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Keine Ahnung was Charly erwartet hat, aber sicherlich nicht dass man von dem Zeug, welches höchstens ein mit gefühlt drei Litern gestrecktes Bier ist, lauter betrunkene hat. Je weiter der Abend fortgeschritten ist, desto mehr hat sie getrunken um vielleicht irgendwann den Punkt zu erreichen an welchem der Alkohol sie entspannen lässt. Dass sie ihn aber erst erreicht als die meisten schon volltrunken sind und viele sich zurückziehen, damit hat sie nicht gerechnet. Ist sie in ihrer Zeit wirklich so eine Alkoholikerin gewesen als dass sie jetzt keine Probleme damit hat? Im Nachhinein gesehen ist das wirklich traurig. Sie würde jetzt wirklich gern schlafen, aber es ist unterhaltsamer wie Alnasr und Marik sich unterhalten und dabei mit Händen und Füßen gestikulieren müssen. Was sie wohl sagen? Beide sind sichtlich angetrunken und scheinen über irgendetwas zu diskutieren. Alnasr ist aber erst so offensichtlich betrunken nachdem der letzte Besuch gegangen ist, so lange musste er den Schein wahren. Die junge Frau steht neben einer der anderen Wachleute und hat die Arme verschränkt. Beide haben den Kopf leicht schief gelegt und beobachten die Männer bei ihrer Diskussion. Da sag noch einer sie verhalte sich wie ein Kind, die beiden fangen nun an sich gegenseitig ein wenig harscher anzufahren. Die Stimme wird lauter und alles ein wenig hektischer. Der Wachmann neben ihr geht auf die beiden zu, doch Charly hält ihn auf und deutet auf sich. Gefühlt könnten die beiden noch schlimmer werden wenn eine fremde Person sie versucht zu trennen. „Alnasir! Marik!" Das lässt sie nur kurz stoppen, aber lang genug sodass sie sich zwischen die beiden stellen kann. Sie räuspert sich extra laut und sieht von links nach rechts, um die beiden im Auge zu behalten. Marik steht für einen Moment da und starrt sie an, ehe er seufzt und schon fast genervt brummt. Alnasr nimmt das als Aufforderung weiterzumachen und geht an der jungen Frau vorbei zu Marik. „Alnasir!" Sie ruft noch einmal seinen Namen, doch er hört nicht. „Idiot...!", zischt Charlette, läuft schon fast zu ihm und packt mit ihrer Hand an sein Genick. Mit all ihrer Kraft drückt sie ihn nach unten, sodass sein Oberkörper nach vorn gebeugt ist und er überrascht aufhört zu gehen. Sie spürt dass er sich aufrichten will, lässt ihn aber noch nicht los. Muss einen Vorteil haben wenn man regelmäßig schwere Dinge herumschleppen musste. Zwar hält sie ihn fest, zieht ihn aber dennoch sanft auf die Seite und lässt ihn erst los als die beiden genug Abstand haben. Alnasr starrt sie unverständlich an, wie kann eine einfache Frau ihm so etwas antun? Bevor er jedoch etwas befehlen kann besinnt er sich ein wenig und schließt kurz die Augen, ehe er sie nickend wieder öffnet. Es geht wieder. Erleichtert seufzt Charly und sieht zu Marik, der im Stehen schon fast umfällt. Die sollten beide wirklich schlafen gehen und morgen die Strafe dafür büßen müssen zu viel zu trinken wenn sie nicht so viel aushalten. Hilfesuchend blickt sie zu einem der Wächter, der nickt und sich somit um Alnasr kümmert der zwar irgendetwas vor sich hin murrt, sich aber dennoch helfen lässt. Im Gegensatz dazu hilft Charly Marik in sein Zimmer und auch wenn er sich wehrt, hilft sie ihm das gröbste an Kleidung loszuwerden. Nur mit einem leichten Leinenschurz bekleidet, lässt sie ihn auf das Bett fallen und deckt ihn zu. Das Fenster öffnet sie leicht, sodass die kühle Nachtluft hereinkommen kann und er in der Nacht nicht so extrem schwitzt. Leicht amüsiert geht sie wieder aus seinem Zimmer und schließt die Tür hinter sich, ehe sie durch die Gänge geht. Beleuchtet werden