus. Er musste viel geweint haben in letzter Zeit. Es war ihm nicht zu verdenken.
Als er das Grab fertig hatte, klopfte er die Erde noch einmal fest. Dann wischte er sich den Schweiß ab, legte sein Werkzeug beiseite und ging weg. Farn runzelte die Stirn, als er nicht auf das Dorf zuging, sondern sich nach Westen wandte. Er folgte ihm in sicherem Abstand, bis er sich entschieden hatte, wie er vorgehen sollte. Sein Ziel führte ihn wieder durch ein Waldstück. Schon von Weitem machte Farn das Rauschen eines Wasserfalls aus. Die Luft hier in der Umgebung war mehr als frisch und klar. Es belebte seine erschöpften Sinne.
Er dankte ihm innerlich dafür, dass er ihm hiermit eine Stelle gezeigt hatte, an der er später seine Wasservorräte auffüllen konnte. Auf einer kleinen, geradezu malerisch schönen Lichtung nebst einem überschaubaren See, hielt er inne. Auch dort befand sich ein frisches Grab. Nur das dieses mit unzähligen Blumen und einem einfachen Grabstein bedeckt war. Die Person, die dort begraben lag, musste ihm viel bedeuten. Der junge Mann ließ sich vor dem Grab auf die Knie sinken.
Stumme Tränen liefen seine Wangen hinab. Vielleicht war jetzt der richtige Augenblick gekommen. So leise wie möglich, trat er aus dem Dickicht. Mit beruhigender Stimme sagte er:
„Es tut mir leid für dich, diese Person da muss dir viel bedeutet haben."
Schwungvoll drehte sich der Angesprochene herum. Noch in der Bewegung zog er das Schwert, das an seiner Seite baumelte. Farn erkannte sofort die aggressive Absicht, kaum, dass sein Gegenüber ihn gesichtet hatte, und wich zurück. Der Vrynn musterte ihn ein letztes Mal kalt. Aus der Trauer in seinem Blick war von einer auf die andere Sekunde Hass geworden.
„Mörder!", spie er aus und sprang ihm entgegen.
Farn wich weiter zurück und zog seinen Speer. Er hatte nicht vor, ihn damit anzugreifen, aber irgendwie musste er sich der wütenden Attacken erwehren. Wie ein Berserker ging er auf Farn los. Es fiel dem Aculeten nicht schwer, die wenig präzisen Versuche, ihn zu verletzen, abzuwehren.
„Hör auf, ich bin nicht der, für den du mich hältst!", schrie Farn ihm wütend entgegen.
„Ich habe deinesgleichen gesehen, Abschaum!", erwiderte er und schlug das Schwert beidhändig nach ihm.
Farn ließ den Hieb an seinem Speer abgleiten, worauf sich seine Klinge in das Holz eines Baums bohrte. Sofort war er mit dem Kurzspeer heran und hielt ihm dessen Spitze an den Hals.
„Hör mir doch erst mal zu, was ich zu sagen habe, du verdammter Narr!"
„Bring es zu Ende, mit deinesgleichen rede ich nicht!"
Farn seufzte ergeben. Dieser Mann war so in seine Hassgefühle vertieft, dass ihm mit Worten nicht beizukommen war. Aber wie konnte er ihm sein Misstrauen verübeln? Die Aculeten hatten sein Zuhause zerstört. Farns eigener Bruder hätte ihn ermorden sollen. Hätte er nur bei den Lektionen des Gestaltwandelns zugehört. Nun wäre er damit sicher bessere Karten gehabt. Sahira war diesbezüglich immer um einiges wissbegieriger gewesen. Seine Schwester die gerade ...
Farn traute seinen Augen nicht. Vollkommen perplex starrte er in die Richtung, aus der er selbst gekommen war. Gehetzt rannte dort seine kleine Schwester durch den Wald. Sie sah entkräftet und ausgezehrt aus. Zu diesem Bild passte ihr fülligerer Bauch aber überhaupt nicht. Das Szenario brachte ihn für einen Moment völlig aus der Fassung. Sein Gegner nutzte diese Chance sofort: Bevor Farn so recht begreifen konnte, wie ihm geschah, war der Vrynn schon herumgewirbelt. Er packte den Speer knapp unterhalb der Spitze und schlug ihm mit der Handkante brutal in die Armbeuge.
Farns Griff um die Waffe lockerte sich. Mit brachialer Gewalt drückte sein Feind die Klinge in seine Richtung. Erst im letzten Moment klarte Farns Geist wieder so weit auf, dass er sich der gefährlichen Lage bewusst wurde. Er kämpfte gegen den ihm an reiner Körperkraft überlegenen Vrynn an – es war nutzlos. Mit einem letzten Ruck presste er ihm den Speer an den Hals und zog ihn im selben Moment schwungvoll nach oben. Er durchdrang seine Kehle bis zum Schaft. Mit verzweifelt rudernden Armen versuchte er noch einmal seinen Gegner zu erreichen, ihm klarzumachen, dass er falsch handelte. Dann verlor er endgültig die Kontrolle über seinen Körper. Seine Lunge ächzte nach Luft, wurde aber nur mit erstickendem Blut gefüllt. Sein Blick färbte sich erst rot, dann war ihm, als verlöre sich die Welt in ewiger Dunkelheit.


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