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Das Erste was sie spürt ist die Hitze der herunterprallenden Sonne. Das zweite ist der Sand unter ihren Händen und an ihrer linken Gesichtshälfte. Die junge Frau atmet tief ein und muss husten, da sie Sand eingeatmet hat. Sie setzt sich auf und braucht ein paar Sekunden bis sie wieder frei atmen kann. Irritiert öffnet sie die Augen, schließt sie aber sofort wieder. Viel zu hell für den Augenblick! Kein Lüftchen regt sich welcher die stehende Hitze irgendwie vertreiben könnte. Langsam aber sicher gewöhnt sie sich an die Helligkeit und öffnet eines ihrer Augen vorsichtig einen Spalt breit. Sie sieht aber nicht wirklich etwas. Nichts außer Sand, Sand und noch mehr Sand. Verwirrung taucht auf und die junge Frau sieht sich um. Es gibt weit und breit nichts anderes als diese Sandwüste, als einziger Farbunterschied herrscht der strahlend blaue Himmel über ihr. Dünen sind erkennbar, die aber höchstwahrscheinlich in ein paar Tagen weitergezogen sind. Ihr klebt jetzt schon die Zunge am Gaumen fest und sie blickt an sich hinunter. Sie trägt die Kleidung, welche sie auch getragen hat als sie rausgegangen ist um sich in der Bibliothek eine Fachlektüre über Medizin zu holen. Ihr Beruf verfolgt sie eben auch bis nach Hause, aber was solls. Sie war kurz vor der Bibliothek, aber dann? Dann ist alles schwarz, als hätte man ihr eine übergezogen oder als hätte man ihr eine Droge verabreicht. Tastend legt sie sich die Hand auf den Kopf, doch nichts deutet auf einen Schlag hin oder ähnliches. Auch kein Schmerz ist zu spüren, welcher auf so etwas hinweisen würde. Bildet sie sich das vielleicht gerade ein? Nein, dafür ist das alles viel zu real. Die Hitze der Sonne und auch die nun durch die Kleidung strahlende Hitze des Sandes unter ihr. Charlette steht auf, ihre Schuhe sollten die Hitze besser aushalten als die Kleidung. Durst überkommt sie, je länger sie untätig herumsteht. Aber was kann sie machen? Hier ist weit und breit nichts zu sehen was auch nur ansatzweise wie eine Stadt, ein Dorf oder auch nur eine Oase aussehen könnte. Die junge Frau leckt sich nervös über die Lippen und tastet auch ihre Jacke ab. Weder ihr Handy noch ihr Geldbeutel sind zu finden. Keine Kopfhörer, nichts. Rein gar nichts. Orientieren kann sie sich an nichts und selbst wenn die Sterne am Himmel stehen würden... sie würde sie schön finden! Aber lesen kann sie daraus nichts. Keine Karte der Welt würde ihr nun helfen, vielleicht noch Google Maps. Wenn sie ein Handy und mit viel Glück hier ein Netz hätte. Innere Zweifel tauchen auf. Was macht sie jetzt? Bleibt sie stehen, wird sich nichts an ihrer Situation ändern. Geht sie in eine Richtung kann es sein dass in der anderen Richtung etwas liegt was ihr helfen könnte. Die Frage wie sie hier hergekommen ist, kann sich Charlette auch noch später stellen. Jetzt muss sie einfach nur in eine Richtung gehen und das wars, aber welche? Suchend dreht sie sich im Kreis und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Die Jacke ist für diese Temperaturen viel zu warm, aber ansonsten holt sie sich einen Sonnenbrand. Schlussendlich setzt sie sich sogar die Kapuze auf um notfallmäßig zu verhindern einen Sonnenstich zu kassieren. Mit ausgedörrter Kehle geht sie die ersten Schritte in eine Richtung, ändert dann aber doch den Kurs um ihrem Gefühl zu folgen. Hoffentlich geht sie nicht in die falsche Richtung, das könnte sie sich jetzt wirklich nicht leisten!
