Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

11

Die Schreie werden sich in ihren Ohren manifestieren. Die Alarmglocken übertönen die Schreie schon kaum noch. Panik hat sich ausgebreitet, genau wie das Feuer welches von Haus zu Haus geht und sich rasend schnell ausbreitet. Dunkle Rauchschwaden wabern in den noch dunkleren Nachthimmel und verdecken die Sterne. Gebrüllte Befehle sind hörbar, erneut eine Alarmglocke, die aber nicht lange danach verstummt und nie wieder zu hören sein wird. Wie ein Virus breiten sich die Echra aus, überrennen die Wachen und bringen jeden in ihrem Sichtfeld um, egal wer es ist. Egal ob jung oder alt, Mann, Frau oder Kind. Auch die Tiere verschonen sie nicht. Charlette steht regungslos am Rand des Daches und muss allem zusehen und zuhören. Das ist alles ihre Schuld. Alle Menschen und Tiere die nun getötet werden sind weitere Blutstropfen auf ihrer eigenen Hand. Sie sieht, wie unter ihr weitere Wachen aus dem Palast stürmen, gefolgt von Menschen der verschiedensten Stände. Auch sie wollen einfach nur fliehen. Apophis schlängelt sich neben sie und legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Das, Charly, ist das wahre Leben. Es gibt nicht immer nur Frieden und denk daran... es hätte schlimmer kommen können." Die junge Frau dreht langsam den Kopf zu ihm hoch, das Feuer spiegelt sich in ihren Augen. „Noch schlimmer? Was gibt es noch schlimmeres als hilflos dabei zusehen zu müssen wie tausende Menschen sterben weil ich nicht mit den Echra reden durfte?" Der schwarzhaarige nimmt einen tiefen Atemzug und seufzt. Wie kann er das einer sterblichen klar machen? „Es gibt schlimmere, viel schlimmere Dinge als schnell getötet zu werden. Selbst ein Feuer ist noch harmlos im Gegensatz zu dem was sonst passiert wäre. Die Götter- Sie sind nicht so ehrenwert wie man denkt. Nicht jeder ist so wie ich und hilft den Menschen. Und nein!" Er sieht von ihr zum Feuer und der langsam aber sicher brennenden Stadt. „Ich will mich nicht als der Retter aufspielen, das bin ich nicht und das werde ich nie sein. Du kannst froh sein dass ich dich ausgesucht habe und dass ich dich unter meinen Schutz gestellt habe!" Charly hört in der Ferne sogar Babys schreien und Kinder, die nach ihren Müttern oder Vätern rufen. Apophis beobachtet sie aus dem Augenwinkel und wandelt sich in die menschliche Gestalt mit der normalen Größe zurück. Er ist gerade einmal einen Kopf größer als Charly, das sollte somit ausreichen. „Ich bringe dich an einen Ort der sicher ist, vertrau mir." Sie will weinen, kann es aber nicht mehr. Alles was sie sieht ist Tod, Schmerz und Chaos. „Was ist mit... Marik und Alnasir?" Apep sieht sie direkt an und dann auf die Seite. „Ich weiß es nicht, aber ich nehme dich mit und gegen mich kannst du dich nicht wehren. Komm." Er wendet sich ab um zu gehen, merkt aber dass sie ihm nicht folgt. Also bleibt er stehen und dreht seinen Kopf. Das Feuer, welches nun immer näher zum Palast kommt, spiegelt sich nicht nur in ihren Augen, sondern auch in ihrer Seele wider. Auch wenn ihr Gesicht ausdruckslos ist, so weiß er was in ihr vorgeht und es wird Zeit für sie hier weg zu gehen. „Charly... je länger du zusiehst desto schlimmer wird es. Komm, bitte." Schlussendlich nimmt er ihre Hand und zieht sie schon fast mit sich, ehe er sie hochhebt und mit ihr in der Dunkelheit verschwindet. Die blauhaarige Frau ist zu nichts mehr fähig. Weder denken noch sprechen noch gehen. Sie würde höchstwahrscheinlich auch nur in Schock dastehen bis sie bei lebendigem Leib verbrennt. Apophis bringt sie von der brennenden Stadt weg, die Schreie verhallen in der Nacht und hoffentlich bringt er sie soweit weg, sodass keiner der anderen Götter sie findet. Besonders nicht die Götter des Totenreiches die nun aber alle Hände voll zu tun haben. Immer wieder sieht er runter zu ihr, doch von ihr kommt eigentlich überhaupt keine Regung. Ihr Blick geht starr an ihm vorbei in den dunklen Nachthimmel und er kann verstehen wie sie sich fühlt. Dennoch muss er erst einmal einen sicheren Platz für sie finden, damit sie vielleicht ein wenig runterkommen kann und er weiß auch schon genau wo. Also steuert er darauf zu in der Hoffnung, dass es genau so verlassen ist wie er es letztens hinterlassen hat. Er nimmt auch die größere Gestalt dafür her, während er sie sicher in seinen Armen hält und sich immer wieder vergewissert dass es ihr einigermaßen gut geht. Sollte sie nicht weinen? Schreien? Sauer sein? Ihre Wut rauslassen? Irgendetwas? Warum zeigt sie keine Emotionen?! Dann erinnert er sich daran wie ihr Charakter ist und er konzentriert sich auf den Weg. Charlette ist jemand, die entweder ziemlich viel braucht um emotional zusammenzubrechen, oder es kommt später, wenn sie allein ist.

In dem verlassenen Gebäude angekommen, lässt er die Illusion für den Innenraum fallen und bringt sie in das Gästezimmer, welches er aus irgendwelchen Gründen immer bereit hält. Wer sollte ihn besuchen kommen? Dennoch hat er die Hoffnung nie aufgegeben und auch wenn es ein anderer Grund ist wieso man es nutzen muss, wenigstens wird es genutzt. Vorsichtig legt er sie auf das Bett und schrumpft auf normale Größe zurück, ehe er sich auf die Bettkante setzt. Was sagt man in so einem Moment? Sollte er irgendetwas tun? „Du bist erstmal in Sicherheit, okay? Mich besucht hier eh niemand, also ist alles gut." Charly blickt immer noch stoisch in eine Ecke, auch wenn sie nun im Bett sitzt. Sie hat alles verloren, wieder einmal. Diesmal weiß sie wenigstens davon. Sie weiß wie sie sie verloren hat und sie weiß dass sie daran schuld ist. Wie kommt man mit so vielen Schuldgefühlen klar? Wie kann man das irgendwie verarbeiten? Sie ist nur so extrem müde, kann aber gleichzeitig nicht wirklich einschlafen. „Ich... uhm... willst du was trinken?" Erst jetzt merkt sie wie ausgedörrt ihre Kehle eigentlich ist und nickt. Während Apophis aufsteht und aus dem Zimmer geht, dreht sie sich auf den Rücken und greift automatisch dort hin, wo normalerweise immer Sitara lag. Leere. Kalte Leere. Wieder kommen ihr die Tränen in die Augen und sie setzt sich auf. Sitara ist nicht da, wird nie wieder da sein. Genau wie Marik oder Alnasir. Sie kann ihre Stimmen hören. Ihr Lachen. Sie sieht sie schon fast vor sich, wie liebevoll die drei insgesamt miteinander umgegangen sind. Sie hat alles verloren und darauf kommt sie relativ schlecht klar. Was passiert jetzt mit ihr? Was wird mit ihr passieren? Sie kann nicht immer auf der Flucht vor Anubis und Osiris sein. Und all den anderen Göttern deren Namen sie jetzt vergessen hat. Warum hat sie im Totenreich eigentlich so einen Aufstand gemacht? Warum musste sie unbedingt dort landen? Warum zu dieser Zeit? Warum? Es tut alles so weh. Innerlich ist sie zerrissen und es ist fragwürdig ob das je wieder gut wird. Apophis kommt mit einer Tasse Tee wieder, die er sich aus einer anderen Zeit mitgehen hat lassen und übergibt ihr die Tasse. „Vorsicht, heiß." Doch sie scheint die Schmerzen kaum zu spüren als sie den ersten Schluck nimmt. Sie ist doch so gut mit dem zweideutigen, vielleicht hilft ihr da etwas? „Hey, so gierig schlucken solltest du vielleicht andere Dinge, aber nicht den Tee!" Die dunkelbraunen Augen gehen zu ihm, nicht einmal ein Mundwinkel zuckt nach oben. So schlimm steht es also um sie, er versteht. „Meinst du, dass du die Nacht allein-" Fast wird der Inhalt der Tasse verschüttet, so abrupt hat sie ihren Arm ausgestreckt um sein Handgelenk zu umgreifen. Der schwarzhaarige sieht darauf hinunter und hebt dann den Kopf, ehe er nickt. „Okay, dann bleibe ich hier. Trink den Tee, er wird dich ein wenig aufwärmen. Brauchst du etwas als Schlafgewand? Ich bring dir etwas, das hier riecht nach Rauch und das könnte morgen Erinnerungen hochbringen die du erst einmal verdrängen willst. Ich bin gleich wieder da, keine Sorge." Charly sieht ihm nach, während er aufsteht und wieder aus dem Zimmer geht. Sie trinkt den Tee und versinkt wieder in ihren eigenen Gedanken. Die Gedanken an Marik, Alnasr und Sitara. Die glücklichen Zeiten in denen noch alles gut war. Die guten alten Zeiten, auch wenn sie nicht wirklich alt sind. Wie sie zusammen Unsinn machen, oder als sie damals gemeinsam versucht haben ein bisschen was von dem Kraut zu klauen welches der Seher in seinem Bereich hatte um sich ein wenig zu entspannen! Das richtige Gras eben. Sie bereut so viel. Sie hat ihnen nicht einmal mehr sagen können wie gern sie sie gehabt hat, wie sehr sie die Zeit schätzt die sie zusammen hatten! Und wie sehr sie sie vermissen wird. Vor ihren Augen tauchen die hasserfüllten Blicke der beiden Männer auf als sie merken dass sie schuld an dem ganzen ist. Der Fakt dass sie Sitara getötet haben nachdem sie nicht kooperiert hat. Sie ist schuld an dem Tod der Löwin die sie immer begleitet hat und gegen die nichts ankam was Treue anging. Und wenn sie daran denkt dass sie selbst kurz vor ihrem Tod noch an sie gedacht hat, das lässt ihr wieder die Tränen in die Augen steigen. Charly merkt wie ihr Unterkiefer zittert, weswegen sie die Kiefer einfach aufeinander presst um das Zittern zu verhindern. Sie krallt ihre Finger in die Bettdecke, anders kann sie ihre eigene Unsicherheit, die Angst, die Trauer und den Frust nicht rauslassen. Apophis taucht wieder auf und gibt ihr etwas zum Umziehen, was sie nur stumm nimmt und anfängt sich umzuziehen. Der schwarzhaarige Gott hat so viel Anstand und dreht sich um, ehe er sich zu ihr legt, damit sie nicht allein ist.

Der nächste Morgen ist auch nicht besser. Charly wacht auf und weiß im ersten Moment nicht wieso hier alles so komisch fremd aussieht. Leicht panisch setzt sie sich auf und weckt somit Apophis neben sich. Nur langsam kommen die Erinnerungen zurück und sie legt sich wieder auf das Bett, starrt an die Decke. „Willst du zurück? Jetzt sollte alles vorbei sein.", gibt er leise von sich und sieht zu ihr. Charlette legt sich den rechten Unterarm über die Augen und verzieht das Gesicht. Sie würde am liebsten Tod sein! Alles andere einfach vergessen. Die Schreie, die sie in ihren Träumen verfolgt haben. Die Gesichter von Marik und Alnasr. Sitara. „Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist, aber vielleicht... wenn du das alles bei Tageslicht siehst, dann-" „Nein." Langsam dreht sie ihren Kopf zu ihm und sieht ihn flehend an. „Bitte nicht." Er sieht die Verletzlichkeit in ihren Augen, immer noch herrscht die Angst in ihr und die Schuldgefühle scheinen sie wahrscheinlich nie wieder verlassen zu wollen. Was machen Menschen um andere Menschen richtig zu trösten? Ein wenig überfordert rückt er näher an sie heran und legt einen Arm um sie. „Du bist in Sicherheit, Kleines. Wenn du willst, dann weine. Oder schrei oder sei wütend... irgendetwas! Aber sperr das nicht alles in dich ein. Ich bin ein Gott. Ich lebe lange genug um zu wissen was es mit dir anstellt wenn du es immer nur für dich behältst. Du- Du bedeutest mir zu viel als dass ich das zulassen werde, verstanden?" Mit großen wässrigen Augen sieht sie ihn an, während er sein Mund immer wieder aufgeht und er auf die Seite sieht. „Bekomm mir hier nicht die falsche Idee, Mensch." Aus dem Augenwinkel kann er für den Bruchteil einer Sekunde sehen wie sie lächelt, ehe sie ihr Gesicht an seine Brust legt und die Schleusen geöffnet werden. Immer weitere Heulkrämpfe erschüttern ihren Körper und er kann nur für sie da sein. Egal was er sagen würde, egal was er tun würde... es würde nichts bringen. Er muss sie beschützen und dafür lässt er sogar erneut die Aufgabe ruhen seinem Bruder auf die Nerven zu gehen. Nur langsam kann sie sich wieder beruhigen, doch er lässt sie einfach machen. Sie soll sich alle Zeit der Welt nehmen um sich zu beruhigen, denn sie wird noch öfters in solche Episoden kommen. Trauer ist und bleibt ein langwieriger Prozess und er weiß nicht ob Marik oder dieser Pharao überlebt haben. „Geht es soweit dass ich aufstehen kann damit ich dir was zu trinken holen kann? Ich wette du hast Kopfschmerzen." Das gibt er erst von sich als sie schon ein paar Minuten lang nicht mehr weint und nur bei ihm liegt. Stumm nickt sie und schnieft noch einmal, ehe sie ihn loslässt und sich selbst aufsetzt. „Ich... Ich komm mit." Sie will freiwillig aufstehen? Das könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein! Mit einem Lächeln nickt er und sie folgt ihm aus dem Zimmer. Um sich ein wenig abzulenken sieht sie sich um. Der Gang ist mit einem weichen Teppich ausgestattet, an den Wänden hängen die verschiedensten Bilder. Von Landschaften bis hin zu sehr abstrakten Mustern von denen sie zu glauben weiß dass sie NICHT zu dieser Zeit erstellt wurden. Auch scheint es hier so etwas wie elektrisches Licht zu geben, denn Glühbirnen sind an der Decke zu sehen, eingedreht in die Kronleuchter die dort hängen. „Wo... sind wir hier?" Apophis dreht seinen Kopf leicht und sieht dann wieder nach vorn. „In meinem eigenen Haus, Privatanwesen. Ausgestattet mit dem was ich die Jahrhunderte über mitnehmen konnte. So gesehen... eine chaotische Zusammenstellung aus geklauten Dingen der verschiedenen Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende. Ich würde ja sagen fühl dich wie Zuhause! Aber... das wird nicht ansatzweise einem deiner beiden Orte gerecht die du ‚Zuhause' genannt hast." Seine Stimme wird ein wenig leiser, sein Blick geht auf den Boden. Charly sieht seine Verlegenheit und auch, dass er scheinbar nie wirklich die Chance hatte jemandem zu zeigen was es hier alles gibt. Mit einem leichten Lächeln sieht sie zu ihm hoch und nickt. „Weißt du... wieso zeigst du mir nicht nachher einfach alles? Und ich weiß nicht ob ich es als Zuhause bezeichnen dürfte. Immerhin ist es dein Reich und ich bin nur ein Gast und-" „Keine Sorge. Wenn du willst..." Bei ihm geht ein Mundwinkel hoch und er nickt. „Wenn du willst, kannst du es hier Zuhause nennen. Aber ich kann nicht versprechen dass es so luxuriös ist wie deine eigentlichen Plätze." Spielerisch stößt sie ihn mit der Schulter an. „Hast du überhaupt meine kleine Wohnung in der modernen Zeit gesehen? Dagegen ist alles luxuriös! Außerdem braucht man nicht unbedingt Luxus um sich wohl zu fühlen." Um sich abzulenken versucht sie Apep ein wenig aufzumuntern und ihm dabei auch zu zeigen dass Luxus nicht alles ist was man braucht um glücklich zu sein. Es reichen Kleinigkeiten um das alles dem Traum anzugleichen den man vom eigenen Wohnen hat. „Du hast dich nicht geändert, auch wenn du gestorben bist und du die Monate bei ihnen gelebt hast, weißt du das? Du bist immer noch die gleiche Person die sich lieber um andere kümmert als um sich selbst." Charly zuckt nur mit den Schultern und sieht nach vorn. „Weißt du... Ich nenne es selbstsüchtig, weil ich dich benutze um mich abzulenken." Der schwarzhaarige Gott sieht wieder zu ihr hinunter und seufzt. „Wir werden etwas essen und dann gibt es einen kleinen Rundgang, okay?" 

Stumm sieht er dabei zu wie sie ein einfaches Mahl aus Haferschleim einnimmt welche er noch da hatte. Er ist ein Gott! Er braucht nur selten, wenn überhaupt etwas zu essen. Trinken sieht da schon anders aus, deswegen hat er seine Tasse mit Tee bei sich stehen. „Es tut mir leid dass es nicht das ist was du im Palast gewöhnt bist. Keine großartigen Früchte, keine Süßspeisen oder-" „Apep..." Leicht vorwurfsvoll sieht sie ihn an und zwingt sich wieder zu einem Lächeln, auch wenn ihr nicht danach ist. „Du machst mehr als ich überhaupt erwarten könnte, okay? Ich meine... du bist ein Gott, Babystittest mich erstens, zweitens hast du mich nicht umgebracht, drittens warst du für mich da als die Spione was von mir wollten, du warst da als Alnasir ein wenig ZU aufdringlich wurde, du hast mir die Fähigkeit gegeben die Sprache zu lesen und zu schreiben UND ich kann im Dunkeln sehen! Außerdem hast du mich gerettet und mich in dein eigenes Heim gebracht... Du gibst mir was zu essen, du gibst mir was zu trinken, eine Unterkunft und Sicherheit. Ich kann das nie wieder gut machen, weißt du das?" Nachdenklich sieht Apophis auf die Seite und trinkt dabei einen Schluck des Tees. Er hat wirklich viel für sie getan und das nur, weil sie unterhaltsam war. Und jetzt? Die Unterhaltung ist weg und doch bringt er es nicht übers Herz sie einfach so wie ein benutztes Spielzeug wegzuschmeißen. Sie will keine Macht von ihm, sie will keine monströsen Pläne verfolgen oder alle ins Chaos stürzen weil er über sie wacht, nein. Sie nimmt es hin dass er da ist, stützt sich aber nicht zu 100% auf ihn. Charly bleibt selbstständig was ihre Taten angeht, wenn man gestern jetzt einmal außer Acht lässt. Dankbarkeit wird ihm entgegengebracht, ehrliche Dankbarkeit. Menschlichkeit. Nähe. Er fühlt sich zu ihr hingezogen weil sie ihm Dinge zeigt die er entweder noch nicht kannte, oder es lange her ist seitdem man ihm diese Dinge auf ehrliche Art und Weise gezeigt hat. Sie macht Späße mit ihm! Wann hat er das letzte Mal wirklich einen Witz mit jemanden gemacht? „Sag mir jetzt nicht dass ich dich sprachlos gemacht habe." Die leicht golden schimmernden Augen des Gottes gehen wieder zu ihr und er zieht eine Augenbraue hoch. „Es braucht mehr um mich sprachlos zu machen." Aber sie ist auf einem guten Weg, doch das behält er für sich. Charlette sieht selbst auf ihre Schüssel und stochert an sich mit dem Löffel nur noch im Rest herum. Ihre Mundwinkel gehen immer weiter runter als sie daran denkt was gestern passiert ist und wessen Schuld es ist, zumindest für die breite Öffentlichkeit. „Hey, Apep." Dieser merkt sofort dass sie wieder an gestern denkt. Nicht nur anhand ihres Gesichts, sondern auch aufgrund ihrer Stimme. Leise und vorsichtig, fast schon ein flüstern. „Hm?" Charly starrt weiterhin in den Rest des Haferschleims und hebt ein bisschen was mit dem Löffel auf. „Wie viele Menschen hast du eigentlich schon getötet oder töten sehen? Wird das irgendwann besser?" Mit gerunzelter Stirn stellt er die Tasse auf den Tisch und legt den Kopf schief. „Was wird je besser." Er wird im nächsten Moment aus dunkelbraunen Augen angesehen die voller Trauer, Schuld und Schmerz sind. „Die Schuldgefühle." Er öffnet den Mund, schließt ihn aber wieder. Wie sagt er das jetzt am besten? Er muss nach den richtigen Worten suchen, bis er sie findet. „Charly, ich bin ein Gott. Solche Art von Schuldgefühle besitzen wir nicht. Vor allem die Götter nicht, die direkt mit dem Tod zu tun haben, was bei mir zum Beispiel nicht weit weg ist. Wir haben diese Art von Schuldgefühle nicht, was die Toten angeht. Wir bereuen gewisse Dinge, aber so etwas wie ihr Menschen haben wir nicht." Ihre Schultern gehen nach unten und sie nickt, während die Lippen aufeinander gepresst sind. Gut, wirklich fragen kann sie ihn also nicht. „Aber ich habe von vielen gehört dass es besser wird, falls dich das aufmuntert. Es wird seine Zeit brauchen und du wirst dir sehr oft wünschen dass du dich anders entschieden hättest! Aber es wird besser." Hoffentlich hilft ihr das ein wenig, auch wenn es nicht so danach aussieht. Irgendwie muss er sie ablenken, zumindest für den Moment. Für die Aufarbeitung ist sie noch nicht bereit. „Ist vielleicht nicht der beste Themenwechsel, aber... du hast doch einiges aufgeschrieben und in dem Zimmer aufgehängt. Willst du die Antworten dazu wissen?" Ihre Augen werden groß und sie setzt sich auf, nickt auffordernd und wartet stumm bis er anfängt. Seine Mundwinkel gehen hoch und er lehnt sich ein wenig nach hinten. „Wir sollten chronologisch anfangen. Wenn du dir schon die Mühe gemacht hast alles chronologisch aufzuschreiben und die Fragen dazu an die Wand zu nageln." Er hat sich das oftmals durchgelesen, an sich kann er ihre Fragen auswendig.

„Als du auf dem Weg in die Bibliothek warst, bist du über die Straße. Die Ampel war grün, alles war gut. Ein LKW-Fahrer hat dich nicht gesehen, er war mit dem Handy abgelenkt. Du kannst dich nicht daran erinnern, weil du es nicht gesehen hast und auch keinen Schmerz gespürt hast, du warst sofort tot. Zu dem Punkt warum du bei uns warst und nicht dieses... Christenzeug gemacht hast." Er schnaubt amüsiert und sieht sie mit einem leichten Schmunzeln an. „Du bist eine schwarz-weiß-Kandidatin. Du gehörst bei denen nicht wirklich in dieses Paradies, noch gehörst du wirklich in die Hölle und da sich niemand für dich verantwortlich gefühlt hat, haben sich die obersten ausgelost wo du hinkommst. Bei uns bist du schlussendlich gelandet. Kommt im übrigen öfter vor als du denkst und auch in den verschiedenen Religionen ist es üblich solche Leute in ein komplett anderes Leben nach dem Tod zu schicken. Bis auf die Reinkarnation, aber das ist ein anderes Thema. Du, beziehungsweise deine Seele, hat bei uns im Totenreich so den ein oder anderen Aufstand gemacht. Immer mal wieder aus der Reihe getanzt, die Nebenwege erkundet obwohl da niemand etwas zu suchen hatte. Du hast... die Leute da unten ein wenig auf Trab gehalten und hattest deinen Spaß, auch wenn du dich höchstwahrscheinlich nicht daran erinnern kannst." Charly schüttelt dabei den Kopf, denn ihre Erinnerungen gehen von dem Moment als sie zur Bibliothek gegangen ist sofort zu dem Moment als sie in der Wüste aufgewacht ist. Mit einem Mal muss Apophis Lachen, was sie neugierig werden lässt. „Tut mir leid, aber... Auch wenn es immer so toll dargestellt wird, wir müssen unten eben auch einmal putzen und unter anderem auch den Boden wischen. Seelen sind nicht so reinlich wie man denken könnte, besonders wenn sie ankommen bevor sie gereinigt werden. Du-" Wieder fängt er das Lachen an und muss sich zur Ruhe zwingen. „Es tut mir wirklich leid, aber- Es war herrlich anzusehen und das war der Grund wieso ich dich ausgewählt habe. Ich war gerade unten um mit Anubis etwas zu besprechen, als du zum Steg gegangen bist an dessen Ende du in das Leben danach übertrittst. Du warst neugierig was unter diesem Steg wäre und warst sehr gern am Rand unterwegs. Es wurde gerade frisch durchgewischt und... Du bist ausgerutscht. Du bist eiskalt vor unseren Augen nach unten geflogen und-" Wieder schüttelt ihn das Lachen durch, ehe er sich räuspert. Er muss ernst sein, zumindest im Moment! „Anubis hat im ersten Moment auch nicht gewusst was passiert wenn da jemand runterfällt, ist bis jetzt einfach noch nicht passiert. Dann kam aber die Nachricht dass eine Seele aus dem Totenreich zurückgekehrt sei, in diese Zeit in welcher wir jetzt sind. Im ersten Moment... Ich könnte kein besseres Chaos verursachen, Kleines! Als man dich aber lokalisiert hatte, warst du schon weg und man sucht eben nach dir. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht dich zu finden und dich am Leben zu halten, einfach weil mir langweilig war. Ich hatte dich vor ihnen gefunden und das Pferd der Patrouille so erschreckt, sodass es mit dem Fahrer in deine Richtung gelaufen ist. So bist du in diese militärische Festung gekommen und ab da hat sich eh alles verselbstständigt. Ein bisschen aufpassen hier, ein bisschen aufpassen da... dir einmal den richtigen Weg zeigen und so weiter und so weiter. Viel gibt es eigentlich nicht zu erzählen bis auf den Fakt dass du einen der besten Abgänge gemacht hast die ich in meinem Leben gesehen habe. Und ich habe vor der Welt existiert!" Auch wenn sie es nicht möchte, ihre Mundwinkel gehen hoch. „Ich wurde vom LKW plattgefahren und bin im Totenreich nicht in die andere Welt gegangen weil ich ausgerutscht bin?" Leicht schüttelt sie den Kopf und sieht lächelnd auf die fast leere Schüssel. „Ich will ja nicht sagen typisch ich! Aber... Das klingt ein wenig nach mir. Jeder aus der modernen Zeit würde dir zustimmen!" Apophis beobachtet sie, kann aber keine negativen Emotionen feststellen die- Ah, doch. Da sind sie ja. Trauer und Reue. „Ich komme nicht mehr zurück, oder?" Der schwarzhaarige schüttelt den Kopf und trinkt einen Schluck des Tees. „Du bist dort tot, Charly. Deine Beerdigung ist gelaufen und man findet sich damit ab dass du nicht mehr da bist." Die eigene Beerdigung, das klingt so makaber. „War die Musik wenigstens gut? Weißt du das?" Ein leichtes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht und er zuckt mit den Schultern. „Es lief einiges sehr... spezielles. ‚If I die young' war das Lied das deiner Mutter den Rest gegeben hat. ‚See you again' kam von deinem großen Bruder, ‚In the arms of an Angel' war die Auswahl deines Vaters und dein kleiner Bruder hat sich ‚Memories' ausgesucht. Es war... sehr viel los auf deiner Beerdigung. Familie, Freunde, Arbeitskollegen..."

Charly lächelt leicht und fängt leise an die ersten Worte von ‚See you again' zu singen, ehe sie selbst abbricht. Der Klos in ihrem Hals ist urplötzlich da, genau wie die Tränen. Tief atmet sie durch, ehe sie Apophis ansieht. „Selbst wenn wir sterben werden wir uns nicht mehr sehen. Dieses Losverfahren... es reißt Familien noch weiter auseinander als es der normale Tod je könnte." Darüber hat er jetzt noch nicht wirklich nachgedacht, aber sie hat recht. „Ich hätte vielleicht mehr scheiße anstellen sollen, dann wäre ich nicht im Graubereich gelandet." Stirnrunzelnd mustert er sie. Das meint die jetzt aber nicht ernst, oder? „Du hättest freiwillig in diese... Hölle gewollt?" Mit einem Schulterzucken senkt sie ihren Blick wieder und starrt in die Schüssel. „Keine Ahnung, irgendwie wird immer irgendetwas getrennt. Wenn ich in der Hölle gelandet wäre, dann wären alle anderen in den Himmel gekommen, nach deiner Erzählung gibt es das ja. Es ist einfacher Dinge anzustellen als Dinge gerade zu biegen, aber das weißt du wahrscheinlich." Für ein paar Sekunden herrscht Stille, ehe sie sich aufrichtet und nickt. „Aber ich sollte dankbar sein dass ich zu dumm zum Gehen bin, ansonsten... wäre ich dir nicht über den Weg gelaufen! Auch wenn die Umstände... besser sein könnten." Wobei sich der Chaosgott nicht sicher ist ob andere Umstände wirklich so viel besser gewesen wären. „Es hätte schlimmer kommen können." Charly starrt ihn entgeistert an und ist im ersten Moment sprachlos. „Schlimmer? Ich will ja nichts sagen, aber tausende Menschen sind in dem Glauben gestorben dass ich daran Schuld bin dass sie tot sind! Man gibt MIR die Schuld für Dinge an denen ich keine Schuld haben KANN!" Diesmal ist er ein wenig ernster, stellt die Tasse ein wenig auf die Seite und lehnt sich nach vorn auf den Tisch. „Willkommen im Leben eines Gottes. Ich muss mir das jeden Tag anhören. Ich muss jeden Tag damit umgehen dass mir die Schuld an dem Tod von Menschen oder Tieren gegeben wird an dem ich einfach nicht Schuld sein kann weil ich nichts damit zu tun habe! Du musst nicht einmal den Bruchteil davon durchstehen was ich, was WIR als Götter aushalten müssen. Mit dem wir seit unserem Existenzbeginn umgehen müssen! Hast du eine verdammte Ahnung wie belastend das teilweise ist? Wie sehr du dir wünschst es richtig stellen zu können?" Die junge Frau hört ihm überrascht zu. Hört ihm dabei zu wie es aus ihm herausbricht wie es ihm wirklich dabei geht der Gott des Chaos und der Finsternis zu sein. Der ‚Böse' zu sein. Dass man ihn als Abschaum abstempelt und dass man ihn hasst für eine Bestimmung, an der er nichts ändern kann. Irgendwann steht sie auf, geht um den Tisch herum und Apophis hört mit dem Reden für einen Moment auf. „Was machst du. Was hast du vor!" Er hat sich in Rage geredet und das wiederum wirkt sich auf seine eigentliche Stimmung aus. Sie stellt sich hinter ihn und legt ihm einfach nur die Arme von hinten über die Schultern. Der schwarzhaarige ist komplett verwirrt, was hat sie jetzt bitte wieder? Zu seiner eigenen Überraschung entspannt er sich und auch wird er ruhiger. Sie legt seinen Kopf seitlich an seinen und schließt die Augen. Er ist zwar still, aber sie kennt ihn nicht gut genug um zu wissen ob das jetzt gut oder schlecht ist. Apep seufzt und lässt seinen Kopf gegen ihren lehnen. „Stures Menschenweib.", brummt er leise und spürt das leise Schnauben. Der warme Atem streicht an seinem Hals entlang, was ihn lächeln lässt. „Ich weiß nicht wie lange ich bei dir sein kann und darf, aber vielleicht solltest du dich daran gewöhnen." Menschen... sie können Segen und Fluch zugleich sein. Im ersten Moment sind sie die bestgelauntesten Wesen mit den besten Ideen und einer Lebenslust die mit nichts anderem zu Vergleichen ist und im nächsten Moment können sie auch die depressivsten Dinger sein die er je gesehen hat. „Wie wäre es wenn wir hier aufräumen, uns umziehen und ich zeige dir hier alles? Das wolltest du doch sowieso, außer du hast das Interesse daran verloren." Die blauhaarige richtet sich auf und schnippt ihm gegen den Hinterkopf. „Hallo? Ich weiß dass wir Frauen wegen unserer Stimmungsschwankungen berühmt berüchtigt sind. Aber wenn ich einmal sage dass ich das will, dann wird das auch passieren!" Mit einem herausfordernden Blick dreht er seinen Kopf und sieht sie an. „Hast du mir gerade ernsthaft gegen den Hinterkopf geschnippt?" Sie zieht ihre Augenbrauen hoch und verschränkt die Arme. „Was dagegen?" Es tut gut ihr normales, neckendes Grinsen wieder zu sehen. Apophis verdreht die Augen, steht aber auf und deutet mit dem Kopf zu dem kleinen Küchenbereich. Charly nickt und nimmt ihre fast leere Schüssel, während er seinen Tee noch austrinkt und sich danach zu ihr gesellt.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro