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"Madara, du musst aufstehen." Wieso weckt mich eigentlich jedes Mal jemand? Ich öffne meine Augen und sehe Izuna über mir stehen.
"Was ist denn los?", frage ich leicht genervt und setze mich auf. Bin ich etwa noch immer in Madaras Körper? Es ist seltsam. Manchmal wache ich auf und bin in einem anderen Körper, und manchmal bin ich noch im selben. Wie funktioniert die Logik hinter diesem Körpertausch?
"Die Clan-Versammlung steht an." "Aha", murmele ich, bevor ich die Augen aufreiße. Was für ein Ding? Clan-Versammlung? Was soll ich denn da? "Komme gleich", sage ich und hoffe, dass er verschwindet. Tut er nicht. "Soll ich mich wiederholen?" "Das sagst du jedes Mal", meint Izuna mit verschränkten Armen vor der Brust. Ist Madara wirklich so ein Mensch? Wenn ich sage, ich komme gleich, meine ich das eigentlich auch so. Aber das kann Izuna ja nicht wissen. Immerhin sieht Izuna etwas gefasster aus als gestern.
Ich werfe Izuna mein Kissen ins Gesicht. Ein wenig kindisch, aber auch wenn ich in Madaras Körper bin, habe ich keine Lust, mich vor Izuna umzuziehen. "Ich habe gesagt, ich komme gleich. Gib mir zehn Minuten." Er nickt schließlich und geht. Ich stehe auf und gehe zum Kleiderschrank in der Ecke. Madaras Klamotten sehen alle gleich aus. Schwarz, dunkelblau, dunkellila, grau... wie motivierend. Ich ziehe mir also irgendetwas aus dem Schrank und schlüpfe schnell hinein, ohne auf Madaras Privatsphäre zu achten.
"Du bist ja tatsächlich aufgestanden", meint Izuna, als ich in die Küche trotte. Ich fühle mich körperlich zwar nicht müde, aber geistig. So viel ist in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Ich murre nur ein müdes "Hm" vor mich hin. Ich blicke zum Tisch, den Izuna scheinbar schon gedeckt hat. "Ist das für mich?", frage ich überrascht. Bis auf das eine Mal mit Hashirama habe ich hier bisher noch nichts gegessen. Das ist eine schöne Abwechslung. "Natürlich", meint Izuna, offensichtlich irritiert von meiner Reaktion. Upsi. Ich setze mich hin und fange an zu essen. Das ist voll gut. Hat Izuna das alleine gekocht? Wenn ja, würde ich ihm persönlich raten, das Shinobi-Dasein aufzugeben und Koch zu werden.
"Würdest du... nach der Versammlung mit mir trainieren gehen?", fragt er zögerlich und ich verschlucke mich fast. Nie wieder. Genau so wie bei Hashirama würde Izuna mich voll fertig machen. "Gibt es niemand anderen, der Zeit hat?", frage ich ausweichend. "Schon, aber du bist die größte Herausforderung." Wenn der wüsste... "Heute eher nicht", meine ich. Ich muss ihm das einfach ausschlagen.
Nach dem Essen führt Izuna mich dann zum Versammlungsraum.
Auf dem Weg grüßen mich ständig Uchiha, sehen Izuna aber verachtend an, als hätte er irgendeinen Verrat begangen. Zwar reagiert Izuna auf die bösen Blicke nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich an ihm vorbeigeht. Izuna ist zwar nicht mein, sondern Madaras Bruder, aber ich habe das starke Bedürfnis, ihn zu verteidigen. Ich lasse es dennoch bleiben. Ich kann mir hier wirklich keine Konfrontationen leisten.
Scheinbar ist das nicht so wie bei Fugaku, dass alle anwesend sind, sondern nur eine kleine Versammlung mit ein paar ausgewählten Leuten.
An irgendeinem Gebäude, das sich von den anderen in der Siedlung nicht unterscheidet, bleiben wir stehen. "Denk dran, die Fassung zu wahren", meint Izuna, als würde er davon ausgehen, dass ich gleich das Gebäude abreißen würde.
Izuna begleitet mich nicht. Ich frage mich, ob das immer so ist oder ob das an den neuesten Geschehnissen liegt. Ich betrete das Haus und versuche, mir von meiner Unsicherheit nichts anmerken zu lassen. Ich laufe durch den Flur, bis ich eine offenstehende Tür entdecke. Darin sitzen einige Leute um einen Tisch herum. Drei Plätze sind noch frei.
"Madara, ihr seid ja mal pünktlich", meint ein Mann, der um die 50 zu sein scheint. Für die Verhältnisse dieser Welt wahrscheinlich schon ziemlich alt, wenn man bedenkt, dass zu Hashiramas und Madaras Zeiten die durchschnittliche Lebenserwartung aufgrund der vielen toten Kinder bei etwa 20 Jahren lag. Ich bin mir nicht sicher, wo ich mich hinsetzen soll. Das Clan-Oberhaupt sitzt sicher am Ende des Tisches, also lasse ich mich genau da nieder. Scheinbar hält das auch niemand für seltsam. Gut geraten, würde ich sagen.
Kurz nach mir kommt der Mann rein, der mich gestern geweckt und sich nach Izuna erkundigt hat. Er ist also wichtig. Wenn ich seinen Namen kennen würde... "Guten Morgen", begrüßt er die Runde höflich. Dann setzt er sich rechts neben mich.
"Ryota lässt sich entschuldigen, wir können also anfangen", meint der Mann, und alle nicken zustimmend. Daraufhin liegt auf einmal die gesamte Aufmerksamkeit auf mir. "Direkt zum wichtigsten Punkt", startet der ältere Mann, der bereits mein pünktliches Ankommen kommentiert hat. "Was waren die Forderungen der Senju?"
Ich hole tief Luft und beginne erneut zu erzählen, was ich mit Hashirama und Tobirama besprochen habe.
Nachdem ich alle Anwesenden über die Lage informiert habe, herrscht ein seltsames Schweigen.
"Und das war alles?", fragt einer der Männer misstrauisch nach und ich nicke knapp. Scheinbar glauben sie nicht so richtig, dass die Senju so entgegenkommende Forderungen gestellt haben.
Und dann kommt die Frage, von der ich wusste, dass ich sie nicht ewig umgehen werden kann.
"Wie konnte Izuna sich überhaupt so einfach überwältigen lassen?" Die Wahrheit kann ich nicht einfach so rausposaunen.
Ich schweige einen Moment. Ich muss irgendetwas entgegen, um Izuna zu entlasten.
"Er war unachtsam. Mir ist morgens bereits aufgefallen, dass er nicht auf der Höhe ist. Es war unklug, ihn überhaupt mitkämpfen zu lassen."
Die Stimmung wird nicht sonderlich besser. Scheinbar kauft mir keiner den Versuch, Izuna in Schutz zu nehmen, ab. Verflucht.
"Es ist keineswegs Izunas Schuld gewesen. Wir hätten alle nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Hashirama Senju auf solche Tricks zurückgreift."
Das scheint schon ein wenig überzeugender zu sein.
"Wir werden die Senju wohl nie verstehen", seufzt einer und ich bin froh, dass meine Worte immerhin ein wenig Anklang finden.
"Butsuma hätte den Clan in Tobiramas Hände geben sollen", murrt der eine Ältere, scheinbar genervt von der gesamten Unterhaltung. Ich denke, es ist besser so, dass Hashirama den Clan führt, sonst würde Konohagakure wohl nie entstehen, aber den Gedanken behalte ich einfach mal für mich.
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990 Wörter
~ Danke fürs lesen, hoffe es gefällt euch ♡ ~
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