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09| Fleece-Hüte und nackte Tatsachen

Als ich mit den Pizzen wieder zu unserem Zeltplatz zurückkehrte, saßen die drei anderen lachend im Kreis um unser improvisiertes Lagerfeuer in Form eines ausgeschalten Gaskochers herum und als sie mich ansahen, konnte ich an ihren Blicken sehen, dass sie schon sehnsüchtig auf ihr Mittagessen gewartet hatten. Ich stellte die Kartons in die Mitte der Runde und konnte endlich mein Handy aus der Hosentasche befördern, um zu schauen, wer mir eine Nachricht geschrieben hatte. Und tatsächlich, Hanna hatte mir geantwortet. 

Mit rasendem Puls öffnete ich die Benachrichtigung und sah, dass sie mir ebenfalls ein Foto geschickt hatte. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann sie mir das letzte Mal ein Bild von sich gezeigt oder besser gesagt geschickt hatte. Ich tippte es an und musste bei dem Anblick, der sich mir bot, herzhaft lachen. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, schaute aber nicht zu ihnen auf und vertiefte mich weiter in das Foto meiner kleinen Schwester.

An der Wandfarbe konnte ich erkennen, dass sie in ihrem Zimmer saß, denn die Wand hinter ihr war Türkis gestrichen. Ihr Blick war leicht lächelnd nach unten gerichtet, ein einzelnes Tattoo mit dem Motiv einer Rose zierte ihren rechten Oberarm und ihr weißblonder, gewellter Bob umrahmte ihr hübsches Gesicht. Sie war ungeschminkt, etwas, das bei ihr eher selten vorkam. Sie war schon seit einer Weile darauf bedacht, von den immer größer werdenden Schatten unter ihren Augen abzulenken und verschwand dafür jeden Morgen für mindestens eine halbe Stunde im Badezimmer, um den kompletten Inhalt ihres kleinen Kosmetikschränkchens auf ihrem Gesicht zu verteilen. Auch heute waren die Augenringe sichtbar, tiefe Halbmonde mit einer lila Verfärbung hatten sich unter ihre blauen Augen gelegt. Doch was mich an diesem Bild so glücklich machte, war die Tatsache, dass sie den hellblauen Hut aus Fleece-Stoff trug. Ich hatte ihn ihr zu ihrem 17. Geburtstag geschenkt, mehr aus Spaß, da ich noch nie einen Hut aus Fleece gesehen hatte und er dann auch noch babyblau war. Ich hatte ihr eine Freude machen wollen, ihr ein Lachen schenken wollen, doch sie hatte ihn nur, ohne ihn wirklich zu beachten, im Kleiderschrank verschwinden lassen. Und jetzt trug sie ihn zum ersten Mal und  gerade wegen des völlig bescheuerten Aussehens dieses, sagen wir, extravaganten Accessoires, zauberte mir die Geste ein Lächeln ins Gesicht.

Unter das Foto hatte sie eine Nachricht geschrieben, die lautete: "Na, Schwesterherz. Rate mal, was ich vorhin aus den Tiefen meines Kleiderschrankes gefischt habe. :)
Also ich finde ihn wirklich super und ich glaube, ich trage den jetzt schon mal öfter. Lass uns morgen früh mal telefonieren, ich hätte wirklich nichts dagegen, deine Stimme wieder zu hören."

Ich wollte gerade eine Antwort in die Tastatur hämmern, als Sara schmatzend einwendete: "Also if I was in your shoes, I would eat my pizza. Ich glaube, in kalt und pappig ist die nicht mehr ganz so lecker." Ich hob meinen Zeigefinger und antwortete: "Warte, nur eine Sekunde", ehe ich ihr für den nächsten Morgen zusagte und mein Handy wieder in meine Hosentasche fallen ließ und mich zu den anderen in den Kreis setzte.

"Was gab es denn so wichtiges? Du hast so gegrinst, als hätte dir dein jahrelanger Schwarm zum ersten Mal auf deine tausend Nachrichten geantwortet und dich direkt zum Essen eingeladen", mutmaßte Philip und ich verdrehte nur seufzend die Augen, ehe ich antwortete: "Ich habe weder einen jahrelangen Schwarm, noch hat er mich zum Essen eingeladen. Es war einfach nur meine Schwester." "Ja, ja, das sagen sie alle...", setzte der Journalist zu einem Konter an, doch ich unterbrach ihn: "Lass mich meine Pizza essen, sonst werde ich gleich sehr schnell sehr ungehalten!" Daraufhin hielt er den Mund und wir aßen schweigend unser schon leicht pappiges Mittagessen.

"Wer hat Lust, gleich ein bisschen im Teich schwimmen zu gehen und dabei die Dusche für die nächsten Tage zu erledigen?", fragte ich lächelnd. Die beiden Männer meldeten sich sofort, nur Sara wehrte sich zuerst, als Philip ihren Arm hochhob, gab dann aber schließlich doch resigniert auf. "Wer weiß, welche Bakterien da alle drin rumschwimmen und ich habe außerdem keine Schwimmsachen dabei", nörgelte die Tagebuchschreiberin vor sich hin und Elian erwiderte nur gelassen: "Und wenn schon, manchmal muss man Dinge auch einfach mal ausprobieren. Falls da irgendwas drin geschwommen ist, werden wir es schon früher oder später merken. Und um dich zu beruhigen: Ich glaube, niemand von uns hat Schwimmsachen mit." Wir nickten und ich stand auf, um Sara hochzuziehen. "Na, komm schon. Das wird lustig. Oder willst du mir etwa sagen, dass du nicht schwimmen kannst?" Sie schüttelte schnell den Kopf und ich grinste nur und sagte: "Gut, dann mal los." 

Wir liefen runter zum kleinen Strand, ehe Elian sich umdrehte und brummte: "Wartet eben auf mich, ich muss noch kurz in die Büsche." Also warteten wir auf den Boxer und entledigten uns erst dann bis auf die Unterwäsche unserer Kleidung. 

"Wer als Erster im Wasser ist!", rief Elian in diesem Moment und ich sah zu, wie der Muskelberg auf die kleinen Wellen zu sprintete und sich kopfüber ins Wasser warf. Kopfschüttelnd stand Sara neben mir und murmelte: "Wie kann man nur so athletisch sein?" "Puh, keine Ahnung", erwiderte ich und ging kurz hinter Philip ins Wasser, der es sich nicht hatte nehmen lassen, eine Arschbombe zu machen. 

Als wir alle im Wasser schwammen, fing der Boxer plötzlich an, mich mit Wasser nass zu spritzen und ich ging auf die Kampfansage ein, indem ich ihm direkt eine ganze Ladung der klaren Flüssigkeit mit meinen Händen über den Kopf kippte. Philip und Sara stiegen kurz darauf in den Kampf mit ein und so wurde aus einem kleinen Spritzer Wasser innerhalb weniger Minuten eine Wasserschlacht. Nach einer Weile waren wir alle völlig aus der Puste und Sara sagte theatralisch seufzend: "I am totally exhausted. Schwimmt ihr ruhig weiter, aber ich muss aus dem Wasser." Damit schwamm sie zum Ufer und stieg aus dem Wasser. Ich kam ihr hinterher und wrang mir meine Haare mit den Händen aus, als ich wieder auf dem kleinen Stück Sand stand. 

"And now?", fragte sie ein wenig ratlos. "Warten, bis wir wieder trocken sind." "Da habe ich jetzt nicht so sonderlich Lust drauf", antwortete sie etwas geistesabwesend und strich sich eine ihrer feuerroten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann drehte sie sich um und trottete zu ihrem Zelt. Derweil ging ich zur Behausung von Elian und mir, um mir neue Unterwäsche zu holen, denn ich wollte ungerne eine Blasenentzündung oder eine Erkältung riskieren, denn das war so ziemlich das Letzte, was ich auf einer Reise wie dieser gebrauchen konnte.

Genau in dem Moment, in dem ich wieder aus dem Zelt  kam, stand der Boxer plötzlich neben mir. Erschrocken stolperte er nach hinten, verlor das Gleichgewicht und landete mit dem Rücken im Gras. "Meine Güte, hast du mich erschreckt", keuchte er und ich musterte ihn für einen kurzen Moment. Seine Haare hatten einen etwas dunkleren Farbton durch die Nässe angenommen und an einigen Stellen klebten ihm die fransigen Strähnen im Gesicht. Wassertropfen liefen seinen ganzen Körper hinunter und auf dem Ansatz seines Sixpacks bildeten sich kleine Rinnsale. Sein Kinn zierte langsam ein Bartschatten, denn er war die letzten zwei Tage nicht dazu gekommen, sich zu rasieren. Ob er wohl am Ende unserer Reise einen Vollbart haben würde? Mir Elian mit dem Bart eines alten Greises vorzustellen, brachte meine Mundwinkel zum Zucken und schließlich half ich ihm lachend wieder auf die Füße.

"Was lachst du denn so?", fragte er irritiert, doch ich schüttelte nur grinsend den Kopf und erwiderte stattdessen: "Für einen Boxer bist du aber ganz schön tollpatschig", was mir im Gegenzug einen Schlag gegen die Schulter einbrachte, der mich fast zu Fall brachte. Für ihn war es wahrscheinlich nur ein Klaps gewesen. Dann verschwand auch er im Zelt, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie ich.

In der Zwischenzeit schlug ich mich in die Büsche und zog mir neue Unterwäsche an, in der Hoffnung, keinen heimlichen Beobachter zu haben. Ich entschied mich kurz danach dazu, gleich noch mein Geschäft zu erledigen, was sich als weibliches Wesen im Unterholz immer als etwas schwierig herausstellte. Wenigstens habe ich nicht viel Kleidung, die ich dreckig machen könnte, dachte ich und stieß die Luft aus. 

Zum Glück ging noch mal alles gut und ich trat wieder auf unseren Zeltplatz. Manchmal ist es doch sehr praktisch, ein Mann zu sein, überlegte ich und zwängte mich noch halb nass in meine Wanderhose. Philip war mittlerweile auch wieder aus dem Wasser gekommen und holte sich gerade auch Wechselkleidung. Sara saß wieder einmal über ihr Tagebuch gebeugt, ihre nassen Haare hingen ihr über die Schultern und ihr Shirt war an manchen Stellen von den roten Strähnen völlig durchnässt. Um mir die Hände zu desinfizieren und endlich mein Handy an die Powerbank anzuschließen, machte ich mich auf den Weg zurück ins Zelt. 

Dort wartete aber eine eher unangenehme Überraschung auf mich. Sobald ich durch den Eingang hereinkam, sah ich Elian, der mir ohne jegliche Kleidung am Körper den Rücken zudrehte. Er schien mich nicht bemerkt zu haben, denn er suchte anscheinend nach einer neuen Boxershorts. Also er hat ja schon einen trainierten Hi-. Heilige Scheiße, du starrst gerade deinem Zeltmitbewohner auf den Arsch. RAUS hier, rief die Stimme in meinem Kopf plötzlich und etwas perplex machte ich einige Schritte zurück aus dem Zelt hinaus und ließ mich mit wahrscheinlich hochrotem Kopf auf eines der Sitzkissen in der Mitte des Platzes fallen. Meine Wangen waren glühend heiß und ich senkte meinen Blick auf meinen Schoß, in dem gerade meine nasse Unterwäsche lag. Ich legte sie zum Trocknen neben mich in die Sonne. Meine Güte, war das unangenehm gewesen. Seinem Mitreisenden auf den nackten Hintern zu starren, war jetzt nicht gerade meine reifste Aktion gewesen. Es war nicht so, dass ich mit meinen 21 Jahren gerade  zum ersten Mal einen Mann nackt gesehen hatte, aber bei einem Menschen, den ich seit gerade mal drei Tagen kannte und mit dem ich nur befreundet war, war das etwas völlig anderes. 

"Warum schaust du denn so, als hättest du gerade den Weihnachtsmann auf seinem Schlitten durch den Himmel schweben sehen?", fragte Philip in genau diesem Moment. Ich blickte auf und sah in das grinsende Gesicht des Blondschopfes. Seine nassen und zerzausten Haare standen in alle Richtungen ab, aber er trug wieder seine komplette Kleidung, ganz im Gegensatz zu dem Boxer, der sich zwar wieder eine Jeans übergezogen hatte, sich aber dafür mit nacktem Oberkörper zu uns in den Kreis setzte und somit seine Muskeln zur Schau stellte. "Was ist denn hier los?", fragte er etwas irritiert, als er meinen etwas beschämten Gesichtsausdruck sah und Philip lachend auf mich zeigte und antwortete: "Unsere kleine Anführerin hier hat den Weihnachtsmann gesehen." Daraufhin wurde Elians Blick nur noch verwirrter und er klappte seinen Mund auf, machte ihn aber kurz darauf zu, da ihm anscheinend völlig die Worte fehlten, um den zusammenhanglosen Quatsch aus Philips Mund zu kommentieren.

Damit schien das Thema geklärt zu sein, denn der Muskelberg fragte plötzlich: "Habt ihr Lust, in die Stadt zu gehen und euch ein Eis zu holen?" Erst bei dem Wort "Eis" blickte Sara auf und nickte grinsend. Auch Philip war dabei, nur ich schüttelte den Kopf. "Ich brauche ein bisschen Zeit für mich, aber geht ihr ruhig", erklärte ich mich und der Journalist fragte lachend: "Sollen wir dir ein Eis mitbringen?" "Ne, du. Ich back mir selbst eins", erwiderte ich mit verdrehten Augen. Nach kurzer Zeit machten sich die drei mit ein wenig Geld auf den Weg in die Stadt und ich hatte unseren Zeltplatz für mich alleine.

Ich legte mich in unser Zelt und starrte die Decke an. Es gab noch einen anderen Grund, warum ich nicht mitgekommen war. Es war ein mehr als komisches Gefühl, Elian gegenüber zu stehen, wenn man ihn kurz vorher noch nackt gesehen hatte. Ich hätte ihn auf unserem Ausflug in die Stadt wohl die ganze Zeit möglichst unauffällig von der Seite angesehen und das wäre früher oder später garantiert jemandem aufgefallen, im schlimmsten Fall ihm selbst. Und dann hätte ich den Salat gehabt. Darauf konnte ich gerade gut verzichten, ich  hatte wenig Lust, mit einem meiner Mitreisenden verkuppelt und dann die gesamte Reise über damit genervt zu werden. Es war ja gerade mal der dritte Tag unserer Reise und wir waren wahrscheinlich ungefähr zwei Wochen unterwegs, wenn wir immer mal wieder einen Tag Pause einlegten, sogar noch länger und über diesen Zeitraum würde ich das dauernde Nerven der anderen nicht aushalten wollen.

Ich wusste nicht genau, wie lange die anderen wegbleiben würden und da ich den Platz nicht verlassen wollte, weil sie ihre Rucksäcke und damit auch sicherlich den ein oder anderen Wertgegenstand hier gelassen hatten, musste ich mich irgendwie hier beschäftigen. Also stöpselte ich meine Kopfhörer in mein Handy und schloss die Powerbank an. Ich stellte meine Musik auf Zufallsmix und zu meiner 
Verwunderung war der erste Song "Coming Home" von der Band Falling in Reverse. Manchmal hielt das Leben doch den ein oder anderen nicht ganz so zufälligen Zufall für einen bereit. Der Song passte vom Titel her perfekt und der Text war an manchen Stellen auch nicht ganz falsch. Lächelnd schloss ich meine Augen und lauschte der Musik, die den kompletten Raum in meinem Kopf einnahm. 

Nachdem der Song ein Ende gefunden hatte, öffnete ich meine Augen wieder und drehte mich zur Seite, nur um zu bemerken, dass der Zeichenblock offen neben mir auf dem Schlafsack des Künstlers lag. Auf dem obersten Blatt waren die Umrisse eines Gesichts zu erkennen, es sollte wohl ein Portrait werden. Irgendwie kam mir die Form des Kopfes bekannt vor, die Details waren noch  nicht einmal ansatzweise ausgearbeitet, deswegen konnte ich zuerst nicht sagen, um wen es sich handelte. Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Mensch in dieser Skizze war niemand geringeres als ich selbst.

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