Celias Sicht
Meine Freundin Emma hatte mich zu einer kleinen Übernachtungsparty eingeladen. Es waren alle meine Freundinnen dabei und darauf freute ich mich mega.
Ich stieg in den Fahrstuhl und fuhr nach unten, als sich die Türen von beiden Seiten öffneten, stand da wie aus dem nichts Thiago. Ich war fasziniert, wie gut er mit diesem Smoking aussah. Aber fragte mich wiederum, von wo er gerade kam?!
Er stieg in den Fahrstuhl, erst dann bemerkte ich, dass ich eigentlich hier aussteigen musste, jedoch versperrte er mir den Weg, als ich aussteigen wollte und drückte auf den DT Knopf. Es war vielleicht nur ein halber Meter zwischen uns. Mein Blick wanderte rauf in seine wütenden Augen. Wieso war er wütend? „Gibt es irgendwas, was du mir sagen musst?", fragte er mit seiner tiefen Stimme.
Was? Hatte ich unbewusst was angestellt? Ich dachte nach und fragte unsicher: „Nein?"
Er kam mir näher und fragte: „Also hast du nichts verloren, ja?"
Mein Armband!
Er hob seine Hand und ließ vor meine Nase mein Armband hängen. „Was zum Teufel hatte dieses Ding bei meiner Mutter verloren?", fragte er richtig wütend.
Ich schluckte und atmete etwas schneller. „Ich ...", mehr bekam ich nicht raus.
„Ich höre!"
„Ich babysitte deine Schwester und dort habe ich es wohl vergessen", sagte ich und wagte einen kurzen Blick in seine wütenden Augen.
Er lachte herablassend. „Oh du warst meine Schwester babysitten?! Und wieso wusste ich nichts davon?", schrie er schon fast.
„Es tut mir leid!" Ich hob zögernd meine Hand, um mein Armband von ihm zu nehmen, jedoch verließ er mit dem Armband den Fahrstuhl. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir auf der Dach-Terrasse angekommen waren.
Ich stieg auch aus und folgte ihm bis zum Geländer. „Dieses Armband ist mir wichtig, ich suche sie schon seit Tagen, bitte, ich will es wiederhaben!", flehte ich.
Er blieb stehen und drehte sich zu mir um.
„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du für meine Mutter arbeitest?", fragte er und diesmal nicht so wütend wie vorhin.
„Ich wusste nicht wie, ich hatte vor, es dir zu sagen, aber es ging einfach nicht. Wie würde es sein, wenn ich dir erzähle, ich babysitte deine Schwester! Indem du vor Wochen erzählt hast, dass du sie, die neue Familie von deiner Mutter nicht magst, dies das. Es ist mir schwergefallen!", erklärte ich irgendwie.
Er schaute mir vorbei, dann wieder in meine Augen.
„Du hast Eric verziehen?", fragte er. Wieso änderte er das Thema von einem plötzlich zu einem anderen? Wollte er nicht mehr über seine Familie reden? „Wie schnell du ihm verziehen hast, egal was für eine Scheiße er baut, ich denke du würdest ihm immer wieder verzeihen, wie sehr musst du ihn wohl lieben?", redete er. Enttäuschung lag in seinen Ton. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und beobachtete ihn. War er etwa verletzt? Eifersüchtig? Was war nur los mit ihm?
„Was interessiert dich das? Anstatt zu sagen: ‚Hey du solltest Eric verzeihen, weil er mein bester Freund ist, weil er in Wirklichkeit ein Guter ist ...' sagst du genau das Gegenteil. Was für ein Freund bist du überhaupt?", fragte ich.
„Was für Freund ich bin?", fragte er spöttisch grinsend, dann plötzlich packte er mich an meinem Arm und zog mich zu sich ganz nahe. Er schaute mir tief in die Augen, ließ meinen Arm los und legte seine Hand auf meine Wange. „Nein, ich bin kein so guter Freund!", flüsterte er und kam mir noch näher, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Er löste Gefühle in mir aus, die bisher nicht kannte. Ich spürte ein eigenartiges Kribbeln auf meiner Wange, wo seine Hand lag. Mein Atem wurde schneller genau wie seins. Langsam wanderte sein Blick auf meine Lippen und mein Herz fing an, schneller zu schlagen. Wie er mich ansah und wie nahe er mir stand, gefiel mir zu sehr. Wieso hatte er so eine Wirkung auf mich? Ich blickte zu seinen perfekten vollen Lippen und ich erwischte mich dabei, wie ich mir wünschte, seine Lippen zu berühren. Sein Daumen berührte meine untere Lippe. Und ich dachte, er würde mich in dem Moment endlich küssen, weil unsere Lippen nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren, jedoch nahm er die Hand von meiner Wange runter und ging einen kleinen Schritt von mir zurück. Enttäuscht und verwirrt zugleich schaute ich ihn an, aber er blickte mir nicht mehr in die Augen, nein er drückte mir einfach mein Armband in die Hand und verschwand wieder. Mich ließ er hier verwirrt zurück. Ich verstand nicht, wieso er das mit mir tat.
Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Meine Wangen brannten.
Wieso machte er mich in letzter Zeit so verrückt? War es wegen Eric? Dachte er, nachdem ich Eric verziehen habe, ich mit ihm wieder zusammen war?
„... ich denke du würdest ihm immer verzeihen, wie sehr musst du ihn wohl lieben?"- Ja genau das dachte er, dass ich Eric liebte. Aber andererseits wäre es auch nicht gegenüber Eric richtig, wenn da was zwischen Thiago und mir laufen würde. Mir war bewusst, dass ich etwas für Thiago empfand, denn sonst würde ich in seiner Nähe nicht so reagieren, nicht diese Gefühle haben. Gefühle, die ich niemals für Eric hatte.
Ich schmiss mich in meinem Zimmer auf meinem Bett und ließ mir Tausende von Gedanken durch den Kopf gehen. Immer wieder spielte sich diese Scene in meinem Kopf ab, wie er mich berührte, wie sehr es mir gefiel. Ich konnte einfach nicht aufhören, an seine Augen, an seine Lippen, einfach an alles zu denken. Wer hätte gedacht, dass ein Junge mir so den Kopf verdrehen könnte?
Ich setzte mich wieder auf und riss die Augen weit auf, als mir bewusstwurde, wie ich die Übernachtungsfeier mit meinen Freundinnen einfach aus dem Kopf löschen konnte. Aber andererseits hatte ich jetzt überhaupt keine Lust mehr dazu. Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass es auch schon zu regnen angefangen hatte. Tja das hieß wohl, ich blieb lieber zu Hause. Ich schrieb Emma, dass ich nächstes Mal zu ihrer Feier käme, und ließ es dabei.
Meine Mutter kam heute mit drei Stunden Verspätung von der Arbeit, aber diesmal hatte sie mir Bescheid gegeben, dass sie so spät käme, damit ich mir keine Sorgen machen musste. Sie legte sich müde aufs Bett und ich zog ihr die Schuhe aus. „Willst du denn nichts essen?", fragte ich in Sorge.
„Nein, ich habe vor zwei Stunden schon was gegessen. Mein Arbeitskollege hatte Pizza bestellt", sagte sie mit einem Lächeln.
„Du siehst so müde aus, vielleicht solltest du ein paar Tage Urlaub nehmen."
„Mir geht es gut, Schatz. Keine Sorge, ich werde nur etwas alt, sonst ist die Arbeit gar nicht schwer", meinte sie. Ich nickte und deckte sie zu. „Schlaf gut!", gab ich ihr ein Kuss auf die Wange.
„Danke, du auch! Ich dachte aber, du gehst heute zu deinen Freundinnen?"
„Nein, ich habe abgesagt!"
„Wäre aber besser gewesen, wenn du heute nicht zu Hause bist!", sagte sie mit geschlossenen Augen.
„Was?", fragte ich verwirrt.
„Ah nichts, ich bin nur müde und weiß nicht, was ich rede", murmelte sie.
Wieso wäre es besser gewesen, wenn ich heute nicht da wäre? Wieso sagte sie so was?
Ich verließ ihr Zimmer und blieb für zehn Minuten neben ihrer Tür auf dem Boden sitzen. Ich machte mir Sorgen, keine Ahnung wieso, aber ich fühlte mich komisch. Gab es schon wieder etwas, was sie mir verheimlichte?
∞∞∞
Um fünf Uhr morgens wachte ich auf, als hätte mich jemand geweckt. Ich schaute aus dem Fenster und bemerkte, dass es draußen noch dunkel war.
Ich stieg aus dem Bett und ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Als ich den Flur entlang ging, stoppte ich bei der Tür meiner Mutter. Ohne zu zögern, öffnete ich die Tür, ging zu ihrem Bett näher und schaute sie an. „Mama?", fragte ich leise. „Ich habe so schlecht geträumt", murmelte ich müde und legte meine Hand auf ihren Arm. Das Licht von draußen schien leicht ins Zimmer. Ich blickte zu meiner Hand, die noch auf ihren Arm ruhte und schluckte. Ihr Arm war kalt. Ich nahm meine Hand von der Stelle weg und legte sie auf ihre Stirn. Ich hielt mein Atem an, als ich noch ihre kalte Stirn spürte.
„Mama?", fragte ich mit zittriger Stimme. Ich zog die Decke von ihr bis zum Knie runter und entdeckte in ihrer rechten Hand eine weiße Plastik-Tablettenpackung. Meine Augen füllten sich vor Schock in Tränen. Ich nahm die Packung in die Hand. Es waren Schlaftabletten und die Packung war ganz leer. Ich schmiss sie sofort zu Boden und schrie: „NEIN NEIN NEIN NEIN!"
Fassungslos kontrollierte ich ihren Puls, nichts! Ich legte mein Ohr auf ihre Brust und ihr Herzschlag war auch nicht zu hören. Ich japste nach Luft. Mein Kopf dröhnte. Meine Ohren schalteten auf Durchzug. In meiner Brust hämmerte das Herz.
