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Charly sollte recht behalten. Als man ihnen die Nachricht seines Todes überbringt, sitzen sie, Marik und Alnasr in ihrem Zimmer und diskutieren darüber woher er gekommen sein möge. Es gab eine vorherige Aufklärung warum sie sich immer weiter zurückgezogen hat und was das Zeug in ihrem Zimmer zu bedeuten hat. Das lässt den Pharao so ein wenig ruhiger werden, wenn auch nicht komplett beruhigen. Doch einen Kommentar, den lässt er unbedacht vom Stapel. „Aber ich weiß dass es keiner von meinen Spionen war." Während Marik davon ausgeht dass er von seinem eigenen kleinen Haufen von Spionen redet die er sicherlich in der Hinterhand hat, hebt Charly ihren Kopf und sieht ihn an. „Keiner von deinen?" Alnasr versteift sich für einen Moment auf dem Stuhl, ehe er sie ansieht. „Ich habe ein paar, wieso?" Skeptisch legt sie den Kopf schief, steht vom Bett auf. „Alnasir? Warum sollte einer deiner Spione einfach so versteckt sein, in der Nähe MEINES Zimmers während du dir unsicher warst was ich mache?" Zum ersten Mal seit langem kommt der werte Herr Pharao dann doch einmal in eine Erklärungsnot. Sitara streckt sich und springt ebenfalls vom Bett herunter. Sie merkt dass Charly aufgebracht ist und will ihr einfach nur zur Seite stehen, sie entweder beruhigen und ihr helfen. Noch weiß sie selbst nicht in welche Richtung es geht. „Ich will eine ehrliche Antwort. Hast du mich ausspionieren lassen?!" Alnasr weiß wieso er ihren Blick allein schon als gefährlich einstuft. Doch mit den kleineren Verbänden die sie aufgrund ihres Sprungs und dem folgenden Rollen über die Treppenstufen erhalten hat, wirkt sie noch furchteinflößender. Er bekommt kein Wort heraus, während Marik aufsteht und ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter legt. „Du musst dich mit den Wunden ausruhen. Ihm etwas antun zu wollen... du wärst geschützt aufgrund des Faktes dass du das Geschenk der Götter bist! Aber du solltest auch darauf achten dass du dich weiterhin selbst verletzen kannst oder etwas schlimmer machen könntest mit den Wunden!" Er kann sehen dass sie darüber nachdenkt was sie machen soll, aber jeder entspannt sich. Wenn auch nur genug um nicht jemandem umbringen zu können. „Ich... war mir wirklich unsicher was los war und ich hatte das Gefühl dass du mir nicht die Wahrheit gesagt hast. Eine Fehlentscheidung und das könnte das ganze Land in ein Chaos stürzen aus dem nicht einmal Apophis selbst noch etwas machen könnte!" Die junge Frau leckt sich über die Lippen, immer noch mit dem Gedanken spielend ihm wenigstens eine reinzuhauen dafür, was er gemacht hat. „Aber wenn es dich beruhigt, er hat sich auch um meine Spione gekümmert. Jeder einzelne den ich gesendet habe kam mit einem Biss zurück, er ist nicht der erste." Fassungslos starren nun Charly UND Marik den Pharao an, denn beiden ist klar dass wertvolle Menschenleben einfach so wegen nichts und wieder nichts geopfert wurden. „Also jetzt wäre es eine gute Gelegenheit mich zurückzuhalten, Marik." Pflichtbewusst stellt er sich hinter sie, legt ihr einen Arm um den Bauch und eine Hand auf ihrem Mund damit sie ihn auch nicht aufs übelste Beleidigen kann, was er aber vollkommen verstehen würde. Alnasr presst nur die Lippen aufeinander während er zu ihnen sieht. Er weiß dass er einen Fehler gemacht hat, aber im Nachhinein ist man immer schlauer! „Es tut mir leid, in Ordnung? Es ist nicht so als ob ich dir nicht vertraue, aber dein Verhalten nach dem Ganzen war mehr als nur merkwürdig und dann hast du dich so extrem abgeschottet. Weißt du wie das rüberkommt?!" Charly dreht leicht den Kopf zu Marik, dieser nimmt die Hände von ihr und tritt einen Schritt zurück. Wenn der Pharao meint ihr auch noch indirekt die Schuld dafür zu geben was passiert ist, dann kann er sie nicht zurückhalten auch wenn er wollen würde. Lieber geht er aus der Schussbahn, auch wenn das von Alnasr als Verrat angesehen werden könnte. „Darf ich dir etwas sagen, Alnasir?" Charlette bleibt stehen, auch wenn sie ihn schlagen wollen würde. „Ich habe auf einen Schlag meine Familie verloren. Meine Mutter, meinen Vater, meine zwei Brüder. Ich hatte mit einem Schlag keine Freunde mehr, nichts was ich kannte. Ich habe nicht einmal die Sprache verstanden, weil ich, wenn ich es richtig kombiniere, in meiner eigentlichen Welt eiskalt verreckt bin. Ich sollte tot sein, bin aber irgendwie hier her gekommen und musste mich damit zurechtfinden, dass ich hier in einer Kultur bin die ich aus Geschichtsbüchern kenne, eine Sprache die ich nicht einmal ansatzweise verstanden habe und von der Schrift fangen wir erst gar nicht an. Dann taucht ein Gott auf und meint mir alles halb erklären zu müssen nachdem ich ausnahmsweise NICHT verreckt bin und ich musste das irgendwie auf die Reihe bringen. Und dann kommst du daher, ein VOLLIDIOT vor ALLEN GÖTTERN DIE ICH KENNE und denkst einfach mal so ‚Achja, die könnten wir mal ausspionieren weil sie sich komisch verhält!'." Sie hebt ihre rechte Hand und lässt Daumen und Zeigefinger gerade noch so nicht berühren. „Ich stehe SO kurz davor dir mal körperlich einzutrichtern wie viele Hirnzellen du wohl ausgeheult hast nachdem ich für tot erklärt wurde. Du wusstest dass Apophis sich um meine Sicherheit kümmert, worum ich ihm sehr dankbar bin." Sie richtet sich auf und atmet einmal kurz durch. „Apep? Falls du das hören kannst, dann danke!" Dann widmet sie sich wieder ihm. „Du hast einige Menschen auf dem Gewissen nur weil du mir nicht vertraut hast, anders ist diese Spionage nicht zu rechtfertigen. Du hast mir einfach nicht vertraut. Meinst du eigentlich ich bin plötzlich die böse? Meinst du ich würde plötzlich Pläne schmieden die gegen dich, das Land oder die Menschen hier gerichtet sind?!" Alnasr steht auf und stellt sich vor sie, tritt dann aber einen Schritt zurück als Sitara mit Drohgebärden dazu auffordert Abstand zu halten.
Er versteht sie und ihre Wut, ja. Aber warum will sie nicht verstehen wieso er diese Entscheidung überhaupt getroffen hat? „Charly, es tut mir leid, wirklich! Aber versteh doch bitte dass ich immer vorsichtig sein muss was die Personen in meinem engsten Kreis angeht. Je näher ich jemanden an mich heranlasse, desto einfach kann diese Person einen Einfluss auf mich auswirken und wir brauchen hier einen guten Einfluss. Nichts was irgendwie auch nur ansatzweise negativ wäre. Ich muss über ein Land herrschen und habe die Verantwortung über tausende Menschen. Eine negative Kleinigkeit und wir haben ein riesengroßes Problem." Ob sie ihm das glaubt? Ob sie ihm das wirklich glaubt, so verbissen wie sie an ihrer eigenen Front ist? Die junge Frau mustert ihn immer noch misstrauisch und tritt einen Schritt zurück. „Ich verstehe jetzt wieso man sich oftmals von den Herrschern abgewandt hat wenn man mit ihnen eng befreundet war.", gibt sie von sich und nickt zustimmend. Alnasr's Gesicht versteinert. Was hat sie da gerade gesagt? „A-Abgewandt? Charly! Was hast du- Du wendest dich nicht ab, oder? Bitte tu das nicht!" Nicht nur würde er in einem sehr schlechten Licht in der Öffentlichkeit dastehen, sondern er will sie nicht verlieren. Nicht schon wieder. Auch Marik sieht besorgt zu ihr, ist aber still. Er hat sich schon genug eingemischt, das ist alles ihre Entscheidung. Sie verschränkt die Arme und verzieht das Gesicht. „Als ob ich dich Vollidiot hier allein irgendwas machen lassen kann." Im nächsten Moment weiß sie nur dass sie im Arm des Pharaos ist, welcher sie erleichtert an sich drückt. Seufzend schließt sie die Augen und legt ihm die Hände auf den Rücken. „Versprich mir nur mich nie wieder ausspionieren oder beschatten zu lassen oder ich werde dir das Leben zur Hölle machen." Sie merkt wie er sich wieder versteift und sie schmunzelt zufrieden als sie ihn loslässt. Ein Räuspern Mariks lässt die Ernsthaftigkeit wieder einkehren. „Aber wenn es nicht der Spion von Euch war, werter Pharao. Welcher Spion war es dann?" Das wäre interessant herauszufinden. Welche Spione sind gut genug um erstens gegen den Pharao zu arbeiten und zweitens unbemerkt in den Palast einzudringen? „Die Echra waren ekelhaft ruhig in letzter Zeit.", gibt der Wachmann zu bedenken und sieht dabei in die Runde. Charly kann gar nichts sagen, denn sie ist zwar schon einige Zeit hier, aber mit der Struktur noch nicht wirklich zu 100% vertraut. Nachdenklich nickt Alnasr und legt sich eine Hand an das Kinn. „Aber würden sie es wirklich wagen Charly einfach so auszuspionieren? Außerdem... wieso? Was wäre der Grund?" Die junge Frau setzt sich wieder hin und sieht auf den Boden. Was wäre der Grund? Warte. „Alnasir?" Sie hebt den Kopf und sieht zu ihm hoch. „Was ist der beste Grund der dir spontan einfällt um eine Person aus den feindlichen Reihen ausspionieren zu lassen? Vielleicht sogar mehrfach, wir wissen nicht ob dass der erste andere Spion war den Apep erwischt hat." Was der beste Grund für ihn wäre? „Ich würde sagen... um herauszufinden wie gefährlich diese Person für mich und meine Leute wäre. Aber warum erst jetzt?" Da ist Charly leider auch überfragt. „Weil sie jetzt vielleicht einen Plan haben und sie noch abklären wollen ob der Plan durchführbar wäre mit dieser potenziell gefährlichen Person." Beide sehen zu ihm, niemand wirkt wirklich begeistert. „Meinst du wirklich dass sie so etwas besitzen? Sie haben bisher aber immer nur kleinere Dinge angegriffen. Dinge und Orte, die nicht von essenzieller Wichtigkeit sind!" Da wird Charly hellhörig. „Warte... nie irgendetwas wichtiges? Auch nicht bevor ich da war?" Davon ist sie eigentlich ausgegangen, wieso sonst sollten sie in so einem Klinsch mit den Echra liegen. „Nein, nicht wirklich." Alnasr runzelt die Stirn. „Wieso? Was ist los?" Sie steht von ihrem Bett auf und fängt an in ihrem Zimmer herumzugehen. „Wenn wir davon ausgehen dass sie wirklich immer nur kleinere Dinge angegriffen haben... wie hast du sonst immer darauf reagiert?" Bei dieser Frage bleibt sie stehen und sieht den Pharao an. „Ich- Uhm, kaum. Es war nie wirklich etwas Wichtiges! Kleinere Außenposten, nichts essenzielles." Wieder geht sie weiter und murmelt ein paar Dinge vor sich hin, während Alnasr zu Marik sieht und fragend die Augenbrauen anhebt. Doch auch er hat keine Ahnung auf was sie hinaus will. An sich ist es wirklich komisch, wenn man es jetzt betrachtet. Immer nur kleinere Dinge und nie das große Ganze. „Wir haben eventuell ein kleines Problem. Nur weiß ich nicht wo." Charly sieht weiterhin auf den Boden und geht auch im Kreis ohne zu stoppen, spricht jetzt aber wenigstens normal mit ihnen. „Ich will die Karte sehen. Wir müssen in dein Arbeitszimmer!" Mit diesen Worten läuft sie schon zur Tür und ist im nächsten Moment nach draußen verschwunden. „Ich verstehe kein Wort, was will sie machen?" Der Pharao schüttelt den Kopf, geht aber hinterher, gefolgt von Marik.
Im Arbeitszimmer angekommen finden sie Charly, wie sie über der Karte gelehnt steht. „Könntest du uns mal erklären was du bitte hast?" Alnasr schüttelt den Kopf und stellt sich neben den Tisch, um ihr genug Platz zu lassen. Das kann sie im Moment durchaus gebrauchen. Die Löwin liegt im hintersten Eck, ihr scheint zu heiß zu sein. „Das sind alle Überfälle der Echra, stimmts? Weißt du noch die Orte in der Vergangenheit? Als ich noch nicht da war?" Der Pharao runzelt kurz die Stirn, nickt aber und durchsucht ein paar Schubladen, ehe er dort ein paar zusammengebundene Papyrusblätter herausholt. „Hier, wieso?" Er übergibt ihr die Blätter, nachdem sie sich ein Stück Kohle geholt hat. „Moment..." Sie geht die Orte durch und markiert sie auf der Karte. Es werden immer mehr Punkte und je jünger die Einträge werden, desto näher kommen sie an den Palast und die umliegende Hauptstadt heran. Bis sie an die angrenzen, die sie schon eingetragen hat. „Fuck..." Charly presst die Lippen aufeinander und legt die Kohle ganz vorsichtig auf die Seite, während sie auf die Karte starrt. „Ich weiß wo unser Problem liegen wird. Jetzt fehlt nur noch die Zeit." Sie hebt den Kopf und sieht zu den beiden Männern. „Die Echra haben ausgetestet wie nah sie herankommen können ohne dass ihnen wirklich etwas passiert. Sie haben kleinere und unwichtigere Plätze ausgesucht damit sie nicht allzu sehr auffallen und die Wachen für die Zukunft zu sehr verstärkt werden." Alnasr sieht von ihr auf die Karte, die Schultern senken sich ein wenig. „Du meinst sie haben es auf die Hauptstadt abgesehen? Bist du dir sicher?" Die junge Frau richtet sich auf und wischt sich die Kohle an ihrer dunkelgrauen Jogginghose ab. „Sicher? Da kann man sich nie sicher sein wenn man nicht eindeutige Informationen hat. Aber zwei Dinge. Erstens wissen wir nicht ganz sicher dass es die Echra sind und zweitens... Wenn sie es gewesen sind, dann hatten sie höchstwahrscheinlich ziemlich lange Zeit sich aufzubauen und ein paar andere Dinge aufzubauen. Beziehungen, wenn du verstehst was ich meine." Sie stößt sich von dem Tisch ab und geht zur Tür. „Wo gehst du jetzt schon wieder hin!" Charly dreht ihren Kopf und bleibt stehen. „Ich will die Leiche ansehen! Vielleicht gibt es irgendwas interessantes! Hoffentlich..." Marik hält sie aber auf und schüttelt den Kopf. „Eine Frau sollte nie den Leichnam eines anderen Mannes sehen müssen als-" „Marik? Ich habe in meinem vorherigen Leben in einem Krankenhaus gearbeitet, ich habe mich um kranke Menschen gekümmert. Ich habe mehr Penisse gesehen als jede Hure und ich war bei offenen Operationen mit dabei. Ich habe alles gesehen und gerochen was es zu sehen oder zu riechen gibt. Ja, du kannst helfen! In dem du mir zeigst wo die Leiche sein könnte." Selbst Alnasr ist perplex sieht dann irgendwie beschämt auf die Seite. Wie kann man nur so offen darüber reden und wie kann man das einfach so herausposaunen, dass man- Die Göttern sollen ihm beistehen, diese Frau ist definitiv nicht normal. Als er den Blick Mariks auf sich spürt, sieht er ihn an und nickt. „Aufhalten können wir sie eh nicht, zeig es ihr. Und Charly?" Schlussendlich sieht er dann doch zu ihr. „Ich will keine Beschwerden dass du den Leichnam sehen musstest, verstanden? Es war dein Wunsch!" Die junge Frau schmunzelt kurz, ehe sie nickt. „Verstanden, oh großer und weiser Herrscher." Will sie ihn gerade veräppeln? Doch bevor er etwas sagen kann, sind die beiden schon wieder weg und er steht allein in seinem Arbeitszimmer. Anstatt ihnen zu folgen, stellt er sich selbst zum Kartentisch und sieht sich das an was sie markiert hat. Tatsächlich nähert sich das alles langsam aber sicher dem Palast und damit auch der Hauptstadt. Sie könnte in Gefahr schweben und hunderte, wenn nicht sogar tausende Menschen haben keine Ahnung was auf sie zukommen könnte.
„Wir können von Glück reden dass sie den Leichnam noch behalten haben, aber beeil dich wenigstens!" Marik verschränkt die Arme und fühlt sich hier nicht wohl obwohl er auf der richtigen Seite des Kerkers steht. „Komm mal wieder runter, ist nicht so als ob uns der Kerl noch wegrennt oder so." Charly kann nicht so ganz verstehen wieso er sich unbedingt so beeilen möchte, weswegen sie auch nur die Augen verdreht und den Wachmann näher zu sich winkt der ihr mit einer Fackel alles erleuchtet. Hier unten ist es einfach dunkel und das Feuer ist das einzige Licht hier. Erst betrachtet sie alles von oben und von der Seite, ohne ihn direkt anfassen zu müssen. Leider fällt ihr nichts auf und selbst als sie ihn auf den Bauch dreht, ist dort nichts wirklich zu sehen. Als Marik wieder reinsieht, sieht er auch ganz schnell wieder raus da sie ihn nun komplett auszieht. Einige Verbände die er sich wohl vorher selbst um Oberarme und Oberschenkel gebunden hat, der Lendenschurz und schlussendlich auch die Schuhe. An den Fußsohlen kann sie nichts erkennen, auch an den Knöcheln ist nichts zu sehen. Sie geht immer weiter hoch und sieht sich alles an. Wirklich alles. Irritiert runzelt sie die Stirn und versucht mit ihren Händen die Haut ein wenig auf die Seite zu ziehen um die Innenseite des Oberschenkels besser sehen zu können. „Bingo..." Ihre Mundwinkel gehen hoch und sie sieht zur Tür. „Marik!" Dieser sieht rein, sein Blick wirklich nur auf sie gerichtet. „Schau dir das mal an, komm her!" Entgeistert brummend tritt er ein und ignoriert dann doch schlussendlich das beste Stück des toten Mannes. Seine Augen werden jedoch groß als er sieht was sie gefunden hat. Er geht neben ihr in die Hocke und sieht sich das genauer an. „Ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist..." Auf der Innenseite des Oberschenkels prangt das Zeichen der Echra, eingebrannt um sie für alle Zeit zu kennzeichnen. „Warum eigentlich da und nicht die Fußsohle? Muss man das wirklich zeigen wenn man- Bei allen Göttern..." Charly schnaubt und lässt die Haut wieder los, sieht nur leicht amüsiert zu ihm. „Fußsohle wäre zu einfach, oder nicht? Zu offensichtlich. Genau wie hinter dem Ohr oder sonst irgendwo. Die Stellen sind die ersten die man absuchen würde und auch sehen könnte. Hier aber..." Sie sieht wieder auf den Oberschenkel und nickt. „Hier sieht man nicht hin wenn man nicht intim wird oder es jemandem zeigen will. Oder spazierst du irgendwann mal nackt rum? Sollte ich mich darauf gefasst machen?" Die umstehenden Wachmänner müssen sich ein Lachen verkneifen, während Charly aufsteht und ihre Hände ansieht. „Ich muss nur bescheid wissen...", murmelt sie und blickt zu den Wachen. „Wo ist das nächste Wasser? Ich will mir dann doch die Hände waschen!" Marik folgt ihnen stumm und ein wenig bloßgestellt, während die anderen Wachen ihr zeigen wo sie sich die Hände waschen könnte. Sie lassen die beiden wieder in Ruhe und kümmern sich um den Abtransport des Leichnams. „Musste der Spruch sein?!", zischt Marik und sieht sie genervt an. Das war wirklich eine Bloßstellung seiner Person und seines Ranges, den er nur auf sich sitzen lässt weil sie als Geschenk der Götter gehandhabt wird. „Was für einen Spruch? Ich meinte das ernst. Ich muss nur bescheid wissen wenn du plötzlich nackt rumläufst." Sie legt den Kopf schief und runzelt die Stirn, trocknet sich die Hände ab und geht an ihm vorbei zum Ausgang. „Aber wenn ich dich damit beleidigt haben sollte oder so... dann tut es mir leid!" Das war nämlich eigentlich nicht ihre Absicht. Seufzend folgt er ihr und reibt sich den Nasenrücken. „Können wir uns darauf einigen dass solche Kommentare den Weg aus deinem Mund nur herausfinden wenn wir alleine sind?" Ja gut, wenn er meint. „Klar, aber wir müssen eh erst mal zu Alnasir und bescheid geben dass... meine Theorie erschreckende Wahrheit sein könnte." Da kann er nur zustimmen und so gehen sie vom Verlies zum Palast, ist ja nicht weit entfernt. Immer wieder hält sich die junge Frau den Rücken, der Sturz war nicht ganz so toll und sie dachte dass sie es besser wegsteckt. Leider muss sie feststellen dass die Heilungsfähigkeit wohl leider nicht besser geworden ist, auch wenn Apep über sie wacht und ihr Gottespatron ist. Im Arbeitszimmer angekommen, geben sie den Fund weiter und das ist für Alnasr somit die Bestätigung dass die Echra wohl ihrem Plan folgen werden. Nur wann, das steht in den Sternen geschrieben und das wissen nur die Götter. Er wird jedoch die Wachen an den Mauern verstärken und die ein oder andere Ansprache gegenüber ihnen halten müssen. Dem Volk will er nichts sagen, eine Panik möchte er wirklich vermeiden.
Der Muskelkater in den folgenden Tagen sollte für Charly nichts neues sein, dennoch fühlt sie sich extrem gerädert und tot. Sie überlegt es sich dreimal in den kleinen Toilettenraum neben ihrem Zimmer zu gehen und weitere Strecken als bis dahin sind schon gar nicht drin. Sitara liegt die gesamte Zeit über bei ihr und teilweise auch auf ihr, leckt sie ab und ermutigt sie zum Aufstehen. Klappt nur nicht. Erst fast eine Woche später kann sie sich einigermaßen normal bewegen, die blauen Flecken werden aber länger brauchen um zu heilen. Von den Schürf- und Kratzwunden ganz zu schweigen. Apophis hat sich immer noch nicht blicken lassen, nicht einmal in der Schlangengestalt. Während sich das Geschenk der Götter ausruht, treffen Marik und Alnasr die ersten Vorbereitungen um eine mögliche Belagerung aushalten zu können. Auch die Wachen werden verstärkt und in den verschiedenen militärischen Festungen wird bekannt gegeben dass man acht darauf geben muss was passiert. Immer wieder werden Zeremonien abgehalten, damit die Götter ihnen vielleicht beistehen und selbst die raren Tieropfer gibt es für den Ausnahmefall. Der Seher soll jede kleine Veränderung weitergeben, die Hohepriester sollen so gut es geht im Kontakt mit den Göttern bleiben. Die Echra könnten einen Angriff starten und man will die ersten Anzeichen davon haben bevor sie alles überrennen. Aber es soll nichts an die Bevölkerung weitergegeben werden, was aber auch überraschend gut klappt. Es ist Abend geworden, die Sonne steht kurz vor dem Untergang und die Nacht wird bald hereinbrechen. Charly sitzt auf dem Fenstersims, die Fenster direkt sind geöffnet um die erste kühle Luft herein zu lassen. Ihr Blick geht über die Stadt, welche langsam aber sicher die ersten beleuchteten Teile bekommt. Die Hand liegt nachdenklich am Mund, die Gedanken sind überall aber nicht hier. Sie kann nicht viel tun, nur beobachten. Sie kann nicht kämpfen, sie kann nichts was irgendwie helfen könnte. Die Frage steht auch noch im Raum ob Alnasr ihr genug vertraut damit sie überhaupt mehr machen dürfte. Kurz sieht sie auf die linke Hand, die nicht nur die Narben des Schlangenbisses besitzen, sondern auch noch ein wenig mitgenommen durch den Sturz aussehen. Schlussendlich setzt sie sich seitlich hin und lehnt sich an die Seite des offenen Fensters heran. Ein Bein lässt sie nach unten baumeln, während sie immer noch über die Stadt blickt und auch dahinter sieht. Die immer schwärzer werdende Dunkelheit aus welcher die Gefahr der Echra droht. „Dass man dich einmal stumm erwischt..." Charly zuckt zusammen