Ich hätte besser nachhaken sollen. Was braucht man denn zum Trainieren? Ich kann weder Taijutsu noch Ninjutsu. Ich kenne zwar grob die Fingerzeichen aus dem Anime, aber das bringt mich hier nicht weiter. Tobirama beherrscht das Wasserversteck.

Da Hashirama meinte, Tobirama würde Notizen über seine Techniken aufbewahren, habe ich mal ein paar Schriftrollen und Bücher überflogen. Und ich habe festgestellt, dass sich ausnahmslos jedes Schriftstück um Jutsus und Trainingsmethoden dreht. Zumindest hat Tobirama eine leserliche Schrift, sodass ich mich beim Entziffern nicht anstrengen muss. Dennoch verstehe ich nur die Hälfte. Die Fachbegriffe kenne ich zwar alle aus der Serie, aber so aneinandergereiht, als wäre es selbstverständlich, bereitet mir das Kopfschmerzen.

Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken.

"Tobirama-sama?", ertönt eine weibliche Stimme von draußen, und ich zucke instinktiv zusammen. "Darf ich reinkommen?"

Ich zögere. Ist es verdächtig, wenn ich sie wieder wegschicke? "Gibt es etwas Dringendes?", frage ich und versuche dabei, so streng wie möglich zu klingen. Aufgrund von Tobiramas sowieso schon ziemlich tiefer Stimme ist das nicht mal sonderlich schwer.

"Nein, nicht wirklich ... ich wollte nur sicherstellen, dass es Ihnen wieder ... besser geht. Nach Ihrer Verletzung neulich ... wenn Sie beschäftigt sind, dann komme ich später wieder ... oder besser gar nicht?" Die arme Frau klingt total nervös. Wäre ich wahrscheinlich auch, wenn ich mit Tobirama reden würde. Aber eigentlich süß, dass sie sich Sorgen macht. Ob sie Tobirama nahe steht? Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass es da jemanden gibt, aber über Tobirama ist ja sowieso nicht allzu viel bekannt.

"Mir geht es besser", sage ich, um sie zu beruhigen. "Das freut mich, dann will ich Sie nicht länger stören ..." "Tust du nicht", antworte ich reflexartig. Natürlich ist das dämlich, da ich keine Ahnung habe, wer sie ist oder wie sie zu Tobirama steht, aber sie tut mir irgendwie leid. Sie klingt wie ein unglücklich verliebtes Schulmädchen, das es nicht schafft, ihrem Schwarm ihre Liebe zu gestehen.

Andererseits ... egal wie unfreundlich Tobirama von Zeit zu Zeit auch sein mag, stürmen ihm die Mädchen bestimmt so wie Sasuke hinterher. Ich meine, er sieht nicht schlecht aus, er ist schlau und stark, dazu noch Hashiramas Bruder und damit vermutlich ziemlich wichtig im Senju-Clan.

"Danke ... aber ich sollte wieder an meine Aufgaben gehen", höre ich ihre Stimme, bevor sich Schritte entfernen. Naja, vielleicht ist es für mich besser, nicht länger mit ihr zu interagieren.

Ich durchsuche jedenfalls weiter Tobiramas Notizen. Ich lese und lese, aber habe das Gefühl, dass einfach nichts hängen bleibt. Größtenteils geht es um Ninjutsu. Teilweise existierende, aber eben auch welche, an denen Tobirama noch zu arbeiten scheint.

Sogar über das Edo Tensei und das Hiraishin no Jutsu gibt es bereits grobe Notizen. Er wird mit dem Hiraishin Giri Izuna erstechen ... Auf dem Rückweg zum Anwesen habe ich Hashirama noch gefragt, wie alt Tobirama momentan ist. Er ist 23 Jahre alt und momentan ist August. Das bedeutet, in ziemlich genau einem halben Jahr werden er und Izuna 24 ... und Izuna stirbt mit 24 Jahren. Das heißt, bestenfalls hat er noch etwas weniger als anderthalb Jahre vor sich.

Aber bevor ich andere bemitleide, sollte ich mich erstmal darum kümmern, hier selbst klarzukommen. Es vergehen einige Stunden und ich probiere mich an allerlei leichten Jutsus aus.

Nach einigen gescheiterten Anläufen meistere ich das Jutsu der Schattendoppelgänger und merke mir die Fingerzeichen für allerlei Suiton-Jutsus. Hätte ich nicht 720 Folgen plus die Filme und knapp 200 Boruto-Folgen geschaut, würde ich das wohl kaum so schnell verinnerlichen. Andererseits war ich auch so schon immer eine ziemlich schnelle Lernerin. Das ist auch das Einzige, was ich wirklich drauf habe.

Ob ich die Suiton-Techniken auch erlernen könnte? Ich würde es ja gerne ausprobieren, aber besser nicht im Haus. Ein Fluss wäre ein guter Ort. Dann kann ich mir das Wasser bestimmt besser vorstellen. Das Ding ist nur, dass ich mich hier absolut nicht auskenne. Es ist zwar noch Nachmittag und dementsprechend steht die Sonne hoch am Himmel, aber auch wenn ich weiß, dass der Nakano irgendwo in der Nähe sein müsste, frage ich mich dennoch, ob es mir wirklich etwas bringt, planlos durch die Gegend zu laufen.

Ich weiß nicht, welcher Teufel mich letztendlich geritten hat, meiner dämlichen Idee wirklich nachzugehen, jedoch verlasse ich schließlich das Anwesen, um einen ruhigen Platz zum Üben zu suchen. Erst dachte ich über den Trainingsplatz nach, aber wenn Hashirama und Tobirama da immer trainieren, würde das Risiko bestehen, dass auch andere Senju vorbeikommen. Und wenn sie mich, also Tobirama, sehen, der all seine sonst vermutlich perfekten Ninjutsu-Techniken schlampig ausführt, wird es nicht schwer sein, eins und eins zusammenzuzählen.