„Mama! NEIN, BITTE WACH AUF!", schrie ich weinend und begann mit der Herzmassage. Mund zu Mund Beatmung. Nichts half. Ich stolperte einige Stritte zurück und legte meine Hände auf meinem Kopf. Ich wusste im Moment nicht, was ich machen sollte, ich war einfach im Schock.
„Ich muss Hilfe holen, ich muss Hilfe holen ...", diesen Satz wiederholte ich die ganze Zeit, bis ich vor Thiagos Tür stand und heftig mit Fäusten dagegen schlug.
Er machte die Tür auf und schaute mich erstaunt an. Ich war nur außer Atem und zitterte. Mein Mund fühlte sich plötzlich trocken an. „Meine Mutter, sie ... sie ist ...", japste ich nach Luft und mir wurde schwarz vor Augen. Starke Arme umfingen mich.
∞∞∞
„Celia?", hörte ich ein angenehmes Flüstern. Ich öffnete langsam meine Augen und das Erste, was ich sah waren meine Füße. Ich spürte die weiche Wiese unter meinen Füßen. Ich hatte ein schönes weißes Kleid an und der Wind wehte so herrlich. Ich konnte keine Sorgen, keinen Stress und keine Trauer fühlen. Ich war einfach nur glücklich und frei. Es waren überall bunte Blumen auf den Wiesen. „Celia?", hörte ich wieder eine weibliche Stimme und ich drehte mich um. Es war meine Mutter, sie hatte ebenfalls ein weißes Kleid an. Sie hielt mich an meiner Hand und sagte: „Papa sucht uns schon, komm, gehen wir zu ihm." Ich nickte einverstanden und ging mit ihr mit. Von hier aus sah ich auch schon meinen Vater, der glücklich bei unserem schönen Haus zu uns zuwinkte. Ich beschleunigte meine Schritte und lief mit meiner Mutter auf ihn zu. Wir wären gleich vereint und eine unzertrennliche Familie, doch plötzlich ließ meine Mutter meine Hand los und ich konnte nicht mehr weiterlaufen. Es war so, als wurden meine Füße von der Erde unter mir festgehalten. Verwirrt blickte ich meine Mutter hinterher, die einfach weiterlief. „Mama, ich kann mich nicht bewegen, komm wieder zurück, lass mich hier nicht alleine!", schrie ich, aber sie lief weiter und weiter. Auch das große Haus und mein Vater waren fast gar nicht mehr zu sehen, als würde sich alles von mir entfernen. Sie waren schon so weit weg und ich blieb mit Tränen in den Augen weit weg entfernt.
Ich spürte in dem Moment etwas Warmes meine Hand berühren, aber sah nichts, als ich meine Hand betrachtete. „Celia?", hörte ich die Stimme von Thiago.
Thiago?
Ich öffnete angestrengt, wegen dem hellen Licht, meine Augen und befand mich in einem hellen Zimmer und ich lag auf einem Bett. Verwirrt blickte ich zu meiner linken Seite, wo ich auch die Wärme auf meiner Hand spürte, und sah direkt Thiago, er hielt meine Hand. Er atmete erleichtert aus und rutschte mit seinem Sessel näher zu mir. „Geht es dir gut?", fragte er in Sorge.
Ich konnte nichts sagen und starrte ihn an. Mein Mund bewegte sich, weil ich versuchte, etwas zu sagen, aber nichts kam raus. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich schloss sie, weil ich in meiner Brust Schmerz empfand. Nach einer Minute öffnete ich meine Augen und starrte zur Decke. „Meine Mutter ... geht es ihr gut?", fragte ich sehr leise und war froh, dass ich meine Stimme wieder hatte.
Er antwortete nicht und ich blickte wieder zu ihm. „Ist sie tot?", fragte ich und konnte selber nicht glauben, dass ich es so gefragt hatte.
„Es tut mir leid!", sagte er traurig. Ich setzte mich langsam hin und sah die Nadel, die mit Fusion an meinem Arm befestigt war. Ich ließ meine Hand von ihm los und griff zu der Nadel. „Die sollen mir das entfernen, mir geht es gut!", sagte ich. Aber dennoch weinte ich einfach.
Er ließ es mich nicht zweimal sagen und holte den Arzt. Dieser entfernte mir die Nadel und sagte, ich solle mich viel ausruhen.
„Ich will meine Mutter sehen!", sagte ich laut zu dem Arzt.
„Celia?!", hörte ich Thiago neben mir.
„Ich weiß, dass sie tot ist, ich will sie trotzdem sehen!", schrie ich wütend tränenfliesend.
Sie begleiteten mich zu dem Zimmer, wo meine Mutter lag. Ihr Gesicht als auch ihr ganzer Körper war mit einem weißen Tuch bedeckt. Wieso war ich gerade so wütend? Wieso hatte sie das nur getan? Wieso hatte sie sich umgebracht? War ich eine Last für sie?
