Kapitel 14
Thiagos Sicht
„Wir haben eine Überraschung für dich, kannst du bitte in einer Stunde vorbeikommen?", fragte mich meine Mutter am Handy.
„Was für eine Überraschung?", fragte ich.
„Das wirst du nur wissen, wenn du herkommst", meinte sie nur gut gelaunt. Ich hasste Überraschungen.
„Klar, in einer Stunde, ja?"
„Genau!" Somit verabschiedete ich mich und legte auf.
Bis ich mich angezogen hatte und mein Motorrad geputzt hatte, war die Zeit gekommen und ich schaffte es noch rechtzeitig zu meiner Mutter. Ich betrat das Wohnzimmer und sah den gedeckten Tisch und dort daneben saß Briana. Warte Briana? Was machte sie denn hier?
Verwirrt starrte ich zu ihr, während sie mit einem Lächeln auf mich zu kam. Meine Mutter ließ uns automatisch allein im Raum. „Was machst du hier?", fragte ich verwirrt.
„Ich bin hier, um deine Eltern kennenzulernen. Eigentlich hatte mir dein Vater deine Adresse gegeben, damit ich dich besuchen kann, aber als ich sah, dass du in einem Wohngebäude wohnst, war es mir total peinlich, es zu betreten. Was würden Leute denken, wenn sie mich dort sehen? Also bin ich hierhergekommen und habe deine Mutter schon kennengelernt. Hätte nicht gedacht, dass sie mich so schnell ins Herz schließen würde", erklärte sie und kam mir näher und griff zu meiner Hand. Ich wich etwas angefressen zurück.
„Du hast hier nichts zu suchen. Egal was mein Vater dir gesagt hat, du musst das nicht tun. Geh lieber und lass dich nicht mehr blicken!", sagte ich mit scharfer Miene.
„Wie redest du mit mir? Weißt du, wer ich bin?", wurde sie wütend.
„Ist mir egal, du bist hier nicht erwünscht!", widersprach ich.
„Thiago, wie redest du denn bitte. Ich will dich nicht mehr so reden hören!", mischte sich meine Mutter entsetzt ein, die gerade das Wohnzimmer betrat. „Komm meine Liebe, setzt dich da hin, er hat nur einen schlechten Tag!", murmelte meine Mutter zu ihr freundlich und führte sie wieder zum Tisch. Mit einem arroganten Blick setzte sie sich hin und deutete an, mich neben sich zu setzen. Meine Mutter zuliebe setzte ich mich auch hin aber sicher nicht neben ihr. Wie sie sagte, dass es peinlich sei, eine Wohnung zu betreten, wie eingebildet und arrogant müsste sie wohl sein? Ich hasste sie jetzt schon. War etwa sie die Überraschung, die meine Mutter meinte?
Meine Mutter und ihr Mann nahmen auch am Tisch Platz und Briana fing an, über sich Sachen zu erzählen. Mich interessierte nicht, was sie da laberte, denn meine Gedanken schweiften öfters zu Celia. Jedes Mal, wenn ich bei ihr anklopfte, war sie nie zu Hause, wo war sie überhaupt? In der Schule sah ich sie nicht, zu Hause sah ich sie nicht, auf meine Anrufe reagierte sie nicht, ich drehte schon fast durch. Hatte Eric sie etwa bedroht? Hatte er mit ihr auch geredet wie mit mir?
„Thiago, willst du denn gar nichts essen?", fragte mich Mutter und riss mich aus meinen Gedanken. Erst dann merkte ich, dass ich nur mit meiner Gabel auf dem Teller spielte. Ich nickte einfach und probierte die gebratenen Kartoffeln.
„Ja, das Mädchen von heute war wirklich komisch drauf. Einfach nur unverschämt. Haben Sie gesehen Mrs. Harris? Sie hat uns einfach den Rücken zugedreht und ist weggegangen, ohne uns weiter zu zuhören. Wirklich, solche Menschen gibt es", redete Briana.
Ich blickte zu ihr rauf und fragte: „Was für ein Mädchen?"
