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Kapitel 5




Celias Sicht

Ich kam beim Babysitten an und grüßte Mrs. Harris freundlich. Sie war eine junge Frau im Alter meiner Mutter, nur dass ihre Hautfarbe und ihre Haare gesunder aussahen als die von meiner Mama. Ihre fünfjährige Tochter war ein Engel. Sie war echt brav und hatte sich gefreut, als sie mich sah. Obwohl sie mich nicht kannte, zeigte sie ihr schönstes Lächeln. Ich schmolz dahin, wie süß konnte sie nur sein.
Mrs. Harris zeigte mir das große Haus und erklärte, wo alles war.
Wir standen im oberen Stock und sie hielt bei einer Tür an und ich bemerkte ihren traurigen Blick auf die Tür, die noch verschlossen war.
„Dieses Zimmer ... das darfst du niemals betreten. Ich will nicht, dass irgendjemand die Tür auch nur ein einziges Mal aufmacht", erklärte sie streng.
Doch dann war ich echt verwirrt, wieso wollte sie das nicht? Als sie meinen ängstlichen Blick bemerkte, fing sie an weiter zu reden: „Das Zimmer gehört meinem Sohn. Ich warte, bis er zurückkommt, falls er das überhaupt eines Tages tun wird. Mehr möchte ich dazu nicht sagen ...", meinte sie.

„Ich verstehe", nickte ich verständlich und ließ es dabei. Vielleicht war ihr Sohn weggezogen oder schlimmsten Fall, ich hoffte nicht, dass er tot war und sie hoffte, dass er vom Tod zurückkäme? Ja es gab solche Menschen, denen ging es besser, wenn sie der Meinung waren, dass die Toten wiederkämen.
Nachdem sie mir alles gezeigt hatte und den Ablauf wie und wann ich ihre kleine Tochter Essen geben soll, ging sie beruhigt zur Nachtschicht. Ihr Mann war auch nicht da, vielleicht hatten sie beide heute Nachtschicht.
Um 23 Uhr in der Nacht hörte ich plötzlich die Haustür. Verschlafen wachte ich auf und deckte die kleine Mila noch mal zu, bevor ich aus dem Bett stieg. Ich war wohl mit ihr beim Gutenachtgeschichte lesen eingeschlafen.
War Mrs. Harris etwa zurück? Ich schlenderte langsam die Treppen hinunter und entdeckte ein brennendes Licht in der Küche.
„Mrs. Harris?", fragte ich kleinlaut und musste zugeben, ich hatte so sehr Angst. Was wenn das ein Einbrecher war?

In dem Moment kam ein fremder Mann zu der Küchentür und blickte in meine Richtung.
„Hey, keine Angst ich bin es nur, Mrs. Harris Mann. Schläft Mila?", fragte er mit freundlicher Stimme.

Ich atmete erleichtert aus. „Ähm ja sie ist im Bett", beantwortete ich seine Frage.

„Ich hatte heute von der Arbeit früher aus, wenn du magst, kannst du schon gehen, ich werde da sein für Mila", versicherte er.
Unsicher überlegte ich. „Falls du Taxi brauchst ... ich mein es ist schon spät, oder du kannst die Nacht dableiben?", schaute er mich fragend an.

„Ist schon gut, ich wohne nur zehn Minuten zu Fuß von hier. Ist kein Problem", sagte ich und lächelte freundlich.
Ich holte meine Tasche und Jacke und verließ langsam das Haus. Als ich fast bei meinem Haus ankam, entdeckte ich ein schwarzes Auto neben meinem Haus parken. Durch die Dunkelheit erkannte ich nicht wer aus dem Auto ausstieg. Schnell lief ich in seine Richtung, bevor er fast an der Tür klopfen wollte. „WER SIND ...", schrie ich und hörte mittendrin auf. „Eric?"

Mit einem breiten Grinsen schaute er mich an. „Celia? Von wo kommst du? Warst du nicht zu Hause?", fragte er und kam mir näher.

„Babysitten, das hatte ich dir heute doch gesagt. Was machst du um diese Uhrzeit hier?"

„Was wohl? Ich konnte nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit an dich gedacht habe und so bin ich hergekommen. Hatte so sehr Sehnsucht nach dir", meinte er leise. Er hielt mich an der Taille fest und zog mich zu ihm näher, dann gab er mir ein Kuss auf die Wange.

Mit einem Schmunzeln versuchte ich, mich von ihm zu befreien. „Okay ... du solltest aber jetzt lieber gehen."

„Morgen ist Samstag, deine Mutter schläft auch bestimmt, wie wäre es, wenn wir zu mir fahren?", sagte er und hielt meine Hand in seine.
Ich wusste, was das hieß, früher hatte er so was auch oft gefragt, doch nie hatte ich ihm zugestimmt und ich selber fühlte mich überhaupt nicht bereit dazu. Klar wir sind seit über zwei Jahre zusammen, trotzdem kann ich es nicht. Ich weiß nicht wieso ...

Unsicher senkte ich meinen Blick zu Boden und überlegte lange. „Meine Mutter wird sich Sorgen machen, ich sollte lieber reingehen", sagte ich und blickte dann zu ihm rauf, jedoch war sein Gesichtsausdruck alles andere als zufrieden.
Er fing an zu seufzen und blickte zu seinem Auto. „Na dann, wenn du nicht zu mir magst, könnten wir doch heute in meinem Auto übernachten", schlug er schulterzuckend vor.

Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich bin müde, ich habe morgen Einiges zu erledigen", sagte ich ein wenig aufgebracht.

Er schnalzte mit der Zunge. „Da sieht man, dass du mich überhaupt nicht vermisst hast. Wieso bist du überhaupt zurückgekommen?", fragte er diesmal wütender.

„Ich bin wegen meiner Mutter zurückgekommen. Wenn du keine Geduld mit mir hast, kannst du das mir offen sagen. Es gibt Liebespaare die warten so lange, bis ihre Partnerin bereit ist die Nacht mit ihm zu verbringen, aber du willst es nicht verstehen. Jede Woche erwähnst du das ..."

„Das ist, weil ich dich liebe und ich dich will, verstehst du das nicht?"