Weinend näherte ich mich ihr. „Ich verzeihe dir! Egal aus welchem Grund du das getan hast. Ich werde dich sehr vermissen, Mama!", sagte ich mit zittriger Stimme. „Ich hoffe dort, wo du jetzt bist, bist du endlich glücklich", war das Letzte, was ich sagte und ich verließ sofort das Zimmer. Im Flur lehnte ich mich außer Atem an die Wand und versuchte, mich zu beruhigen. Thiago kam mir näher und umarmte mich. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und weinte weiter. Er ließ mir Zeit und ich fand es gut, dass er mir nicht sagte, ich solle nicht weinen.
∞∞∞
Am nächsten Tag war die Beerdigung. Jeder war gekommen. Mein Vater, meine Tante, meine Freundinnen, Eric, Thiago und viele weitere. Ich hatte die ganze Nacht nur geheult. Gestern hatte Thiago meinen Vater hergerufen und er war neben mir geblieben, als ich durchweinte. Heute hatte ich rote angeschwollene Augen und ich hatte keine Tränen mehr übrig, die ich ausweinen konnte
Ein Verlust war so schwer zu ertragen.
Die Beerdigung war schnell vorbei und ich war den ganzen Tag nur benebelt. Ich konnte nicht klar denken, ich verstand noch immer nicht, wieso meine Mutter mir so was angetan hatte.
Am Abend legte ich mich wieder auf mein Bett und trauerte. „Du solltest mit mir kommen. Du weißt, dass ich für dich immer da bin. Bitte komm mit mir und lass uns in meinem Haus leben. Tina würde sich auch freuen, dich wieder zu sehen", redete mein Vater zu mir neben meinem Bett.
„Nein!", sagte ich nur leise.
„Ich kann dich hier nicht einfach so allein zurücklassen."
„Kannst du! Du hast doch meine Mutter auch mal allein gelassen, also wird es diesmal auch nicht schwer sein!"
„Du bist meine Tochter!"
„Und sie war deine Frau!", schrie ich zu ihm blickend.
„Gut, ich bleibe noch heute hier und gehe morgen. Du hast bis morgen Zeit, dich zu entscheiden!", sagte er und ging ins Wohnzimmer.
∞∞∞
Der nächste Tag kam so schnell. Ich konnte vielleicht nur zwei Stunden schlafen und Appetit hatte ich gar nicht mehr. Mein Kopf schmerzte höllisch, als ich versuchte, vom Bett aufzustehen, also blieb ich noch liegen. Mein Vater betrat mein Zimmer und fragte, wie es mir heute ging.
Ich sagte nichts und beobachtete ihn. „Was ist?", fragte er.
„Du hast keine einzige Träne vergossen, wieso? Hast du sie so sehr gehasst?", fragte ich enttäuscht.
„Schatz ich muss doch nicht vor dir weinen, oder?"
„Nein, musst du nicht, aber ich weiß, dass du dennoch keine einzige Träne für sie vergossen hast. Ich hoffe, du wirst weinen, wenn ich sterbe, sonst wird es keiner tun, außer du, verstehst du?", fragte ich sehr emotional.
Er hockte sich vor mich hin und schaute mir in die Augen. „Du wirst nicht sterben, hab nicht solche Gedanken!", meinte er nur.
„Das kannst du nicht wissen", sagte ich leise und schloss meine Augen.
Später als ich meine Augen öffnete, verriet meine Uhr, dass ich für eine Stunde geschlafen hatte. Auf dem Nachtkästchen stand Frühstück für mich bereit. Ich drehte mich auf die andere Seite und dachte wieder an meine Mutter.
„Das Auto ist bereit. Ich habe deine Koffer auch gepackt, komm, gehen wir, Celia!", hörte ich meinen Vater hinter mir.
„Wenn du es so eilig hast, dann geh doch. Du brauchst nicht wegen mir hierzubleiben!"
„Ich gehe nicht ohne dich!", sagte er lauter.
„Ich komme nicht! Ich will nicht, also lass mich in Ruhe. Hier geht es mir besser als dort bei deiner Frau."
„Ich habe für euch vieles getan. Ich habe sogar die Zwanzigtausend, die deine Mutter schuldete, abbezahlt, also will ich nicht, dass du mich als der Böse siehst", sagte er aufgebracht.
Ich setzte mich vorsichtig hin und schaute ihn an. „Okay! Alles ist gut! Du kannst gehen. Ich bin erwachsen genug, um auf mich selbst aufzupassen. Geh einfach, bitte!", sagte ich ehrlich.
„Du bist wie deine Mutter!", meinte er kalt und ging zur Tür.
„Bin ich ganz sicher nicht!", rief ich ihm hinterher und eine Minute darauf hörte ich die Wohnungstür zuschlagen. Er war weg.
Ich griff zum Wasser und trank das ganze Glas aus. Ich musste was zu mir nehmen, sonst würde ich wieder umkippen. Ich zwang mich, wenigstens eine Semmel zu essen und legte mich wieder hin.