„Ah, du kennst sie nicht. Milas Babysitterin! Eigentlich Briana, ist sie ein sehr nettes Mädchen, sie sah heute einfach erschöpft aus", meinte meine Mutter.
Celia war hier?
„Hat sie dich gesehen?", fragte ich Briana.
„Ja, deine Mutter hat uns vorgestellt. Ich fand es so süß von Ihnen, dass sie mich Thiagos Freundin genannt haben. Es war wie eine Ehre für mich, die feste Freundin von Ihrem Sohn genannt zu werden", sagte sie breit grinsend zu meiner Mutter gerichtet. Ah du Scheiße ...
„Verzeih mir Mutter, aber ich habe schnell was zu erledigen!" In dem Moment stand ich schnell vom Tisch auf und verließ sofort das Haus. Ich setzte mich auf mein Motorrad und fuhr so schnell ich konnte, zu mir nach Hause.
Angekommen vor Celias Wohnungstür, klopfte ich ein paarmal, aber wieder mal öffnete sie die Tür nicht. Okay ... vielleicht war sie auf der Dach-Terrasse und wenn sie nicht da sein sollte, dann war ich gezwungen ihre Wohnungstür aufzubrechen.
Die Aufzugtüren öffneten sich und ich sah sie endlich auf der Terrasse. Langsam ging ich auf sie zu und mir wurde erst jetzt klar, was sie gerade vorhatte.
Mein Herz raste plötzlich wie verrückt. „Wehe du tust das!", sagte ich laut. Es war hier windig, kalt und auch schon dunkel aber die kleinen Laternen gaben etwas Helligkeit. Celia setzte zittrig ihren Fuß wieder zu Boden, wischte schweratmend ihre Tränen weg und blickte zu mir. Ihre Augen waren rot unterlaufen und in der rechten Hand hielt sie ein zerknülltes Papier. Ich ging ihr ein paar Schritte näher, aber sie ging wütend rückwärts.
„Komm mir nicht nahe!", meinte sie mit brüchiger Stimme. Ich verstand nicht, wieso sie sich so verhielt, das könnte doch nicht nur wegen dem gewesen sein, weil sie dachte, ich hätte eine Freundin. Oder war ihr diese Sache egal und hatte stattdessen andere Probleme?
„Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig.
Sie blickte zu Boden und antwortete nicht. Dann nach ein paar Sekunden schüttelte sie ihren Kopf und ein paar Tränen rollten ihr über die Wangen. Ich versuchte wieder, ihr näherzukommen, damit ich sie umarmen konnte. Doch sie wich wieder ein Schritt zurück. „Meine Mutter, sie ... sie will, dass ich mich umbringe!", sagte sie leise. Sie tat mir so leid, ich würde ihr so gerne helfen und ihr den Schmerz nehmen. Ich versuchte noch ein letztes Mal, ihr näherzukommen, weil sie nicht richtig auf ihren Beinen stehen konnte. Ich ging diesmal gekonnt schneller auf sie zu, sodass sie keine Chance hatte, mir noch zu entweichen und umarmte sie fest in meine Arme. Sie war ganz warm, sie hatte viel zu hohes Fieber und in meinem Armen verlor sie das Bewusstsein. Ich nahm ihren Körper in meine Arme und trug sie in meine Wohnung auf mein Bett.
Eilig holte ich ein kleines Handtuch, das ich mit kaltem Wasser durchnässt hatte und legte dieses auf ihre Stirn. Ich setzte mich neben ihr hin, hielt ihre Hand und fragte: „Wieso hast du mich nicht angerufen, wenn es dir doch so schlecht ging?" Ihre Wangen waren rot gefärbt wegen des Fiebers. Ich schob sanft ihre Haarsträhnen zur Seite und musterte sie.
Für zwei Stunden lang saß ich neben ihr und wechselte das Handtuch auf ihrer Stirn immer wieder durch ein neues kaltes, bis ihr Fieber gesunken war. Erleichtert, dass es ihr ein wenig besser ging, legte ich mich neben ihr hin und starrte sie weiter an, ich fühlte mich einfachunfähig, wo anders hinzusehen. Sie war so wunderschön. Auch im kranken Zustand war sie zu süß mit ihren roten Wangen. Ich hielt ihre Hand in meine und war froh, dass sie gerade mit mir hier war.