„Ich will zuerst das mit meiner Mutter alles geradebiegen, dann können wir reden. Es tut mir leid!", somit ließ ich ihn dort stehen und ging mit Schuldgefühlen ins Haus.
Ich weiß, ich war mies, viele Mädchen würden sich so einen Freund nur zu sehr wünschen, aber ich konnte mich nicht zu etwas zwingen, was ich nicht wollte. Vielleicht hatte ich ein Problem, vielleicht war ich nicht geistig gesund. Keine Ahnung.

∞∞∞

Ich überredete meine Mom, mit mir zum Friseur und zu Pediküre zu gehen. Ich wollte ihren Tag verschönern, ihr eine Freude bereiten, um ihr einen neuen Look zu verschaffen.
Sie bekam eine tolle Frisur und die kastanienbraune Haarfarbe passte zu ihr perfekt. Auch ich ließ meine Haare von Hellbraun zu Dunkelbraun färben.
„Deine dunkelgrünen Augen stechen bei dieser Haarfarbe hervor, gefällt mir sehr", machte mir meine Mutter ein Kompliment, als ich mich im Spiegel betrachtete.

„Du siehst auch toll aus, Mama. Komm, lass uns jetzt etwas essen gehen, egal wo hin, dort wo es dir am meisten schmeckt", sagte ich mit einem Lächeln.
So verging der Samstag und wir genossen es sehr. Am Abend ging es sogar ins Kino. Und da machte ich mir Gedanken wegen Eric. Ich war wirklich hart zu ihm. Er liebte mich und wollte gerne mit mir Zeit verbringen und ich Blöde hatte schon zweimal bei ihm abgesagt.
So ein Tag mit Kino und essen gehen, wäre auch perfekt mit Eric.

Ich behielt das bis zum nächsten Tag im Kopf und entschied am Montag in der Schule zu ihm in die Klasse zu gehen.
Es war gerade Pause und ich betrat langsam seinen Unterrichtsraum. Er war auf sein Handy konzentriert und schrieb irgendwelche Nachrichten. Ich setzte mich mit einem Grinsen genau gegenüber ihm hin. Erstaunt blickte er mir in die Augen, jedoch wanderte mein Blick zu seinem Handy und als hätte er es geahnt drehte er es sofort auf die Rückseite, sodass ich das Display nicht sehen konnte.
„Was machst du hier?", fragte er. War er noch sauer auf mich?

„Du musst ja mit einer sehr wichtigen Person geschrieben haben, dass du sogar vor mir dein Handy versteckst", merkte ich ihn an.

Er grinste spöttisch und schüttelte leicht seinen Kopf, ohne unseren Blickkontakt zu unterbrechen.
„Ein Wunder, dich hier in meiner Klasse zu sehen, sonst musste ich dir nachrennen", wechselte er das Thema.

Ich lächelte ihn zuckersüß an. „Ich möchte für meinen Freund da sein, mit ihm Zeit verbringen, weil mir gestern doch klar wurde, dass ich ihn auch sehr vermisst habe", erklärte ich und schon lächelte er mich warm an.

„Und wer ist dieser Freund?", fragte er noch. Ich stand auf, lehnte mich ein wenig zu ihm runter und gab ihm ein Kuss auf den Mund. Und so klatschten die Jungs aus seiner Klasse. Ich blickte sofort rauf und starrte zu denen. Meine Wangen färbten sich vor Scham. Ich wusste gar nicht, dass alle zugehört hatten.
Und in dem Moment sah ich, wie Thiago die Klasse betrat. Verwirrt, weil ich hier in dieser Klasse stand, blickte er zu mir.
Langsam kam er in unsere Richtung und ließ sich ganz locker neben Eric auf den Stuhl fallen. Keine Ahnung, wieso ich jede seiner Bewegungen so beobachtete.

„Was ist denn passiert? Ich habe vor eine Minute einen lauten Jubel aus der Klasse gehört", fragte er die Frage zu Eric gerichtet. Ich setzte mich wieder hin, weil ich noch Zeit hatte, bis zur Stunde.

„Stell dir vor, Celia ist zu mir in unsere Klasse gekommen und schlägt mir vor, ob ich was Romantisches mit ihr unternehmen will", erzählte Eric mit einem Lächeln zu Thiago, obwohl ich das Wort romantisch nicht mal erwähnt hatte. Thiago nickte lässig mit einem kleinen Schmunzeln auf Gesicht und blickte schließlich zu mir in meine Augen.
Und sofort wurde ich ein wenig nervös. Ich konnte nicht mal lange in seinen Augen schauen, dann sah ich wieder Eric an. „Übrigens, schöne Haarfarbe", machte mir Eric ein Kompliment.

„Danke! Mein Unterricht fängt gleich an, ich geh dann mal!", lächelte ich freundlich und ging aus der Klasse. Ich hatte irgendwas noch Eric sagen hören, aber wollte nicht wegen dem wieder umdrehen und fragen, was er meinte. Ich verstand mich selber nicht. Ich verstand nicht, wieso mich Thiagos Gegenwart so nervös machte.

∞∞∞

Nach dem Unterrichtsschluss ging ich aus dem Gebäude und verabschiedete mich noch von meinen Freundinnen. Als ich die Treppen hinunterging, sah ich Eric neben seinem Auto. Er sah zu mir und winkte mich zu ihm rüber.
„Wollen wir was unternehmen?", fragte er süß.

Ich schmunzelte und nickte einverstanden. „Kino?", fragte ich.

„Ja, Kino. Schauen wir einen romantischen Film, Mädchen lieben doch romantische Filme", sagte er.
Ja genau, er wusste nicht, auf welche Filme ich stand. Ich mochte Actionfilme, aber ich konnte ihm das nicht verübeln, denn wir hatten nie über Filme oder sonstiges geredet.
Als der Film begann, hielt er meine Hand und war voll konzentriert auf den Film. Wir aßen Popcorn und genossen diesen Abend. Danach waren wir Billard spielen und mir wurde bewusst, dass mir Billardspielen, mehr Spaß machte als alles andere. Ich hätte fast gegen Eric gewinnen können, obwohl ich zum ersten Mal spielte.

