Streit
Entspannt schlendert Zero aus dem Gebäude.Er, der ER adelig ist, soll mit diesen Bauerntrampeln auf eine Schule gehen? Niemals! Sowas lässt er sich doch nicht bieten! Soll sein Vater doch toben und James ein noch so trauriges Gesicht machen. Er wird sich das nicht gefallen lassen. Passenderweise steht direkt vor der Ludwig-Bech-Schule eine Kutsche.Der Fahrer hat wohl gerade Pause, denn während er die Tageszeitung ließt, isst er genüsslich ein Käsebrot. "He!", mit der Arroganz von einem, der adelig ist, klopft Zero an die Scheibe der Kutsche. "Fahr mich zur Seventh Avenue. Hausnummer 2" Der Fahrer, ein älterer Herr, schaut väterlich auf den Jungen hinab: "Ist der Unterricht denn schon aus. Und du darfst schon alleine Kutsche fahren? Bist schon ein großer, was?"
Der Neunjährige vedreht bloß die Augen. "Seid ihr schon so alt, dass ihr schlecht hört?" Doch der Fahrer lasst sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Immer schön langsam, mein Junge", schmunzelt er und nach einer gefühlten Ewigkeit bequemt er sich loszufahren.
Die Seventh Avenue Hausnummer 2 ist ein großes Anwesen. Von dem Haus ist von der breiten Straße her nichts als das ziegelrote Dach zu entdecken. Wobei der Begriff Haus untertrieben wäre. Es glich eher einem verwinkeltem alten Schloss.
Es liegt direkt am Stadtrand und das einzige weitere Haus in der Straße ist eine ebenso große wie prachtvolle Villa wie Hausnummer 2. Seit jeher wird diese Straße lediglich von Adeligen bewohnt und über Generationen weitervererbt. Eine geruhsame Stille herrscht hier.
Die Kutsche stoppt und kleine Kiesel spritzen unter den Rädern davon.
Schon wieder grinsend klettert Zero aus dem Gefährt. Ein blonder Junger Mann eeilt ihm entgegen. "James, gib ihm sein Geld!", befiehlt der Kleine hochnäsig und stiefelt an dem Mann vorbei. "Jawohl, junger Herr!", James bezahlt den Kutscher und folgt dem rothaarigen Jungen durch einen kleinen Park zum Haus. In der Vorhalle nimmt er Zero seinen Mantel ab. "Junger Herr habt ihr schon wieder den Unterricht eurer nicht würdig befunden? Wenn euer Vater das hört, wird es diesmal Konsequenzen geben", besorgt runzelt der Größere die Stirn. Doch Zero lässt sich nicht trüben. "Quatsch. Das sagt er jedesmal. Und, bin ich schon weit weg auf einer Privatschule? Nein!" Fröhlich rennt der Neunjährige die Treppe rauf und verschwindet hinter einer dunklen Eichenholz Tür. Der Ranzen bleibt unbeachtet zurück.
James seufzt. Der Hausherr lässt dem Jungen zu viel durchgehen. Wenn er doch nur einmal Hand anlegen....
Oben in dem Zimmer hinter der Eichenholz Tür sitzt Zero, versunken in ein staubiges, dickes Buch, in einem Lehnsessel. Im schummerigen Licht weniger Kerzen sieht man einen Funken wirklichen Interesses in den Augen von ihm aufglimmen. Der riesige Raum mit seinen kreuz und quer gestellten Regalen, den Podien und Treppen, den versteckten Ecken, ausgelegt mit Decken, und den Büchern, ist sein Rückzugsort.
Hinter all den Büchern dieser unermesslichen Bibliothek stecken Geschichten voller Leid, Freude und Abenteuern. Hier stört ihn niemand. Hier sind die Dinge, die ihm am liebsten sind. Bücher, ein Regal neben dem nächsten. Und wenn er Lust auf Ablenkung hat, ein Klavier am Ende des Saales. Mehr braucht er nicht.
Schade nur, dass das das genaue Gegenteil ist was den Vorstellungen des Vaters entspricht. Dieser hält nichts von Kunst oder Büchern in irgendeiner Weise. Er ist vielmehr der Meinung, der Schlüssel zum Erfolg liege in der Studie und der Praxis des Ständewesens und der rechtschfaffenen Arbeit.
Und so gibt es mal wieder einen Streit zwischen Vater und Sohn des Hauses. Beim Abendessen, es gibt Wachtelbrust im Kräuterbad mit Basilikumpastete und Salat de Italia, spricht Graf Leonid das verhasste Thema an. "Mein Sohn!", der tiefe Bass seiner Stimme lässt Zero unbehaglich am anderen Ende der Tafel auf seinem Stuhl herumrutschen. "Mir ist zu Ohren gekommen, du hast wiederholt den Unterricht geschwänzt. Das ist Inakzeptabel. Diesmal wird es Konsequenzen geben!" Insgeheim grinst Zero in sich hinein. Äußerlich trägt er eine betretene Mine zur Schau. Im Geiste spricht er mit. " Ich will dir nochmal eine Chance geben. Du wirst ein Woche lang
dein Zimmer putzen! Doch noch einmal so eine Aktion und es wird hart fur dich!"
Doch was dann kam hatte er nicht erwartet. Statt den altbekannten Text zu wiederholen wurde die Miene des Vaters ernst: "Ich habe mich entschlossen, dass ich dich auf ein Internat schicke. Dort werden sie dir hoffentlich Benehmen beibringen. Morgen schon reist du ab, denn der Weg wird weit. Deine Sachen eerden gepackt. Und jetzt begib dich auf dein Zimmer. Ich will dich nicht mehr sehen!"
"Ja, Vater!", seine klare Knabenstimme statt in Kontrast zu Zeros wirklichen Gefühlen. Das war ungerecht! Schickte der Alte doch tatsächlich seinen einzigen Erben weg. Doch das eigentliche, dass ihn zutiefst kränkte, war, das er seine Bibliothek nicht bis zu den Sommerferien wiedersehen würde. Dieser Mann missachtete seine Gefühle! Ihm war zum Heulen zumute. Aus Trotz begab er sich in seine geliebte Bibliothek und kuschelte sich dort in die Decken ein.
Das Bild zeigt Zero in der neuen Schulinform. (Die des Internats)
Schreibt gerne, wenn ihr Fehler entdeckt. Sonst viel Spaß.
Linus
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