Eine kurze Zeit darauf entdeckte ich das zerknitterte Papier neben ihr und nahm es in die Hand. Wäre es falsch, wenn ich es mir durchlesen würde? Ich überlegte nicht mehr weiter und setzte mich auf und entfaltete das Papier, dann fing ich an zu lesen...
Ich war einfach nur schockiert, denn was ich da drin las, war einfach nur grausam.
Es verletzte mich, dass meine Celia, mein Sternchen nur wegen diesen Scheiß litt. Ich stand auf und versteckte diesen Brief ganz weit weg, damit sie ihn sich nicht mehr ansehen musste. Dann legte mich vorsichtig wieder neben ihr und flüsterte: „Solange ich da bin, werde ich dich beschützen, Sternchen. Mach dir keine Sorgen, ich bin für dich immer da!" Ich nahm ihre Hand in meine und schlief, während ich ihre Schönheit betrachtete, unbewusst ein.
∞∞∞
„Thiago?", hörte ich mitten in der Nacht leise rufen. Ich öffnete verschlafen meine Augen und sah neben mir Celia. Sie schaute mich kurz an und schloss wieder ihre Augen. „Mir geht es so schlecht", flüsterte sie. Ich hob meine Hand und schaute, ob sie wieder Fieber hatte.
„Dein Fieber steigt, denke ich", sagte ich leise und holte ihr wieder etwas Kaltes und Antibiotikum gegen Schmerzen. „Celia, komm, trink das, es wird dir besser gehen!", sagte ich und half ihr, sich hinzusetzen. Sie trank es mit zwei Schlucke aus und legte sich schwer atmend wieder hin. „Wo hast du Schmerzen?", fragte ich sie, aber sie antwortete nicht mehr. Ich verstand nicht, wieso es ihr so schlecht ging. Verkühlt sah sie nicht aus. Ich dachte ein wenig nach und schaltete meine Tischlampe auf etwas heller, dann ging ich ihr näher und nahm die Decke von ihr runter.
Mein Atem blieb stehen, als ich ihren blauen Fleck auf dem Oberarm entdeckte. Mein Blick schweifte zu ihren Beinen und ich schob, ohne zu zögern, ihr Kleid ein Stückchen nach oben und entdeckte den weiteren blauen Fleck. Mein Herz wurde schneller und ich kochte vor Wut. Wer hatte ihr das angetan?
Meine Sorge wurde größer und ich bekam die nächsten drei Stunden kein Auge zu. Ich beobachtete sie und dachte nach, wer ihr das angetan haben könnte. War es vielleicht Eric? War er wirklich so weit gegangen?
Als Celia diese drei Stunden kein Fieber mehr hatte, verließ ich die Wohnung und machte mich auf dem Weg zu Eric. Es war sechs Uhr morgens, bis ich bei ihm war, wäre es schon sechs Uhr dreißig, also sollte er wach sein, weil ihm sein Morgensport wichtig war. Ich klingelte und er machte die Tür mit einem überraschenden Blick auf. Ich sagte nichts und ging an ihm vorbei ins Haus.
„Okay ... du bist sauer, was ist passiert mein Kumpel?", fragte er und schloss die Tür.
Ich schaute kurz um und drehte mich in seine Richtung. „Ich habe nur eine Frage an dich. Und zwar: Hast du Celia geschlagen?"
Er lachte. „Was jetzt? Hast du sie nackt gesehen und ihre Flecken entdeckt, oder wie?", fragte er spöttisch. Er war nicht mal über diese Frage schockiert. Er fragte nicht: Was, wurde sie von jemanden geschlagen oder Sonstiges. Nein, er riss gleich Witze und fand es eine Nichtigkeit und somit war meine Frage beantwortet. Wutkochend ging ich auf ihn zu und schlug ihn gleich in die Fresse. „Wie konntest du Scheiß-Bastard sie anfassen!", schrie ich und schlug weiter ein. Es war nicht so, dass ich nichts abbekam, denn er war auch stark und konnte sich gut wehren. Wir prügelten uns wie noch nie zuvor.
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