Das würde schon werden, ich war stark. Sie war gegangen, was soll's, sie wollte es so. Sie hatte schon immer das Leben gehasst. Sie war unglücklich, seitdem sie meinem Vater verlassen hatte und jetzt war sie von diesem Liebeskummer befreit. Toll Mama! Jetzt konnte ich deinen Tod jeden Tag vor meinen Augen sehen. Diese Schlaftabletten, die du genommen hattest. Ah Mama, was für ein Herz musstest du haben, mich so zurückzulassen? Ich war mir sicher, diesen Schmerz, den ich gerade empfand, hattest du nie empfunden, du warst schwach, obwohl ich alles für dich getan habe, hast du mich einfach aufgegeben. Mich im Stich gelassen.
Ich wischte schnell meine Tränen weg und versuchte an etwas Schönes zu denken.
∞∞∞
Am nächsten Tag stand ich auf, um zu staubsaugen, denn seit fast fünf Tagen wurde hier in der Wohnung nichts geputzt. Das Zimmer, das mal meiner Mutter gehörte, machte ich gar nicht mehr auf, ich war nicht bereit dazu. Nachdem ich mit den Putzen fertig war, setzte ich mich in die Küche und hatte überhaupt keine Lust, mir was zu kochen. Wieso kochen? Ich hatte eh keinen Appetit.
Plötzlich ertönte das Klingeln an der Tür. Ich machte sie auf und sah Thiago mit einer Plastiktasche in der Hand. „Lust, was zu essen?", fragte er. Ich schüttelte meinen Kopf, trotzdem ging er an mir vorbei in die Wohnung. „Du musst was essen!", sagte er und stellte für sich und für mich das bestellte Essen auf dem Tisch. Ich schloss seufzend die Tür und ging in die Küche zu ihm.
„Hast du keine Schule?", fragte ich und setzte mich hin.
„Ein paar unwichtige Stunden kann ich ja auslassen", meinte er und öffnete für mich die Packung.
„Mach das nicht für mich! Ich brauche kein Mitleid von niemanden", meinte ich.
Er schaute mir in die Augen und sagte: „Ich habe dir nur Essen vorbeigebracht, mehr nicht!"
Nachdenklich spielte ich für ein paar Minuten mit der Gabel und zwang mich, ein wenig zu essen.
„Ich frage mich zum tausendsten Mal, wieso sie das getan hat. Ihr fehlte doch an nichts, ich ließ sie auch nie putzen oder kochen, alles habe ich erledigt. Sie musste nur zur Arbeit und zurück, mehr nicht. Sie sah auch nicht so aus, als hätte sie Depressionen und clean war sie auch", redete ich und atmete tief durch.
„Vielleicht hatte sie ihren Grund. Vielleicht fehlte ihr trotzdem etwas", sagte er.
„Wer weiß ..."
Nachdem er fertig gegessen hatte und ich meine Portion nur zur Hälfte geschafft hatte, stand er von seinem Platz auf. „Solltest du irgendwas brauchen, dann schreib mir, sogar nur ein Punkt wird reichen und ich komme, so schnell ich kann", versicherte er. Er war so süß. Meine Lippen zogen sich leicht zu einem Grinsen. „Danke!", bedankte ich mich schließlich und er ließ mich allein, weil ich es so wollte.
Nach einer Stunde rief mich auch Eric an. „Ich würde dich gerne besuchen. Ich will für dich da sein in dieser schwierigen Zeit", sagte er am Handy.
„Ist nicht nötig, mir geht es gut. Meine Freundinnen waren schon hier und haben mit mir Zeit verbracht. In den ersten Tagen war auch mein Vater für mich da. Und heute war auch ...", abrupt hörte ich auf zu reden. Ich würde ihm bestimmt nicht sagen, dass Thiago auch hier war.
„Gib mir deine Adresse, ich will auch für dich da sein!", sagte er wütend.
Wieso wollte ich das nicht? „Morgen in der Schule wirst du mich sehen."
„Was ist dein Problem mit mir? Ist deine Adresse etwa ein Geheimnis oder was für eine Scheiße läuft hier ab? Ist die Sache noch immer wegen Irma?", schrie er schon fast.
Wieso akzeptierte er nicht, was ich sagte? „Weißt du was? Du bist das Letzte, was ich in meiner Wohnung sehen will!", somit legte ich auf.
∞∞∞
Der darauffolgende Tag kam. Unglaublich wie schnell die Zeit verflog. Ich ging aus dem Wohngebäude und spürte den frischen kalten Wind, es fühlte sich fast wie in meinem Traum an.
Heute entschied ich, zur Schule zu gehen, denn mehr als eine Woche durfte ich nicht fehlen, sonst würde ich mich wieder schwertun mit dem Unterrichtsstoff. Gedankenverloren setzte ich mich in den Bus und starrte aus dem Fenster. Der Weg zur Schule kam mir zum ersten Mal so lange vor. Ich fing an nachzudenken, was mich das Leben wohl noch erwarten ließ, was würde als Nächstes passieren?
„Nein, Lilly lass doch deine Frisur in Ruhe, ich habe echt lange gebraucht, um das so hinzubekommen!", redete eine Frau im Bus mit ihrer Tochter, sie war wahrscheinlich nicht älter als zwölf Jahre.
