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„Wach auf! Komm schon, Kleines... Lass mich nicht hier ewig vor der Tür stehen!" Es kommt nur ein genervtes Brummen, was ihn die Augen verdrehen lässt. „Charly! Wir haben Arbeit vor uns!" Endlich gibt sie ihm die Erlaubnis einzutreten und er macht das Licht an. Auch eine Erfindung aus der Moderne, die er um einiges lieber hat als irgendein offenes Feuer. Was er jedoch vorfindet, ist irgendwie komisch. Charlette liegt direkt hinter der Löwin, beide liegen auf ihren Seiten. Die junge Frau hat ein Bein angewinkelt über den Körper Sitaras gelegt und der Kopf liegt auf dem Hals der Löwin. Die Augen nur halb offen, die Bettdecke liegt über beiden drüber und es sieht nicht so aus als wäre einer der beiden in den nächsten Minuten wirklich ansprechbar. „Wie kann man so schlafen?" Apophis legt sich seufzend eine Hand auf das Gesicht und lässt sie langsam nach unten gleiten. „Charly, steh auf. DU wolltest die beiden finden, auf jetzt!" Wie kann man nur so früh schon so herrisch sein. Gähnend hebt sie den Kopf und sieht zu dem schwarzhaarigen. „Ist schon Morgen...?" Irgendwie fühlt er sich ein klein wenig verarscht. „Nein, ich habe dich eine Stunde schlafen lassen und will dich mitten in der Nacht aufwecken um die Sterne anzusehen. Natürlich ist es Morgen!" Ein wenig ungeduldig sieht er dabei zu, wie Charly aufsteht und Sitara auf den Boden springt um sich dort zu strecken. Apophis wartet vor dem Zimmer auf die junge Frau, immerhin muss sie sich noch umziehen. „Bin da." Charlette streckt den Kopf aus ihrem Zimmer und schließt, nachdem die Löwin ebenfalls rausgetreten ist, die Tür. „Du, Apep...?" Auf dem Weg zur Küche fährt ihr Hirn hoch und somit kommen einige Fragen ans Tageslicht. „Zwei Dinge. Einmal... du hast mir immer noch nicht erklärt wie das bei uns abläuft mit der Hochzeit! Gut, ich muss noch irgendwie drauf klarkommen dass wir- Also... dass wir das Stadium ‚Beziehung austesten bevor es richtig ernst wird' gleich übersprungen haben! Aber das wird schon irgendwann gehen. Hoffentlich. Aber wie läuft das jetzt ab?" Der schwarzhaarige sieht an ihr runter und wieder hoch, blickt dann nach vorn und presst für einen Moment die Lippen aufeinander. Wie erklärt er ihr das jetzt? „Uhm... Charly? Wir sind seit gestern... verheiratet? Bei uns gibt es keine große Zeremonie, keine Feier oder sonst irgendetwas. Keinen Ring um das zu beweisen. Also... uhm... Überraschung?" Von der Nachricht erst einmal überrollt, bleibt sie stehen und starrt ihn einfach nur an. Der Chaosgott kann sich denken was da in ihrem Kopf abläuft, nämlich gerade nichts. „Charly...?" Leicht besorgt stellt er sich vor sie und wartet auf irgendeine Reaktion. „A-Also sind wir- Direkt? Nicht einmal... verlobt? Wir sind direkt- Ohne irgendwas?" Aus ihren abgehakten Sätzen stellt er einmal die These auf, dass sie nicht damit gerechnet hätte direkt verheiratet zu sein. Apophis schüttelt den Kopf und richtet sich auf. „Sobald auf beider Seiten das Einverständnis vorhanden ist, wird die Ehe als beschlossen hingenommen. Man kann die Verbundenheit mit irgendetwas zum Ausdruck bringen, ja. Aber so etwas wie Ringe gibt es bei uns nicht wirklich. Ich kann mal sehen was sich finden lässt wenn du unbedingt etwas haben willst! Aber... denk bitte daran dass ich nicht immer in der menschlichen Form bin und ein einfaches Schmuckstück wandelt sich leider nicht mit." In ihrem Gehirn herrscht jenes Geräusch vor welches man kennt, als man sich damals in das Internet eingewählt hatte. „Was...?" Es ist nicht so als habe sie ihn nicht verstanden! Es ist mehr der Fakt, dass ihr Hirn so ein wenig nachhängt mit den Dingen die sie verarbeiten