5
Der Schlaf hat extrem gut getan! Marik streckt sich gähnend und merkt, dass irgendwas auf seinem Bauch liegt. Er kann sich nicht daran erinnern dass er eine Frau in sein Schlafgemach mitgenommen hat. Mit halb offenen Augen hebt er seinen Kopf und entdeckt Charly, die noch tief zu pennen scheint. Seufzend lässt er den Kopf wieder auf die Matratze fallen und runzelt im nächsten Moment die Stirn. Halluziniert er? Wieder hebt er den Kopf und sieht auf die andere Seite des Raumes, die Augen werden sofort groß. Bei allen Göttern, der Pharao persönlich hat das alles gesehen und schläft nun selbst auf dem Stuhl! Was macht er jetzt? Er wird ihm Vorwürfe machen warum er sie nicht geholt hat und wenn es ganz schlimm kommt, dann- Ein Brummen unterbricht seine Gedanken und Charly dreht sich auf ihm um, ehe sie sich auf der anderen Seite zusammenrollen will. Nur ist da das Bett zu Ende und Marik kann sehen wie sie langsam von der Bettkante kippt. Sein müdes Gehirn kann aber nicht so schnell reagieren und schon knallt sie auf dem Boden auf. Erschrocken reißt sie ihren Kopf herum und setzt sich so schnell es geht auf. „Was? Wie? Hä?" Somit weckt sie Alnasr der blinzelt seinen Kopf hebt und erst jetzt merkt dass er wohl eingeschlafen sein muss. Als Charly merkt dass sie nur aus dem Bett gefallen ist, schnaubt sie erleichtert und hält sich den Hinterkopf auf dem sie aufgekommen ist, ehe sie Lachen muss. So viel eigene Dummheit muss man auch erst einmal schaffen. Aus dem Bett fallen, das ist ihr das letzte Mal passiert als sie ein Kind war! Marik setzt sich auf und sieht müde auf sie hinunter, unter anderem auch besorgt. Aber ihr scheint es gut zu gehen und er lächelt als sie lachend zu ihm hochblickt. Erst dann merkt auch die junge Frau dass noch jemand im Raum ist und ihr breites Grinsen gefriert für einen Moment in ihrem Gesicht. „Ouh, scheiße... fuck..." Was macht Alnasr hier? Während dieser sich die Augen reibt, sieht sie mit weit aufgerissenen Augen zu Marik, der aber nur mit den Schultern zuckt. Er hat doch auch keine Ahnung wann er reingekommen ist! Jetzt ist sie froh dass sie die Sprache nicht kann, denn sie will nicht wissen was er ihr entgegenschmeißen würde. Doch anstatt einer Standpauke, steht der Pharao nur auf und streckt sich selbst, ehe er noch einmal gähnt und nickt. „Charly." Sie nickt ebenfalls und zieht die Luft geräuschvoll ein. „Alnasir." Ein wenig amüsiert bleibt er vor ihr stehen und sieht auf sie hinunter, ehe er in die Hocke geht und schmunzelt. Ist sie doch glatt aus dem Bett gefallen, sie muss sich aber wenigstens wohl genug fühlen sodass sie sich so entspannen kann. Charlette starrt ihm leicht irritiert in die Augen und weiß nicht so wirklich, warum er sie so interessiert mustert. Sie ist überhaupt nicht der Fan von angestarrt werden, weswegen sie diesen Augenkontakt abbrechen wird. Wie. Wie kann sie noch nicht eine geknallt bekommen? Marik beobachtet perplex, wie sie ihm einfach einen Finger auf die Nasenspitze legt und diese leicht eindrückt, während sie breit grinst. Jeder andere hätte jetzt schon selbst eine von ihm gescheuert bekommen und die Wachen wären gerufen worden. Alnasr hingegen starrt auf ihren Finger, dann auf sie und zieht eine Augenbraue hoch. Hat das einen Sinn, oder ist ihr nur langweilig? Doch ihr breites Grinsen ist ansteckend und so kann er sich das eigene Lächeln nicht verkneifen. Sein Blick ist zwar noch vorwurfsvoll, aber Charly lässt es entspannen dass er sich nicht aufregt. Das ist gut, das ist wirklich gut! Sie lässt ihn wieder los und lehnt sich dann seitlich an das Bett. Es gibt vieles was sie vermisst. Nicht nur die wichtigen Dinge wie ihre Familie und Freunde, sondern auch einfache Dinge wie Kaffee. Sie weiß nicht ob es den hier schon gibt, aber sie vermisst ihren bitteren Freund. Weniger Depresso, mehr Espresso! Aber sie hat hier noch keinen gerochen oder gesehen. Wieder muss sie gähnen und die Augen gehen zu, ehe ein Räuspern zu hören ist und sie zu Marik sieht. Dieser deutet ihr an aufzustehen und tut das selbe. Alnasr hingegen möchte etwas ausprobieren und deutet ihr an auf dem Boden zu bleiben. Auf wen wird sie hören? Wem gehorcht sie wirklich? Verwirrt blickt Charly zu Marik, dann zu Alnasr. Der gibt aber dem Wachmann bescheid was er vorhat und der ist selbst nun interessiert auf wen sie hören wird. Ihre Lösungsansätze sind nicht immer die auf die man sofort kommen würde. Man sieht den deutlichen Zwiespalt in ihren Augen und wie ihr Gehirn nach einer Lösung sucht. Die junge Frau hebt dann eine Hand, setzt sich auf das Bett und grinst wieder. So hört sie auf keinen der beiden und kann ihren eigenen Willen durchsetzen. Sie könnte einem der Befehle folgen, würde dann aber den anderen ignorieren. So ignoriert sie beide gleichzeitig und keiner fühlt sich zurückgesetzt oder benachteiligt. Auf was hat Marik eigentlich gehofft, jetzt einmal ganz ehrlich. Hat er gehofft dass sie auf den Pharao hört? Eventuell. Ist er wieder enttäuscht worden? Ja. Alnasr hingegen mustert sie und kneift leicht seine Augen zusammen. Nachdenklich steht er selbst auf und nickt ein wenig vor sich hin. Er muss den Seher befragen wie lange sie hierbleiben wird, denn vielleicht hat er eine Idee wie er sie einsetzen könnte. Nur wenn sie das möchte, natürlich! Doch es wäre eine Möglichkeit und es könnte ihnen in Zukunft auf jeden Fall helfen. Doch zuerst muss sie die Sprache beherrschen und darum wird er sich gleich kümmern.
Mit ihrer damaligen Einstellung zur Schule kommt Charly jetzt nicht mehr weit. Einzelunterricht bei Alnasr und keine Möglichkeit entweder auf ein Handy zu sehen oder einfach den eigenen Gedanken nachzuhängen. Sie muss auch noch direkt mitmachen und die einfachsten Sachen lernen! Aber sie ist schon einmal froh dass sie die Schrift noch nicht lernen muss, das wäre viel zu viel. Sie weiß nicht wie lange sie schon dransitzen, aber schlussendlich hat sie eine Rolle Papyrus und Kohle bekommen, mit der sie sich die Aussprache aufschreiben kann und die Bedeutung dahinter. Einfache Dinge wie ‚Hallo', ‚Tschüss', ‚Ja' oder ‚Nein' werden durchgenommen und er ist kein netter Lehrer! Aber zumindest lernt sie ausnahmsweise mal etwas, anstatt nur dumm in der Gegend rumzustarren und sich durch die Schule zu schwindeln. Wie viele Tests hat sie geschrieben ohne zu spicken? Kann man ab der achten Klasse an einer Hand abzählen. Die Abschlussprüfungen, das wars dann aber schon. Jetzt muss sie aufpassen und ihr Hirn einschalten. Etwas, was sie selten macht aber nun muss sie da durch. Lernfaul bis unter die Schädeldecke, dennoch hat das jetzt Vorrang. Bei einigen Dingen hat sie ein Problem mit der Aussprache, aber nichts was sich nicht irgendwann beheben lässt. Sie hat sich selbst einiges beigebracht was die Sprache angeht, da wird sie das auch hinbekommen! Hoffentlich. Ägyptisch ist dann doch noch so eine extrem hohe Stufe drüber und dann die zehntausende Worte die sie im normalen Sprachgebrauch haben... Das wird schmerzhaft für ihr Hirn. „Stop, stop, stop... Bitte." Das bekommt sie noch auf ägyptisch hin, ehe sie wieder in ihre eigene Sprache wechselt. „Ich glaube mein Gehirn hat einen Krampf." Nach gefühlten Tagen, wahrscheinlich eher drei oder vier Stunden, legt Charly ihren Kopf in die Hände und schließt die Augen. Sie ist durch. Fertig! Ihr Kopf ist ZU! Da will nichts mehr rein und da kommt auch nichts mehr rein! Alnasr sieht wie verzweifelt sie aussieht, aber es geht gerade so gut. Sie lernt schnell! Wenn sie sich anstrengt und mitmacht. Anfangs war es wirklich schwierig ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und auch auf das Lernen zu bringen, doch je länger sie gearbeitet haben, desto ruhiger und konzentrierter wurde sie. Sie hat sich Notizen gemacht und er ist ein klein wenig Stolz darauf dass sie ihm in seiner Sprache gesagt hat dass sie wohl eine Pause braucht. Klar, sie hat nur zwei Worte benutzt! Aber besser als gar nicht ist es allemal. Außerdem dürfte es eh schon Zeit für das Mittagessen sein, die Pause ist also gerechtfertigt. Alnasr steht auf und hört im nächsten Moment etwas aufknallen. Sofort dreht er sich zu Charly um, deren Kopf auf der Tischplatte liegt. Kein Maulen, kein Brummen. Ohje, hat er sie vielleicht überfordert? Dann doch so ein wenig besorgt stellt er sich neben sie und beugt sich ein wenig nach vorn, als sie ihren Kopf wieder hebt. Prustend legt er sich die Hand auf den Mund, denn auf ihrer Stirn ist halb verschmiert das abgezeichnet, was sie sich mit Kohle aufgeschrieben hat. Er muss sich echt das Lachen verkneifen, während er sich selbst auf die Stirn tippt. Sie runzelt diese nur und reibt sich über die Stirn, ehe sie sich die Hand ansieht. Ein wenig schwarz ist zu erkennen und sie seufzt, ehe er beruhigend die Hand hebt, ein Tuch nimmt und ihr damit vorsichtig die Stirn säubert. Da sie so ein wenig nach links oder rechts wackelt, nimmt er ihr Kinn und macht weiter.
Im ersten Moment ist Charly so ein wenig überfordert, aufgrund der Hand an ihrem Kinn! Doch schnell merkt sie dass das gar nicht mal so schlecht ist und sie entspannt sich. Alnasr merkt das und schmunzelt leicht, während er die Stirn säubert. Und selbst als er fertig ist, streicht er mit dem Tuch seitlich an ihrem Gesicht entlang. So eine traute Zweisamkeit hat schon etwas. Die junge Frau hat die Augen geschlossen und merkt kaum wie er von dem eigentlichen Ziel ein wenig abrutscht. Ihr Hirn ist matschig und wackelt gerade mit der Konsistenz von Wackelpudding in ihrem Schädel herum. Da tut die etwas andere Aufmerksamkeit auch einmal gut. Als er dann aber anfängt an ihrem Kinn entlang zu streichen, öffnet sie die Augen und sieht zu ihm hoch. Alnasr blickt sie an, als wäre er in Gedanken verloren, weswegen sie ihren Kopf nur langsam und vorsichtig hochhebt um ihn aus seinem Griff zu befreien. Aus eben jenen Gedanken gerissen zuckt er kurz zusammen, lässt sie aber sofort los als er merkt dass Charly das wohl nicht mehr so gefällt. Kurz lächelt er und legt das Tuch auf die Seite ehe er ihr andeutet, dass nun Zeit für das Mittagessen wäre. Noch leicht irritiert und auch ein wenig skeptisch, nickt Charlette und steht auf um sich ein wenig zu strecken. Da ihre eigentliche Kleidung beim waschen ist, die sie sonst eigentlich immer trägt, muss sie auf die hiesige Kleidung umsteigen. Eine komische Toga bei der ihr die Frauen immer helfen müssen weil sie bis jetzt immer noch nicht herausgefunden hat wie das funktioniert. Ihre Hoffnungen nach Hause zu kommen schwinden Tag für Tag, da sie sich selbst nicht helfen kann und so etwas wie eine Bibliothek... sollte es hier etwas geben, so kann sie es so oder so nicht lesen. Sie ist in der Vergangenheit gelandet, wie auch immer das funktioniert hat. Überleben scheint im Augenblick wenigstens gut zu funktionieren, darum muss sie sich nicht wirklich Sorgen machen. Die blauhaarige Frau muss sich im Augenblick anpassen. Solange, bis sie einen Weg findet um nach Hause zurückzukehren. In ihre Zeit und in ihre Welt. Die moderne Welt mit Handy, Internet, PC, Laptop und so weiter und so weiter. Ihre Arbeit, ihre Familie, ihre Freunde. Das einzige was sie nicht vermisst sind die Leute die sie hasst, aber es sollte nicht schwierig sein die nicht zu vermissen. Immerhin hat sie sie aus ihrem Leben gestrichen, da braucht sie jetzt wirklich nichts mehr dazu. Essen tut sie eher so nebenbei, während in ihrem Kopf so viel gleichzeitig herumspukt. Einen klaren Gedanken zu fassen ist kaum möglich, selbst als Marik versucht sie zu korrigieren damit sie wenigstens ein bisschen Interesse zeigt, auch das geht schief. Stumm und in sich gekehrt sitzt sie da und blickt den Rest des Mahls einfach nur an, da kein Hunger mehr vorhanden ist. Alnasr beobachtet sie und würde gern wissen was los ist, doch aufgrund der noch fehlenden Sprachkenntnisse wird das so oder so nichts. Ob sie ihm sauer ist was er getan hat? Nein, da würde sie anders reagieren. Sie wäre auf ihn losgegangen und man hätte sie höchstwahrscheinlich von ihm herunterziehen müssen, dahingehend kann er sich also eigentlich sicher sein. Im Augenblick wirkt sie... einsam. Selbst in Gesellschaft sieht sie aus als wäre sie komplett allein und das tut nicht nur ihm leid, sondern auch Marik. Doch keiner der beiden kann wirklich etwas dagegen unternehmen! Sie wüssten nicht wie. So vergehen die Tage und Wochen, in denen Charly mehr und mehr lernt was die Sprache angeht und auch lernt sie die Hierarchie. Die junge Frau flucht leise vor sich hin als bestätigt wird dass Alnasr der Pharao ist und sie ihm, dem Herrscher des Landes, Kinderstreiche gespielt hat. Aber zumindest weiß sie nun auch, dass es ihm ein wenig Unterhaltung gebracht hat! Sieben Wochen reichen nicht aus um die Sprache zu können, bei weitem nicht. Aber die Grundsätze sind vorhanden und auch wenn sie den schlimmsten Akzent hat den jemand besitzen kann, wenn man Marik Glauben schenken möchte, so klappt es doch eigentlich ziemlich gut. Charly hat auch herausgefunden warum es ihr so gut geht, sie sei das Geschenk der Götter. Auf die Antwort, dass sie das sicherlich nicht sei und sie aus der Zukunft kommt, winkt man nur ab und spricht immer weiter davon. Gut, sie hat es probiert, mehr kann sie wirklich nicht machen. Aber von einem Pharao Alnasr hat sie noch nie gehört, wobei ihr die zigtausend Pharaonen jetzt auch nicht ganz alle geläufig sind. Und Götter? Die, die sie kennt, kann sie an zwei Händen abzählen. Und da kennt sie nur die Namen und nicht die Bedeutung der Götter selbst! Welch Frevel...! Der sie nicht interessiert. Sie glaubt jetzt nicht so ganz an irgendwelche Götter, also was solls. Naturgesetze, das sind die Dinge denen sie vertraut. Physik, Chemie... Scheiße, sogar Mathe vertraut sie mehr als irgendwelchen Göttern! Warum sollte sie an Wesen glauben die sie niemals gesehen hat, mit denen man nicht direkt reden kann und die angeblich Wunder vollbringen können. Sieht sie aus wie ein Vollidiot? Gutgläubig, ja. Bescheuert. Naiv! Aber sicherlich nicht dumm.
„Das ist dumm. Und du weißt das." Marik sieht sie von der Seite an und zieht eine Augenbraue hoch. „Außerdem solltest du-" Dann kommen Worte die Charly noch nicht versteht und sie dreht leicht ihren Kopf. „Hä? Ich soll was...?" Ihr Wachmann seufzt und reibt sich den Nasenrücken. Es ist wirklich schon ein riesiger Fortschritt wie viel sie versteht, dennoch fehlt ihr immer noch ein großer Teil der hiesigen Sprache. „Wie weit?" Sie denkt kurz nach und blickt auf die Seite. „Außerdem... solltest... du... und dann weg. Sorry." Auch wenn Charly eigentlich die Sprache der Ägypter lernen sollte, sie lernen auch ein paar Worte von ihr! Sie können sie vielleicht nicht aussprechen, aber verstehen. So etwas wie ‚Sorry' oder einfaches Fluchen verstehen sie nun. Oder zumindest die eingeweihten Leute. „Dumme Idee. Nicht sterben. Bitte. Pharao bringt mich um. Verstanden?" Charly fängt an zu Lachen und nickt nur. Das Zeichen für Marik dass sie ihm zugehört hat, es ihr aber egal ist was er davon hält. So wie immer. Warum redet er eigentlich wenn sie es eh ignoriert? Soll sie tun was sie nicht lassen kann. Geschlagen legt er sich nur eine Hand auf das Gesicht und schüttelt den Kopf. Langsam aber sicher wird er zu alt für den Trubel hier. Wann braucht sie überhaupt einmal die Fähigkeit einen Streitwagen zu lenken? Hat sie sich am Anfang nicht sogar dagegen geweigert? Sie wird herumgefahren oder reitet selbst, da muss sie das nicht können. Sie wird niemals damit einfach so in der Stadt herumfahren, sie wird in keinen Krieg damit ziehen... Niemals wird sie das brauchen. Es ist eigentlich schon traurig dass sie, als Geschenk der Götter, so etwas eigentlich nicht beherrscht. Doch bei ihr wundert er sich über so einiges nicht. „Eine Nachricht des Pharaos!" Dieser Ruf lässt beide umdrehen und genau das hält Charly ab sich einen der Wägen zu krallen. Sie war so kurz davor, Mist! Marik nimmt die Nachricht entgegen die aufgrund der Schnelligkeit der Wörter und dann auch der Komplexität von Charlette nicht ansatzweise verstanden hätte werden können. Da muss sie eindeutig mehr lernen. Marik sieht zu der blauhaarigen Frau und nickt in Richtung des Palasts, ehe er ernst nickt. „Der Pharao will dich sehen." Entgeistert brummt Charly und verzieht das Gesicht, folgt ihm aber dann. Bleibt ihr etwas anderes übrig? Nein. „Lächle, er hatte einen schlechten Tag." Dieser Befehl lässt sie ihre Augenbrauen hochziehen und sie sieht zu ihm. Gibt er ihr gerade den Befehl zu Lächeln? Da sie aber nicht das sagen kann was sie will, einfach weil ihr die Worte dafür fehlen, schnaubt sie nur und hebt den Mittelfinger. Die Gestik hat Marik auch lernen müssen und er hat sich so schnell und gut daran gewöhnt, dass er sie selbst nutzt. Gegen sie. Auch er hebt den Mittelfinger, was bei ihr ungewollt die Mundwinkel hochgehen lässt. Dieser Vollidiot. Sie hat ihn zu gern als dass sie ihm wirklich irgendetwas an den Hals wünscht, das muss sie zugeben. Er hat ihr so oft geholfen und war einfach die gesamte Zeit für sie da... sollte ihm etwas geschehen wüsste sie nicht was sie tun sollte. Ja, Alnasr ist ihr Lehrer für die Sprache. Aber Marik hat ihr alles andere beigebracht! Wie sie sich richtig zu verhalten hat, was sie machen kann und was nicht, was hier verboten ist und so weiter und so weiter. Er ist ihr Lehrmeister, dagegen kann und wird sie nichts sagen. Er hat sich ihren vollen Respekt und ihre volle Loyalität verdient und das schon sehr, sehr lange. Sie weiß dass sie Macht hat, wenn auch aufgrund eines Missverständnisses. Aber sie wird diese Macht für ihn nutzen falls etwas sein soll. „Marik?" Mit einem: „Hm?", dreht er seinen Kopf und sieht zu ihr. Sie bleibt stehen und er tut das gleiche, verwirrt, was sie machen will. „Du bist Familie." Mit diesen Worten legt sie ihm von hinten die Arme über die Schulter und grinst breit, während er sie mit großen Augen ansieht und seufzt. „Familie? Sicher? Ich?" Charly nickt und drückt ihn noch einmal fester, während sich der Wachmann dann doch nicht verkneifen kann einen Mundwinkel zu heben. Er selbst hat keine Familie, der Grund wieso er sich auch die ganze Zeit um sie kümmern kann. Dass Charly ihn aber als Familie ansieht, das ist für ihn eine große Ehre. Er brummt etwas, was sie aber wieder nicht verstehen kann, also muss er sich andere Worte suchen die sie kennt. „Du bist verrückt." Die junge Frau grinst breit und lacht, während sie zustimmend nickt. „Wie alt bist du?" Dass die Frage erst jetzt kommt verwundert sie ein bisschen, aber es ist auch nicht viel Zeit gewesen, da sie immer lernen musste und dann war dies und jenes... „Habt ihr normale Jahre? Also..." Jetzt wäre es praktisch die Zahlen aussprechen zu können. „Wie viele Tage in einem Jahr?" Marik gibt zwar etwas von sich, sie starrt ihn aber wieder verwirrt an. Für einen Moment muss er nachdenken, bevor er einfach mit den Fingern die Zahlen in dem Jahr zeigt. Drei, Sechs, Null. Also 360 Tage? Gar nicht mal so weit von der modernen Zeitrechnung entfernt! Jetzt braucht sie kurz einen Augenblick. Sie hat die Zahlen bis 50 gelernt. Langsam zählt sie immer weiter hoch und spricht die Zahl vorsichtig aus, ganz sicher ist sie sich immer noch nicht. „22." Dazu zeigt sie zwei Mal die Zwei mit ihren Fingern um es richtig zu stellen, sollte sie es falsch ausgesprochen haben. Die falsche Betonung einer Endung und schon ist das hier ein komplett anderes Wort! „Du bist 22 Jahre alt? Und dann das Geschenk der Götter?" Wenn sie nachgefragt hat wie die Zeitrechnung hier ist und dann- Oder hat sie sich vertan? Er würde verstehen wenn sie älter wäre, 220 oder vielleicht sogar 2.200 Jahre alt! Aber 22? Vergisst sie da nicht eventuell eine Null? Oder zwei? „Ich bin nicht-" Das Wort kann sie immer noch nicht aussprechen und so gestikuliert sie kurz herum. „DAS! Ich bin... normal. Wie du, wie Alnasir..." Charly checkt einfach nicht wieso man sie immer noch dafür halten kann, obwohl sie schon so oft gesagt hat dass sie es nicht ist.
Die Wachen vor dem Thronsaal des Pharaos, besser kann sie es nicht beschreiben, warten anscheinend auch schon auf sie und öffnen die Tür um sie hereinzulassen. Marik geht hinter ihr rein und gebietet Alnasr sofort seine Ehrerbietung, während Charly wartet und nur lächelnd die Hand hebt. „Hey!" Der Pharao steht von seinem Thron auf und geht zu ihnen, bedeutet Marik sich wieder normal hinzustellen. Gelassen steht sie da und legt den Kopf leicht schief. „Gibt es ein Problem?" Alnasr schüttelt den Kopf und deutet ihr nur an ihm zu folgen, ihre werte Begleitung soll warten. Seufzend folgt sie ihm und wird dann zum Stehen gebracht, als er eine Hand hebt. „Warte einmal." Bis sie ihn dazu gebracht hat sie nicht die ganze Zeit mit dieser Hoheitsform anzusprechen sind drei Wochen vergangen. Jetzt ist sie einfach nur froh dass er es endlich übernommen hat. Alnasr ruft etwas und seitlich geht eine Tür auf. Eine Frau kommt herein, auf dem Arm ein Löwenbaby. Komplett verwirrt steht Charly da und weiß nicht was sie von dem kläglichen Maunzen halten soll außer dass es ihr das Herz zerreißt. Es ruft nach der Mutter, so viel steht fest. Dennoch scheint es alt genug zu sein um nicht mehr gesäugt werden zu müssen, oder nicht mehr zwangsweise. „Gib sie ihr." Die Frau neigt ihren Kopf, geht zu Charlette und übergibt ihr das Jungtier, welches sich ein wenig wehrt. Das, was aus ihrer Kehle kommt, kann man fast nur mit einem Winseln vergleichen, ehe sie das Jungtier festhält und es am Kopf krault. Es bewegt sich die gesamte Zeit und versucht zu entkommen, was Charly aber vorerst nicht zulässt. „Sie ist deins, Charly." Bitte was? Sie hebt den Kopf und sieht Alnasr perplex an, der aber wiederum nur zufrieden nickt. Das ist ein wildes Tier, kein Haustier! „Die Mutter ist tot. Ihre-" Das Wort kennt sie nicht. „-auch. Sie ist allein." Charly dreht ihren Kopf zu Marik. „Ihre was?" Dieser verdreht nur die Augen, was lernt sie eigentlich wirklich. „Schwestern und Brüder." Ah, Geschwister. Mit einer kleinen Schnute sieht sie auf das Jungtier herunter und hält es vorsichtig hoch. Auf ihrer eigentlichen Sprache gibt sie, in bester Babysprachenmanier, alles von sich was die anderen beiden Männer und auch die Frau leicht verwirrt. „Du armes kleines Baby. Du hast niemanden mehr und-" Sie stockt und sieht das Löwenjunge an. „Du hast niemanden mehr..." Vielleicht hat sie nicht mitansehen müssen wie ihre Eltern und Geschwister gestorben sind, aber sie hat sie irgendwie zurücklassen müssen und mit Marik und Alnasr hat sie hier so ein wenig eine neue Familie aufbauen können. Das klägliche Maunzen lässt sie wieder aus ihren Erinnerungen kommen und sie hält es sich an die Brust, legt ihren Mund auf den Kopf und schließt die Augen. „Ich bin da, du bist nicht mehr allein.", flüstert sie und hebt wieder das Kinn. Ihr Blick geht direkt zum Pharao, der das alles mit einem leichten Lächeln beobachtet hat. „Ein Mädchen. Mutter ist-" Er redet weiter, doch diesmal einfach zu schnell für sie. Stumm starrt sie ihn an, während er das ausführt was auch immer er da gerade von sich gibt. Er sieht irgendwie glücklich aus! Deswegen lässt sie ihn reden obwohl sie nichts versteht. Marik hingegen unterbricht irgendwann und gibt bescheid dass Charly wohl kaum etwas verstanden hat wenn er ihren leeren Blick deuten kann. Alnasr sieht zu ihr und seufzt. Er muss noch intensiver mit ihr Lernen, damit das schneller funktioniert. „Mutter hatte... kein Essen mehr.", gibt er von sich und deutet auf die kleine Löwin. „Sie hat als einziges gelebt." Ah, jetzt versteht sie! Irgendwie kommt sich die junge Frau vor als wäre sie zurückgeblieben oder sonst irgendetwas. Lustig ist das Ganze nämlich schon lange nicht mehr. „Wie willst du sie nennen?" Charly sieht auf das nun immer aufgewecktere Jungtier herunter und legt den Kopf schief. Ja, so etwas wie ‚Nala' ist zwar süß, aber für sie irgendwie nicht mehr so wirklich originell. Aber normale Namen sind auch irgendwie langweilig. „Du kleine Zuckerschnute, wie nenne ich dich..." Die kleine maunzt erneut und drückt sich von ihr weg, was Charly zum schmunzeln bringt. Die blauhaarige geht in die Hocke und lässt sie herunter, ehe sie sich erst einmal hinsetzt. „Sitara." Die Kleine Löwendame springt mit einem Mal auf und fängt an herumzutapsen. Erkundigt neugierig alles was in diesem Raum ist, während Charlette sich auf den Boden setzt und sie lächelnd beobachtet. Sie lockt Sitara, die aber überhaupt nicht darauf hört. Alnasr und Marik wiederum werfen sich immer wieder vielsagende Blicke zu, dass es die richtige Entscheidung war. Sie haben das kleine Löwenjunge wirklich bei einem seiner wenigen Ausflüge gefunden. Die Mutter lag seitlich auf dem heißen Sand, abgemagert und tot. Die Knochen konnte man unter dem Fell sehen und an ihrem Bauch lagen die Jungtiere. Zwei haben sie mitgenommen, mit einem sind sie lebend wieder am Palast angekommen da das zweite Weibchen auf dem Weg verstorben ist. Sie haben sich sofort darum gekümmert dass es das nötigste bekommt und sie aufgepäppelt. Es hat zwei Wochen gebraucht bis sie so aussieht wie sie jetzt aussieht, aber sie ist eindeutig lebhafter als noch vor diesen zwei Wochen. „Danke, Alnasir." Die blauhaarige sieht ihn lächelnd an und der nickt nur. Er ist froh dass ihr dieses kleine Geschenk gefällt.