„Mama, bitte ich wollte meine Haare offenlassen, aber du musst sie immer zusammenflechten", meckerte sie.
Ihre Mutter gab ihr auf dem Kopf ein Kuss und sagte: „Ich will doch nur, dass meine Tochter besonders aussieht, glaub mir, die aus deiner Klasse werden staunen, wenn sie deine Frisur sehen." Das Mädchen lächelte und stimmte ihre Mutter zu.
Meine Mutter hatte nie in meinem Leben meine Haare gekämmt. Ich konnte mich erinnern, wie ich zu ihr ging und fragte, ob sie mir beim Haare zubinden half, aber sie sagte immer: „Lass mich! Geh zu deinem Vater, nerv deinen Vater!"
Mir war bewusst, wie sich andere Mütter um ihre Kinder kümmerten. Als es in der Schule Feste gab oder Theateraufführungen, kam meine Mutter nie. Sie gab mir immer nur leere Versprechungen. Trotzdem sagte ich mir, sie wäre die beste Mutter.
Mir entwichen ein paar Tränen über die Wangen. Ich war gerade so emotional, als ich diese wunderbare Mutter sah. Ich schluckte den Kloß runter und wischte des Öfteren meine Tränen weg, denn einige Leute im Bus starrten mich fragend an, dann wurde mir die Sache peinlich. Plötzlich wurde mir eine Kappe auf dem Kopf gelegt so, dass halbwegs meine Augen bedeckt waren. Statt rauf zu blicken, sah ich auf die Schuhe der Person, die neben mir stand. Es waren Thiagos Schuhe. Was machte er hier im Bus? Er fuhr doch nie mit dem Bus. Wo war sein Motorrad? So wie ich ihn kannte, fuhr er sicher nur wegen mir mit dem Bus.
Angekommen stieg ich aus dem Bus und nach mir stieg auch Thiago aus. Ich ging wortlos vor zur Schule und er folgte mir einfach. Als ich die Schule betrat, schob ich die Kappe ein wenig mehr runter, damit die Schüler meine rot untergelaufenen Augen nicht sehen konnten.
Beim Vorbeigehen hörte ich auch schon die ersten Gerüchte, die sich verbreitet hatten.
„Ja das ist sie, ihre Mutter ist an Drogenüberdosis gestorben!", hörte ich eine sagen.
„Habt ihr schon gehört? Ihre Mutter hat sich erhängt!", sagte eine andere.
„Sie ist eine Mörderin, sie hat ihre Mutter mit dem Kissen erstickt!" Und so ging es weiter. Es wurde alles Mögliche gesagt. Ich war einfach nur verletzt. Wieso redeten sie alle solche Lügen? Wieso erfand man derart Grausames? Klar was meine Mutter getan hatte, war auch grausam, aber diese erfundenen Gerüchte waren auch nicht gerade schön anzuhören.
„Höre ich noch ein Wort, dann bekommt ihr es mit mir zu tun!", hörte ich Thiago hinter mir laut zu den anderen rufen, dann waren alle mucksmäuschenstill. Ich ging einfach weiter und betrat endlich meine Klasse. Gott sei Dank waren meine Klassenkameraden nicht so. Sie waren alle ruhig und verhielten sich, als wäre nichts gewesen.
„Wie geht's dir?", fragte mich Emma, meine beste Freundin.
„Heute ein wenig besser. Und wie geht's dir?"
„Ganz gut, der Herr Professor hat drei Tage lang gefehlt, also brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass wir viel verpasst haben", erklärte sie. Wenigstens eine gute Nachricht für heute. „Und falls du eine Mitbewohnerin brauchst, kann ich bei dir einziehen!", sagte sie mit einem Lächeln. Ich starrte sie an.
„Bei mir einziehen? Haben deine Eltern nichts dagegen?", fragte ich überrascht.
„Mein Bruder und ich wir streiten uns zu heftig. Schau was für Flecken er mir verpasst hat", meinte sie. Zog ihren Ärmel hoch und zeigte mir ihre leichten blauen kleinen Flecken.
„Er hat dir das angetan?", fragte ich schockiert.
„Jap, deswegen will ich wenigstens bis du mich satthast bei dir wohnen, falls du nichts dagegen hast."
Ich lächelte breit und sagte ehrlich: „Ich würde mich sehr freuen!" Vor Freude umarmte sie mich.
Vor ungefähr drei Wochen hatte ich nur meinen Freundinnen erzählt, dass ich in einer Wohnung wohne, sie fanden es alle cool, daher war ich froh, dass sie bei mir einzog.
Später in der Pause betraten Emma und ich die Schulcafeteria und gingen gleich zu der Theke, um zwei Sandwiches zu nehmen, jedoch kamen auch Eric und seine Kumpels in die Cafeteria. Nachdem er mich entdeckt hatte, kam er gleich auf mich zu. „Hey, wie geht's dir?", fragte er.