Nachdem wir so viel unternommen hatten und es schon fast zehn Uhr nachts wurde, begleitete er mich zu mir nach Hause. Bevor ich mich von ihm verabschieden wollte, drückte er seine Lippen auf meine. Nach diesen einen Kuss, küsste er mich etwas länger und sanfter. Seitdem ich zurück war, hatten wir uns nicht normal geküsst. Ein schönes Gefühl breitete sich in mir aus, ich fühlte mich glücklich, Eric an meiner Seite zu haben. Wir blickten uns nach dem Küssen in die Augen.
„Was würde ich machen ohne dich", flüsterte er und streichelte meine Wange mit seiner Hand. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und umarmte ihn. Dieses warme Gefühl gefiel mir und ich wusste, dass ich seine Umarmung gebraucht hatte.
Wir quatschten noch ein wenig und schließlich verabschiedete er sich von mir und fuhr mit seinem Auto weg, aber nicht bevor er sah, dass ich schon im Haus war.

∞∞∞

Am nächsten Tag war der Schultag ganz normal wie immer. Nach der Schule ging ich noch babysitten und danach übermüdet nach Hause. Es war schon neun Uhr nachts und ich hatte jede Menge Hausaufgaben auf. Ich hoffte, ich würde nicht durchdrehen.
Nachdem duschen konnte ich mich in meinem Zimmer endlich hinsetzen, um mit meinen Hausaufgaben anzufangen. Nach zehn Minuten hörte ich ein Schluchzen. Weinte meine Mutter schon wieder?
Ich stand auf, ging die Treppen hinunter und fand sie in der Küche weinend. Ich schob meine schlechte Laune zur Seite „Was ist los, Mama?", fragte ich in Sorge und umarmte sie sofort.

Ihre Gesichtsfarbe wurde plötzlich fahl. „Ahh was soll schon sein, meine Probleme kommen und kommen", erklärte sie und wischte mit der Serviette öfters ihre Tränen weg.

„Willst du es mir erzählen? Du wirst dich besser fühlen. Ist das wegen deinem Alkoholproblem? Ich habe schon ein paar Termine ausgemacht, wir werden in den nächsten Wochen dich behandeln lassen, dann hast du nicht mehr so ein Verlangen nach Alkohol und ...", redete ich, doch sie unterbrach mich.

„Nein ... dein Vater hat das Haus verkauft, wir müssen so schnell wie möglich ausziehen!", brachte sie es auf den Punkt und stieß verbittert die Luft aus. Schockiert starrte ich sie an. Wie verdammt eng sich mein Leben anfühlte.

„Was?" Wutkochend suchte ich mein Handy und wählte die Nummer von meinem Vater.

„Hallo?", hörte ich ihn am Hörer.

„WIESO? Wieso tust du uns das an? Wer gibt dir das Recht, das Haus zu verkaufen? Hast du überhaupt ein Herz? Hast du nachgedacht, wo Mutter und ich wohnen werden, wenn wir aus dem Haus müssen?", schrie ich ihn durch den Hörer an.

Dann hörte ich ihn seufzen. „Das Haus hatte ich bauen lassen, mit dem Geld, was ich schwer erarbeitet hatte. Celia denkst du wirklich, ich lasse es einfach so? Du verstehst gar nicht, wieso ich das alles tue. Du kennst deine Mutter nicht! Ich wollte nicht, dass du wieder zu ihr ziehst und jetzt hast du das davon", redete er laut.

„Du bist für mich kein Vater, willst jetzt uns auf die Straße schmeißen und dich nur für deine neue bessere Familie kümmern. Toll Papa, du hast die Vaterrolle echt bestanden. Ich hoffe, du kannst mit vollen Schuldgefühlen nicht einschlafen!", schrie ich.

„Hör zu! Ich war vorgestern da, um nach euch zu sehen. Du warst nicht da, aber deine Mutter hatte während deiner Abwesenheit einen fremden Mann im Haus. Ich lasse nicht zu, dass mein Haus so verreckt."

Somit legte er auf. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und wovon er redete. Ich hatte überhaupt keinen Plan.
Ich ging wieder in die Küche. „Wer war vorgestern bei uns zu Besuch?", fragte ich meine Mutter, die mittlerweile schon aufgehört hatte zu weinen und anscheinend auch das Gespräch mit meinem Vater im Nebenzimmer mitgehört hatte.

„Es war James, ein guter Freund von mir", sagte sie. Wieso glaubte ich das ihr nicht? Wenn er doch nur ein normaler Mann namens James gewesen wäre, wieso hätte mein Vater so reagiert? Wieso hätte er so einen Aufstand gemacht? Kannte mein Vater diesen fremden Mann? War er etwa Drogendealer oder sonst was? War er gefährlich? Ich wusste es nicht und ich wollte es gar nicht wissen. Einiges verheimlichte meine Mutter ganz bestimmt vor mir.

Mir ging es am nächsten Tag gar nicht gut. Ich sah so fertig aus und meine Hausaufgaben hatte ich auch nicht fertig geschafft. Ich verzichtete heute, in die Schule zu gehen, denn meine Mutter hatte angefangen, die Sachen zu packen. Sie hatte schon über 5 Kartons fertig gepackt. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, lehne mich an die Türrahmen und beobachtete sie müde.
„Sag mal, wohin willst du ziehen, nachdem du fertig bist?", fragte ich sie skeptisch.

Sie hörte auf sich zu bewegen und blickte zu mir rauf. „Denkst du, dein Vater meinte das nicht ernst, oder was? Er ist sogar in der Lage seine Männer her zu schicken und unsere Sachen auf die Straße schmeißen zu lassen. Willst du das? Ich nicht! Ich packe lieber alles zusammen."

„Du hast meine Frage aber nicht beantwortet? Was passiert dann? Wo willst du wohnen?"

„Wieso nur ich? Wieso sagst du nicht wir? Willst du wieder zu deiner Freundin ziehen?"
Ich antwortete nicht. Mich nervte das Ganze.
„Keine Sorge mein Schatz, ich habe für uns eine Wohnung. Nur eine halbe Stunde entfernt von hier. Eine Freundin von mir benutzt die Wohnung gar nicht und sie steht leer da. Ich habe sie gefragt, ob wir dort wohnen können, und auch Miete zahlen werden. Sie war sofort einverstanden. Es ist eine perfekte schöne Drei-Zimmer-Wohnung", erzählte sie breit lächelnd.

