Kapitel 27
Celias Sicht
Es klingelte und mein Vater hob sein Handy nicht ab. Ich saß in meinem Zimmer am Boden und versuchte tausendmal meinen Vater zu erreichen, schließlich wurde das Handy endlich abgehoben. „Hallo?", fragte eine weibliche Stimme.
„Hey, ist ... ist mein Vater in der Nähe?", fragte ich seine Frau.
„Er ist in der Dusche", redete sie leise. Wahrscheinlich schliefen die Kinder.
„Könntest du ihm sagen, er soll mich dringend zurückrufen?", frage ich und schluchzte.
„Klar ... war eh klar, dass du nur anrufen wirst, wenn du Probleme hast!", sagte sie und legte einfach auf. Mein Mund stand offen, wegen ihrer Worte. Wie konnte sie so kalt sein? Ich rief meinem Vater einmal die Woche an, um zu fragen, wie es ihm ging und seine Frau dachte, ich wolle was von ihm. Ich hatte das Recht meinem Vater anzurufen, wann immer es mir passte.
Ich wählte die Nummer von Emma, dann dachte ich mir, dass sie selbst Probleme hatte, wegen ihrer kranken Mutter, die oft zu ärztlichem Terminen musste, deshalb ließ ich es dabei und legte mein Handy zur Seite. Ich schloss meine ausgeheulten Augen und legte meinen Kopf auf die Bettkante. Würde das alles so weiter gehen? Würde ich mich immer so alleine fühlen? Ich hörte mein Handy vibrieren und öffnete meine Augen. Das Zimmer war schon ganz dunkel und meine Uhr zeigte, dass es schon kurz vor Mitternacht war.
Verschlafen griff ich zu meinem Handy und hörte die Stimme meines Vaters. „Celia? Du hast angerufen? Geht es dir gut?"
„Hey Papa. Na ja, es geht, ich fühle mich alleine und wollte mit dir reden", sagte ich leise und legte mich auf mein Bett.
„Wieso kommst du mich nicht besuchen?", fragte er.
„Keine Ahnung, ich denke, deine Frau wird das nicht so toll finden."
„Ah Blödsinn. Wir vermissen dich. Du solltest kommen."
Das mit ‚wir' glaubte ich ihm nicht. Und ob er mich wirklich vermisste, fragte ich mich auch. Vielleicht dachte er sich, er müsse das sagen, weil ich seine Tochter war. „Ist schon gut, es passt mir auch, wenn wir über den Alltag am Handy reden. Wie geht es deinen Kindern?", fragte ich. Er erzählte mir, wie anstrengend er die Kleinen fand, dann erzählte er auch ein paar witzige Sachen, um mich zum Lachen zu bringen. Über eine Stunde lang redete er und ich fand das echt so nett von ihm. Dass er sich extra für mich Zeit nahm, um mich aufzumuntern, obwohl er morgen arbeiten musste.
„Dad? Ich habe dich lieb. Danke, dass du mich aufgemuntert hast", sagte ich und mir flossen wieder mal Tränen über die Wangen.
„Schatz du bist mein erstes Kind und ich werde dich immer lieben und immer für dich da sein. Ich werde mich auch wirklich freuen, wenn du uns besuchen kommst. Wir können dann hingehen, wohin du willst. Ich kann dir viele Orte zeigen, die ich entdeckt habe", meinte er und ich freute mich. Schließlich verabschiedeten wir uns und ich schlief friedlich ein.
∞∞∞
Ich mistete meinen Spind aus und suchte das Heft, was ich vor ein paar Tagen verloren hatte. Irgendwo musste es doch sein ... das hatte mir noch gefehlt. Ich atmete mit geschlossen Augen durch die Nase ein und durch den Mund aus. Im Flur war es ganz still. Ich blickte auf die Uhr, um sicherzugehen, dass es eh nicht zur Stunde geläutet hatte. Bestimmt waren alle in der Cafeteria oder im Hof. Etwas später hörte Stimmen aus der Garderobe des Turnsaales, dann jemanden lachen. Wie immer war ich neugierig und wollte schauen, wer dort war, denn Sportunterricht hatte im Moment keiner, weil es ja die große Pause war. Ich griff zu der Tür und plötzlich wurde die Tür nach innen aufgemacht, während meine Hand eigentlich noch auf dem Griff sein sollte. Ich achtete nicht mal auf meine eingefrorene Hand, sondern starrte zu den beiden vor mir, die gerade die Garderobe verlassen wollten. „Oh Celia?", fragte Briana überrascht und mein verwirrter Blick wanderte zu Thiago, der ebenfalls mich anstarrte. Ich ließ schnell meine Hand runter und drückte meine zwei Bücher schmerzhaft auf meinen Brustkorb zusammen. Was hatten die da drinnen alleine gemacht? Wieso war er mit ihr? Ich senkte schnell meinen Blick und ging auf die Seite. Briana kam mir näher und schaute mir in die Augen. „Es war nicht das, wonach es aussah!", sagte sie ernst. Was? Was interessierte sie das, was ich dachte oder sah?
„Briana?", rief Thiago, der weiter nach vorn gegangen war.
„Wir haben nur geredet!", zwinkerte sie mir mit einem Lächeln zu und ging zu ihm. Was war das zum Teufel? Ich war nur noch mehr verwirrter. Entweder war sie so eine wie Irma oder meinte alles, was sie sagte ernst. Geredet hatten sie, aber was geredet?
∞∞∞
Mila gab mir mehrere bunte Stoffe und wollte, dass ich für ihre Barbiepuppen weitere Kleider nähe. Ich lachte und fragte: „Gefallen sie dir so sehr?"
„Ja, jetzt werden auch Briana meine Puppen gefallen", sagte sie und schon verschwand das Lächeln von meinem Mund.
„Hmm. Briana gefällt dir also. Wann war sie denn letztens bei euch?", fragte ich aus Neugier.
„Sie kommt nicht mehr, seit Thiago auch ein Haus hat", schmollte sie. Es verletzte mich das zu hören. Ich biss mir auf meine untere Lippe, bis ich Blut schmeckte, alles, um nicht Tränen zu vergießen. Meine Hände zitterten, als ich den nächsten Stoff unter die Nähmaschine führte. Ich schloss meine Augen und dachte nur, wann das alles aufhören würde.
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