„Gut, danke!", sagte ich nur und kaufte mir noch ein Getränk. Er kam mir näher, nahm mir das Getränk und das Sandwich weg, überreichte sie schnell Emma, die danebenstand und umarmte mich abrupt vor alle anderen.
Starr blieb ich stehen und von hier aus sah ich Thiago, der ebenfalls die Cafeteria betrat. Als er uns sah, blieb er stehen und seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. War er wütend? War er eifersüchtig?
„Okay, Eric, du kannst mich jetzt loslassen!", meinte ich. Langsam ließ er mich los und schaute mir in die Augen. „Mein Gott du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisst habe", hauchte er und wie aus dem nichts landeten seine Lippen auf meine. Ich war einfach nur erstaunt.
Was zog er hier für eine Show ab? Wütend über den Kuss verpasste ich ihn eine Watsche. „Was ist in dich gefahren?!", blaffte ich laut.
„Was ist los?", fragte er unschuldig, als wäre nichts.
„Was immer du hier spielst, hör auf damit!"
Ich ging von ihm weg und zog Emma mit mir mit. Er war so ein Idiot.
∞∞∞
Zwei Tage später zog Emma bei mir ein. „Dir gehört das kleine Gästezimmer, aber wenn es dir hier nicht gefällt, kann ich auch gerne mit dir mein Zimmer teilen", meinte ich.
„Aber ... was ist mit dem Zimmer dort?", fragte sie und zeigte mit dem Finger hin.
„Du weißt schon ... Ich möchte es noch zugeschlossen halten. Es fällt mir schwer, da reinzugehen", erklärte ich. Sie nickte dann verständlich. „Und da gibt es noch was, was du wissen musst ..."
„Ja?"
„Thiago wohnt auch in diesem Gebäude, aber bitte erzähl das keinem. Wenn Eric das erfährt, wird er überhaupt keine Ruhe geben."
„Thiago? Der heiße Thiago aus unserer Schule?", fragte sie mit großen Augen. Ich nickte nur. „Oh mein Gott, ich will immer hier wohnen", sagte sie aufgeregt und fing an, ihre Sachen auszupacken.
Irgendwie gefiel es mir nicht, dass Emma oder noch viele andere um Thiago schwärmten. Nachdenklich ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett.
∞∞∞
Zwei Monate später:
„Emma, bitte lass nicht immer dein Dreck hier liegen", beschwerte ich mich.
„Celia, chill mal, Alter du bist die ganze Zeit nur am Rummotzen. Ich kenne keinen, der nur ständig putzt wie du", sagte sie und stopfte sich Chips in den Mund, während sie auf der Couch saß und Fernsehen schaute.
„Ich muss immer alles hinter dir herräumen. Dir ist es wohl egal, wenn es dreckig ist", seufzte ich und ging das Geschirr spülen.
In dem Moment, als ich in der Küche stand, kam es zu einem Stromausfall. „Herr Gott, Emma, was hast du schon wieder angestellt?", rief ich laut. Ich konnte überhaupt gar nichts sehen und tastete langsam jeden Schrank bis zur Küchentür.
„Ich habe aus Versehen meine Cola auf das Verbindungskabel ausgeschüttet. Es tut mir leid!", murmelte Emma. Ich fand ein paar Minuten später mein Handy und schaltete das Licht an.
„Wir müssen jetzt den Schalter finden, damit wir wieder den Strom einschalten können", erklärte ich in dieser Dunkelheit und suchte in der Abstellkammer nach der Metalltür, wo sich die Knöpfe befanden, jedoch fand ich leider nichts. Als ich auf meinem Handy sah, hatte es nur noch zwei Prozent Akku. Verdammt ich musste mich beeilen.
„Ah Emma, du bist so ein Problemkind", murmelte seufzend.
„Ja, ich weiß das sagt meine Mutter auch oft", meinte sie traurig. Ich blickte zu ihr und fing an zu lachen, dann lachte sie auch mit.
„Ich schau mal, ob unsere Nachbarn Strom haben, wenn nicht, dann muss der Hauptstrom-Schalter wahrscheinlich im Keller sein", erklärte ich und verließ die Wohnung. Im Flur konnte ich das Licht einschalten, das hieß wohl, es war nur bei uns Stromausfall. Trotzdem ging ich ein Stockwerk hoch und klopfte bei Thiago an. Nach einer Minute öffnete er die Tür. „Hey, wir haben Stromausfall, wo kann ich den Schalter finden?", fragte ich lässig.
„Und du kommst extra rauf, um mich das zu fragen? Anrufen ging nicht?", fragte er schief grinsend.
Ich zog meine Augenbrauen noch oben und schaute ihn an. Dann nahm ich mein Handy aus der hinteren Hosentasche, ging zu ihm näher und hielt ihm mein ausgeschaltetes Handy, weil es keinen Akku mehr hatte, vor die Nase, dann steckte ich es wieder in meine Hosentasche. „Denk ja nicht, dass ich extra gekommen bin, nur um dich zu sehen", sagte ich mit gehobenem Kopf. Wir schauten uns für ein paar Sekunden tief in die Augen und schon raste mein Herz schneller. Ich ging einen Schritt zurück, weil er mich echt nervös machte.