Ich schwieg für eine halbe Minute. „Echt jetzt?", fragte ich kritisch.

„JAAA!", nickte sie heftig.

„Und wieso sagst du mir das erst jetzt?"

„Ich wollte dich überraschen. Und jetzt komm her und hilf mir beim Packen."

∞∞∞

Mit einem gemieteten Transportauto schafften wir beide es unsere ganzen Sachen in die neue Wohnung zu schleppen. Es war nicht so schwer wie gedacht. Die Wohnung war tatsächlich sehr schön. Über achtzig Quadratmeter, perfekt für zwei oder drei Personen. Obwohl, unser Haus war natürlich größer und es ist komisch plötzlich von einem Riesenhaus in so eine Wohnung zu ziehen, aber ich war zufrieden. Für mich passte alles, solange wir hier glücklich leben konnten. Nicht mehr von meinem Vater abhängig zu sein war auch was Positives.
Ich schleppte noch die letzte große Tasche in das Gebäude und wartete auf den Aufzug. Es war ein Riesengebäude über sieben Stockwerke gab es hier und wir wohnten im vierten.

Als der Aufzug ankam, hob ich schnell meine Kartontasche vom Boden und bereitete mich vor, bevor die Aufzugtüren sich öffneten. Als ich in den Aufzug blickte, blieb ich erstaunt stehen und meine Tasche fiel mir aus der Hand zu Boden. Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Diese dunkelblauen Augen starrten auch erstaunt in meine.

„Celia?", fragte er so verwirrt wie ich. Die Aufzugtüren zogen sich wieder langsam zusammen, da sah ich wie Thiago schnell den Knopf drückte, und sie wurden wieder geöffnet.
„Musst du rauffahren?", fragte er und gab mir ein Zeichen, ich solle rein steigen.

Ich sammelte mich, nahm wieder die Tasche vom Boden und stieg ein.
Mit einem Seitenblick fragte ich ihn: „Was machst du hier?"

„Ich wohne hier und du?"

„Seit heute ich auch", antwortete ich.

„Im vierten Stock also", sah er zu den Knöpfen am Fahrstuhl. Ich drehte mich zu ihm ganz um, damit ich direkt vor ihm stehen konnte.

„Seit wann wohnst du in einer Wohnung? Ich dachte, du hast ein Haus und bist voll reich wie die anderen", fragte ich.

Er schaute mir ernst in die Augen, als würde ihm diese Frage gar nicht gefallen. „Wenn ich mit meiner Familie nicht auskomme, muss ich doch wo wohnen, auch wenn es mir nicht so gefällt. Es muss aber nicht heißen, dass ich arm bin, nur weil ich in einer Wohnung wohne", gab er mir zu wissen.

„Ich weiß, ich finde es gar nicht so übel hier. Aber ich sage nur, was die anderen so von dir denken. Wie es sich rumspricht, verheimlichst du deine One-Night-Stands, gibst damit nicht an, wie die anderen Jungs und jetzt weiß ich wieso. Es geht darum, weil du in einem Wohnungsblock wohnst. Wundert mich, dass sich so was nicht rumspricht. Was gibst du deine Betthäschen, damit sie schweigen?", fragte ich fruchtlos. Wieso tat ich das? Wieso konnte ich nicht einfach meine Klappe halten?

Für einen Moment starrte er mich baff an. Ich schluckte, als sich seine Miene plötzlich veränderte und er bedrohlich näherkam. Als ich zurückweichen wollte, spürte ich die kalte Aufzugswand am Rücken. Wut lag in seinen Augen, aber auf seinen Lippen lag ein kaltes Grinsen. „Die eigentliche Antwort auf deine Frage ist, dass du rein gar nichts von mir weißt!" Sein Tonfall war ernst.

Als der Aufzug endlich beim vierten Stock anhielt und die Türen sich öffneten, befreite ich mich von seinem Blick und sauste sofort aus dem Fahrstuhl. Da dachte ich mir, ich wäre die Treppen sogar schneller rauf gelaufen als der Aufzug. Oder kam mir die Sekunden mit Thiago in einem Lift so lange vor?
Ob Eric es wusste, dass Thiago hier wohnte? Ich denke schon, er wusste nämlich alles über ihn.

Ich blieb vor der Tür stehen. Tausend Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, doch nur einer brannte sich wie Säure ein - wieso hatte es mir eben gefallen, wie ich Thiago so eine provozierende Frage gestellt habe? Obwohl, da war doch gar nichts Schlimmes dabei. Es war nur die Wahrheit.
Ich ging ein Schritt vor und mir schoss in den Kopf, dass Thiago jetzt mein Nachbar war. War er weiter raufgefahren oder war er in der selben Etage ausgestiegen? Wieso hatte ich nicht zurückgeschaut? Bestimmt hatte er siegessicher gegrinst, weil er dachte, ich hätte Angst vor ihm bekommen, so wie ich aus dem Fahrstuhl gelaufen bin. Manchmal fühlte ich mich echt dumm.

∞∞∞

Ich packte ein paar Cartoons aus und holte nur das Wichtigste raus. Am liebsten würde ich die ganze Woche Schule schwänzen, jedoch werde ich ganz hinten sein mit dem Lernstoff und noch dazu hatte ich ein paar Stunden von den Oberstufen vorgezogen dort, wo ich Freistunden hatte. Ich fand es unnötig, die eine Stunde dazwischen zu verschwenden und so besuchte ich auch etwas schwerere Fächer. Aber mit dem Lernstoff wird es sicher zu viel werden für mich. Ich kann da nicht verschieben oder Sonstiges, sollte ich mal 2 Schularbeiten am Tag haben. Ja, ich machte mir selbst das Leben schwer, das war mir absolut klar.
Meine Uhr verriet mir, dass ich fast spät in den Unterricht käme.
Schnell machte ich mich fertig, packte ein paar Bücher in meine Tasche und eilte so schnell wie möglich zum Aufzug.