Ich gehe gekonnt allen Leuten aus dem Weg und in den Wald hinein.

Ich laufe zwar eine Weile, aber den Fluss zu finden, stellt sich als weniger kompliziert heraus, als erwartet. Ich sehe mich sorgfältig um. In der Nähe scheint keiner zu sein. Ein Glück für mich.

Direkt mein erster Anlauf, die Wasserpeitsche zu erschaffen, gelingt. Wahrscheinlich nicht so gut, wie Tobirama sie hinkriegen würde, aber ich bin soweit stolz auf mich. Gut, ohne Tobiramas Chakra und Aufzeichnungen hätte ich das auch nie hinbekommen ... aber darum geht es hier gar nicht.

Ich probiere noch einige weitere Ninjutsus aus. Die meisten Dinge klappen zumindest halbwegs. Ich würde in einem Kampf niemals so schnell reagieren können, um die ganzen Fingerzeichen zu machen, geschweige denn, die Techniken gegen einen anderen Menschen einsetzen zu können, aber nur in der Theorie würde ich sagen, ich habe meine ersten Jutsus gemeistert.

Allerdings ist es auch ziemlich kräftezehrend, weshalb ich es nicht übertreibe und eine Pause einlege.

Das Wasser des Flusses strömt sanft und ich höre einige Vögel zwitschern. Es ist ein ziemlich ruhiger Ort.

Zumindest bis ich auf einmal in einiger Entfernung zwei Stimmen vernehme. Sie scheinen vom anderen Flussufer zu kommen. Ich sollte vorsichtshalber verschwinden.

Um abzuhauen, ist es bereits zu spät.

"Senju", kommt ein verstimmtes Knurren von Izuna Uchiha. "Izuna..."

Und neben ihm ist auch noch ein weiterer Uchiha. Als könnte meine Situation nicht noch schlimmer werden. Ich bin geliefert.

"Ihr wart am Reden, lasst euch von mir nicht stören", sage ich hastig und trete vorsichtig Schritt für Schritt zurück. Ich habe keinen Todeswunsch. Ich muss hier irgendwie wegkommen, ohne zu kämpfen.

"Willst du nicht angreifen?", fragt Izuna, seine Hand liegt am Griff seines Katanas. "Wir kämpfen schon noch früh genug", entgegne ich. Der andere hat bereits sein Sharingan aktiviert. Beide sehen ein wenig irritiert aus. Das hält aber nicht lange an und Izuna formt einige Fingerzeichen. Ich bin so gut wie tot ...

Er stößt eine Feuerkugel aus, die sofort auf mich zurast. Ich spüre die Hitzewelle auf mich zukommen, als diese Feuerkugel in unfassbarem Tempo in meine Richtung fliegt. Nur reflexartig kann ich kurz, bevor sie mich zu Asche verbrennt, noch zur Seite springen. Das war knapp, viel zu knapp ... Ich glaube, mein letztes Stündlein hat geschlagen.

Bevor ich Luft holen kann, kommt direkt die nächste Feuerkugel auf mich zugerast. Ich springe instinktiv wieder zur Seite, diesmal zu meinem Pech jedoch gleich in einen Dornenbusch.

Tatsächlich spüre ich von diesen Dornen kaum etwas, wahrscheinlich weil Tobiramas Körper schon viel Schlimmeres gewohnt ist als ein paar Kratzer. Dennoch ahne ich, dass dies nicht so sein wird, wenn ich Izunas Katana abkriege.

Bevor Izuna mich erneut angreifen kann, teilt ihm der andere irgendetwas mit. Izunas Blick ist noch immer mürrisch, aber er nickt, bevor er sein Katana zieht und übers Wasser auf mich zugelaufen kommt. Während ich all das beobachte, schaffe ich es gerade mal, mich aufzurichten.

Izuna lässt mir überhaupt keine Zeit zum Nachdenken. Ich habe keine anderen Möglichkeiten als auszuweichen. Zum Glück gehört Tobirama zu den schnellsten Shinobi, die es gibt. Ohne sein Hiraishin zu beherrschen, bringt mir das zwar herzlich wenig, jedoch ist Tobiramas Körper um einiges trainierter, als es meiner jemals sein wird. In dem Sinne habe ich so zumindest eine minimal höhere Chance, als wenn ich in meinem Körper gegen Izuna Uchiha ankommen müsste.

Mehr als zwei Schwerthieben auszuweichen, schaffe ich trotz allem nicht. Gerade als ich mitten im Zurückspringen Izunas Katana auf meine Brust zurasen sehe, erscheint Hashirama aus dem Nichts und pariert Izunas Schwerthieb.

"Hashirama", atme ich erleichtert aus. Einen Moment zu spät, und ich wäre jetzt bei Kawarama und Itama.

"Zieh dich zurück, Izuna", warnt Hashirama ihn, als Izuna ein Stück zurückspringt, um Platz zwischen sich zu bringen. Izunas Augen verengen sich. Er scheint einen Moment zu grübeln, bevor er sein Katana zurücksteckt. "Wart's nur ab, Senju." Anscheinend weiß Izuna, dass er keine Chance hat. So ziehen er und der andere Uchiha sich zurück.

Sobald sie weg sind, dreht Hashirama sich zu mir um. "Das war ziemlich unüberlegt von dir." Ich muss schlucken und senke den Blick. "Ich weiß ..."

"Zumindest war ich rechtzeitig da. Lass uns gehen."

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1430 Wörter
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen^^