Die Stunden vergehen und jeder Schritt tut weh. Sie ist müde und die blau gefärbten Haare kleben ihr durch den Schweiß am Kopf. Auch die Kleidung ist mehr wie ein nasser Sack der an ihrem Körper herunterhängt und aus dem Gehen ist schon mehr ein Taumeln geworden. Nichts hat sich irgendwie gezeigt was ihr helfen könnte und sie hatte das Gefühl Dinge zu sehen, die nie und nimmer wahr sein können. Erst nach mehrmaligem verwirrtem Starren ist ihrer vertrockneten Pflaume in ihrem Schädel eingefallen dass das auch diese berühmt berüchtigten Fata Morganas sein können. Da, schon wieder eine. Sie kann in der Ferne etwas erkennen was auf sie zukommt und mächtig Sand hinter sich aufwirbelt. Einfach weitergehen, Charly. Einfach nur weitergehen. Das wiederholt sie in ihrem Kopf immer wieder und schleppt sich weiter obwohl ihr Körper langsam aber sicher nicht mehr kann und will. Die Augen und Lungen brennen, die Zunge klebt am Gaumen und lässt sich nicht mehr wirklich lösen, der Hals kratzt und auch wenn sie möchte, schneller als Schneckentempo ist im Moment nicht drin. Moment... ist eine Fata Morgana mit Ton? Erschöpft bleibt sie stehen und hebt ihren Kopf. Starrt das Ding an welches immer näher kommt und- Sind das Pferde? Warum kommen Pferde auf sie zu? Charlette versteht die Welt nicht mehr und reibt sich die Augen, ehe sie noch einmal hinsieht. Nein, das sind nicht nur Pferde. Das- Das ist ein Wagen, gezogen von zwei Pferden! Und- Ist das ein Mensch der auf dem Wagen dahinter steht? Jetzt weiß die blauhaarige gar nicht mehr was sie denken soll und schluckt trocken. Immer näher kommt das Gespann und nun ist es auch hörbar. Das Schnauben der Pferde, die gebrüllten Befehle in einer ihr fremden Sprache. Wie viel Glück kann man haben? Sie bringt sogar ein kleines Lächeln zustande, ehe ihr schwarz vor Augen wird. Mit einem weiteren Brüllen und dem Durchparieren der Pferde hält der Mann den Wagen an und steigt davon ab. Verwirrt sieht er auf die Frau hinunter die vor ihm einfach auf den Sand gekippt ist. Er sieht sich um, kann aber nichts weiter erkennen. Niemand der sich um sie kümmern würde. Eigentlich ist er auf Patrouille und eine Schlange hatte die Pferde erschreckt sodass er nun in diese Richtung gerast ist, aber er kann sie hier nicht einfach den wilden Tieren überlassen. Was wohl die Götter dazu sagen würden wenn er sie allein lassen würde? Nein, er wird sie nicht erzürnen! Vorsichtig geht er neben ihr in die Hocke und zieht ihr langsam das komische Stück Stoff vom Haupt. Erschrocken zuckt er zurück und macht dadurch die Pferde scheu die er erst wieder beruhigen muss. Aus der Ferne beobachtet er die Frau eine Weile. Blaue Haare? Das haben nur die Götter! Hat er hier eine Göttin vor sich? Aber wen? Er kennt keine Göttin die in solch schäbigen Gewändern ihren Aufenthalt pflegen würde und selbst wenn, wieso sollte eine Göttin einfach so zusammenbrechen? Er sollte sie lieber mitnehmen und sie dem Herrscher persönlich zeigen, etwas anderes wird ihm nicht übrigbleiben. Erneut nähert er sich vorsichtig, aber sie ist ohnmächtig. Wie ein normaler Mensch atmet sie auch, was bei allen Göttern geht hier vor sich? Er hebt sie hoch und muss feststellen dass sie nicht so anmutig leicht ist wie er sich eine Göttin vorgestellt hatte! Dennoch verfrachtet er sie in den Wagen und stellt sich so hin, sodass sie nicht herunterfallen könnte. Erst dann nimmt er die Zügel und fährt langsam an, um sie nicht gleich vom Wagen zu schmeißen. Ob ihm wohl Ruhm zuteil wird da er eine Göttin aufgelesen hat?