Dann dachte ich nach, wie langsam der Aufzug gestern war und schlenderte schnell die Treppen runter. Als ich unten angekommen war, wunderte ich mich, dass ich keine einzige Stufe gestolpert war. Außer Atem kam ich bei der Gebäudetür nach draußen an und drückte den Türgriff runter und plötzlich landete auch eine andere Hand auf meine. Nein, wir griffen gleichzeitig auf den Griff, aber ich war um einiges schneller. Wie angewurzelt blickte ich zu meiner rechten Seite rauf und entdeckte ihn. Oh nein.

Er nahm seine Hand von meiner weg und sah mich irritiert an. „Hast du dich heute überhaupt im Spiegel gesehen?", fragte er als erstes spöttisch grinsend. Verwirrt starrte ich ihn noch immer an. „Du hast ungekämmte Haare!", gab er zu wissen. Mit meinen glatten Haaren konnte es doch gar nicht so schlimm aussehen, was hatte er? Er hob langsam seine Hand und fing an meine Haare zu richten. Er strich die paar Strähnen runter, als wäre das selbstverständlich, dass er meine Haare anfassen durfte. Wo war ich hier gelandet?

„Mein Gott ist mir egal, ich komme zu spät!", giftete ich seine Hand von mir weg und rannte raus.
Draußen wusste ich gar nicht wohin. In welcher Richtung war die Bushaltestelle? Wie lange müsste ich von hier aus überhaupt noch laufen, um dahin zu kommen?
Wie sehr ich Umzüge hasste.

„Steig rauf!", hörte ich hinter mir Thiago. Ich drehte mich um und sah ihn auf seinem Motorrad. Er hielt mir seinen Helm hin. Seufzend näherte ich mich ihm diese paar Meter und sah ihn ernst an.

„Du willst mich fahren, obwohl ich so gemein bin?", fragte ich unsicher.

„Ah ja stimmt, du bist ja so ein böser Mensch", war ihm sein Sarkasmus rauszuhören. Ich nahm den Helm an und setzte ihn auf. Heute hatte er seine Lederjacke an und so machte es mir nichts aus, ihn von hinten festzuhalten. So fuhren wir los und waren Gott sei Dank pünktlich in der Schule.

∞∞∞

Der Unterricht hatte begonnen und es war alles gut und schön, jedoch verhielt sich Tante Bella nicht wie immer. Sie starrte mich mit verschränkten Händen vor der Brust an, aber nicht nur mich, sondern auch ein paar andere Schüler. Dann mitten im Unterricht betraten zwei Polizisten den Klassenraum.
Okay jetzt war ich am Ende.
„Bitte alle die Klasse verlassen! Ihr braucht nichts mitzunehmen", redete der eine Polizist. Keiner wusste, weswegen die Bullen da waren. Sicher hatte Tante Bella sie gerufen, alles nur wegen ihrer verschwundenen Briefe.

Wir standen alle im Flur, bis sie alles im Raum durchsuchten. Während meine Mitschüler sich fragten, was passiert sei, folgte mein Blick zu der anderen Klasse, die ebenfalls aus der Klasse mussten, weil auch dort Tante Bella mal Unterrichtet hatte.
Ich entdeckte dort an der Wand angelehnt Thiago und fragte mich, wieso Eric nicht zu sehen war. Schwänzte er schon wieder Schule? Während ich überlegte, standen zwei Füße gegenüber mir. Langsam blickte ich rauf und Thiago schaute mir prüfend in die Augen, dann verschränkte er seine Arme vor der Brust. „Du bist verantwortlich für das Ganze, stimmt's?", fragte er skeptisch.

Ich zuckte lässig mit der Schulter und sagte: „Vielleicht!"

„Wie viele Briefe waren es?"

„Mehr als vier?", sagte ich mehr wie eine Frage.

Er fing an, unglaubhaft zu grinsen. „Wo hast du gelernt, so gut zu klauen?"

„Ah komm, sie hatte die einfach so unbeaufsichtigt auf den Tisch gelegt und ich habe sie genommen, was sollte da schwer sein? Und außerdem was geht dich das an, es ist nur eine Familiensache", rechtfertigte ich mich und ging einen Schritt auf ihn zu.
Nicht mal ein halber Meter war zwischen uns und er blickte mich mit seinen schönen Augen an, als könnte er mir bis in mein tiefstes Inneres blicken. Ich räusperte mich und löste als Erstes den intensiven Blickkontakt, während auch die Klassenzimmertür aufgeschlagen wurde und aus dem nichts Tante Bella neben mir stand.

Sie hielt mich an meinem Arm fest. „Wir zwei haben ein Wörtchen zu reden, kleines Fräulein!", sagte sie wütend und zog mich mit sich mit.
Was hatte sie entdeckt? Die Briefe waren doch gar nicht in meiner Tasche. Oder hatte mich jemand verraten?
Sie ließ mich los, als wir im Lehrerzimmer standen. „So und jetzt erklärst du mir, wieso du das getan hast?!"

„Ich ... ich habe einen der Briefe aufgemacht und gelesen und ich war schockiert, als ich sah, dass du mit diesem Lehrer, dessen Name ich noch immer nicht weiß, bereit warst auf ein Date zu gehen. Ich habe auch gemerkt, wie du mit ihm flirtest und ...", redete ich so ruhig, wie ich konnte.

Sie schaute mich überlegen an, dann atmete sie tief durch. „Mein Mann und ich haben uns geschieden. Er lässt sich ein Haus bauen, sobald es nächsten Monat fertig ist, zieht er aus. Wir zwei wollen ein getrenntes Leben führen. Ich habe ihm erlaubt, noch im Haus zu wohnen und wir sind uns auch einig, dass wir ohne Streit oder Sonstiges einfach auseinanderleben wollen. Es war eine Entscheidung von uns beiden, weil wir uns nicht mehr lieben. Und diesen neuen Lehrer habe ich einstellen lassen, er war früher meine große Liebe. Er ist zurückgekommen und wir haben uns wieder verliebt. Und das alles akzeptiert mein Ex-Mann auch. Er weiß von alles und ist auch nicht eifersüchtig. Wir wünschen uns nur, dass wir glücklich werden. Verstehst du?", erklärte sie mir freundlich.

Ich nickte einfach. „Es tut mir leid!"

