Müde öffnete Fenya ihre Augen, denn jemand rüttelte an ihrer Schulter. Sie hatte Ania gebeten sie in zweieinhalb Stunden zu wecken, damit sie sich nochmal frisch machen konnte, bevor sie zum nächsten Training ging. "Fenya, sie müssen jetzt aufstehen. Ihr Training bei Meister Alessandro beginnt in fünfzehn Minuten."
Augenblicklich war Fenya wach und setzte sich rasend schnell auf. Sie blickte in ein fremdes Gesicht einer Frau, die sie noch nicht hier angetroffen hatte, und wunderte sich, wo Ania wohl war. "Wo ist Ania?" , war ihre erste Frage. "Sie hat sich nicht wohl gefühlt, Miss." Die Frau sprach mit einem französischem Akzent und ihre roten Locken fielen ihr ins Gesicht. Im Gegensatz zu dieser Frau hätte sie Ania sofort an ihren dunkelblonden Haaren erkannt, die ihr ebenfalls immer im Gesicht hingen. "Husch Husch raus aus dem Bett. Sie haben nur noch zehn Minuten."

Mit ihren Füßen stieß Fenya die Bettdecke weg und sprang aus ihrem großen Himmelbett. Schnellen Schrittes erreichte sie die Badezimmertür und ging hinein, bevor sie diese abschloss. Ein wenig Wasser in ihr Gesicht, den Zopf erneuern und schnell nochmal auf Toilette gehen, dann war sie fertig. Duschen wollte sie später, da sie das Gefühl hatte beim Training härter dann genommen zu werden, als bei Alex. Es klopfte gegen die Badezimmertür und das Mädchen vernahm die Stimme der unbekannten Frau.
"Miss, sie kommen zu spät."
'Verdammt' Dachte sie sich und rannte erstmal gegen die Badezimmertür und versuchte sie zu öffnen, allerdings fiel ihr dann auf, dass sie diese abgeschlossen hatte. Unruhig fummelte sie am Türschloss herum, stürmte aus dem Bad und rannte fast in die Angestellte herein, die ihr verdutzt hinterher blickte.
Schnell sprintete sie die Treppe hinunter erneut Richtung Eingangshalle. Alessandro kam ihr jedoch zuvor entgegen und als er sie erblickte sagte er: "Ich wollte gerade nachsehen, wo du bleibst. Nach dem was ich von Alex gehört habe, dachte ich dir geht es nicht so gut und ich sèh mal nach dir. Aber offensichtlich willst du ja heute doch trainieren."
Mit rotem Gesicht ging sie neben ihm her zur Turnhalle. Die Turnhalle war etwa 648 Quadratmeter groß, wie ihr Alessandro mitteilte. Die Wände waren in einem türkisgrünen Ton gehalten und der Boden war dunkelgrau. In der Mitte der Halle war eine Art Boxerring aufgebaut. In einem kleineren Abschnitt der Halle sah man Turngeräte, wie zum Beispiel einen Stufenbarren oder eine Reckstange.
"Als erstes wirst du dich aufwärmen und dann ein paar Übungen zum Muskelaufbau absolvieren. Danach wirst du dich dehnen müssen, denn es geht auf die Turngeräte. Nach einer kleinen Pause zeige ich dir ein paar Nahkampf Techniken, die du auch ohne deine Kräfte benutzen kannst. Noch Fragen?"
Fenya schüttelte den Kopf und Alessandro klatschte in die Hände. "Magst du Musik?" Fragte er sie gerade heraus und verdutzt sah sie ihn an, antwortete schließlich doch mit einem "Ja". Er lief in Richtung einer Glastür, während er ihr zurief: "Fang schon mal an zu laufen." Langsam lief sie los, darauf bedacht ihren Kampfkunst Lehrer weiterhin im Auge zu behalten. Plötzlich ertönte Musik in der ganzen Halle und das Mädchen schreckte zusammen. Lachend ertönte die Stimme ihres Trainers aus den Boxen: "Schön weiter laufen. Ich dachte die Musik motiviert dich ein bisschen das ganze durchzuhalten."
Im Takt der Musik joggte sie 5 Runden durch die Halle und kam schließlich außer Puste vor ihrem Lehrer an. "Jetzt hast du dich schon mal warm gelaufen und nun kommen wir zu den Kraftübungen. Als erstes machst du Liegestütze und zwar 20 Stück. Danach 50 Kniebeugen und 30 Hampelmänner, damit du in Bewegung bleibst. Zu guter letzt hälst du drei mal 30 Sekunden Unterarmstütze."
Verdattert starrte sie ihn an und legte schließlich genervt los mit den 20 Liegestützen, die sie auch schon in der fünften Klasse gehasst hatte. Die 50 Kniebeugen waren eine Qual nach den Liegestützen, aber die Hampelmänner waren etwas entspannender. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass die Unterarmstützen sich so als Höllenübung herausstellen könnten. Sie brauchte danach erst mal fünf Minuten Pause, weil ihre Muskeln ihr dermaßen wehtaten, dass sie sich kaum bewegen konnte.
Die Dehnübungen waren recht schnell überstanden, aber als Alessandro sie aufforderte einen Spagat zu machen, brachen sie beide in Gelächter aus, da es einfach nur lächerlich aussah, wie das Mädchen es versuchte. Nun ging es an die Turngeräte. Aufschwünge, Hohe Wenden und aufstemmen waren ebenfalls eine Qual für beide Seiten, Trainer und Schüler, da das Mädchen turnen absolut nicht konnte und sich wie ein Pinguin anstellte.
In der Pause exte sie zwei 1,5 Liter Flaschen Wasser, denn Fenya hatte schon nach den Kraftübungen einen solchen Brand in der Kehle verspürt, dass sie dachte, sie würde gleich Feuer spucken können.
Nun ging es zu den Nahkampf Techniken. Gemeinsam gingen sie zu einem Boxsack und Alessandro zeigte ihr, wie man die Hände hält und wie man sich vor schweren Schlägen schützen kann. Außerdem zeigte er ihr noch wie man richtig zuschlägt. Bei ihrem Trainer sah es wesentlich eleganter aus, als bei ihr selbst. Sie versuchte immer wieder alles gleichzeitig auszuführen, jedoch senkte sie ihre Deckung zu stark oder hielt ihre Hände einfach falsch oder sie hatte Zu wenig Kraft in ihren Schlägen, immer machte sie irgendwas falsch.
Am Ende des Trainings spürte sie jede einzelne Muskelfaser ihres Körpers und ihr Trainingsanzug war Schweißnass. "Also für das erste Mal war es ganz gut, allerdings gibt es noch viel, woran wir zu arbeiten haben." Aufmunternd lächelte ihr Trainer sie an. Ein schwaches Lächeln huschte ebenfalls auf ihr Gesicht, bevor sie schließlich die Halle verließ und Richtung Zimmer ging. Unterwegs unterhielt sie sich noch kurz mit Diana und die beiden verabredeten sich nachher in Fenyas Zimmer zu treffen....

Wie versprochen das erste Kapitel vom "Lesetag";)Wir wünschen euch Frohe Ostern❤🎉