sie durch Fackeln oder diese tellerartigen Lampen die man aufhängt. Müde ist sie noch nicht wirklich, aber allein wird sie sicherlich nicht herumstreunen. Obwohl ihre Neugierde sie dies durchaus machen lassen würde! Der Überlebensinstinkt und die Vernunft raten aber davon ab und so steht es zwei gegen einen. Aber es ist nur der Palast...! Sie würde ja nicht rausgehen und laut genug schreien könnte sie wenn etwas wäre. Sollte sie es wirklich wagen? Was soll es schon schaden. Somit biegt Charly vor ihrem Zimmer und vor den Wachen ab die dort positioniert sind und wandert einfach nur herum. Aufgrund der eigenen Neugierde sieht sie auch in ein paar Zimmer rein, in denen sie aber nichts erkennen kann, weil es einfach viel zu dunkel ist und der Lichtschein von draußen nicht ausreicht um Details zu erkennen. In manchen Bereichen war sie auch noch nie, weil entweder keine Zeit war, oder man hat sie einfach nicht hingelassen. Und irgendwie zieht sie ein Bereich besonders an. Der, aus dem es so komisch riecht. Eine Mischung aus altem Fleisch, Rauch und hin und wieder hat sie das Gefühl dort so etwas wie Tierdung riechen zu können. Bauernhof sei dank.
Somit wird aus der kleinen ‚ich-habe-keine-Ahnung-wo-ich-hingehe'-Tour eine, bei der sie ganz genau weiß wo sie hingeht und was sie machen wird. Solange sie sich nicht erwischen lässt! Denn erwischt zu werden und sich dann erklären zu müssen bei Leuten die die Sprache nicht verstehen, das könnte durchaus schwierig werden. Nach ein paar fast unfreiwilligen Begegnungen mit Wachen die hier herumpatrouillieren, kommt Charly schlussendlich an jenem Bereich an den sie unbedingt einmal erkunden möchte. Der Geruch von Rauch kommt ihr entgegen. Normaler Rauch, wie von einem Feuer und auch Rauch von einer dieser komischen Pflanzen die sie in das Feuer geben um einen bestimmten Geruch zu erhalten der sie ganz komisch benebelt. Sie mag das gar nicht und würde sich eigentlich davon fernhalten! Aber ihre Neugierde ist zu groß und die Gelegenheit zu perfekt. Vorsichtig späht sie um die Ecke und schleicht sich hinein. Wieso hält man sie hiervon fern... So leise es geht legt sie einen Fuß vor den anderen und hat dabei die Ohren gespitzt um mögliche Wachen vielleicht hören zu können. Auch hier sind überall diese Schüsselfackeln an, was ihr zumindest hilft etwas zu sehen. Der Geruch der komischen Kräutermischung wird stärker und sie kann irgendwann den Ursprung ausmachen. Ein offenes Zimmer am Ende des Ganges könnte das Geheimnis beherbergen. Auch kann sie Stimmen hören, die in der anderen Sprache einen komischen Singsang von sich geben. Leider übertönt dies die potenziellen Schritte der Wache und sie muss bei den zwei Abzweigungen die es hier noch gibt, extrem vorsichtig sein. An der Wand gepresst bleibt sie stehen und beugt sich langsam auf die Seite um in den Gang sehen zu können der von hier abgeht. Das Einzige was sich dort jedoch bewegt, sind die Schatten die durch die tanzenden Flammen entstehen und kleine Illusionen entstehen lassen. Doch die Luft ist rein und so läuft sie weiter, ehe sie wieder leise wird und auf die nächste Abzweigung zusteuert. Der Singsang wird lauter, bleibt aber unverständlich und die Kräutermischung lässt ihren Kopf pulsieren. Noch sind es aber keine Kopfschmerzen, nur ein unangenehmes Drücken an ihren Schläfen. Einer der Gründe warum sie nicht einfach abhauen wird. Auch bei der zweiten Abzweigung bleibt sie stehen und sieht in dem Gang nach ob jemand da ist und für den Bruchteil einer Sekunde hat sie das Gefühl etwas oder jemanden gesehen zu haben! Doch die Flammen haben ihren Augen einen Streich gespielt, denn als sie wieder hinsieht ist dort nichts. Nur ein kühler Luftzug umspielt sie, der ihre Sinne für einen Moment von dem Nebel befreit welcher sich aufgebaut hat. Sie hat das Gefühl von dem Raum weggedrückt zu werden, als würde sie dort nicht hinsollen. Doch genau dagegen kämpft Charly an, sieht noch einmal in den Gang und läuft weiter, bis sie die andere Wand erreicht hat. Der Drang wegzulaufen wird stärker, fast unüberwindbar! Haut der Alkohol vielleicht doch mehr rein als sie gedacht hatte, oder ist das die Wirkung der Kräuter? Sie schiebt es auf das und schleicht deswegen weiter, auch wenn es ihr trotz der noch bestehenden Hitze, kalt den Rücken hinunterläuft. Erschrocken zuckt sie zusammen und reißt den Kopf herum als sie denkt etwas aus dem Augenwinkel zu sehen! Doch sie atmet erleichtert durch als sie nichts erkennen kann. Verdammt, seit wann ist sie so paranoid? Den Kopf über ihre eigene Dummheit schüttelnd, geht sie weiter bis zu der offenen Tür aus welcher der Rauch und das Licht eines großen Feuers dringt. Oder mehrere kleine Feuer, das kann sie jetzt noch nicht beurteilen. Wieder erschrickt sie sich, diesmal aber vor dem eigenen Schatten der für einen Moment wie eine andere Person ausgesehen hat. Na, jetzt wird es aber lächerlich. Weib, reiß dich zusammen! Charly reibt sich noch einmal die Augen, ehe sie nickt und bis zur Tür schleicht. Sie ist da, nun muss sie nur noch reinsehen. Nur noch leicht auf die Seite beugen und das wars! Sie schafft das schon. Wieso es ihr so viel Überwindung kostet, das weiß sie selbst nicht. Langsam und Stück für Stück lehnt sie sich zur Seite und wagt einen Blick hinein in den Raum. Dass sie hier auf ein Ritual stoßen würde, das war ihr bewusst. Es gibt keinen anderen Grund für einen unheimlichen Chor aus Männerstimmen in einer anderen Sprache. Aber die Ausführung ist neu für sie. Die Männer und sogar ein paar Frauen knien in bester Manier auf dem Boden, vornüber gebeugt sodass die Stirn den Untergrund berührt und in einem bestimmten Rhythmus heben sie ihre Oberkörper. Die Stimmen werden dann lauter, ehe sie sich wieder nach unten beugen. Ein paar andere Männer stehen bei einem großen Feuer welches in der Mitte brennt und schmeißen immer wieder Kräuter hinein, während auch sie im Chor einstimmen und sich dem Singsang hingeben. Mit gerunzelter Stirn sieht sie in die Richtung in welche sie zu beten scheinen, oder was auch immer sie da machen. An der Wand sind verschiedene Bilder zu sehen, wobei eines hervorsticht. Ein Mann mit einem Falkenkopf. Falkenkopf... war das Toth? Oder doch Ra? Osiris?! Horus? Charly ist sich da echt nicht mehr sicher sieht aber durch den erneut aufsteigenden Rauch etwas und kneift die Augen zusammen, die sie im nächsten Moment aufreißt und sich zurückzieht. Oh scheiße, hat man sie gesehen?! Das wäre ein ungünstiger Moment, ein sehr ungünstiger! Mit angehaltenem Atem wartet sie an der Wand gepresst, ehe sie selbst über den Singsang ein paar Schritte auf sie zukommen hört. Von drinnen. Sie schluckt, zieht sich die Schuhe aus um leise zu sein und nimmt sich vor jetzt die Beine in die Hand zu nehmen.
Geradeaus laufen bringt nichts, da man sie sonst noch leichter entdecken könnte! Deswegen biegt sie bei der ersten Abzweigung nach rechts ab und läuft dort entlang. Mit den Schuhen in den Händen biegt sie einfach irgendwo wieder ab und dann wieder irgendwo. Das macht sie so lange, bis sie die Orientierung komplett verloren hat und verloren in einem von vielen Gängen steht. Keuchend, da sie einfach nicht die Ausdauer besitzt die sie dafür haben sollte. Charlette versucht sich zu beruhigen, runterzukommen damit sie eventuelle Schritte oder dergleichen sofort wahrnehmen könnte. Es braucht seine Zeit, aber sie schafft es ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen und wieder auf die Umgebung zu hören. Mit zitternden Händen hält sie ihre Schuhe fest, da sie ohne diese einfach leiser beim Laufen ist. Zu hören ist jedoch nichts. Kein Schritt, kein Laut, nur reine Stille und vielleicht entferntes Grillenzirpen. Der Zug der Erkenntnis trifft sie härter als der Fakt dass sie im alten Ägypten gelandet ist. Charly hat sich eiskalt verlaufen, weil sie in ihrer Panik nicht darauf geachtet hat wo sie hinläuft oder welche Abzweigungen sie genommen hat. Wundervoll. „Fuck..." Wie kommt sie aus DER Nummer wieder raus? Moment. Müssten hier nicht Wachen vorbeikommen um das alles zu patrouillieren? Dann kann sie eigentlich auf diese warten und das wars! Mit neuer Hoffnung nickt sie sich selbst zu, gratuliert sich für diesen einfachen und doch brillanten Plan und setzt sich zur Sicherheit einmal hin. Der Nebel in ihrem Kopf ist wieder ein wenig dichter geworden und ihr ist ein wenig schwindlig. Dass sie nun weg von dem Gestank ist, kommt ihr somit eigentlich ganz gelegen und sie kann sich ein wenig ausruhen. Ja, sie kann sich ausruhen. Für eine sehr lange Zeit, denn scheinbar gibt es in diesem Bereich des Palasts keine Wachen! Viel Geduld hat die junge Frau nicht wirklich und so steht sie nach gefühlt Stunden wieder auf und seufzt. Wie kommt sie jetzt raus? Ihr erster Instinkt ist es, zu dem Grillenzirpen zu gehen und somit einen Weg nach draußen zu haben. Also folgt sie zumindest dem Geräusch und landet schlussendlich tatsächlich bei einem kleinen Fenster welches ihr eine interessante Aussicht gibt! Jedoch viel zu hoch ist als dass sie rausklettern und so von vorn wieder in den Palast rein könnte. Vorsichtig lehnt sie sich nach draußen und sieht nach links und rechts ehe sie merkt, dass sie ziemlich weit vom Hauptteil des Palastes entfernt ist. Aber zumindest hat sie nun eine Richtung in die sie gehen kann! Die kleinen Erfolge müssen gefeiert werden, anders flippt sie sonst noch aus. Auf leisen Socken, die sie angelassen hat um ihre Schritte eventuell noch einmal zu dämpfen, geht sie in die Richtung in die sie gehen sollte um eventuell wieder zurück zu kommen. Vielleicht riecht sie auch irgendwann wieder diese komische Kräutermischung, dann ist sie auch wieder auf dem richtigen Weg. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf geht sie los, sucht sich ihren eigenen Weg und hält sich aber an der Außenmauer um ständig kontrollieren zu können wie es mit der Entfernung aussieht. Irgendwann lehnt sie sich wieder raus und runzelt die Stirn. Spinnt sie? Sie läuft doch genau in diese Richtung, warum entfernt sie sich immer weiter von dem Teil wo sie hin will? Sie kann nicht mehr. Sie ist müde, will schlafen und bereut heftigst die eigene Idee ausgeführt zu haben. Ihr ist schlecht und schwindlig, sie hat Durst und langsam aber sicher setzt die Verzweiflung ein. Mit einem verzogenem Gesicht lässt sie sich auf den Boden sinken und starrt in den leeren Gang gegenüber. Wieso dachte sie noch einmal dass es eine gute Idee ist ihrer Neugierde zuzustimmen da rein zu gehen? Etwas aus dem Augenwinkel lässt sie müde auf die Seite sehen, doch schlagartig ist sie nicht mehr so müde wie sie es noch vor ein paar Sekunden war.
Es ist ein Fauchen, kein Zischen mehr was die Schlange von sich gibt. Das Maul weit aufgerissen, die Zähne sind gut im Schein der Flammen zu erkennen und der Nackenschild ist ausgebreitet. Charly schluckt und sieht die Kobra an, welche sich bedrohlich aufgerichtet hat und nur ungefähr einen Meter von ihr entfernt ist. Jetzt hat sie verkackt. Ein Biss und sie ist tot. „H-Hey..." Angst baut sich in ihr auf und das Fauchen wird kurz leiser. „Ich-Ich bin mir sicher dass... dass uhm... Ich hab dir nichts getan, du tust mir nichts? Braves Schlänglein? B-Brave- SHIT!" Sie zuckt weg als das Tier blitzschnell nach ihrem rechten Arm schnappt und sie von Glück reden kann dass sie verfehlt hat. Sie sieht auf ihre Schuhe und dann wieder auf die Kobra. „H-Hey... Ich will dich nicht mit den Schuhen schlagen, das könnte alles schlimmer machen. Ich bin verloren, du bist da... schön! Ich bin niemand der dir was tun würde! Das- Ah, Fuck... ich rede mit einer Schlange die mich umbringen könnte." Charly atmet tief durch und sieht sie dann an. „Also gut. Entweder du schlängelst dich weg und lässt mich hier allein, oder du beißt mich und ich habs hinter mir. Ist ja nicht mal meine Zeit, Junge. Das alte Ägypten ist weder meine Zeit noch mein Land. Beiß mich und bring mich um, oder zischel ab. Eins von beidem, aber bitte entscheide dich." Die Schlange hat das Maul geschlossen und auch das Nackenschild ist eingeklappt worden. Sie züngelt nun nur noch vor sich hin, senkt sogar leicht den Kopf. Charly ist so fertig mit allem, dass sie ihr sogar die Hand hinhält. „Hier. Beiß oder... was weiß ich was du machen willst." Sie ist übermüdet, ihre Blase meldet sich langsam aber sicher auch, sie hat Durst und will einfach nur wieder in ihr Zimmer, besser noch in ihre Zeit und in ihr Land. Sekunden lang passiert nichts, bis die Kobra wirklich abzischt. Oder zumindest dreht sie sich um und schlängelt ein paar Meter, ehe sie stehen bleibt und schon fast suchend den Kopf herumdreht. Charlette beobachtet sie und legt ihren Schädel schief. Ist die Schlange kaputt? Ein erneutes Fauchen lässt sie zusammenzucken und instinktiv steht sie auf. „I-Ist ja gut! Komm mal wieder runter!" Ist da jemand mit dem falschen Fuß- Bein- Mit der Schwanzspitze auf der falschen Seite aufgewacht? „Schlimmer kanns nicht mehr werden...", brummt sie leise und folgt dem Tier einfach, welches sich nun durch die Gänge schlängelt. Vielleicht haut das Kräuterzeug wirklich rein und sie folgt eigentlich gar nichts, sondern bildet sich die Kobra nur ein. Sie würde jetzt überhaupt nichts mehr als unmöglich einstufen und somit latscht sie wie ein kleines Kind einfach hinter der Schlange her. Einfach immer weiter. Irgendwann riecht sie diese ekelhafte Kräutermischung erneut und muss fast würgen, verzieht aber das Gesicht. Selbst die Schlange zischt und sie kann sich das einbilden! Aber es klingt angeekelt. Der Geruch wird immer stärker und schlussendlich steht Charly tatsächlich wieder vor dem Ausgang zu diesem Bereich. Fassungslos starrt sie auf eben jenen und sieht dann zu der Kobra, die ihren Kopf leicht gehoben hat. Die junge Frau geht lächelnd in die Hocke und streckt kurz ihre Hand aus, bleibt aber auf halbem Wege stehen. Sie hat keine Ahnung ob die Schlange beißt, schön und gut dass sie sie hier rausgeführt hat. „Danke. Wahrscheinlich verstehst du es eh nicht, aber... danke." Das leise Zischeln ist zu hören, ehe sie sich um ihre Füße windet und sich für einen Moment dort festsetzt. Charly macht gar nichts, beobachtet nur. Unsicherheit überkommt sie dann doch als sich das Tier an ihrem Bein hinaufschlängelt und sie erst da merkt wie groß die Kobra eigentlich ist. Sie windet sich um ihr rechtes Bein, einmal um ihren Bauch und ist bei ihrem Kopf angelangt, während der Rest des Körpers locker noch einen halben Meter lang auf dem Boden liegt. Leicht entgeistert starrt sie die Schlange an, die mit ihrem eigenen Gesicht vor ihrem ist und hin und wieder züngelt. Sie kann die Zungenspitzen an ihrer Nasenspitze spüren, was sie eine Augenbraue hochziehen lässt. „Nenn mich verrückt, aber keine normale Schlange verhält sich so. Entweder das Kräuterzeug haut rein und gemischt mit dem Alkohol sehe ich für andere aus als würde ich mit der Luft und in einer anderen Sprache reden, oder du bist keine Schlange. Beziehungsweise siehst nur so aus. Oder ich sollte schlafen." Sie sieht auf die Seite und nickt. „Ich sollte definitiv schlafen..." Gähnend hebt sie eine Hand an ihren Mund und senkt sie danach wieder. „Illusion, was auch immer du eigentlich bist oder Schlafmangel. Da ich weiß dass ich noch nie wegen Schlafmangel halluziniert habe, bleiben noch zwei Dinge übrig." Ohne aber irgendwie eine Antwort zu liefern, schlängelt sich die Kobra an ihr herunter und verschwindet in der Dunkelheit. „Oder so, hau ab. Okay!" Wenigstens kann sie jetzt schlafen.
Die Wachen waren überrascht als sie sie erst so spät in ihr Zimmer kommen sehen, machen aber nicht wirklich etwas. Charlette zog sich relativ langsam um, hatte noch etwas getrunken und ist dann schon fast auf dem Bett zusammengebrochen. Der Schlaf ist tief und vor allem aber ohne Unterbrechung. Sie wird schlussendlich nur von Marik aufgeweckt, der noch so ein wenig neben der Spur ist. Der Alkohol von gestern zeigt sich in seinem Gesicht, denn trotz seiner Bräune ist der Kerl ein wenig blass um die Nase herum. Sie hat zwar keine Ahnung wie lange sie geschlafen hat, aber nicht lange genug um jetzt geweckt zu werden! Vor sich hin brummend hebt sie die Decke hoch und zieht sie sich demonstrativ bis über den Kopf. Das kann er vergessen, sie wird jetzt sicherlich nicht aufstehen! Die Nacht war lang, voller dummer Ideen und hat mit einer Schlange geendet die sie zum Ausgang geführt hat, das reicht für ein paar Stunden. Doch Marik kann sie nicht einfach so liegen lassen! Sie muss aufstehen, sich waschen, etwas essen und trinken und dann wird der Pharao sie sehen wollen. Zwar ist er vorsichtig, als er die Bettdecke herunterzieht, aber dennoch bestimmt genug sodass sie es nicht festhalten kann. Die braunen Augen der jungen Frau gehen nun leicht gereizt zu ihm, ehe sie müde den Kopf schüttelt. Er selbst würde auch noch schlafen wenn es ginge, es geht aber einfach nicht! Er kann doch nichts dafür dass sie gestern noch so lange auf war, nachdem sie ihm geholfen hat ins Bett zu kommen. Irritiert runzelt der Wachmann die Stirn als sie auf das Bett klopft und ihn dann auffordernd anblickt. Was soll er machen? Er wird sich sicherlich nicht dazulegen! Das kann sie vergessen! Aber zumindest kann er sich hinsetzen. Seufzend sieht er auf sie hinunter und tut das einzige was er machen wird. „Huh?!" Für eine müde Frau ist sie verdammt schnell! Charly gähnt noch einmal und legt ihren Kopf auf seinen Schoss, ehe sie wieder die Augen schließt und sich ein wenig neben ihm einrollt. Sprachlos starrt er nach unten. Und was macht er jetzt? Bewegen ist nicht drin, aber sie muss aufstehen! Aber wenn sie sauer ist... er hat gesehen wie der Pharao reagiert wenn sie sich unwohl fühlt, Marik will nicht wissen wie es ist wenn sie sauer wird. Die Bettdecke ist ein Thema, sie nun von sich herunterzuschmeißen ist ein vollkommen anderes. Charlette weiß dass sie ihn damit so ein wenig in Verlegenheit und in die Zwickmühle bringt, das war ja so der Plan. Genau deswegen muss sie schmunzeln und gähnt noch einmal, ehe sie sich immer weiter entspannt und an sich wieder einschläft. Er gibt auch noch Schatten, was ihr noch einmal mehr hilft schneller einzuschlafen. Ist das jetzt sein Leben? Ist dass das Leben in welches er geschmissen wurde? Sich um jemanden kümmern der vielleicht von den Göttern gesandt wurde, sich aber dennoch verhält wie ein Kind? Höchstens wie eine junge Erwachsene, aber nicht ihres Alters entsprechend? Moment... wie alt ist sie eigentlich? Ganz jung sieht sie nicht mehr aus, aber alt ist sie sicherlich auch noch nicht. Die Haut, so hell sie auch zu scheinen vermag, hat keine Alterungszeichen. Kein einziges graues Haar ist zu sehen, wobei er sich da aufgrund der Götter nicht sicher sein kann. Sie könnte Mitte 20 sein, oder doch schon über hunderte Jahre alt, er wird es wohl niemals so wirklich wissen bis sie ihre Sprache gelernt hat. Doch daran wird sich Pharao Alnasr setzen und sich um die Lernerfolge persönlich kümmern. Bis das aber überhaupt einmal anfangen kann, sollte sie sich fertig machen. Ist im Moment nur nicht möglich, da sie schläft. Auf ihm. Sollte jetzt irgendjemand reinkommen und das im falschen Winkel sehen, er wird geköpft. Sollte Marik schon einmal mit seinem Leben abschließen? Er hat weder Frau noch Kinder, er kann so oder so nichts vererben. Er hat ein gutes Leben gelebt, nicht lange, aber ein gutes.
Die Zeit vergeht, keiner der beiden taucht auf. Alnasr, noch ein wenig gebeutelt von den Kopfschmerzen der gestrigen Feier, wartet in dem Arbeitszimmer eigentlich auf Marik und Charly. Er sollte sie holen damit sie anfangen können, je eher desto besser. Aber die beiden sind nirgends zu sehen! Also muss er sich wohl selbst darum kümmern. Was kann dieser Wachmann eigentlich. Selbst schon ein wenig gereizt, steht er auf und braucht einen Augenblick um sich zu sammeln. Sein Kopf explodiert gleich, so pulsiert das Ding auf seinem Hals. Definitiv zu viel Alkohol, mal wieder. Laut Aussage hat er sich aber wenigstens zusammengerissen bis die Gäste weg waren, erst dann hat die blauhaarige Frau eingreifen müssen um ihn von Marik wegzuholen. Er hat ihn angeschnauzt warum er sie allein gelassen hat und er selbst, der Pharao, ihr helfen musste. Im Nachhinein gesehen war das überhaupt keine Bürde, sondern so ein wenig eine Ehre dass sie bei ihm war. Er hatte nicht gewusst dass diese Frau, die sonst sehr aufgedreht und chaotisch ist, auch so eine schüchterne Seite besitzt. Eine, die jeden dazu auffordert sich um sie zu kümmern. Ob das ihr eigener Charakter ist oder ob das der Wille der Götter ist, das weiß er jedoch nicht. Alnasr muss sich selbst dazu zwingen nicht zu jedem schlecht drauf zu sein, sondern zwar autoritär, aber nett aufzutreten. Ist im Moment nur nicht so einfach wie er es sich wünschen würde. Vor dem Zimmer Charlys sind die beiden Wachen ein wenig überrascht dass der Pharao persönlich erscheint, dennoch zollen sie ihren Respekt und sehen sich fragend an als er eintritt. Erst macht Alnasr den Mund auf und will etwas sagen, schließt ihn aber leicht irritiert wieder und besieht sich das Szenario, ehe er den Kopf leicht schief legt. Marik liegt mit dem Oberkörper auf dem Bett, schlafend. Die Beine stehen auf dem Boden und Charly liegt halb zusammengerollt neben ihm. Während des Schlafens hat sie ihren Kopf weiter nach oben gebracht, sodass dieser nun auf seinem Bauch liegt. Das tut ihrem Schlaf aber keinen Abbruch. Auch entdeckt der Pharao, dass Marik seine Hand auf ihrem Unterschenkel liegen hat, als hätte sie fliehen wollen. Kurz entschlossen schließt er die Tür hinter sich und stellt sich vor das Bett, die Arme sind verschränkt. Weckt er die beiden nun auf? Weckt er sie nicht auf? Zumindest Charly würde er nicht aufwecken! Aber Marik liegt unter Charly was bedeutet dass er sie aufwecken würde, wenn er ihn weckt. Seufzend schließt der Pharao die Augen und reibt sich den Nasenrücken, ehe er noch einmal raus zu den Wachen geht und bescheid gibt, dass man sie nicht stören soll. Nur im größten Notfall! Mit diesen Worten verschließt er hinter sich die Tür und setzt sich auf den fellbezogenen Stuhl welcher hier im Zimmer steht. Vielleicht kann er auch ein wenig schlafen, dazulegen wird er sich sicherlich nicht. Wobei ein Bett jetzt wirklich gut wäre. Aber den ganzen Weg zu seinem eigenen Bett zu gehen ist ihm auch zu anstrengend. Das Bett lacht ihn wirklich an, die weiche Matratze! Aber die beiden Personen darin stören so ein wenig. Außerdem kann er es sich nicht leisten bei so etwas erwischt zu werden, das würde alles ruinieren was er sich bis jetzt aufgebaut hat. Außerdem wartet man schon eine halbe Ewigkeit darauf dass er sich endlich eine Frau nimmt um einen Nachfolger zu zeugen, da will er jetzt nicht wirklich Gerüchte in die Welt setzen. Vor allem nicht mit Charly! Das geht einfach nicht, es wird nicht funktionieren, nein. Auch wenn sie ihn immer wieder zum Lächeln bringt. Sie bringt wirklich gute Laune rein, auch wenn es auf eine andere Art und Weise ist als man es vermuten würde. Sie setzt sich für die Dinge ein die sie für richtig hält und bedroht dann auch einfach einmal einen Pharao als wäre er ein einfacher Arbeiter. Sie hat Blut gesehen und Leichen, doch nichts scheint sie verstört zu haben. Trotz der Sprachbarriere haben sie einen ungefähren Weg gefunden wie sie kommunizieren können und auch seit ihrer Ankunft ist einiges passiert. Der Regen ist zurückgekehrt, für diese Jahreszeit eigentlich sehr ungewöhnlich. Die Laune der Arbeiter ist gestiegen und auch innerhalb der Palastmauern ist man ein wenig entspannter. Es gibt weniger Raubüberfälle und weniger Tote zu vermelden. Das einzig negative ist der Überfall auf den Außentützpunkt, aber mit den Echra haben sie schon länger zu tun, da hat sie keine Verbindung. Eine Bewegung unter dem Bett lässt Alnasr aufmerksam werden und schon fast in Panik geraten. War das der Schwanz einer Schlange?! Sofort springt er auf und sieht nach, kann aber nichts erkennen. Keine Schlange weit und breit zu sehen. Erleichtert atmet er durch und steht wieder auf, ehe er sich zurück auf den Stuhl setzt und sich gemütlich nach hinten lehnt. Schlangen sind keine guten Zeichen, aber er wird sich das nur eingebildet haben. Hm, sollte er ihr ein Tier geben? An sich ist sie nämlich nur mit Marik unterwegs, hin und wieder ist sie einmal bei ihm. Sie lässt nicht wirklich eine der Frauen an sich heran die ihr beim Anziehen helfen sollen oder beim Waschen. Ein Tier würde ihr vielleicht helfen ein wenig zu entspannen und ihn vielleicht hin und wieder einmal seine Arbeit machen lassen. Aber welches Tier wäre gut? Eines welches sie repräsentiert! Eine Raubkatze, definitiv. Für einen Vogel lässt sie sich zu gut einsperren, Freiheit scheint nicht so ihr Ding zu sein. Charly setzt sich aber sehr aktiv für die ein, denen Unrecht geschieht. Wieso kommt ihm eine Löwin in den Sinn? Ihr Familiensinn überträgt sich auch auf andere Rassen, so wie er es einmal beobachtet hat. Er war auf einer Jagd und hat dort eine Löwin gesehen, die sich um Jungtiere gekümmert hat die nicht einmal ihrer Rasse angehörten. Gepardenbabys, das tote Muttertier haben sie in einigem Abstand gefunden. An was auch immer sie verstorben ist, denn sie hatte keine äußerlichen Verletzungen. Aber das könnte die richtige Idee sein! Ein Löwenjunges, weiblich. Männlich würde nicht zu ihr passen. Ja, die sehen majestätisch aus! Dennoch sind es die Weibchen die jagen. Sie bringen das Fleisch, sie bringen die Jungen und sie kümmern sich um die Familie, während das Männchen immer wieder wechselt. Zufrieden lächelt Alnasr und gähnt selbst noch einmal. Das wird er gleich in Auftrag geben.
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