„Ist schon gut, aber das nächste Mal, falls so was in deinem Leben passiert, bitte rede einfach mit der Person, anstatt irgendein Blödsinn anzustellen."

„Ja."

„Du bist für drei Tage von der Schule suspendiert!", sagte sie plötzlich.

Ich riss meine Augen auf und wollte nicht glauben, was sie eben sagte. „Was?", fragte ich fassungslos.

„Nur weil ich deine Tante bin, kann ich dich nicht ohne eine Strafe davonkommen lassen. Du wirst so behandelt wie alle andere auch. Weißt du, wie viel Stress ich mir wegen dir gemacht habe?"

„Ich habe nichts Schlimmes getan! Du hast voll übertrieben und hast sogar die Bullen gerufen und das alles wegen dieser Scheiß Briefe?", wurde ich wütend.

„Jetzt geh nicht zu weit! Das Thema ist abgeschlossen. Du gehst jetzt nach Hause", schnitt sie mir das Wort ab und ging aus dem Lehrerzimmer.

∞∞∞

„Ich verstehe nicht, wie meine Tante rausfinden konnte, dass ich es war. Andere könnten mich ja auch nicht verraten, weil alle waren aus der Klasse ...", redete ich verzweifelt am Handy mit Emma, als ich zu Hause ankam.
Ich hatte endlich die nähere Bushaltestelle hierher gefunden.

„Du warst von uns ein wenig distanziert und hast mit Thiago geredet, in dem Moment hat sich Irma in die Klasse geschlichen und so ist es passiert", erklärte sie am Hörer.

Jetzt war alles klar. Was für ein Problem hatte Irma mit mir?
„Ich bring die um", blaffte ich wütend.

Während Emma noch etwas erzählte, sah ich am Display Erics Anruf. „Hey Emma, ich ruf dich gleich zurück, Eric ist in der Leitung", sagte ich ihr.

„Na, ich war eh schon fertig, bis dann!", verabschiedete sie sich schnell und ich mich auch.

„Was gibt's Eric?", nahm ich sein Anruf entgegen.

„Hey, vermisse dich so", sagte er.

„Wieso warst du heute nicht in der Schule?", fragte ich und fing an, in der Küche mir etwas zum Essen vorzubereiten mit dem Handy an meiner Schulter zu meinem Ohr gedrückt.

„Keine Ahnung, meine Schwester hat sich scheiden lassen und wohnt jetzt wieder bei uns. Du kennst sie ja, wie schwer es ist, mit ihr umzugehen. Meckert über jede Kleinigkeit. Und nach der Scheidung ist sie jetzt noch schlimmer", motzte er seufzend.

„Tut mir leid, vielleicht solltest du mit ihr ruhig reden, sie ist bestimmt total fertig", meinte ich etwas traurig.

„Wie auch immer, ich will dich heute sehen, kann ich zu dir kommen?", fragte er und mir wurde klar, ich hatte ihn gar nicht erzählt, dass ich umgezogen war.

„Ich ... ich bin umgezogen und bei uns liegen die Sachen noch immer im Karton. Meine Mutter hat schon einen Kleiderschrank bestellt ..."

„Warte was? Wieso sagst du mir das erst jetzt?"

„Es ist so schnell passiert, ich komme nicht mal klar, dass ich wirklich umgezogen bin", sagte ich.

„Okay, ruf mich an, falls du Hilfe brauchen solltest. Wir könnten auch zusammen für dich ein Bett aussuchen gehen. Ich weiß, welches Bett perfekt zu deinem Zimmer passen könnte. Ein großes Boxspringbett, das geht nie kaputt, egal wie viele Sachen da passieren", redete er mit heißer Stimme.

Ich grinste breit und hob meine Augenbrauen bei seinem Gelaber. „Okay alles klar Eric, ich will jetzt was essen, sonst sterbe ich vor Hunger!", unterbrach ich ihn und legte auf, bevor er auch was sagen konnte. Halbe Stunde später kam meine Mutter nach Hause. Erschöpft schmiss sie ihre Tasche auf den Esstisch, dort wo ich gerade auch meine Hausaufgaben machte.

„Ich habe diese ganzen Bewerbungsgespräche so satt. Seit über zwei Wochen warte ich und keiner will mich einstellen", murmelte sie.

„Was soll ich sagen? So einfach geht das nicht", meinte ich.

„Zwei Stellen, wo man Nachtschichten machen muss, wäre offen für mich. Die nehmen mich sofort, aber ich hasse es in der Nacht zu arbeiten."

„Wie wäre es, wenn du sie nur für den Moment annimmst?"

Sie nickte einfach. „Vielleicht probiere ich es heute Nacht und schaue weiter."

„Ja mach das, ich werde auch weiterhin babysitten gehen." Und genau in dem Moment bekam ich eine Nachricht von Mrs. Harris, ob ich heute babysitten könnte.
„Siehst du, wir haben heute beide wohl einen Job", lächelte ich meine Mutter an und zeigte ihr die Nachricht.

„Ich habe noch eine gute Nachricht für dich, nämlich, dass ich schon seit einer Woche keinen Schluck Alkohol getrunken habe, und komischerweise habe ich nicht mal das Verlangen danach. Ich denke, seitdem du zurück bist, habe ich endlich angefangen, richtig zu leben", äußerte sie und umarmte mich.

Ich lächelte breit. „Das ist echt schön zu hören, Mama!", sagte ich und drückte ihr noch ein Kuss auf die Wange.
Dennoch wollte ich noch den Termin, den ich für sie vereinbart hatte, nicht absagen. Sie sollte dort hingehen auch, wenn sie mich überreden wollte, es abzusagen.

∞∞∞

„... und zwanzig. Versteckt oder nicht, ich komme!", rief ich, nachdem die kleine Mila sich versteckt hatte. Ihr wurde heute das Verstecken-Spiel gar nicht langweilig. Seit zwei Stunden spielten wir schon und ich musste immer nur suchen. Obwohl sie nur fünf war, konnte sie sich wirklich gut verstecken und es machte mich ziemlich müde mit dem Suchen.

