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Sie bleiben noch ein klein wenig, bis der Chaosgott sie mit sich winkt. Die beiden verschwinden in einem der Nebengänge. Charly fragt schon gar nicht mehr wo sie hingehen, ihre Gedanken sind wieder bei dem gestrigen Tag. Ein paar ruhige Tage, ist das zu viel verlangt? Runterkommen, alles verarbeiten und mit dem klarkommen was passiert ist! Nein, das geht irgendwie nicht. Der schwarzhaarige führt sie durch weitere Türen und öffnet eine, die er hinter ihnen sofort wieder schließt. Er sieht nach vorn und zieht sie so schnell es geht an sich. So kann er zumindest verhindern dass sie von einem Vogel getroffen wird der versucht durch die nun wieder geschlossene Tür zu fliegen. Ein dumpfer Aufprall ertönt und Charly sieht sofort dort hin. „Ouh, das muss weh getan haben..." Erst jetzt merkt sie wie nah sie direkt bei ihm steht und lächelt kurz, ehe sie von ihm weg geht und sich ein wenig besorgt zu dem Geier hinunterbeugt. Dieser rappelt sich aber von selbst wieder auf, schnappt kurz nach ihr und erhebt sich dann wieder in die Luft. Sie wäre auch nicht besser drauf wenn sie gegen die Tür geflogen wäre. Dann sieht sie sich um. Überall sind irgendwelche Tiere und ein paar menschlich wirkende Personen versuchen sie unter Kontrolle zu halten. Als einer von ihnen Apophis sieht und die Frau daneben auch erkennt, neigt er respektvoll seinen Kopf und versucht dann wieder die Gazelle dazu zu bewegen durch das Portal zu gehen während ein Papagei auf seiner rechten Schulter sitzt. „Ein wenig chaotisch, ich weiß. Aber genau deswegen bin ich gern hier." Apophis geht voraus, eine minimal skeptische Charlette hinter ihm her. Das hier ist also das Totenreich für die Tiere. Haben die auch so etwas wie ein Gericht? Abrupt bleibt sie stehen und springt einen Schritt zurück, als ihr ein Tiger vor die Füße läuft, gefolgt von einer leise fluchenden Frau die das Tier wohl auch endlich in das Jenseits bringen will. Jemand trägt eine Schildkröte die nicht aus ihrem Panzer kommen will und ein paar Ameisenkolonien krabbeln an der Wand herum. Ja, ein wenig chaotisch ist es hier durchaus. Aber friedlich! Obwohl Jäger und Gejagte in einem Raum sind, rühren sie sich nicht wirklich an. Es scheint sie nicht mehr zu interessieren, als ob jemand ihre Instinkte ausgeknipst hätte. Plötzlich wird Charly nach vorn gerissen und landet komplett unvorbereitet auf dem Bauch, knallt mit dem Gesicht auf den Boden und hat das Gefühl dass sie sich die Nase gebrochen hat. Ein Schmerzenslaut entkommt ihr, der Apophis sofort alarmiert herumdrehen lässt. Doch bevor er zu ihr geht, besinnt er sich eines besseren und verschränkt nur die Arme. Langsam dreht sich Charly auf den Rücken nachdem etwas davon heruntergangen ist und hat sich sofort eine Hand an die Nase gelegt da die nun blutet. „Fuck... Was-" Eine raue Zunge leckt über ihre Wange, eine ein leichter Kopfstoß dazu führt sie sprachlos starren zu lassen. Das Blut läuft noch, welches die Löwin aber ableckt. „SITARA!" Charly setzt sich auf und legt ihre Arme um ihren Hals, drückt ihr Gesicht in das Fell und fängt einfach an zu weinen. Das ist ihr dann doch so ein wenig zu viel geworden. Apophis setzt sich erst jetzt in Bewegung und kniet sich neben Charlette und Sitara auf den Boden. Die Löwin sieht ihn nur kurz an, ehe sie der jungen Frau über die blauen Haare leckt und den Kopf immer weiter zurückzieht weil ein paar Strähnen an der Zunge hängen geblieben sind. Das Schniefen lässt ihn lächeln und er legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Glücklich?" Sie nickt nur, sieht ihn aber nicht wirklich an. Im nächsten Moment kommt jemand zu ihnen gelaufen und streckt seine Hand nach dem Halsband der Löwin aus. Sitara knurrt drohend, die Ohren sind angelegt und sie zeigt die Zähne. Der schwarzhaarige Gott sieht auf und blickt die Frau an, ehe er den Kopf schüttelt. „Ihre Seele wird nicht rübergehen. Ich denke... sie ist bei uns besser aufgehoben." Er sieht zu der Löwin. „Oder hast du etwas dagegen?" Tiere die hier auftauchen, besitzen die Fähigkeit die menschliche Sprache zu verstehen. Sie können selbst nicht sprechen, aber sie können sie direkt verstehen und sehen nicht auf die Körpersprache wie normalerweise. Sitara schüttelt ihren Kopf, ehe sie ihn kurz hebt und sich dann nach unten beugt um ihr über den Hals zu lecken. Immer und immer wieder, bis Charly sich aufrichtet und sich eine Hand auf die nun langsam Wunde Stelle zu legen. „Nicht den Hals, bitte!", meint sie lächelnd und schnieft wieder. Dann sieht sie zu Apophis und wischt sich eine Träne aus dem Gesicht, das Nasenbluten hat schon wieder aufgehört. „Aber müsste sie nicht... rüber?" Der schwarzhaarige sieht lächelnd von ihr zu Sitara und wieder zurück. „Sagen wir es so... es gibt ein paar Einschränkungen da Sitara im Gegensatz zu dir keinen Körper mehr hat. Aber wenn du sie unbedingt übertreten lassen willst, dann-" „NEIN! Nein..." Sofort klammert sie sich wieder an die Löwin die sich nun hinlegt und Charlette mit sich nach unten auf den Boden zieht. „Ich denke, dass sich eine Ausnahme für sie finden lässt, Charly. Nur diesmal sollten wir das offiziell laufen lassen, was denkst du?" Diesmal kann er nicht so schnell gucken, da hat die junge Frau Sitara losgelassen und ist ihm in die Arme gefallen. Nur dass er das Gleichgewicht nicht halten kann und auf seinen Hintern fällt, Charly zwischen seinen Beinen, die Arme um seinen Hals. Erst ist er noch perplex, schmunzelt dann aber. „Ich lass die zweideutige Komponente einmal fallen und gehe davon aus dass du einverstanden wärst?" Ihr Kopf an seiner Brust nickt.
„Osiris, mein bester!" Apophis sieht den Totengott an und lächelt. Dieser mustert ihn und dann die Frau neben ihm. „Zwei Fragen. Warum bist du in deiner menschlichen Form und was hast du wieder angestellt. Wir haben erst extrem viele Überstunden machen müssen!" Charly sieht von dem Hünen zu Apep neben ihr. Jeder ist irgendwie über zwei oder drei Meter hoch, was hier scheinbar Standard ist. Dass er sich ihrer Größe angleicht, das macht er wahrscheinlich um ihr ein wenig Sicherheit zu geben. „Ich kann doch nicht immer als Schlange oder Naga rumschlängeln, Füße sind überraschend angenehm. Aber ich würde dich um einen Gefallen bitten und dir somit vielleicht sogar ein wenig die Arbeit erleichtern!" Der Blick des Totengottes, der eigentlich nur außerhalb des Totengerichts ist um kurz eine Pause zu haben, wird mehr als skeptisch. „Wie willst DU mir die Arbeit erleichtern." Er verschränkt die Arme und mustert die kleinere Version des Gottes vor sich. Er bringt Chaos, keine Arbeitserleichterung, was hat er vor? „Nur eine klitzekleine Bitte, mehr nicht. Es gibt da eine bestimmte Seele, die ich-" „Nein." Apophis wird abrupt von Osiris unterbrochen, der den Kopf schüttelt und sich gleich dagegen ausspricht. „Jede Seele die hier hereinkommt wird auch in das Jenseits übergehen." Charly räuspert sich, sieht aber auf die Seite und lässt sich von dem anderen Gott anstarren. Nach ein paar Sekunden dreht sie ihren Kopf und lächelt. „Tut mir leid, ich hatte was im Hals! Ist ein wenig her seitdem ich was getrunken habe." Kurz öffnet Osiris den Mund, sieht dann zu Apophis und schließt für einen Moment die Augen. Natürlich musste er sich jemanden aussuchen der ein noch größeres Maul hat als er. Und vielleicht noch passiv-aggressiver als er! „Trotzdem bleibt es bei einem nein." Der Totengott sieht Apophis nun wieder an und schüttelt den Gott. „Was willst du überhaupt mit einer Seele anfangen?" Das wäre auch noch so eine gute Frage die man klären sollte. Eine Seele ist und bleibt eine Seele, sie hat keine feste Materie und würde nur existieren. Für immer. Und wenn es ganz dumm läuft, wird sie für immer auf dieser Erde leben und nie in das Totenreich zurück dürfen. „ICH will nichts mit dieser Seele anfangen, mein bester." Sein Blick geht zu Charly, die sich nun angesprochen fühlt. Dennoch wird ein leicht hilfesuchender Blick zurückgeworfen, da sie sich ja eigentlich aus dem ganzen hier so gut wie nur möglich raushalten wollte. Eine auffordernde Kopfbewegung in Richtung des Totengottes von Seitens Apophis wird sichtbar. Scheinbar soll sie ihm sagen warum die Bitte ihr so wichtig ist. Unsicher leckt sie sich über die Lippen, nickt dann aber. Charlette tritt einen Schritt nach vorn, auf Osiris zu. Erneut räuspert sie sich um sicher zu gehen, dass ihre Stimme einigermaßen fest klingt. „Wissen Sie... ich habe durch Apep erfahren was alles passiert ist damit ich überhaupt hier gelandet bin. Graubereich, Losung und so weiter und so weiter. Ich- Ich bin so oder so von meiner Familie für immer getrennt. Ich werde meine Mutter nie wieder sehen. Meinen Vater. Meine Brüder. Sie sind sogar in einem anderen Jenseits, wenn man das so sagen kann! Oder sie werden es sein. Es... Es ist sehr viel passiert bis ich das Wort ‚Familie' wieder aussprechen konnte. Das erste Mal war es bei Marik, das zweite Mal bei Alnasir. Und schlussendlich bei Sitara, der Löwin die Alnasir damals gerettet und mir übergeben hatte damit ich nicht so einsam bin. Ich weiß dass ich weder Marik noch Alnasir zurückholen kann und sie würden es nicht verstehen! Ich bin für sie immer noch Schuld daran dass das alles passiert ist." Ein trauriges und gezwungenes Lächeln ist auf ihren Lippen zu sehen, ehe sie wieder leicht nickt. „Sie... waren verzweifelt und haben Sitara aus meinem Zimmer gebracht während sie immer wieder auf mich eingeredet haben damit ich mit den Echra rede. Ich könnte es verhindern was passieren würde! Aber-" „Es wären schlimmere Dinge passiert, wenn du mit den Echra geredet hättest. Oder wenn du dich im generellen eingemischt hättest. Noch mehr Arbeit für uns.", unterbricht Osiris ohne mit der Wimper zu zucken, was sie wieder nicken lässt. „Ich weiß, Apep hat mir gesagt dass ich mich raushalten sollte. Die Verzweiflung in ihren Augen zu sehen weil sie denken dass ich alles aufhalten könnte und ihre Frustration als ich gesagt habe dass ich es nicht kann... Sie würden es nicht verstehen, auch wenn ich es ihnen jetzt sage. Aber sie haben Sitara umgebracht weil ich nicht kooperiert habe! Laut Apep hat sie-" Kurz muss sie abbrechen und sieht auf die Seite, schließt die Augen. Müssen genau jetzt die Emotionen mit ihr durchgehen? Charly atmet tief ein und wieder aus, ehe sie Osiris wieder ansieht. „Sie hat... bis zu ihrem Tod an mich gedacht. Sie wurde geköpft weil ich- Weil ich auf ihn gehört habe. Sie hat mich beschützt, sie war für mich da!" Charly braucht wieder einen Moment, Emotionen kann sie nicht ganz unter Kontrolle halten wenn sie einmal auftauchen. Zumindest so etwas wie Trauer nicht, oder nicht ganz so gut. „Wir- ICH wollte Fragen... Fragen ob Sitara vielleicht... mit kann?"
Das ist eine rührende Geschichte! Aber was würde ihn wirklich dazu bringen da jetzt zuzustimmen? Mit einem Mal nickt er vor sich hin. „Weißt du, Charly... Apophis verursacht Chaos, weil es seine Bestimmung ist. Du verursachst Chaos und auch Sitara hält uns extrem auf Trab. Ich denke dass es für alle beteiligten besser wäre, wenn wieder ein wenig Ruhe einkehrt. Sie drangsaliert das Personal seit dem sie hier ist." Charlettes Augen werden groß. Ihr Mund geht leicht auf, die letzte Träne läuft ihr über die Wange. „Seht es als Hochzeitsgeschenk an." Im nächsten Moment läuft sie los, doch Apophis ist diesmal schnell genug und hält sie auf. „Charly, Kleines? Nicht jeder steht auf Umarmungen, das solltest du seit Anubis eigentlich wissen." Die junge Frau hat jetzt aber nicht wirklich einen klaren Gedanken, also dreht sie sich nur um, springt an ihm hoch und quietscht leise vor sich hin. Ein wenig überfordert sieht der schwarzhaarige an sich hinunter und seufzt, ehe er dann doch schmunzeln muss und sie festhält. Vorsichtig, um seine eigenen Grenzen auszutesten, legt er seinen Kopf an ihren, sein Mund an ihrem Ohr. „Glücklich?" Ein kurzes Nicken, ehe sie ihre Beine an seinem Rücken verschränkt und so sich selbst ein wenig Halt gibt falls er nicht mehr kann. Osiris sieht auf die beiden hinunter und denkt kurz nach, ehe er sich auch auf ihre Größe hinunterbegibt. „Also gegen eine kurze Umarmung steht nichts." Der Chaosgott hebt den Kopf und starrt den Totengott warnend mit zusammengekniffenden Augen an. Osiris aber grinst nur zufrieden. Charly lässt los, was Apophis dazu bringt sie loslassen zu müssen. Mit einem: „Danke!", springt sie ihm lachend in die Arme und grinst breit. Osiris sieht den werten Götterkollegen weiterhin zufrieden an und sieht wie er sich zusammenreißen muss, um nichts falsches zu sagen. Oh, ist da jemand eifersüchtig? „Und ich denke... du musst bei mir keine menschliche Höflichkeitsform hernehmen. Es war nett, aber wir sind Freunde... nicht wahr?" Apophis tickt gleich aus! Herrlich, wenn man nun einen Grund hat wieso man ihn ärgern kann. Charly lässt ihn wieder los und grinst breit. Unwissend, was da vorher abgelaufen ist. „Es wäre mir eine Ehre!" Mit dem Schnalzen seiner Zunge sieht der Chaosgott zu ihr und fordert stumm zum Gehen auf. Sie sollten hier weg. „Noch ein Ding, Charly. Gut, zwei." Zwar hat sie sich schon zu Apep umgedreht, sieht aber noch einmal zu Osiris. „Wenn eine Seele einmal hier weg ist, kommt sie nur sehr schwer wieder zurück. Außerdem bist du und Apophis die einzigen die sie berühren können, verstanden? Sie braucht nichts zu fressen und nichts zu trinken und sie wird die menschliche Sprache verstehen, egal welche. Das sind die Nebenwirkungen die nach dem Tod auftreten. Sei dir bewusst dass sie kein lebendes Tier mehr ist. Und das zweite... ich wüsste nicht dass ich jemanden mit dem Namen Marik oder einen Pharao mit Alnasir oder einem ähnlichen Namen hatte. Ich weiß nicht von was du sprichst." Die blauhaarige nickt ernst, zeigt somit dass sie verstanden hat. „Osiris? Danke." Sie lächelt ihn noch einmal an, ehe sie zu Apophis geht der schon ungeduldig wartet. Der Totengott sieht ihnen noch hinterher, schmunzelt erst als sie um eine Ecke gebogen sind. Wird er weich? Vielleicht, aber die beiden brauchen ein wenig Starthilfe. Denn so wie es aussieht ist er dabei, sie aber noch nicht so ganz. Hilfe von außen wird also vielleicht mehr gebraucht als sie vielleicht denken könnten.
Kurz vor der Tür des Tier-Totenreichs, bleibt Charly stehen und starrt auf den Boden. Warte mal... Was hat Osiris gesagt? Er kennt weder Marik noch Alnasr... „Sie leben noch!" Apophis, der nicht ganz mitbekommen hat dass sie stehen geblieben ist, zuckt erschrocken zusammen und dreht sich zu ihr um. „Was?" Charlette läuft zu ihm und legt ihre Hände auf seine Schultern, schüttelt ihn leicht. „Marik und Alnasir! Sie leben noch! Wenn Osiris sie nicht kennt, dann sind sie nicht tot! Ich will sie finden!" Ein wenig perplex starrt er sie an und braucht die ein oder andere Sekunde um darauf klarzukommen was sie eigentlich gerade von sich gegeben hat. „Charly... Sie können jetzt überall sein! Wie sollen wir sie finden?" Ihre Hände gehen von seinen Schultern zu den Wangen, ihr Blick flehend. „Du hast mich gefunden, Apep... Kannst du das gleiche nicht auch bei ihnen machen?" Auch wenn er es schätzt ihre Hände an seinen Wangen zu haben, trotzdem muss er ablehnen. „Kleines. Dich habe ich finden wollen, bei dir hatte ich einen Ansatz! Aber die beiden haben erstens Sitara umgebracht und zweitens haben sie sich von dir abgewandt. Warum willst du sie unbedingt finden?" Die braunen Augen sehen ihm schon fast in seine Seele, was ihm ein wenig Unwohlsein bereitet. „Weil sie nicht alles wissen. Und sie sind meine Familie, Apep. Bitte!" Eigentlich würde er nein sagen. Ablehnen! Aber wie sie ihn ansieht... ihre Stimme... wie kann man da nein sagen? Seufzend lässt er die Schultern hängen und verdreht die Augen. „Es wird aber nicht einfach, hast du verstanden?" Wieder hängt sie an ihm und er muss sich kurz umsehen, ehe er die Umarmung erwidert. „Du schuldest mir etwas, Kleines.", brummt er noch leise, was sie aber nur den Kopf heben lässt. „Etwas schulden... was soll ich dir geben? Ich habe... nichts. Rein gar nichts. Keinen Besitz, keine persönlichen Gegenstände!" An sich hat er keine Lust da jetzt lange herumzudiskutieren, aber er wird auch nicht das machen was er im Kopf hat. „Ich bin mit deiner Loyalität zufrieden, Charly. Wie sieht das aus?" Anstatt aber ein Lächeln kommt nur ein ernstes Lächeln. Sie nimmt es nicht so auf wie sie es tun sollte. „Verstanden." Ging das für ihn gerade nach hinten los? Eventuell. Vielleicht sollte er sich im Moment einfach damit begnügen und sich um den Rest später kümmern. Charly hat nun an sich nämlich eine Ewigkeit Zeit. Sie gehen wieder rein und werden von Sitara gleich begrüßt die einmal um Charly herum geht und sich erwartungsvoll vor sie hinsetzt. Die junge Frau geht in die Hocke und nimmt ihren Kopf in ihre Hände. „Du kommst mit uns mit... was sagst du dazu?" Ein zufriedenes Schnauben ertönt, ehe sie leicht ihren Kopf gegen den von Charly knallt. Diese sollte es gewohnt sein! Dennoch tut das immer noch ein wenig weh. Aber das hat sie vermisst, auch wenn es nicht lange war. „Wir sollten nach Hause, Kleines. Immerhin haben wir noch Arbeit vor uns." Sie sieht zu Apep und lächelt. All das, was sie erlebt hat, wird nun langsam aber sicher wieder gut. Ja, sie ist vielleicht noch nicht ganz über den Fakt hinweg dass die Stadt ausradiert wurde, aber sie lernt daraus. Vielleicht ein Grund wieso man von diesem Pharao nie etwas gefunden hat? Die Stadt ist höchstwahrscheinlich bis auf die Grundfesten niedergebrannt und die Mauern werden in tausenden von Jahren nicht wirklich mehr stehen. Nicht mit dem Sand und der fehlenden menschlichen Hand die sich um etwaige Reparaturen kümmert. Und wenn sich der Pharao abgesetzt hat, dann wird er auch nicht in seinem Grab gefunden werden, was man dann vielleicht wieder auf Grabräuber zurückführen könnte. Könnte es sein, dass jedes leere Grab welches man gefunden hat und von dem man denkt dass es Grabräuber ausgeräumt haben... dass die leeren Gräber nicht immer wirklich ausgeräumt wurden? Sondern so etwas wie bei Alnasr passiert ist? Dieser Gedanke in ihrem Kopf hält sie ein wenig aufrecht, während Apophis sie in seine kleine Behausung bringt. Es sieht aus als würde sich die Realität extrem verzerren und langziehen, ehe sie sich wieder normalisiert und es eben das Schlafzimmer ist, in welches er sie gebracht hatte. „Ich hätte die Küche nehmen sollen, du meintest dass du etwas zu trinken bräuchtest und soweit ich weiß dürfest du um diese Uhrzeit auch Hunger haben." Während Sitara sich umsieht, folgt Charly ihm wieder durch die Gänge und ist um einiges aufmerksamer. Jetzt hat sie auch ein bisschen bessere Laune. „Hey, Apep..." Eine Frage schießt ihr in den Kopf und die will sie lieber gleich geklärt haben. „Hm?" Ein wenig unsicher sieht sie auf ihre Hände runter, dann wieder zu ihm. „Du hast ja gemeint... Ehe und so. Und Osiris hat auch von einem Hochzeitsgeschenk gesprochen! Wie-" „Ich zwinge dich zu nichts, ich wollte dich nur da rausholen." Seine Stimme klingt leicht gereizt, der Grund ist ihr aber nicht bekannt. „Apep? Was ist los?" „Nichts." Also dass kann er ja vielen erzählen, aber glauben tun es ihm nur wenige. Charly gehört nicht dazu.
Er bleibt stehen als sie seine Hand festhält und nun selbst stehen bleibt. Was hat sie jetzt schon wieder. „Wolltest du nicht-" „Hör mir zu, Apophis." Na toll, jetzt kann er sich wieder etwas von ihr anhören, er weiß dass es viel war! Kann sie das nicht alles einfach sacken lassen? Und ja, er weiß auch dass das mit dem Ding was er vorgeschlagen hat einfach ZU viel war, aber anders ging es nicht. „Du musst mir keinen Vortrag darüber halten wie dumm diese Idee war, okay? Ich wollte dich nur rausholen und nichts weiter." Der Blick der blauhaarigen wird nun selbst leicht gereizt. „Ich wollte doch nur-" „Beschweren kannst du dich morgen, okay?!" Was ist bitte mit ihm los? Langsam kommt auch bei ihr eine gewisse Wut auf, scheiße wenn man die Emotionen meistens spiegelt mit denen man konfrontiert ist. „Apophis, lass mich AUSREDEN!" Der schwarzhaarige sieht sie an und ist still. Dann soll sie auch reden. „Ich habe keine Ahnung was dir jetzt in der kurzen Zeit über die Leber gelaufen ist. Aber ich wollte eigentlich nur fragen wie so eine Hochzeit abläuft damit ich mich auf ein paar Dinge eventuell einstellen kann. Bräuche oder so etwas. Aber jetzt solltest du erstmal runterkommen, ich hol mir was zu trinken und irgendwas zu essen was ich im Zimmer futtern kann und du- Keine Ahnung! Such dir ne Frau und vögel sie mal richtig!" Im nächsten Moment wird sie gegen die Wand gepresst. Die Pupillen des Chaosgottes verengen sich zu schlitzen. „Ich bin verheiratet, wenn dir das noch nicht aufgefallen ist! Die Einzige die ich in Betracht ziehen würde wärst du, aber das ist nichts dass wir besprechen sollten wenn wir beide sauer sind!" Abrupt wechselt Charly die Farbe. Von ihrer normalen blassen Haut zu einem relativ auffallendem rot in ihrem Gesicht. Auch wenn sie schon lange hier ist, sie war die meiste Zeit im Palast und nicht draußen. Unwissend wie sie da jetzt drauf reagieren soll, sieht sie auf die Seite und presst die Lippen aufeinander. Was sagt man darauf? Schönen Tag noch? Danke? Keine Ahnung! Apophis sieht jedoch die leichte Überforderung und findet diese mehr als unterhaltsam. Vielleicht kann er sich ein kleines Spielchen erlauben. Eine Hand fährt an ihrer Wange entlang und legt sich unter ihr Kinn. „Oder meinst du, dass du einfach so rumvögeln könntest, wenn ich deine Wortwahl in den Mund nehmen kann? Du bist meine Ehefrau und nur wir werden das Bett teilen, hast du verstanden?" Er beugt sich ein wenig zu ihr herunter. Ihre Augen gehen zu ihm, versuchen die Situation irgendwie einzuschätzen! Überrascht zuckt sie zusammen, als die andere Hand an ihrer Seite herunterfährt, ehe er sie auf ihren unteren Rücken legt. Sie lässt es zu dass er sie abrupt zu sich zieht, seine Augen durchdringen alles im Augenblick. „Aber natürlich nur wenn ich dein Einverständnis habe, Charly. Ich muss es laut hören damit ich nichts falsch verstehen kann." Apep's Nasenspitze berührt schon fast die der jungen Frau. Sie spürt seinen Atem auf ihren Lippen und sie soll verdammt sein wenn das nicht heiß ist. Nein, sie kennt ihn noch nicht so lange! Aber man kann nicht sagen dass das jetzt eine jugendfreie Spannung ist. Sie sollte sich erst einmal an alles gewöhnen bis so etwas überhaupt laufen kann! Im nächsten Moment aber merkt sie eines. Er spielt mit ihr. Man muss ihm lassen dass er das gut macht! Und er hat sie gut weitergebracht, das auf jeden Fall! Aber es wäre doch gelacht wenn sie nichts könnte. Charlette hebt ihre eigenen Hände, eine legt sie auf seinen Hinterkopf, die andere ist an seiner Wange. „Das heißt... du würdest einfach nicht weitermachen wenn ich kein Einverständnis gebe? Egal wie weit es schon geht?" Apophis bewegt seinen Kopf nur, um ihn leicht schief zu legen und ihre Bemühungen, mit ihm mitzuhalten, anzuerkennen. „Ich stelle mir eher die Frage ob du es schaffst, wenn ich einfach so aufhöre und die Finger von dir nehme. Keine einzige Berührung mehr." Mit diesen Worten lässt er sie los und tritt einen Schritt zurück. Im ersten Moment ist sie enttäuscht! Merkt aber auch schnell wie recht er hat. Sie könnte da nichts tun. Seufzend lehnt sie sich an die Wand hinter sich und verschränkt die Arme. „Ich hasse es wenn du recht hast.", gibt sie zu und nickt leicht. Der schwarzhaarige lächelt zufrieden und zuckt mit den Schultern. „Ich bin ein Gott, ich weiß alles." Daraufhin zieht sie ihre Augenbrauen hoch. „Alles. Bist du dir da GANZ sicher?" Daraufhin sagt er gar nichts mehr, sondern mustert sie. Er braucht einen Themenwechsel. „Aber du hörst ja ziemlich schnell auf dich zu wehren wenn ich ein wenig... spezieller werde. Gut zu wissen." Ihr Unterkiefer klappt nach unten, ehe sie auf die Seite sieht und schnaubt. „Kann man das bei dir verdenken? Aber wir wollten doch in die Küche." Sie stößt sich von der Wand ab und geht vor, während er ihr mit einem breiten Grinsen folgt.
Da Apophis sieht wie sehr sich Charlette erst einmal um Sitara kümmert weiß er, dass es nichts bringt die Suche heute anzufangen. Stattdessen lässt er den ein oder anderen Boten entsenden, sodass er zumindest schon einmal morgen in der Früh weiß wo sie sind oder eben auch nicht. Erleichtert die Sache ungemein und sie muss nicht die gesamte Zeit draußen herumlaufen. Auch wenn ihm ein paar Minuten später einfällt dass sie nicht sterben kann und sich ihre menschlichen Sinne eigentlich nach und nach abschalten sollten. Zumindest was Hunger und Durst angeht. Essen braucht sie an sich gar nicht mehr und das Trinken ist nicht mehr überlebensnotwendig. Er lässt ihr ihr eigenes Zimmer und wird es auch unterlassen dort einzutreten wenn sie es nicht erlaubt. Vielleicht sollte er einfach vorsichtig an die Sache herangehen. Ja, sie scheint schnell bei gewissen Dingen dabei zu sein! Aber Apophis will nicht nur das. Es bringt ihm nichts wenn es eben nur das ist! Eine gesunde Beziehung baut sich nicht darauf auf wie gut man im Bett ist, sondern es werden andere Dinge gebraucht. Zumindest wenn man eine normale, gesunde und nicht gezwungene Beziehung haben möchte. Somit klopft er auch an der Tür an und wartet auf ihre Aufforderung einzutreten. „Hey, Charly. Ich... wollte dir nur bescheid geben dass ich schlafen werde. Es ist Abend und... wenn irgendwas ist, dann weißt du wo mein Schlafzimmer ist." Im Gegensatz zu vielen Gerüchten brauchen selbst die Götter ihren Schlaf, auch wenn es nicht so viel ist wie es die Menschen brauchen um zu funktionieren. „Oh? Uhm... okay! Gute Nacht!" Lächelnd hebt sie eine Hand, ehe er ihr zunickt und die Tür wieder schließt. Ist es Liebe was er empfindet? Wieso fühlt er sich so verbunden? Aber wäre Liebe nicht... ein Gefühl dass ihn aufgeregt werden lassen würde? Zumindest ist es das was er von den Menschen immer hört wenn sie darüber reden. Sie werden nervös, reden mehr als sie sollten, ihr Herz schlägt bis zum Hals... Aber ist das bei ihr auch so? Nicht wirklich. Er fühlt sich sogar ruhiger und entspannter. Menschliche Gefühle sind ihm dann hin und wieder doch ein Graus. Kopfschüttelnd geht er in sein eigenes Zimmer und knallt die Tür hinter ihm zu. Seufzend streckt sich der Chaosgott und entspannt sich ein wenig, ehe er sich umzieht und schlussendlich in seinem Bett an die Decke starrt. Apep ist allein, zumindest hier in seinem Raum. Die letzten beiden Nächte waren angenehmer! Auch wenn der Grund für gestern jetzt nicht so wirklich toll war. Er würde jetzt lieber auf dem Dach des Palasts liegen, sie wieder bei ihm und alles ist gut! Aber das ist es nicht, nicht für sie und somit auch nicht für ihn. Was sie als Problem ansieht, wird auch nicht lange danach zu seinem Problem. So funktioniert für ihn eine Ehe ebenfalls, auch wenn sie es vielleicht noch nicht als solche betrachtet. Das muss er ihr auch noch irgendwie beibringen! Sie sind nun ein Ehepaar, denn es gibt keine große Zeremonie oder irgendeine Feier wie es bei den Menschen der Fall ist. Götter... Sie entscheiden es einfach, solange der andere damit einverstanden ist. Ein Zeichen der Verbundenheit muss es nicht geben, außer man möchte es. Das wiederum variiert aber auch in den Ausmaßen. So etwas wie in ihrer Zeit, mit Ringen, gibt es nicht wirklich und er weiß nicht ob ein Ring bei ihm so viel Sinn machen würde. Er wechselt seine Gestalt, er wäre sehr schnell weg. Schmuck im generellen wäre sehr dumm zu nehmen! Aber was wäre dann gut genug? Was fällt auf, über was könnte sie sich freuen und trotzdem wäre es nicht zu viel? Während er über diese Fragen nachdenkend einschläft, ist Charly noch ziemlich wach und sie kann auch erst einmal nicht an Schlaf denken. Die Ruhe, die nun eingekehrt ist, bringt sie immer mehr zum Nachdenken. Sitara liegt neben ihr auf dem Bett, die Ohren zucken nur hin und wieder einmal. Das Licht hat sie ausgeschalten und sie sitzt in ihrem Bett. Sehen kann sie ja eigentlich ohne Licht, dank einem gewissen Herrn. Die Bilder kommen ihr wieder vor ihr inneres Auge, zeigen die brennende Stadt oder die verzweifelten Versuche der Wachmänner die Stadt vor den Echra zu schützen. Sie sieht, wie die Lichter in der Ferne ausgehen und den Angriff der Echra anzeigt. Den Anfang vom Ende. Die Stimmen von Marik und Alnasr kommen ihr in den Sinn, wie sie sie anschreien und anbrüllen. Anflehen. Betteln. Drohen. „Es tut mir so leid, Sitara..." Sie dreht den Kopf auf die Seite und spürt im nächsten Moment den warmen Atem ihres Schnaubens, gefolgt von einer rauen Zunge über die Nase. Das lässt sie leicht lächeln und sie dreht sich zu ihr. „Ich dachte ich hätte dich wirklich für immer verloren! Das... Und ich konnte nichts tun." Stille, in welcher sich Charly an den Rücken der Löwin kuschelt und wenigstens versucht zu schlafen. Sie wird die Energie morgen brauchen können.
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