„Ich habe nicht behauptet, dass du extra gekommen bist, um mich zu sehen. Vielleicht bist du wirklich aus dem Grund gekommen und willst es nicht zugeben", redete er.
„Ah was? Hilfst du mir, oder nicht?", fragte ich schnell. Na ja, für mich war das unangenehm, aber er genoss es, mich nervös zu machen, das merkte ich, weil er dabei immer leicht schmunzelte. Er sah immer so süß aus, wenn er auch nur ein bisschen Lächeln zeigte.
„Was bekomme ich dafür, wenn ich dir helfe?", fragte er.
„Du musst nicht immer was bekommen, wenn du mir hilfst. Freunde helfen sich gratis!", meinte ich.
Er musterte mich und sagte: „Hast du schon vergessen? Ich bin kein guter Freund, für niemanden!"
Spielte er absichtlich diesen Moment von damals ab, wo wir uns fast küssen wollten? Selbst der Gedanke ließ mein Herz schneller schlagen. Während ich nachdachte, bemerkte ich plötzlich, dass er mir nähergekommen war. Er kam mit seinem Gesicht näher zu meiner Wange und ich spürte einen leichten Kuss. Ich schloss meine Augen und genoss seine Nähe, seinen Duft und seine Lippen auf meiner Wange. Er trieb mich einfach in den Wahnsinn. Höchstens zweimal in der Woche sahen wir uns immer nur kurz und das fand ich viel zu wenig. Am liebsten würde ich Tag und Nacht mit ihm verbringen. Wieso hatte ich nur solch unglaubliche Gefühle?
Ich öffnete meine Augen und dachte mir, was wir hier eigentlich machten, mitten im Flur, wo uns jeder entdecken könnte? Wieso ließ ich das überhaupt alles zu? Ich durfte gar keine Gefühle für ihn haben, nicht für den besten Freund meines Ex.
Ich wich ihm ein wenig zurück.
Er blickte mir dann in die Augen und ich denke, er selbst verstand, wieso das alles falsch war. Es war kein fragender oder verwirrter Blick, sondern ein verständlicher Blick.
„Celia?!", hörte ich in dem Moment Emmas Stimme im Flur und sie kam auf uns zu. Scheiße, ich glaube, ich war zu lange weg.
„Wo bleibst du überhaupt?", fragte sie ernst. Ich versuchte, eine Ausrede zu finden, aber sie redete einfach weiter. „Der Strom ist da, keine Ahnung wie, aber wir haben wieder Strom", berichtete sie glühend.
„Okay, sehr gut!", klatschte ich kurz in die Hände und ging auf sie zu, aber nicht ohne einmal kurz zu Thiago zu blicken. Selbst nur ein kleiner Blick von ihm war so bedeutend für mich.
Ehe wir nur drei Schritte gegangen waren, stand da auch schon plötzlich wie aus dem nichts, Eric. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. Wieso gab es ausgerechnet heute solche bösen Überraschungen? Eric blickte mit geschockten Augen auf mich, dann zu Thiago.
„Was? ... Was machst du hier?", fragte er immer noch in der Starre.
„Warte, er weiß es noch nicht?", fragte mich Emma verwirrt. „Celia wohnt hier und ich bin auch vor zwei Monaten her gezogen ...", redete Emma mit Eric, bis ich ihren Arm drückte, damit sie endlich ihren Mund hielt.
Eric fing an, ungläubig zu grinsen. „Du wohnst hier? Und er wohnt auch hier? Was ... wollt ihr mich etwa verarschen? Wolltest du deswegen deine Adresse nicht verraten?", fragte er laut aufgebracht. Er kam auf mich zu und schaute mir richtig wütend in die Augen. „Wieso wohnst du hier?", zischte er.
„Wieso? Hast du was dagegen?", fragte ich furchtlos.
„Irma hatte also doch recht, ich sollte euch zwei im Auge behalten", redete er und schaute wieder zwischen Thiago und mir. Wieder war Irma so ein Engel. Ich könnte wetten, er dachte nur an sie und glaubte jeden Scheiß, dem sie ihm erzählte. Sie passten eigentlich so gut zusammen.
„Na dann mach doch, wenn es dir Spaß macht!", sagte ich provozierend.
„Du hast dich so geändert, früher hast du immer auf mich gehört, warst das schüchterne Mädchen, aber heute bist du respektlos", meinte er mit scharfer Miene.
Dann wurde auch ich wütend. „Was anderes hast du auch nicht verdient, Eric. Was soll ich deiner Meinung nach tun, wenn du mich betrogen hast? Über alles hinwegsehen und mit dir wieder zusammenkommen?", fragte ich.
„Genau das sollst du tun, denn einen Besseren als mich wirst du nie finden. Morgen packst du deine Sachen und ziehst hier aus!", befahl er mir kalt. Ich glaubte, ich hatte mich verhört.
Er ließ mich gar nichts mehr sagen und ging einfach an mir vorbei zu Thiago.
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