Im oberen Stock fing ich an zu suchen, denn ich hörte sie davor die Stufen hinauflaufen.
„Gib mir ein kleines Zeichen, Mila, wo bist du diesmal?", rief ich.
Nach einigen Minuten blieb ich abrupt bei einer Tür stehen, wo Mrs. Harris mich verwarnt hatte.
Meine Hand griff automatisch zu dem Griff. Ich sollte da lieber nicht rein gehen, aber einen Blick reinwerfen würde doch nicht schaden, oder? Ich drückte den Griff fest runter und öffnete sie einen Spalt. Wenn hier keiner reingehen sollte, wieso wurde die Tür nicht mit dem Schlüssel zugesperrt?
Ich setzte einen Fuß rein und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Die dunkelbraunen Vorhänge waren zugezogen. Die Wände waren in Blau gestrichen. Man sah, dass es ein Jungenzimmer war. Dann entdeckte ich auf dem Bücherregal ein eingerahmtes Familienfoto.
Vor Neugier wagte ich mich weitere Schritte rein und näherte mich zu dem Foto.
Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Wie angewurzelt blieb ich fassungslos stehen und starrte das Foto an. Da war Thiago, Mrs. Harris und noch ein Mann, den ich nicht kannte.
Warte ... waren das etwa Thiagos Eltern?
Wartete Mrs. Harris auf Thiago? Auf ihren Sohn Thiago? Das Foto sah so aus, als wäre es vor Milas Geburt gemacht, denn Thiago sah etwas kleiner aus als jetzt, dennoch erkannte man ihn sofort.

Ich wurde aus meiner Trance gerissen, als ich ein Geräusch hörte und schnell wieder das Zimmer verließ. Ich schloss die Tür leise zu und suchte weiter nach Mila, bevor sie mich hier wirklich erwischen könnte.
Ich hatte sehr viele Fragen wegen dem Ganzen. Irgendwie interessierte es mich, Thiago besser kennenzulernen. Vielleicht würden wir ja auch gute Freunde werden. Keine Ahnung er interessierte mich in letzter Zeit sehr.

∞∞∞

Ich stand vor dem Aufzug und wartete, bis diese lahme Schnecke ankam. Seufzend blickte ich auch zu den Treppen, aber ich war total fertig, um vier Stockwerke hinaufzulaufen, also entschied ich am Ende meiner Nerven, noch ein wenig auf den Aufzug zu warten. Als endlich die Türen sich an beiden Seiten öffneten und ich einstieg, sah ich ganz oben bei den Knöpfen den Knopf DT. Was bedeutete DT? Was könnte im ganz oberen Stockwerk sein? DT wie Dach-Terrasse? Ich wurde neugierig und drückte drauf.
Es war schon fast Mitternacht und ich sollte lieber schlafen gehen aber ... in dem Moment trat ich aus dem Fahrstuhl und war tatsächlich gleich auf der großen Dach-Terrasse.

Ein wenig frische Luft und meinen Kopf frei kriegen würde nicht schaden.
Es war eine sehr große Terrasse, seitlich auf dem Geländer waren sehr süße Pflanzen zu sehen und es waren ein paar dünne Laternen, diese hellten die Terrasse auf. Man könnte hier eine echt coole Party schmeißen. Plötzlich hörte ich jemanden reden. Es war eine ziemlich bekannte Männerstimme. Langsam folgte ich der Stimme und entdeckte am rechten Ende der Terrasse ein Sofa mit dem Rücken zu mir und darauf saß er. Er telefonierte anscheinend.
„Dad, ich möchte nichts mehr von dieser Sache hören, ich habe bis jetzt getan, was du wolltest, lass mich diesmal in Ruhe. Ich mische mich bei euch auch nie ein also lass es gut sein. Mir geht es hier bestens und ich habe meine Ruhe", redete er am Handy.
Langsam drehte ich mich wieder um und wollte Thiago nicht bei seinem Gespräch stören. Plötzlich trat ich auf eine Dose, was ein ziemlich lautes Geräusch abgab. Ich schloss kurz meine Augen und fluchte innerlich.
„Dad, gut wir hören uns später!", hörte ich hinter mir seine Stimme und er legte auf.
Ich hob meinen linken Fuß, damit ich von der Dose steigen konnte, und ging einfach zwei Schritte weiter, als wäre nichts passiert, bis er: „Celia?", rief.
Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er bereits von dem Sofa aufgestanden war und sich einen Meter vorne befand.

„Sorry, dass ich dich gestört habe, war nicht mit Absicht", lallte ich leise.

„Ich war eh sowieso schon fertig. Was machst du eigentlich hier?"

„Oh du wohnst hier? Ist das hier deine Wohnung?", fragte ich und deutete mit dem Finger zu der Couch.

„Ja, weißt du, im Winter schlafe ich in meinem warmen Zelt und zünde neben der Couch Lagerfeuer an, koche auch gleich dort ...", redete er grinsend.

Ich nickte und grinste mit. „Sehr interessant."

„Was machst du um diese Zeit draußen? Dachte, du bist eine die um zehn Uhr schlafen geht", fragte er.

„Ob du mir glaubst oder nicht, ich komme vom Babysitten nach Hause." Dabei dachte ich nach, dass Mila vielleicht ja seine Stiefschwester sein könnte.

„Schaffst du das überhaupt mit der Schule dann?"

„Ich wurde für drei Tage suspendiert von meiner eigenen Tante, stell dir vor", sagte ich und seufzte.

„Ist doch gut, genieße doch die Tage ohne Schule", grinste er.

Ich fühlte die Erschöpfung meiner Beine und ging zu der Couch, um mich hinzusetzen. 
Das war wirklich die gemütlichste Couch, auf der ich bis jetzt drauf gesessen habe. „Ich bin so müde", sagte ich und atmete durch.
Thiago nahm auch neben mir Platz, stellte den Fußhocker nach vorne, lehnte sich zurück und stellte seine Füße drauf und ich tat ihm das gleich nach. Es war echt angenehm hier.
Zwischen uns beiden war nicht so viel Abstand, weil die Couch ein wenig zu klein war, aber mich kümmerte das nicht, ich starrte einfach rauf auf die Sterne und dachte nach. „Von mir weiß auch keiner was in der Schule. Meine Freundinnen wissen nicht, wie schwer ich es habe. Die haben alle ein großes Haus und müssen sich nie Sorgen machen. Seit dem mein Vater uns verlassen hat, habe ich gemerkt, wie viel er für uns getan hatte. Er hatte echt viel gearbeitet, um seine Familie zu ernähren, und dennoch finde ich es falsch, dass er uns einfach so im Stich gelassen hat", erzählte ich.

„So ähnlich ist das bei mir auch passiert. Meine Eltern haben sich scheiden lassen und meine Mutter hat einen anderen Mann geheiratet. Eine Scheidung bedeutet einem Kind nichts Gutes, vor allem nicht, wenn die Eltern weiter streiten, wo das Kind wohnen kann, bei Mutter oder bei Vater? So bin ich hergezogen, ich wollte sicher nicht mit meiner Mutter wohnen, wo sie vor meinen Augen einen anderen Mann liebte. Und bei meinem Vater wollte ich auch nicht bleiben, weil alles nach seinem Plan laufen musste. Er gab mir zu viele Befehle, ich durfte nichts entscheiden", erzählte er und ich fing an zu verstehen, über das leere Zimmer bei seiner Mutter.

„Meine Tante hat sich auch scheiden lassen. Es sind so viele geschiedene Ehepaare, die ich kenne. So verliert man auch die Hoffnung auf eine eigene Zukunft mit einem Ehemann", sagte ich.

Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und sah mich mit einem Seitenblick an, auch ich sah zu ihm rüber. „Wieso? Wenn du dir sicher bist, dass du Eric liebst und du ihm vertraust, wieso sollte das dann nicht klappen?", fragte er ernst.
Jedoch glaubte ich nicht, dass ich Eric vertraute. Ich wusste nicht wieso, aber ich vertraute ihm ganz sicher nicht und das war auch schon von Anfang an so. Dennoch gab ich mir die Schuld, weil ich dachte, es lag an mir, dass ich vielleicht Vertrauensprobleme hatte.

„Hast du schon mal jemanden geliebt?", fragte ich, ohne groß über diese Frage nachzudenken.

Er schaute ins Leere, dann wieder in meine Augen. „Nein!", sagte er leise.

Ich richtete meinen Kopf wieder nach vorne und sagte: „Na dann, weißt du nicht, was du redest!"

Ich hörte sein süffisantes Grinsen. „Wir müssen nicht so tun, als wären wir am Leben des anderen interessiert. Die meisten Menschen sind Heuchler."

„Ja, du hast recht", gab ich ihm recht. Nach fünf Minuten schaute ich auf die Uhr an meinem Handgelenk und erhob mich von der Couch. „Ich sollte gehen, es ist wirklich schon spät", murmelte ich und er erhob sich auch. „In welchem Stock und welcher Türnummer wohnst du denn?", fragte ich.

„Wieso?"

„Wie wieso? Wir sind Nachbarn, was wenn es einen Notfall gibt und wir mal Hilfe brauchen? Vielleicht könnten wir gute Freunde werden? Wenn du schon der beste Freund von Eric bist, heißt das vielleicht auch, dass wir uns auch gut verstehen könnten."

„Klar, wieso nicht. Stock 5 Tür 16."

„Okay passt", sagte ich nickend.

„Und du?"

„Ich sage dir doch nicht, wo ich wohne! Was wenn du bei mir einbrichst, wenn ich nicht zu Hause bin? Du hast mir doch selbst gesagt, dass du mit einer Spange Türen aufschließen kannst. Also bist du zu gefährlich!", meinte ich und versuchte, voll ernst zu bleiben.

In dem Moment starrte er mich ungläubig an, dann kam er zwei Schritte auf mich zu. „Und dennoch wagst du dich zu mir her?", fragte er und er war mir unglaublich nahe wie noch nie zuvor. Er roch so gut und es gefiel mir wieder, wie er mich ansah. Dichte schwarze Wimpern umrandeten seine blauen Augen. In mir breitete sich so ein komisches Gefühl aus. Mein Herz fing an, ein wenig schneller zu schlagen. Wieso hatte er so eine Wirkung auf mich?
Ich sammelte mich, ging einen Schritt zurück und sah ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen. Er machte mich mit Absicht so nervös. Was spielte er da?

„Na, dann gute Nacht!", sagte ich und ging in Richtung Aufzug.
Im Aufzug dachte ich nach, was eben passiert war. Er verwirrte mich. „Du hast einen Freund, Celia, sei nicht so dumm!", redete ich mit mir selber und klatschte mit meinen Händen auf meine Wangen.

∞∞∞

Es vergingen zwei Wochen, endlich hatte meine Mutter einen richtigen Job und der Vorteil davon war auch, dass sie nicht mehr Nachtschichten erledigen musste. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schlecht es ist, für einen Menschen Nachtschichten zu erledigen, es ist mehr als ungesund und es macht einem seelisch fertig, denn die Nacht war da, um sich auszuruhen und nicht um zu arbeiten. Alles ging Gott sei Dank wieder Berg auf. Wir konnten uns vieles leisten. Auch die Wohnung hatten wir zwei starke Frauen sehr schön hinbekommen mit den ganzen Möbeln und Dekorationen.
Wir gingen auch zu der Therapie, ich motivierte sie, wie ich konnte. Sie hatte über einen Monat keinen Alkohol mehr getrunken und ihr Appetit war auch da. Ich war echt stolz auf meine Mutter, dass sie diesen großen Schritt geschafft hatte. Sie sah viel gesünder aus. Wir kochten zusammen, aßen zusammen, schauten zusammen Filme und ich überredete sie zu vielen Sachen, damit sie sich nicht mehr so alleine fühlen musste.
Obwohl Thiago mein Nachbar war, hatte ich ihn seit zwei Wochen gar nicht mehr gesehen, entweder war ich wirklich zu sehr mit meiner Mutter beschäftigt, oder er ging mir aus dem Weg. Oder vielleicht gingen wir beide uns aus dem Weg, seit dem letzten Vorfall. Aber, wenn ich so genau nachdenke, war da nichts. Das ist doch kein Grund, um den anderen aus dem Weg zu gehen.
Ich schüttelte kurz meinen Kopf, weil mir klar wurde, an was ich schon wieder dachte. Ich wollte das gar nicht.


(Ich würde mich sehr über eure Kommentare freuen :)

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