Schlussendlich nimmt Charly Sitara in ihr Zimmer und fragt nach ein wenig Fleisch und Wasser, damit sie die Kleine versorgen kann. Marik gibt den Befehl weiter und beobachtet sie mit einem sanften Lächeln. Er hatte recht, sie ist wirklich einsam. Obwohl er immer bei ihr ist, kann er wohl nicht das ersetzen mit dem Sitara ihre Leere füllen kann. Auch kann er beobachten wie liebevoll sie die Kleine Löwin füttert! Oder zumindest versucht sie es. Die Stücke sind leider zu groß, weswegen Charly seufzt. „Du verlangst einiges von mir Sitara... Jetzt schon." Was man nicht alles macht! Sie scheint ihr aber einigermaßen zu vertrauen und das Stoffband um ihren Hals deutet darauf hin dass sie schon länger hier sein muss, unter Menschen. Die junge Frau kaut das rohe Fleisch vor und muss hin und wieder schon fast würgen, spuckt es aber in ihre Hand und hält es Sitara hin. Diese schnuppert maunzend an ihrer Hand und an dem, für Menschen, unappetitlichen Haufen vorgekauten Fleisches. Doch im Gegensatz zu vorher frisst sie, als hätte sie schon Tage lang nichts mehr zu fressen gehabt. „Hey, hey, hey! Schling nicht so! Sonst musst du-" Schon hört Sitara das Fressen auf und würgt. „Ich habs dir gesagt.", brummt Charly, hebt das Jungtier hoch und hält sie aus dem Fenster, sodass sie dort rauskotzen kann. Die junge Frau sieht entgeistert zu Marik, dieser hat nur die Augenbrauen gehoben und schnaubt amüsiert. Er hat keine Ahnung was sie mit ihr spricht, da es ihre eigene Sprache ist. Aber zumindest sieht auch sie wieder ein wenig glücklicher aus. Nachdem sich Sitara beruhigt hat, lässt sie sie wieder auf den Boden und passt nun genau auf dass sie den Rest, welchen sie auf den Boden geschmissen hat um sie rauszuhalten, nicht wieder so herunterschlingt. Denn gelernt scheint die kleine Löwendame nicht zu haben. Schlussendlich füttert Charlette sie Stück für Stück, was einem kleinen Fellbündel aber überhaupt nicht passt. Immer wieder mault sie sie an und hält ihre Hand mit ihren großen Pfoten fest die darauf schließen lassen dass sie noch viel größer wird. Irgendwann hängt einer ihrer Finger in dem kleinen Maul mit den noch kleineren Reißzähnchen, was sie aber nur zum Lachen bringt. Sie wird sich wirklich um Sitaras Erziehung kümmern müssen, aber das bekommt sie schon noch hin! Vielleicht hat sie keine Ahnung wie es ist eigene Kinder zu haben, aber sie wird das schon hinkriegen. Kann ja nicht so schwer sein und eigene Katzen hat sie schon erzogen. Hauskatzen. Gibt es einen großen Unterschied von Hauskatze zu Löwe? Hoffentlich nicht. Wenn ja, dann hat sie eventuell ein Problem, aber auch nur kurzzeitig. Immerhin kann sie sich relativ schnell an Situationen anpassen, wenn man die aktuelle Situation hier betrachtet in welche sie selbst geworfen wurde. „Sitara, Aus." Mit diesen Worten drückt sie sanft den Kiefer auseinander und holt ihren Finger wieder raus, ehe sie sie weiterfüttert und ihr dann die Schüssel mit dem Wasser hinstellt. Eventuell ist sie jetzt schon Hals über Kopf in dieses kleine Fellbündel verliebt und sie wird mit ihr nicht nur trainieren, sondern ihr auch zeigen dass sie ihr im speziellen vertrauen kann. Das erneute Maunzen lässt sie grinsen und sie merkt, wie Sitara ihre Finger ableckt. Erst dann trinkt sie etwas und legt sich dann vollgefressen und zufrieden auf den Boden. Der Bauch ist prall gefüllt und sie schließt die Augen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro