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MORANA (n.)

Petrichor nennt man den Geruch, nachdem es geregnet hat. Den schweren Geruch nach nasser Erde. Aber da ist noch etwas. Etwas, das man nicht so recht in Worte fassen kann. Man hat diesem Geruch ein Substantiv zugeordnet, weil man ihn nicht zufriedenstellend mit Adjektiven beschreiben kann. Und doch weiß jeder, wie Regen riecht.
Aber wie riecht Schnee? Warum gibt es einen Begriff für etwas, das reinwäscht, aber dennoch jedes Mal aufs Neue einen leicht modrigen Geruch verströmt? Wo Schnee doch an sich viel reiner ist, als Regen es je sein könnte.

Regen wäscht den Dreck und die Altlasten fort, trägt sie an einen anderen Ort und lagert sie anschließend dort wieder ab. Schnee hüllt all das, was der Regen nicht wegzuwaschen vermag ein, umschließt es, um es schließlich unter sich zu begraben.
Schnee riecht sauber, frisch und klar.

Und es schneit.

Es schneit, aber du kannst es nicht hören. Du kannst nicht hören, wie die Flocken beinahe lautlos auf den grauen Asphalt fallen. Du kannst nicht hören, wie die Bäume unter dem Gewicht der Schneedecke ächzen. Und du kannst nicht hören, wie es knackt und raschelt, wenn ein Zweig bricht, weil er all die Last nicht mehr tragen kann und den Schnee, den er vorher so akribisch aufgehalten hat, als weißen Vorhang in Richtung Boden entlässt, wo er sich schließlich lauter als sonst zu einem kleinen Hügel türmt. Du hörst es nicht.

Es schneit, aber du kannst es nicht fühlen. Du kannst nicht fühlen, wie sich die feinen Flocken in deinen Wimpern verfangen, sodass du blinzeln musst. Du kannst nicht fühlen, wie sie sich in deinen Haaren verheddern, kalt und leicht, bis sie schmelzen und als kleine Tropfen dein Gesicht benetzen. Du kannst nicht fühlen, wie die Kälte, die sie mit sich bringen, wie kleine Nadelstiche durch deine Kleidung dringt, deine Arme und Beine langsam ertauben und dich gleichzeitig wacher denn je fühlen lässt. Du fühlst es nicht.

Es schneit, aber du kannst es nicht schmecken. Du kannst nicht einfach deine Zunge rausstrecken und warten, bis verirrte Schneeflocken darauf landen. Du kannst nicht schmecken, wie sie sich in absolut reines Wasser verwandeln. Himmelswasser. Du kannst die kalte Winterluft nicht schmecken, bevor sie deine Lunge durchströmt. Sie kommt nicht an. Und du schmeckst sie nicht.

Es schneit, aber du kannst es nicht sehen. Du kannst nicht sehen, wie die Flocken durch die Luft wirbeln, tanzen, schweben. Du kannst nicht sehen, wie sie auf unsichtbaren, unterschiedlich großen Bahnen zu Boden fallen und die Welt, die eben noch trist und grau erschien, weiß färben. Du kannst nicht sehen, wie die feinen Flocken sich an Fensterscheiben schmiegen und das Glas als Eiskristalle schmücken, jeder für sich einzigartig. Du siehst es nicht.

Es schneit, aber du kannst es nicht riechen. Du kannst den sauberen Geruch der kalten Luft nicht riechen, der alles andere übertüncht. Unaufdringlich, zart, frisch und völlig mühelos. Geradezu wie der süßliche Geruch reinen Sauerstoffs. Doch du riechst es nicht.

Es schneit, doch du bist nicht da. Und dabei schneit es doch für dich.

Wenn ich sage, es schneit, rede ich nicht von den großen Flocken, die sich gegenseitig anrempeln, möglichst viel Platz verdrängen und schwerfällig, ja geradezu träge zu Boden sinken, wo sie eine Schneeschicht bilden, die so dick ist, dass man daraus ein ganzes Iglu samt Eisrutsche bauen könnte.
Ich rede von den kleinen, zierlichen Flocken, die so schnell umherwirbeln, dass man die feine Kristallstruktur nicht erkennen, sondern nur erahnen kann. Die Flocken, die den Anschein erwecken, dass sie einen Sturm mit sich bringen. Festgewordene Wassermoleküle - weich und gleichzeitig messerscharf. Sanft und zeitgleich regelrecht aufbrausend, wütend, tobend.
Sie sind der Sturm.

Und doch, aus weiter Ferne betrachtet, erwecken sie den Eindruck, als würde die Zeit stillstehen. Sie geben das trügerische Versprechen ab, dass dort am Horizont die Zeit anders vergeht, als hier. Langsamer. Beinahe rückwärts.
Doch der Schnee verfügt nicht über die Macht, die Zeit zurückzudrehen. Und ich habe nicht die Macht, dich zurückzuholen.

Morana steht für den Winter, den Tod, aber gleichzeitig für den Frühling und die Fruchtbarkeit. Es gibt wenige Dinge, die Freude und Leid gleichermaßen vereinen. Und doch gelingt es dem Winter jedes Jahr aufs Neue.

Schnee ist kalt, wirkt teilweise erdrückend und ist dennoch unverkennbar wunderschön. Wenn Schnee fällt, bedeckt er die toten Überbleibsel des Herbstes. Und wenn er taut, offenbart er das blühende Leben des Frühlings.

Schnee reinigt.
Schnee heilt.
Und vor allem bringt Schnee Frieden mit sich. Frieden, den nun auch du gefunden hast.

Es schneit, und du bist nicht da. Es schneit, doch es schneit nicht für dich.
Es schneit, und zwar wegen dir.

Denn du lässt es schneien und machst somit die Welt auch für uns etwas friedlicher.

† 18. Januar 2023

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