muss. Apophis weiß das, weswegen er nur nickt und ihr Zeit lässt. Zumindest ein wenig, immerhin haben sie wirklich noch Arbeit vor sich! „Ich meine... wir können dir einen Ring holen! Du wandelst dich jetzt nicht wirklich und-" „Nein! Nein, nein..." Entgeistert und auch noch ein wenig in Gedanken verloren schüttelt sie den Kopf. Mit so einer extremen Ablehnung hätte er jetzt nicht gerechnet. „Gibt es- Gibt es einen Grund wieso sofort ein nein kam?" Sie werden eine Ewigkeit aufeinander sitzen, da sollte er doch wissen wie es um sie steht! Charly hat immer noch den Sound laufen, die einzelne Hirnzelle in ihrem Kopf fängt aber langsam wieder an zu arbeiten. „Ich-" Sie sieht auf die eigenen Hände und dann wieder zu ihm. „Ich- Also- Ich trage nicht wirklich... Ringe oder so. Ketten, ja! Halsketten! Aber... keine Ringe. Die gehen so schnell ab und ich kann so oder so bei der Arbeit nichts tragen und-" „Charly, alles gut! Beruhig dich wieder." Dreht sie ihm jetzt gerade am Rad? „Erstens solltest du deine Arbeit langsam aber sicher vergessen. Zweitens, wenn du das nicht willst, dann machen wir das auch nicht, okay? Lass uns in die Küche."
Nach dem Frühstück und dem Beruhigen der blauhaarigen Frau, gehen sie gemeinsam nach draußen. Sitara sieht sich mit halb offenem Maul um, während Apophis nachdenkt. „Wenn wir gehen, bringt uns das nichts. Ich habe ein bisschen auskundschaften lassen, sie sind nicht in der näheren Umgebung gelandet. Es gibt eine Form in der ich uns relativ schnell von einem Ort zu einem anderen bringen könnte! Ist nur die Frage ob du das verkraftest." Mit gerunzelter Stirn blickt Charly den schwarzhaarigen an und fragt sich innerlich gerade ob er es ernst meint. Sie hat Leute vor ihren Augen sterben sehen, kann den Anblick von Leichen nun einigermaßen ertragen und hat dem Tod im wahrsten Sinne des Wortes in die Augen gestarrt. „Kommt drauf an was du meinst." Der Chaosgott sieht sich kurz um und dann zu ihr, wirkt ein wenig besorgt. „Meine normale Form. Die, in der mich die meisten Menschen wiedererkennen würden. Eine riesige Schlange. Damit ich aber nicht die ganze Zeit Aufmerksamkeit auf mich ziehe, habe ich in der größten Form einen klitzekleinen Sandsturm um mich herum." Klitzeklein? Wieso hat Charlette das Gefühl dass das alles andere als klein sein wird? „Und dich hält... was genau davon ab?" Apophis mustert sie und seufzt. „Die Form ist durchaus etwas... extravagant. Aber sieh selbst." Neugierig und erstaunt sieht sie ihm dabei zu wie er immer größer wird und sich der Form einer Schlange anpasst. Irgendwann muss sie auf die Seite weichen, damit er sie nicht zerquetscht! „Hey, hey, hey! Irgendwann ist auch mal wieder gut!" Er kann auch ruhig wieder aufhören zu wachsen. Irgendwann tut er das auch und sie legt den Kopf in den Nacken, selbst Sitara wirkt ein wenig eingeschüchtert und nervös. „Was zur Hölle..." Apophis bringt seinen Kopf zu ihr herunter und sieht sie erwartungsvoll an. Charly lehnt sich ein wenig auf die eine und dann die andere Seite. Sie ist gerade einmal so groß wie eines seiner Augen. „Sei mir nicht böse... aber wenn ich dich so sehe ist mein erster Gedanke nicht Apophis, sondern Jörmungandr." Leise fluchend weicht sie einen Schritt zurück als er das Maul öffnet und ein Fauchen vom Stapel lässt, der alles vor Neid erblassen lassen würde. Auch kann sie die riesigen Giftzähne sehen, ehe er das Maul wieder schließt. „Ist ja gut! Kein Grund gleich eifersüchtig zu werden!", ruft sie zu ihm hoch und wischt sich kurz über die Stirn. Sitara fühlt sich immer noch nicht wohl, bleibt aber an ihrer Seite und betrachtet die riesige Schlange misstrauisch. „Also gut... wie soll ich eigentlich mit? Wenn ich auf deinem Schädel bin, dann trifft mich der Sandsturm volle Breitseite!" Daran hat Apep zugegebenermaßen nicht gedacht. Aber wie denn auch? Es ist das erste Mal dass jemand mit ihm reist während er in dieser Form ist. Jemand, den er nicht dem Sandsturm aussetzen möchte, denn im Gegensatz zu einem Wirbelsturm hat dieser kein Auge in welchem es einigermaßen windstill wäre. Anders aber kommen sie nicht so schnell vom Fleck, was sie aber brauchen um es so schnell wie möglich hinter sich zu haben. Ihm kommt nur eine Idee und es ist fragwürdig ob sie es annimmt. Kurz hebt er den Kopf, ehe er ihn vor ihr auf den Boden legt und das Maul öffnet. Entgeistert starrt sie in den Rachen und dann in eines der Augen. „Das- Ist das dein Ernst?" Kurz schließt er das Maul, züngelt leicht genervt in der Luft herum und begibt sich in seine vorherige Position. Im Maul einer riesigen Schlange reisen... „Wieso sollte mich hier eigentlich noch irgendetwas überraschen..." Mit diesen Worten geht sie vorsichtig zu dem Maul und sucht sich einen Platz relativ weit vorn. „Oh Gott... Sorry, Apep! Ich... will nur irgendwie keinen Sand da reinbringen." Einfach ignorieren dass es offiziell ihr Ehemann ist in dessen Maul sie sitzt und die Beine vorn raushängen lässt. Zwar springt Sitara ebenfalls rein, aber durch ihren Zustand bringt sie weder Gewicht, noch Sand mit. Der Gott des Chaos schließt für einen Moment die Augen. Wie bringt er ihr jetzt bei dass sie sich richtig reinsetzen muss, damit er sie vor dem Sand schützen kann? Er sollte es schnell machen, denn der Sturm ist gleich da. Braucht immer ein wenig bis er da ist, aber der Zeitversatz ist gar nicht mal so schlecht für die Dramatik. Langsam und darauf achtend wie sie reagiert, schließt er das Maul immer weiter und spürt, wie sie sich wirklich zurückzieht um nicht halb zermalmt zu werden. Somit sollte sie auf jeden Fall geschützt sein, ohne dass irgendetwas stören könnte. Charly hingegen sieht nichts mehr, ist einfach dunkel hier drin. Zumindest wäre es für einen normalen Menschen dunkel, sie kann trotzdem noch etwas sehen. Nachtsicht sei dank. Es ist warm, feucht, ein wenig stickig und sehr, sehr komisch wenn sie sich wieder in das Gedächtnis ruft dass sie gerade bei Apophis in der Klappe hockt.
Der Sandsturm zieht auf und umhüllt die riesige Gestalt der Schlange. Natürlich gibt es die Möglichkeit der ‚Teleportation', wie es die Menschen nennen, aber dazu müssen einige Voraussetzungen getroffen werden die hier nicht vorhanden sind. Apophis muss den Ort genau kennen zu welchem er und die andere Person wollen. Die andere Person muss den Ort nicht kennen, es wäre aber von Vorteil wenn sie es tut. Immerhin könnten etwaige Abweichungen vermieden werden und Probleme ebenfalls. Außerdem verbraucht die Teleportation bei weitem mehr Energie als es diese Art des Reisens je könnte. Die Sandkörner machen ihm und der geschuppten Haut nicht wirklich etwas aus, selbst seinen Augen oder den Nasenlöchern tun sie nichts. Charly sollte sicher sein und Sitara kann ihr Gesellschaft leisten falls etwas sein sollte. Sollte sie etwas wollen, kann er aber leider nichts hören, das muss er ihr nachher noch sagen. Es wird lange in dieser Form gereist, ehe Apophis in der Ferne die Stadt erkennt. Nicht alles ist direkt von der Schlange, auch wenn er so aussieht. Er besitzt immer noch die gute Sehfähigkeit und auch das einigermaßen gute Gehör. Er steuert direkt darauf zu, allein um sich selbst davon zu überzeugen wie es ist. Einzelne Rauchschwaden sind in der Vormittagssonne zu sehen. Je höher sie in den Himmel gehen, desto durchscheinender werden sie. Er bleibt kurz vor der Stadt stehen, der Sandsturm der ihn umgibt löscht die letzten glimmenden Nester und er wartet bis er sich so ein wenig verzogen hat. Erst dann senkt er den Kopf und öffnet das Maul, woraufhin Charly zwar froh ist raus zu können, aber auch irgendwie deutliche Verwirrung zeigt. Dennoch wischt sie sich ihre feuchten Hände an der Hose ab und hebt kurz das untere Teil ihres Tops, um sich das Gesicht abzuwischen. Apophis geht wieder in die menschliche Gestalt über und legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Du musst nicht mitkommen. Ich verstehe es wenn du das nicht kannst. Ich würde mir das nur kurz aus der Nähe ansehen wollen." Es knirscht ein wenig zwischen seinen Zähnen, die Rückstände vom Sand an Charlys neuen Schuhen, welche er ihr noch besorgt hatte. Diese starrt aber wiederum die Stadtmauern hinauf und schluckt. „Kann- Kann ich da hoch?" Der schwarzhaarige sieht von ihr zu dem Ort zu dem sie sieht und seufzt. Er ist gerade erst wieder in seiner menschlichen Gestalt gewesen! Doch ihr zuliebe wird er wieder zur Schlange und bringt sie hoch zu eben jener Mauer, Sitara ist natürlich mit dabei. Er selbst wandelt sich neben ihr zurück und überblickt die Überreste der einst glorreichen Hauptstadt. Todesstille. Der Sand, der durch den Sandsturm hierher gebracht wurde, sorgt dafür dass die Rauchsäulen verschwinden und sich auch nichts mehr entzünden kann. Schon von hier aus kann Charly die Toten sehen die überall auf den Straßen herumliegen. Männer, Frauen, Kinder. Alte und junge Menschen. Tiere. Sie schluckt, bevor sie die nahestehende Treppe nach unten geht die normalerweise bewacht wird, sodass niemand einfach so die Mauer betreten kann die eigentlich zum Schutz hier erbaut wurde. Doch nun wurde die Mauer vielen zum Verhängnis die um ihr Leben laufen wollten. Unten angekommen riecht man das Feuer trotzdem noch und ein unheimlich ekelhafter Gestank nach Verwesung und Tod macht sich breit. Fäkalien, die nach dem Tod der Menschen aus ihren Körpern entwichen, kreieren zusammen mit den Verwesungsgerüchen einen unverwechselbaren Geruch den sie nicht mehr so schnell aus ihrer Nase herausbekommen wird. Der Geruch treibt ihr sogar die Tränen in die Augen, obwohl es auch vom Anblick kommen könnte. „Hey, wenn es dir zu viel wird, dann bring ich dich wieder raus. Du musst dich zu nichts zwingen, okay?" Zwar nickt sie, geht aber weiter und Apophis folgt ihr. Beide sehen sich die Stadt an und was daraus geworden ist. Je näher sie zu der Hauptstraße kommen, desto mehr Leichen gibt es und während es für den Gott eigentlich kein neuer Anblick mehr ist, sieht sich Charlette alles an. Jede Leiche. Sie wurden alle ermordet, auf dem dreckigen Boden liegen gelassen als wären sie nichts mehr wert. Irgendwann merkt er dass Charly nicht mehr bei ihm ist, weswegen der schwarzhaarige stehen bleibt und sich umsieht. Die junge Frau steht bei einer Kinderleiche. Das Mädchen ist nicht älter als sieben oder acht. Er muss sie da wegholen. Apep geht zu ihr, nimmt ihre Hand und zieht sie sanft von dem Kind weg, welches neben den Einstichstellen aufgrund der Echra, auch die ersten Fressspuren aufzuweisen hat. Überall tummeln sich hier die Aasfresser herum, ist für sie eine willkommene Mahlzeit. Wenn noch etwas neben den verbrannten Leichen übrig ist, die vom Feuer nicht ganz verschont wurden. „Ganz dumme Idee, Kleines. Die Albträume wünsche ich dir nicht, klar?" Apophis sieht in die braunen Augen, kann aber kaum eine Reaktion feststellen. Da kam er wohl zu spät.
Je weiter sie gehen, desto mehr Leichen gibt es und sogar ein paar Männer liegen herum, deren Kleidung sie nicht zuordnen kann. Doch schnell stellt sich anhand der Waffen heraus dass es sich um die Echra handelt. Sie besitzen dunkelbraune lederne Rüstungen, an einzelnen Stellen mit Metall verstärkt um beweglich zu sein und trotzdem Schutz zu bieten. Die Männer der Echra haben meist einige Narben in ihren Gesichtern und an ihren Körpern, wobei man nicht genau feststellen könnte woher diese stammen. Durch normale Kämpfe, oder vielleicht sogar die Misshandlung in den eigenen Reihen. An den Hauswänden klebt das getrocknete Blut und schlussendlich erreichen sie die Hauptstraße. Das ganze Ausmaß der Abschlachtung, anders kann man es nicht mehr nennen, wird an diesem Ort sichtbar. Die Sonne knallt mit ihren Strahlen direkt auf sie hinunter und heizt noch mehr ein, was den Geruch bei der Menge an Leichen noch einmal verdoppelt. Charly hält viel aus, wirklich viel! Aber selbst bei ihr kommt es langsam aber sicher an eine Grenze, bei der ihr schlecht werden würde wenn es schlimmer sein sollte. Das ständige Surren der Fliegen geht in einen monotonen Klang über, sodass man das fast nicht mehr hören kann. Apophis geht in Richtung Stadttor, um sich auch dort die Auswirkungen anzusehen. Seinen Hauptjob, seinen Bruder bei der Himmelsfahrt zu hindern weiterzukommen nachdem er untergetaucht ist, hat er erledigt bevor er Charly aufgeweckt hatte. Und Chaos verbreiten die Menschen von sich aus schon extrem viel, eigentlich muss er da kaum noch etwas machen. Auf ihn wird dann nur schlussendlich die Schuld geschoben wenn etwas passiert. Die junge Frau wedelt mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum um ein paar der Fliegen zu vertreiben, ehe sie ihm folgt und ihn nicht verlieren will. Sie traut sich nicht einmal etwas zu sagen, so still und auch bedrückend ist die Stimmung. Sie müssen sich ihre Wege bahnen, denn viele der Toten liegen mitten auf der Hauptstraße und versperren den lebenden den Weg. Teilweise stapeln sich sogar die Leichen und alle drei achten darauf wo sie hintreten. Weder will man in Fäkalien, noch Urin oder Blut treten. Oder was auch immer da sonst noch angetrocknet oder schon getrocknet herumliegt von dem man es nicht identifizieren kann. Kurz vor den Stadttoren wird es von der Menge noch einmal schlimmer. Leichen über Leichen liegen dort und die verschiedensten Aasfresser nehmen Reißaus als sie gestört werden. Besonders hier sieht man Kinder und Jugendliche. Mütter mit ihren Babys. Alle erstochen, aufgeschlitzt oder anderweitig umgebracht. Apophis dreht sich sofort um und nimmt Charly in die Arme. Versucht ihr somit den Blick zu versperren und sie nicht noch schlimmere Dinge zu lassen die sie nie wieder aus ihrem Kopf bekommt. Er spürt wie sie zittert und kalt ist ihr sicherlich nicht. „Apep... bitte. Lass mich- Lass mich das einfach sehen." Doch der schwarzhaarige schüttelt nur leicht den Kopf. „Vergiss es, Kleines. Du bekommst höchstwahrscheinlich schon Albträume und es ist meine Schuld dass ich dich überhaupt hier her gelassen habe. Du brauchst nicht noch mehr, verstanden?" Die blauhaarige hebt den Kopf und sieht ihm in die Augen. Der Blick überraschend entschlossen dafür, was sie nun gesehen und gerochen hat. „Apep. Soweit ich es verstanden habe lebe ich ein klein bisschen länger als andere! Ich muss- Ich muss mich an so etwas gewöhnen. Du weißt... was noch passieren wird. Kriege und so etwas. Außerdem- Ich fühle mich einfach verantwortlich, okay?" Ja, er versteht dass sie versucht sich an solche Anblicke zu gewöhnen und er rechnet es ihr auch an sich selbst zu desensibilisieren! Es gibt da nur ein Problem. „Charly, ich respektiere was du versuchst, wirklich! Aber... Überraschung, das wird selbst für mich kaum leichter und habe schon vor der Menschheit existiert." Selbst für ihn? Ein wenig verwirrt ist sie dann schon! „Aber- Aber du gehst hier durch als wäre es nichts, als wäre es etwas stinknormales für dich!" Der Gott stockt für einen Moment und sieht auf die Seite. Deswegen also? „Ich- Vielleicht zeige ich es nicht nach außen hin, aber innerlich bin ich angeekelt, entsetzt und will hier weg. Nur weil ich der Gott des Chaos bin bedeutet das noch lange nicht, dass ich mich nicht dafür interessiere. Hier wurden unschuldige Menschen ermordet, Charly. Meinst du ich bin ein kaltes Arschloch und interessiere mich nicht dafür? Vor allem da ich durch dich irgendwie eine Bezug hier her habe!" Im nächsten Moment werden ihm nur die Arme um den Hals gelegt und sie drückt sich von selbst näher an ihn heran. Er weiß dass sie das nicht gedacht hatte und dass sie gemeint hat dass er einfach abgehärtet ist. Aber selbst nach tausenden Jahren ist so eine Abschlachtung immer noch extrem ekelerregend.
Sitara folgt den beiden und hält mit ihrer schieren Ausstrahlung schon feindlich gesinnte Tiere ab. Sie als Seele könnte höchstwahrscheinlich nichts mehr wirklich töten, aber sie riecht nicht mehr wie ein Tier und ihre Präsenz hat sich geändert. Andere Tiere und Wesen wissen nun, dass man im generellen Respekt vor ihr haben sollte und ein Bogen um sie und ihre Begleitung zu machen ist. Es braucht seine Zeit, bis sie beim Palast ankommen. Im ersten Moment hat Charlette riesige Angst, immerhin könnten Marik und Alnasr dort drin sein! Doch dann erinnert sie sich wieder daran dass sie laut Osiris eigentlich am Leben sein sollten und das der einzige Grund ist, wieso sie überhaupt hier ist. Deswegen ist sie auch ein wenig ruhiger als sie die Treppen nach oben steigen. Ihr kommt die Szene in den Sinn als sie von dort oben abgesprungen ist um den Spion der Echra zu bekommen. Die Tage danach waren die Hölle! So viel Schmerzen und Muskelkater hatte sie nur, als sie damals den Autounfall hatte. Zu der Zeit wusste sie noch nicht wie das alles ausgehen würde. Sie wusste nicht dass nicht lange später die Straßen und Gassen mit Leichen übersäht werden und alles brennbare in dieser Stadt einem Feuer zum Opfer fallen würden. Oben angekommen betreten sie den Palast. Auch hier sind die Leichen der Menschen vorzufinden, die sich hier aufgehalten haben. Menschen, die sie gekannt hat. Ihre Gesichter sind ein wenig aufgedunsen und teils kann man sie nur noch wage erahnen, aber sie kennt viele der hier anwesenden Leichen. Das ist um einiges härter hier durchzulaufen. „Was willst du hier drin suchen?" Es muss einen Grund geben, wieso er unbedingt hier sein möchte. „Nur umsehen, nichts besonderes." Na wenn es nur das ist... „Dann bleibe ich draußen! Ich- Zugegebenermaßen wird mir gerade schlecht." Räume in denen diesem Gestank steht und sich immer weiter ansammeln kann und dann sind es noch Personen mit denen man gelebt hat, das ist eine andere Stufe von ekelhaft. Apophis bleibt stehen und dreht seinen Kopf. „Pass auf dich auf, klar? Wenn irgendetwas ist, dann schrei." Sie nickt ihm zu und dreht auf der Stelle um, um nach draußen an die ‚frische' Luft zu kommen. Frischer als dort drin ist es allemal, da kann man sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Während sie mit Sitara draußen vor dem Eingang des Palasts auf ihn wartet, geht Apophis weiter. Hat er ein Ziel? Nein. Wieso will er wirklich hier rein? Er weiß es nicht, irgendetwas hat ihn hier reingezogen. Als würde man ihn im wahrsten Sinne des Wortes an der Leine haben, so folgt er diesem Gefühl und steht irgendwann vor dem alten Zimmer Charlys. Die Tür ist zu, sehr komisch. Er hört auch nichts, was ihn aber ein wenig beruhigt. Trotzdem öffnet er die Tür langsam und achtet auf alles was ihn irgendwie angreifen könnte. Nichts. Das Zimmer ist leer. Apep steht mitten im Raum und sieht sich um. Dennoch ist es hier merkwürdig. Keine Leiche ist hier drin. Das Bett sieht gemacht aus, was sicherlich nicht ihr Werk ist und die Wände sind ohne jeden Schaden oder Blutspritzer. Der Stuhl steht schön an den kleinen Tisch herangerückt da und selbst die Fellteppiche wirken fast wie neu. Unberührt, wenn nicht sogar gereinigt. Die Fenster sind geschlossen und nicht eine einzige Spur ist hier zu sehen. Moment! Der schwarzhaarige sieht die Wände an und kneift dann die Augen zusammen. Die Wände sind leer. Wo ist das, was Charly aufgeschrieben hatte? Hier im Palast hat kein Feuer gewütet, verbrannt sind sie also nicht. Wenn hier niemand drin war, was ist mit ihren Aufzeichnungen passiert? Mit der Zunge schnalzend legt er sich eine Hand auf das Gesicht. Bitte nicht. Das kann doch nicht wahr sein, dass die Echra sich das mitgenommen haben! Natürlich können sie die Schrift nicht identifizieren, aber das kann das Geschehen der Welt in Zukunft ändern, je nachdem was sie damit machen! „Scheiße." Sie haben ein Problem um welches sie sich wirklich kümmern müssen! Beziehungsweise er wird sich darum kümmern. Er fühlt eine gewisse Unruhe in sich erwachen und verzieht das Gesicht. Was für einen Rattenschwanz das alles noch nach sich zieht, damit hat der Gott des Chaos und der Finsternis nicht wirklich gerechnet. Er sollte wieder zurückkehren und Charly von dem kleinen Problem erzählen welches sich aufgetan hat. Oder sollte er das wirklich? Sie wird sich einmischen wollen und das wiederum könnte- Aber sie ist seine Frau, welche Konsequenzen sollten jetzt noch auf sie zukommen? Somit wäre zumindest das schon einmal für sich selbst geklärt und er sieht sich noch ein letztes Mal um. Hier ist wohl der einzige Raum, oder ein er der wenigen, in denen man glauben könnte das alles in bester Ordnung sei. Außer man sieht nach draußen, denn dort ist das Ausmaß des Überfalls deutlich sichtbar. Ohne weiter Zeit zu verschwenden geht er wieder aus dem Zimmer und durch die Gänge zurück nach draußen, wo selbst er die ‚frische' Luft zu schätzen weiß die er tief einatmet.
Brav und geduldig haben sie auf ihn gewartet und sowohl Sitara als auch Charlette sind erleichtert, als er endlich wieder aus dem Palast kommt. Sie lässt ihm ein paar Sekunden die Ruhe und geht erst dann wieder zu ihm. „Alles in Ordnung?" Seine Augen gehen zu ihr und er schüttelt leicht den Kopf, der Gesichtsausdruck mehr als entgeistert. Besorgnis taucht bei ihr auf. „Was ist?" Apophis leckt sich kurz über die Unterlippe und nickt dann. „Weißt du noch das, was du in deinem Zimmer aufgehangen hast?" Kurz muss sie nachdenken, ehe sie es wieder weiß. „Den Verlauf wie ich hier hergekommen bin und welche Fragen ich dir stellen wollte, wieso?" Die Stille wird nur von den Fliegen und den Rufen der Aasvögel unterbrochen. „Dein Zimmer ist komplett unberührt, sogar das Bett ist gemacht! Keine Leiche, nichts was darauf hinweisen würde dass überhaupt etwas wäre. AUßER das Fehlen dieser verdammten Papyrusseiten die du geschrieben hast." Huh, dann fehlen die Seiten jetzt. Was ist so schlimm daran? „Die Schrift kann doch eh niemand lesen, was ist das Problem?" Der schwarzhaarige geht einen Schritt auf sie zu, legt beide Hände auf ihre Schultern und starrt sie direkt an. „Das Problem ist, dass du dich in nichts hier einmischen solltest was die Echra angeht! Sie haben deine Aufzeichnungen höchstwahrscheinlich mitgenommen und wollen sie übersetzen oder sonst irgendetwas machen. Sie wissen wo dein Zimmer war, wie sollte es der Spion sonst wissen! Wenn sie wussten wo dein Zimmer war und sie das mitgenommen haben, werden sie irgendetwas versuchen damit anzustellen. Du bist für sie immer noch das Geschenk der Götter, deine Aufzeichnungen in einer ihnen fremden Sprache wird für sie extrem wichtig sein und sie werden irgendetwas darauf aufbauen, so wie ich die Menschen kenne. Und wenn das auch wiederum eine geschichtsrelevante Sache wird, dann haben wir ein minimales Problem!" Charly hat sich das alles angehört, was ihr auch teilweise fast entgegengeschrien wurde. Das könnte durchaus ein wenig scheiße werden, wenn man es so sieht. „Also müssen wir Marik und Alnasir finden UND irgendwie Stützpunkte der Echra um irgendwelche Dinge zu bereinigen. Cool! Cool... Toll! Super... Fuck." Apophis starrt sie für ein paar Sekunden stumm an, ehe er ein paar Mal blinzelt und auf die Seite sieht. Will die ihn eigentlich komplett verarschen? Langsam dreht er den Kopf wieder zu ihr zurück. „Hast du eine Ahnung... wie sehr mir Marik und Alnasr gerade am ARSCH vorbeigehen?! DU bist gerade um einiges wichtiger und wir müssen das irgendwie versuchen wieder gerade zu biegen bevor es die anderen mitbekommen!" Der Unterkiefer Charlettes klappt nach unten und sie ist wirklich geschockt. Er weiß wie viel ihr Marik und Alnasr eigentlich bedeuten, wieso ist er gleich so aggressiv gegenüber ihnen? Bevor sie aber etwas sagen kann, spricht er weiter. „Es soll nicht rüberkommen als dass ich mich nicht um sie kümmere, aber wir haben jetzt etwas Wichtigeres reingedrückt bekommen und jetzt jemanden zu suchen den wir in ein paar Wochen oder Monaten auch noch suchen können, steht jetzt ein wenig hinten an!" Skeptisch mustert sie ihn und tritt einen Schritt zurück. „Ist ja gut...", brummt Charlette und verschränkt die Arme. Begeisterung sieht anders aus, aber vielleicht ist es dann doch wichtiger das zu bereinigen was sie an sich angestellt hat. Wieso wollte sie sich das noch einmal aufschreiben? Dumme Idee, ganz dumme Idee. „Wo fangen wir an?" Der schwarzhaarige weiß dass sie genervt ist, aber sie wird es bald wirklich verstehen wie wichtig dieser eingeschobene Auftrag ist. „Ich kenne einen kleineren Außenstützpunkt der Echra, aber da werden sie das sicherlich nicht aufbehalten. Zumindest könnten wir uns da die Informationen rausholen wo der Hauptstützpunkt ist, oder wo man die Papyrusseiten findet die wir brauchen." So wie er spricht ist sie im generellen bei dem Plan dabei. „Also ich darf mich einmischen wenn es darum geht meine Seiten zu finden, was mich jetzt eh schon extrem an Slenderman oder irgendeine dumme Nebenquest aus einem MMORPG erinnert. Und wir müssen es schaffen bevor die anderen es mitbekommen, weil...?" Das macht für sie noch nicht so wirklich Sinn. „Sagen wir es so. Der Überfall hätte auch ohne dich stattgefunden. Die Blätter hätte es ohne dich nicht gegeben. Also müssen wir uns darum kümmern dass wir die Zukunft nicht verändern. Wenn du mir vorher zugehört hättest, hättest du das jetzt nicht extra fragen müssen!" Mit einem leicht schuldigen Lächeln sieht sie auf die Seite. Ja, das mit dem Zuhören ist meist auch nur dann vorhanden wenn die andere Person Probleme hat. Wenn es um so etwas geht, scheinen ihre Ohren zu meinen, dass es nicht allzu wichtig wäre. Geht ja nur um die Zukunft! Ist ja nichts wichtiges! Seufzend hält er ihr eine Hand entgegen. „Wir sollten uns aufmachen um den Stützpunkt zu erreichen. Mit dem Sandsturm ist er nur einen halben Tagesritt entfernt." Charly sieht auf seine Hand und dann zu ihm, ehe sie nickt und ihre Hand in seine legt. „Ich bin gespannt was auf uns zukommt." Mit einem entgeisterten Schnauben folgt Sitara den beiden und schüttelt kurz den Kopf. In was für ein Chaos ist sie hier nur zurückgeholt worden.
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