Zurück am Hauptstützpunkt ruft er sofort jemanden zur Hilfe und deutet dabei auf die blauen Haare. All die anderen Männer und selbst ein paar der Frauen in der Nähe kommen angelaufen um sich die junge Frau mit den blauen Haaren der Götter anzusehen. Man gibt dem Boten eine Nachricht mit, der diese Bitte umgehend zum Pharao persönlich bringen soll. Bis dahin wird man sie versorgen und ihr nichts geschehen lassen. Charlette wird derweilen von mehreren Männern behutsam in eines der Gebäude getragen, ein medizinkundiger wird beauftragt sich um ihren Gesundheitszustand zu kümmern. Mehrere Frauen werden hinzugerufen, um sich um die angebliche Göttin zu kümmern, sie zu entkleiden und zu waschen. Immer wieder wird ihr Wasser eingeflößt, da man die Dehydrierung deutlich feststellen kann. Als man sie soweit auch wieder eingekleidet hat, beginnt man mit der Wäsche der alten Kleidung. Diese wird vorsichtig und behutsam gewaschen, immerhin ist dies nicht die Kleidung eines normalen Menschen! Charlette wird in einen abgedunkelten Raum gebracht, welcher mit Räucherwerk ausgestattet ist und dessen Eingang schwer bewacht wird um ihr Ruhe zu geben und sich zu erholen. Ein wenig überrascht ist Pharao Alnasr selbst nun doch, als ein Bote zu ihm gebracht wird der ihm eine Nachricht überbringt. Mit skeptischem Blick mustert der Pharao die Nachricht und liest sie sich durch. Eine Frau mit blauem Haar wurde auf einer Routinepatrouille gefunden. Sie wird medizinisch betreut, wurde gewaschen und ihr wurde neue Kleidung angelegt. Mit einem entschlossenem Blick steht er auf und entlässt den Boten, ehe er sich an seinen Berater wendet. Dieser versteht ohne dass auch nur ein Wort gesprochen wird und so wird ein Wagen für den Pharao vorbereitet. Nur ein kleiner Teil seiner Wachen soll mitkommen um nicht den Anschein zu erwecken dass sie feindlich gesinnt sind sollte sie erwachen. Er hat so viele Fragen an eine Göttin und er hofft zutiefst dass es sich als wahr herausstellt. Wenn sie sich gut um sie kümmern, dann wird sie ihnen vielleicht Dankbarkeit erweisen und ihnen die lang ersehnten guten Ernten bringen! Satis scheint mit ihnen nicht zufrieden zu sein, denn der angrenzende Nil führt nicht genug Wasser um eine gute Ernte zu bringen. Das Volk hungert, die Vorräte sind langsam aber sicher aufgebraucht und es wird wirklich Zeit für eine gute Ernte. Er bewegt seine Pferde zur Eile, seine Gefolgschaft hält mit und so kommen sie nicht lange danach an jener militärischen Festung an, in welcher man die junge Göttin untergebracht hat. Als er auftaucht werden die Ehrerbietungen dargebracht die er sich schon so lange antun muss. Diese ignorierend wird er von dem obersten Offizier begrüßt, der ihn ohne Umschweife sofort in die Lagerstätte der jungen Frau bringt. Der Pharao entlässt ihn sofort wieder und betrachtet sie aus einiger Entfernung. Die blauen Haare leuchten selbst hier drin wie die teuersten Edelsteine die er je gesehen hat. Mehr als der Himmel selbst! Scheinbar hat man die Haare ebenfalls gewaschen, denn sie liegen noch leicht nass auf dem Kissen, auf welchem ihr Kopf ruht. Die blaue Farbe ist wohl echt, ansonsten wäre sie nun ausgewaschen. Ihre Haut ist hell, als hätte sie nie ein Sonnenstrahl berührt. Es wäre ein Frevel sie anzufassen, ob es überhaupt in Ordnung ist sie anzusehen? Aber wie sollte man sie sonst retten können? Ihm gehen viele Dinge durch den Kopf um die er sich später noch kümmern muss. Nun aber wird er sich erst einmal darum kümmern dass diese junge Göttin, dessen Antlitz er noch nie gesehen hat, in seinen Palast gebracht wird. Und danach muss er unbedingt zum Seher, vielleicht kann dieser ihm helfen wie er mit ihr umzugehen hat und vielleicht weiß dieser auch, was es mit dieser jungen Göttin auf sich hat. Er gibt seine Befehle weiter und gibt auch einem seiner Männer bescheid, dass er im Palast einen Raum für sie vorbereiten soll. Sie brauchen einen Heiler der nur für sie zuständig ist und mindestens vier Frauen die sich um ihr Wohlergehen kümmern sollen. Neue Hoffnung keimt in dem Pharao auf, vielleicht hat der Fluch unter welchem sie standen nun endlich ein Ende? Vielleicht sind die Götter nicht mehr erzürnt und vielleicht gibt es bald kaum noch hungernde Menschen in seinem Reich.
Er verbringt noch weitere Minuten in diesem Raum, ehe er seinen Kopf neigt, die Augen für einen Moment schließt und sich wieder aufrichtet. Auch wenn er gern warten würde bis sie erwacht ist, so muss er sich dennoch um seine Leute kümmern, also sollte er wieder zurück in den Palast und Geschäfte abwickeln. Geschäfte, die ihm im Augenblick noch genug Nahrung bringt um seine Leute gerade noch so über Wasser zu halten und sie nicht sterben zu lassen. Die junge Göttin ist nun hoffentlich ein Segen für sie und kein weiterer Fluch, den sie sich nicht erlauben können. Denn dann würde er sich fragen mit was sie dies verdient hätten und welche Opfer man bringen müsste, um die Götter wieder milde zu stimmen. Mit seinem Wagen und dem Teil seines Gefolges welches sich nicht um den Abtransport von Charlette kümmert, kehrt er in den Palast zurück. Die Pferde werden ihm sofort abgenommen und es wird sich um sie gekümmert, der Wagen wird auf seinen üblichen Platz gestellt und gesäubert um bei der nächsten Reise zu glänzen. Er weiß jetzt schon dass das gesamte Reich bald über die Entdeckung der jungen Frau bescheid weiß die die Haarfarbe der Götter besitzt. Vielleicht sollte er die Wachen zusätzlich verstärken? Das klingt nach einem Plan den er durchführen sollte um nicht nur sie zu schützen, sondern auch den Palast. Denn man wird sie entführen wollen um sich ihrer Macht alleinig aneignen zu können. Wenn ihm nur einfallen würde was für eine Göttin sie ist! Es ist wahrlich ein Frevel dieses Wissen nicht zu besitzen, aber er hat noch nie von jemandem wie ihr gehört. Der Pharao gibt weiter dass er sich zum Seher zurückziehen wird um das alles für ihn zu klären, denn er wird es wissen. Der Seher weiß alles! Dass er ihm die Ankunft nicht vorhergesagt hat, das würde schon fast als Verrat gelten. Dennoch braucht er diesen Seher, der bis jetzt noch nie falsch mit irgendeiner Aussage lag. Jedes Mal hatte er recht und genau deswegen hat er so ein tiefes Vertrauen in ihn und hoffentlich wird er dieses Vertrauen nicht missbrauchen in dem er ihm irgendein Märchen aufdrücken will. Langsam betritt er jene Abteilung des Palastes welcher nur für den Seher und seine Leute geschaffen wurde. Verschiedene Gerüche steigen in seine Nase, Kräuter hängen von gespannten Seilen herunter und es gibt einen Bereich nur für die Schlachtung der Tiere. Sofort wird man auf ihn aufmerksam und verspricht den Seher zu holen. Schon fast ungeduldig wartet der Pharao auf den alten Mann der, so schnell ihn seine alten Füße tragen, auf ihn zukommt. Die gebräunte Haut ist mit vielen Falten durchzogen und die Augen strahlen eine Weisheit aus die er sonst bei noch niemandem gesehen hat. Es wird sofort eine Zeremonie vorbereitet und man solle den Rauch vorbereiten. Dieser ist zwar ein wenig ungenauer, aufgrund der Knappheit an Tieren aber als eine der wenigen Möglichkeiten vorhanden. Diese Vorbereitungen brauchen jedoch seine Zeit, da alles mit einem bestimmten Ablauf versehen ist und dieser Ablauf nicht gestört werden darf. Schlussendlich bringt man ihn aber in den Raum in welchem der Seher schon auf dem Boden sitzt und auch er setzt sich auf den Untergrund. Erst ist unverständliches Gemurmel zu hören, ehe der alte Mann von einem Geschenk der Götter spricht. Die Frau sei keine Göttin an sich, aber ein Geschenk der Götter um ihr langes Leiden zu Belohnen. Die Frau wird Glück bringen, dennoch sieht der alte Mann etwas, was er im ersten Moment nicht identifizieren kann. Doch dann wird es für ihn sichtbar und er nickt langsam vor sich hin. Doch man solle aufpassen, denn nicht jeder ist dem Geschenk der Götter positiv zugewandt. Es gibt Neider und Ungläubige, die dem Geschenk der Götter nichts gutes wollen. Man muss Vorsicht walten lassen!
Ein zweites Mal wacht Charlette nun auf ohne zu wissen was passiert ist oder wo sie ist. Sie hat nur leichte Kopfschmerzen und kann sich langsam aufsetzen. Unter ihr ist es weich, sie liegt also in ihrem Bett. Erleichtert atmet sie durch, es war alles nur ein Traum! Trotzdem sollte sie aufstehen und sich etwas zu trinken holen, vielleicht gehen die Kopfschmerzen weg. Gähnend öffnet sie ihre Augen und blickt auf die gegenüberliegende Wand. Sie kann sich nicht daran erinnern Säulen in ihrem Schlafzimmer zu haben, geschweige denn verzierte und bunte Säulen. Leicht irritiert runzelt sie die Stirn und sieht sich im gesamten Zimmer um. Alles wirkt... alt und doch irgendwie neu. Fellteppiche die auch so aussehen als wären sie echt, Wandbemalungen und -verzierungen die sie an das alte Ägypten erinnert, das große Bett in welchem sie liegt und fremd wirkt... wo ist sie hier? Es gibt zwei große Fenster die das Tageslicht hereinströmen lassen und eine Tür, die als Fluchtmöglichkeit dienen könnte. Träumt sie immer noch? Vorsichtig steht sie auf, hat im ersten Moment noch ein Problem wegen des Kreislaufs und geht zu einem der Fenster um hinaus zu sehen, doch fällt ihr auf halbem Wege auf dass sie etwas ziemlich leichtes anhat. Charly sieht an sich hinunter und zupft an dem weißen Gewand herum. Das Kleid fühlt sich seidenweich an, aber sehr luftig. Sie trägt keine Unterwäsche! Sowohl BH als auch Unterhose sind weg und... auch alles andere fehlt irgendwie! Vom Ausblick abgewandt sieht sie sich weiterhin im Zimmer um und entdeckt immer mehr Dinge. Erstens eine Kanne mit einem Becher, welchen sie leert. Der Durst war wirklich überwältigend! Neben ihrem Bett findet sie ihre Kleidung vor und als sie ihre Jacke hochhebt merkt sie, dass es gewaschen wurde. Es stinkt nicht nach Schweiß, so wie sie es normalerweise tun sollte wenn man ewigst lang in der brütend heißen Sonne unterwegs war. Kurz sieht sie zur Tür, aber es kommt niemand und schnell zieht sie ihre eigentliche Kleidung an. Auch wenn die Jogginghose schlabbrig und alt ist, sie fühlt sich tausendmal wohler als in dem Kleid oder Nachthemd, was auch immer man ihr angezogen hat. Auch mit ihrem BH fühlt sie sich besser. Top drüber, Jacke drüber und eigentlich fehlen nur noch ihre Schuhe. Wo sind- Ah, da sind sie ja. Auch die zieht sie an und fühlt sich wieder wie sie selbst. Okay, jetzt muss sie nur noch herausfinden was passiert ist, wo sie hier ist und wieso man sie umgezogen hat. Bei dem Gedanken daran dass man sie angefasst hat kommt ihr eine Gänsehaut. Mit einem Mal zuckt sie zusammen als sie von draußen komische Laute hört. Warte... das hört sich fast an wie das Gebrüll der Person vor der sie zusammengebrochen ist! Hat die sie hier her gebracht? Einerseits fühlt sie sich dankbar, andererseits hat sie Angst. Panische Angst vor dem Ungewissen und genau so panisch sieht sie sich um. Wo könnte sie sich verstecken? Das Bett! So schnell es ihr möglich ist krabbelt sie unter das Bett und drückt sich in die hinterste Ecke, als die Tür wirklich schon aufgeht. Von unten kann sie ein paar Füße in Sandalen erkennen. Sehen schon fast aus wie Frauenfüße. Im nächsten Moment wird ihre Vermutung damit bestätigt, dass eine Frauenstimme etwas ruft und ihr Verdacht bestätigt sich. Es ist die gleiche Sprache wie es bei der anderen Person der Fall war. An was erinnert sie diese Sprache? Es gibt eine die der sehr ähnlich klingt, zumindest in ihren Ohren. Plötzlich stürmen mehrere Personen in das Zimmer und scheinbar sucht man nach ihr. Dadurch fühlt sie sich noch unwohler als eh schon und die junge Frau hält sogar den Atem an als sie ein paar Füße so nah an ihr vorbeigehen sieht, sodass sie sie hätte anfassen können wenn sie nur den Arm ausgestreckt hätte. Mit einem Mal bleibt jemand neben dem Bett stehen und Charly klopft das Herz bis hoch zum Hals. Nicht nachsehen, bitte sieh hier nicht nach! Ihre Augen werden groß als die Person auf die Knie geht und die Hände auf den Boden legt. Sie betet innerlich dass diese Person jetzt nur nicht hier drunter nachsieht. Bitte nicht, bitte nicht! Die blauhaarige merkt wie sie zittert und im nächsten Moment blickt sie in die Augen eines Mannes der sie mustert und sich wieder aufrichtet. Er gibt etwas von sich und im nächsten Moment hat sie das Gesicht einer jungen Frau an fast der gleichen Stelle. Sie lächelt und gibt etwas von sich, ehe sie ihr die Hand entgegen streckt. Charly schüttelt aber nur den Kopf und rückt ein wenig von ihr weg. Ganz sicherlich nicht, wer weiß was die will! Immer weiter redet die junge Frau auf sie ein und kommt ihr vorsichtig näher. Doch daraufhin weicht Charly immer weiter zurück.
Nur vergisst Charly dass das Bett auch irgendwann zu Ende ist und wird im nächsten Moment an den Füßen nach hinten gezogen. Ihr entkommt ein überraschtes Kreischen, ehe sie von irgendjemanden auf ihre Beine gehoben wird. Dummer Fehler sie jetzt auch noch von hinten ein wenig festhalten zu wollen. Rein aufgrund von Selbstverteidigung holt sie mit ihrem Schädel aus und rammt dem Kerl hinter ihr diesen in die Gesichtspartie. Abrupt wird sie losgelassen und stolpert nach vorn, während sie sich den Hinterkopf hält und selbst vor Schmerz aufzischt. Ist nicht so leicht wie es in den Filmen immer gezeigt wird! Sofort sieht sie aber an die Stelle an welcher sie vorher noch war und erkennt, dass sie einen der Wachen wohl fast ausgeknockt hat. Dieser steht nach vorn gelehnt da, eine Hand auf der Nase und auf irgendeiner Sprache vor sich hin fluchend. Dann dreht sie ihren Kopf auf die andere Seite und sieht die anderen Leute in dem Zimmer, inklusive der Frau die nun aufgestanden ist und sie besorgt ansieht. Sie fragt irgendetwas und kommt vorsichtig näher. Oh, scheiße nein. Charly sieht von ihr zur Tür und wieder zurück. „Und Tschüss, Ladys!" Mit diesen Worten nimmt sie die Beine in die Hand und läuft so schnell es geht aus dem Zimmer und rechts herum. Einfach nur weg, keine Ahnung wohin. Sie hört hinter sich schon die Männer laufen und auch die Frau ruft etwas, aber sie hört nicht hin. Charly sprintet um eine weitere Ecke und weicht einem Kerl aus der aussieht als hätte er was zu sagen. Sie gibt ein gekeuchtes: „Sorry!", von sich, da sie ihn fast umgerannt hat und läuft immer weiter. Perplex sieht Pharao Alnasr der jungen Frau dabei zu wie sie an ihm vorbeirast als wäre sie nicht zwei Tage lang im Bett gelegen. Sie hat ihm irgendetwas zugerufen, aber das klang wie eine ganz andere Sprache. Ist das die Sprache der Götter? Moment, wieso läuft sie weg? Im nächsten Augenblick laufen die Wachen an ihm vorbei und brüllen ihr hinterher dass sie stehen bleiben soll da man ihr nichts tue. Also offensichtlich scheint sie fliehen zu wollen, obwohl sie höchstwahrscheinlich keine Ahnung hat wo sie in diesem Palast hin muss. Keuchend bleibt eine der Frauen bei ihm stehen die er für das Geschenk der Götter eingesetzt hat. Diese gibt ihm weiter dass sie sich unter dem Bett versteckt hatte. Als sie sie rausholen wollte ist sie auf der anderen Seite des Bettes hervorgekommen und wurde von einem der Männer hochgehoben. Das hat ihr jedoch nicht gefallen, der Wachmann hat nun eine blutige Nase und sie offensichtlich Kopfschmerzen. Alnasr ist erschüttert über den Frevel dass man sie einfach so angefasst hat und wird sich persönlich um den Wachmann kümmern. Wer wagt es einfach so ohne seine oder ihre Erlaubnis das Geschenk der Götter anzufassen? Währenddessen ist dieses Geschenk aber drauf und dran wirklich abzuhauen. Vielleicht ist sie nicht so schnell, aber um einiges flinker und aufgrund des Adrenalinspiegels in ihrem Blut ist sie auch um einiges wagemutiger. Charly versucht sie immer wieder hinter jeder Ecke irgendwie abzuhängen, weicht so gut es geht allem aus und hat nur einmal fast das Problem geschnappt zu werden. Doch der Hand der Wache konnte sie entkommen in dem sie sich geduckt hat und in die andere Richtung gelaufen ist. Türen wird sie sicherlich keine öffnen, denn Zimmer heißen Sackgasse und die kann sie nicht gebrauchen. Plötzlich muss sie abrupt stehenbleiben als vor ihr ein paar Wachen auftauchen und auch hinter ihr die Wachen immer näher kommen. Ausgelaugt von dem wenigen Essen in letzter Zeit und der fehlenden Kondition steht sie keuchend da und sieht erschöpft von einer Seite zur anderen. Die Waffen machen ihr überhaupt keine Freude und wohlfühlen tut sie sich auch nicht. Immer wieder schnappt sie nach Luft und weicht zur Seite aus bis sie mit dem Rücken an der Wand klebt. Schweißperlen bilden sich auf ihrer Stirn die sie sich abwischt. Sie kommt hier nicht weg, will aber nicht getötet werden. Sie versteht ihre Sprache nicht, sie auch nicht ihre so wie es aussieht. Das hier wirkt wirklich wie das alte Ägypten, wie ein Film! Nur dass sie keine Kameras sieht und auch keine Schauspieler. Keine normalen Menschen in normaler Kleidung. Immer weiter steigt die Panik bis einer der Männer die Waffen betont langsam niederlegt und ihr zeigt dass er nichts hat. Erst dann kommt er einen Schritt näher. Misstrauisch und noch immer verängstigt beobachtet sie ihn misstrauisch, doch er geht nur dann einen Schritt auf sie zu wenn sie sich wohl genug fühlt. Die Hände bleiben sichtbar und er lächelt leicht, schon fast beruhigend. Er sagt immer wieder irgendetwas, Charly kann es aber einfach nicht verstehen. Aber eines versteht sie nun doch. Sie wollen und werden ihr nichts tun. Unsicher sieht sie zu den anderen, was die Wache bemerkt und etwas brüllt. Sofort senken auch die anderen ihre Waffen und die junge Frau wischt sich noch einmal über die Stirn, ehe sie sich ein wenig entspannt. „Wenn nur jeder so folgen würde...", murmelt sie vor sich hin und sieht dann zu dem Mann der sich nicht bewegt hat solange sie ihn nicht angesehen hat. Das gibt... ein klein wenig Vertrauen. Noch einmal sieht sie sich um und geht von selbst einen Schritt auf ihn zu. So ganz vertraut sie ihm nicht! Aber ein klein bisschen, immerhin scheint er zu wissen wie er sich verhalten muss wenn so etwas passiert. Mit leicht eingezogenem Kopf und dem Wissen dass sie wahrscheinlich Mist gebaut hat, geht sie die letzten zwei Schritte zu ihm und sieht schuldbewusst auf die Seite. Kaut sich auf ihrer Unterlippe herum und zupft sich einfach am Finger herum. Er sagt irgendetwas, was sie zu ihm sehen lässt. Sie versucht irgendetwas bekanntes herauszuhören, was aber nicht möglich ist. Wie verklickert sie ihm dass sie nichts versteht? Leicht verzweifelt legt sie den Kopf schief. „Ich weiß dass mich hier auch niemand versteht, aber... wenn ich einfach irgendwas sage dann merkt ihr vielleicht dass ich keine Ahnung habe wie wir kommunizieren können." Diesmal runzelt er die Stirn und gibt wieder etwas von sich. Doch erneut kommen ihm Worte und Laute entgegen die er noch nie in seinem Leben gehört hat. Sie spricht ihre Sprache nicht und scheint eine komplett andere zu beherrschen. Vielleicht die Sprache der Götter? Jetzt muss man sich wohl mit reinen Gestiken unterhalten. Er winkt sie mit sich, dreht sich um, geht ein paar Schritte und sieht dann nach hinten. Das Geschenk der Götter sieht ihn unsicher an, folgt ihm dann aber zögerlich.
So kann er sie zurück in das Zimmer bringen und deutet auf das Bett, auf welches sie sich hinsetzt. Zufrieden lächelt er und nickt. Sehr gut, sie sind schon einmal weiter gekommen als vorher. Prüfend geht er zum Wasserkrug und gibt ihn einem seiner Kollegen mit der Aufgabe neues Wasser zu bringen, immerhin ist es leer. Und man solle dem Pharao bescheid geben dass alles wieder in Ordnung ist und es nur ein Missverständnis gab. Ob sie Hunger hat? Vorsichtig räuspert er sich und sie sieht zu ihm. Er deutet ihr an etwas zu essen und zeigt dann auf sie. Charly braucht einen Moment und sitzt mit gerunzelter Stirn auf dem Bett, ehe sie auf ihren eigenen Bauch hinunter sieht. Sie hat schon so viel angestellt, jetzt etwas zu essen zu verlangen wäre wahrscheinlich zu viel und- Ihr Magen nimmt die Entscheidung ab und demonstriert laut und deutlich dass man keine Sprache braucht um so etwas weiterzugeben. Peinlich berührt legt sich die junge Frau eine Hand auf das Gesicht, nickt aber leicht. Die letzten zwei Wachen verschwinden und somit bleibt Charly mit dem Kerl ganz allein. Sie traut ihm immer noch nicht ganz und lässt ihn nicht aus den Augen. Doch er tut überhaupt nichts, bewegt sich nicht einmal wirklich. Hin und wieder ist sich die junge Frau nicht einmal sicher ob er überhaupt noch atmet so still ist er. Nach einer Weile geht die Tür auf und es wird ein neuer Krug gebracht den sie nur auf den alten Platz stellen, ehe die Männer wieder verschwinden. Charly will gerade etwas fragen, als die Tür schon fast aufgerissen wird und sich selbst der Wachmann ein wenig erschreckt. Es wird irgendetwas gesagt, man scheint nicht so wirklich glücklich zu sein. Dann gehen die Blicke zu der jungen Frau die sich augenblicklich wieder unwohl fühlt. Was hat sie jetzt wieder angestellt? Dann nickt ihr die Wache zu der sie hatte beruhigen können und deutet ihr an ihm wieder zu folgen. Kurz hebt sie die Hand, steht auf und trinkt noch etwas von dem Wasser, ehe sie ihm zum zweiten Mal folgt. Diesmal aber ein wenig neugieriger und doch besorgter als vorhin. Was wohl passiert ist dass man die Tür so aufreißen musste? Was ist nur so wichtig und was passiert hier mit ihr? Fragen über Fragen auf die sie keine Antwort hat. Charly wird durch ein paar Türen und an einigen staunenden Leuten vorbei gebracht, bis sie schlussendlich in einen Bereich gebracht werden der mit einigen Säulen ausgestattet ist. Alles ist irgendwie verziert, bemalt und überall ist etwas eingeritzt. Gut gekleidete Männer und Frauen stehen hier herum und sie wird durch die kleine Menschenansammlung gebracht, bis ihr der Wachmann mit einer Handgeste Einhalt gebietet. Was sie sieht ist hat für sie nichts mehr menschliches. Sie erkennt den Kerl an dem sie im Gang vorbei gerast ist. Dieser steht mit einer Peitsche hinter dem knienden Mann den sie als die Wache identifiziert dem sie die Nase gebrochen hat weil er sie festgehalten hat als sie in Panik geraten ist. Nur ist der Kerl Oberkörperfrei und am Rücken befinden sich einige rote Striemen aufgrund der Peitsche. Was zur Hölle passiert hier und warum ist sie hier her gebracht worden?
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