und sucht erst einmal links und rechts nach der Stimme, sogar in ihrem Zimmer! Kann aber nichts entdecken. „Über dir, du Intelligenzbestie." Die junge Frau sieht hoch und blickt Apophis entgegen, der halb über ihr zu schweben scheint. Sofort wechselt sie in ihre eigentliche Sprache, etwas was sie sich nur mit ihm erlauben kann. „Hä? Wie bist du da hochgekommen und- Warte... wieso sieht es so aus als ob du schweben würdest?" Der Gott schnaubt amüsiert und verschränkt die Arme. „Hallo? Ich bin kein Mensch?" Entgeistert zieht sie die Augenbrauen hoch. „Du musst dich trotzdem an die Physik halten... also?" Dass man ihr aber auch nichts vormachen kann! Genervt verdreht er die Augen und hält ihr seine Hand hin. „Komm hoch, wir haben einiges zu bereden." Sie lässt ihn noch kurz warten da sie einen Zettel schreibt auf dem steht dass sie gleich wieder da sei. Unterzeichnen tut sie mit ihrer eigentlichen Schrift, bevor sie Sitara noch einmal krault und dann wieder zum Fenstersims geht. „Bist du sicher dass du mich halten kannst?" Skeptisch ist und bleibt sie einfach, doch der leicht empörte Blick lässt sie ihre Ängste zumindest unterdrücken. Vorsichtig steht sie auf und kippt fast aus dem Fenster, kann sich aber noch bei ihm einhalten und wird dann hochgezogen. Sie sieht dass an sich nur der Oberkörper aus einem Menschen besteht, Taillenabwärts ist alles ein riesiger Schlangenkörper. Mit Bedacht lässt er sie auf dem flachen Dach herunter und verschränkt die Arme. „Hat ein bisschen gedauert, aber hier sind wir." Sehen kann sie ihn kaum, also setzt sie sich einfach hin. „Ach komm, sind das immer noch die Nachwirkungen von deinem Stunt? Übrigens klasse Leistung, selbst ich war überrascht." Charly zuckt nur mit den Schultern, sieht auf die Stadt die sie wenigstens durch die Lichter erkennen kann. „Ich wollte ihn fangen und habe es auch. Konnte ja nicht ahnen dass wir deswegen in einen Ausnahmezustand geraten. Und nein, ich kann nur nichts sehen und bevor ich vom Dach runterfliege wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln sitze ich lieber hier und bewege mich erst einmal nicht." Ja gut, das kann Apophis dann doch verstehen. Kurz überlegt er und schließt seine eigenen Augen, ehe er sich zu ihr nach unten beugt. „Wehe du machst das komischer als es eh schon ist.", zischt er in ihre Richtung und sie zuckt zusammen als sie Hände an ihren Wangen spürt. „Mach die Augen zu und vertrau mir." Nichts leichter als das.
Für einen Moment ist er perplex, jemand vertraut ihm wirklich so extrem! Und sie hat auch noch nichts gesagt was seinen neuen Körper angeht, obwohl sie ihn wenigstens schemenhaft hätte sehen müssen. Charlette wartet und ballt ihre rechte Hand zur Faust als sie etwas auf ihrem linken Augenlid spürt, das rechte bekommt die gleiche Behandlung. „Mach deine Augen nur langsam auf, du musst dich daran gewöhnen, Kleines." Die muss erst einmal damit zurechtkommen dass jemand ihre Augenlider geküsst hat. „Ihr Ägypter habt es mit dem Küssen, kann das sein?", murmelt sie kurz, öffnet ihre Augen aber nur einen Spalt. „Das was der werte Pharao gemacht hat, hat nichts mit mir zu tun. Wehe du vergleichst mich noch einmal mit einem normalen Menschen, hast du verstanden?" Da hat er sich dann doch ein wenig angegriffen gefühlt. Außerdem hat seine Aktion ihr etwas gebracht und sie wird sicherlich alles andere als sauer sein. Charly kann etwas erkennen und öffnet die Augen vollständig , was ihr aber sofort einen Stich in ihre Schläfen gibt und sie muss sie wieder schließen. Apophis hält ihr Gesicht kurz fester und seufzt dann. „Was habe ich gesagt? LANGSAM öffnen! Könnt ihr Menschen einmal auf das hören was ich sage?" Zu seiner Verwirrung fängt sie an zu lächeln und er runzelt die Stirn. „Will ich wissen was in deinem kleinen Hirn vor sich geht?" Das verneinende Brummen reicht ihm vollkommen aus. „Und jetzt langsam, hast du verstanden?" Diesmal beobachtet er zufrieden, wie sie ihre Augen wirklich langsam öffnet und so diese und ihr Hirn gemeinsam genug Zeit haben um die neue Sicht zu verarbeiten. Perplex starrt Charlette von links nach rechts und steht auf. Sie kann sehen. In der Dunkelheit, die nach Sonnenuntergang nun herrscht. „What the... fuck..." Es ist nicht so als wäre es Tag, das wäre wahrscheinlich zu viel verlangt. Aber sie kann alles so sehen als hätte sie eine dieser Nachtsichtbrillen auf. Nur dass das, was sie sieht, nicht grünlich erscheint sondern einfach nur in etwas schwächerer Farbe. „Wow..." Der Gott seufzt nur und verdreht die Augen. „Ja, ja, ja. Ist toll im dunkeln zu sehen und so, bla, bla, bla. Können wir wieder zu den eigentlichen Themen kommen?" Während sie sich umdreht, starrt sie den Schlangenkörper erst so richtig an und geht darauf zu. „Wie viele Formen hast du bitte?" Schlange, halber Riese, halb Schlange halb Mensch. „Genug, das ist jetzt nicht der springende Punkt.", gibt er von sich und legt sich nur eine Hand auf das Gesicht als sie mit ihrer Hand über den Schlangenteil streicht. „Du bist eiskalt... willst du nicht lieber reinkommen und unter die Bettdecke?" Charly sieht besorgt zu ihm hoch, immerhin ist er immer noch um einiges größer als sie. „Ich- Ich brauche das nicht, danke für das Angebot. Die Themen, Charly!" Verdutzt dreht er seinen Oberkörper herum als er spürt wie sich die junge Frau auf einen Teil von ihm drauflegt. Die Wärme tut sehr, sehr gut, auch wenn er es nicht wahrhaben will. „Dann eben so. Du weißt dass die Echra angreifen werden." Sie brummt zustimmend und macht es sich noch ein wenig gemütlicher. „Und du weißt auch dass sie einiges an Schaden anrichten werden? Tod und Verderben? Mehr Chaos als ich?" Jetzt hat er ihre Aufmerksamkeit und sie setzt sich auf. „Nein, aber erzähl mir mehr. Das wird sicherlich helfen die-" „Nein. Du hast den Verlauf der Geschichte schon beeinträchtigt. Das wird eine entscheidende Schlacht in der du nicht einen einzigen Finger rühren wirst, verstanden?" Bitte was. „Du willst mir hier gerade ernsthaft verklickern dass ich nicht eingreifen darf weil ich weiß dass das ne fette Niederlage wird?" Apophis nickt und kommt näher. „Charly, es ist wichtig dass du nicht eingreifst. Ich bin hier um dich zu warnen, verstehst du? Wenn du eingreifen würdest werden schlimmere Dinge geschehen als nur das Brennen der Häuser. Noch lassen dich die anderen Götter in Ruhe weil du keine Hauptdinge änderst und ich bin hier um dir zu sagen dass du das auch nicht tun sollst. Wenn du hier weiterleben willst, als zweite Chance die du dir selbst gegeben hast, dann lass es. Gib keinen Hinweis an die anderen weiter, nichts und niemand soll von diesem Gespräch etwas mitbekommen." Die junge Frau versteht was er sagt, aber der Grund dahinter ist ihr nicht klar. „Warum... Warum erzählst du es mir wenn ich nichts sagen oder tun soll?" Der schwarzhaarige Gott beugt sich zu ihr hinunter, sein Blick ist besorgt. „Weil ich weiß dass du dich einmischen würdest um diese Stadt zu verteidigen. Du hast dich schon genug eingemischt als dir, wie auch immer mit deinem kleinen Spatzenhirn, eingefallen ist dass es die Echra sind und dass sie bald angreifen werden. Ich will dich nur warnen dass diejenigen, die überleben werden, schlimmere Dinge erleben müssen wenn du dich einmischst."
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