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15 | Der Bienenkönig

Hannah rannte über die hölzernen Bohlen, spürte den Mast bedrohlich nah, hielt inne und nutzte ihn für eine gewagte Drehung, um ihrem Verfolger auszuweichen. Das Deck der Wavedancer war glatt unter ihren nackten Füßen, und der Mann, der ihr auf den Fersen war, hatte sie fast eingeholt.

»Weglaufen ist zwecklos! Ich bekomme dich doch!«, rief die Stimme dicht hinter ihr und trieb sie weiter an. Hannah wagte einen beherzten Sprung auf die Reling und balancierte von dort aus auf dem schmalen Sims weiter.

»Du kriegst mich nicht!«, keuchte sie außer Atem, während sie den Bug des Schiffes fast erreicht hatte. Plötzlich stolperte sie über einen Tampen, der über das Geländer hing, und verlor das Gleichgewicht. Eine endlose Sekunde ruderte sie mit den Armen, um nicht ins Meer zu stürzen, doch der Verfolger packte sie und zog sie zurück zur Bordseite.

»Ich hab dich, Kleines!«, erklärte der Mann siegreich, während er sie fest umarmte. »Es tut mir leid, Papa«, schluchzte Hannah, überwältigt von dem Gefühl drohender Gefahr.

»Hey, schhh, alles gut, ich bin nicht böse!«, beruhigte sie der liebevolle Bartträger. »Wenn wir mutig sind, kann auch mal etwas schiefgehen. Wichtig ist nur, dass wir uns vorher darüber Gedanken machen, was wir eigentlich zu befürchten haben. Denn wenn wir unseren Feind kennen, können wir ihm besser aus dem Weg gehen oder ihn kontrollieren.«

»Aber ich habe nicht vorher nachgedacht«, schluchzte Hannah und vergrub voller Scham ihr Gesicht an der Brust ihres Vaters.

»Auch das passiert, mein Kind. Aber für den Fall haben wir immer noch unsere Freunde und Familie. Die helfen uns, wenn wir vom rechten Weg abkommen oder etwas Dummes tun. Auch auf uns kannst du dich verlassen.«

»Und wenn ihr irgendwann nicht mehr da seid?« Hannahs Stimme bebte vor Angst.

Der Vater lächelte und schwieg. Langsam begann er sich von seiner Tochter zu entfernen. Hannah verstand nicht, was gerade passierte. Sie lief hinter ihm her, doch er war schon fast bei der Reling und lief Gefahr, ins Meer zu stürzen.

»Warte, geh nicht weg!«, rief sie so laut sie konnte, doch die Umrisse begannen sich aufzulösen, und die Gestalt ihres Vaters war bald nur noch ein Nebel, der drohte ins Meer hinausgezogen zu werden.

»Geh nicht, bleib bei mir!«, rief sie erneut und rannte auf die schwächer werdende Kontur zu.

»Ich bin ja da«, flüsterte eine Stimme. »Ich bleibe bei dir. Du bist in Sicherheit.«

»Geh nicht, ich will dich nicht verlieren!« Tränen bildeten sich in Hannahs Augen und nahmen ihr die Sicht.

»Ich bin ja da, Hannah. Du bist in Sicherheit

Hannah sah plötzlich, wie eine Fontäne sich aus dem Wasser erhob und langsam auf sie zukam. Sie beugte sich zu ihr herunter und küsste sie meerwasserfeucht auf ihre Stirn. »Du bist in Sicherheit«, gurgelte das Wasser, und Hannah sah plötzlich die Sonne, die ihr grell ins Gesicht schien. Sie stand auf einer grünen Blumenwiese, und am Ende eines gewundenen Pfades stand ein kleines Haus aus Lehm, bedeckt mit Palmenwedeln.

Ein Flüstern drang an Hannahs Ohr, doch sie verstand die Worte nicht. »Kamen sie von diesem Haus?«, fragte sie sich. Sie lief über die Wiese, lief zu dem Haus, öffnete die Tür und stand wieder auf ihrem Schiff. Der Himmel war nun dunkel, und düstere Wolken schoben sich vor den Mond. Hannah wollte wieder zurück, wollte durch die Tür gehen, durch die sie gerade gekommen war, doch sie war verschwunden. An ihrer Stelle befand sich das riesige Maul des Kraken.

Hannah schrie.

»Hey, hey, alles gut, wach auf... wach auf, Hannah«, drang eine beruhigende Stimme an ihr Ohr, während sie langsam aus dem Traum erwachte. Ihr Körper fühlte sich eiskalt und gleichzeitig heiß an, ihr Herz raste, und sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo sie war.

»Das war nur ein Albtraum, du bist hier sicher!«

Eine Frau, die ihr seltsam bekannt vorkam, saß am Rand des Bettes, in dem sie lag, und reichte ihr ein Glas Wasser. Hannah ergriff es mit zittrigen Händen.

»Wo bin ich?«

»Du bist in unserem Haus. Darrel hat dich hergebracht. Er ist in der Küche und schaut nach der Suppe. Ich kann ihn holen, wenn du willst.«

Hannah fuhr sich durch die Haare, die ihr auf den feuchten Wangen klebten. »Nein, ich ... ich brauche noch einen Moment«, meinte Hannah und sah sich um. Sie lag in einem kleinen Zimmer, das trotz der Enge eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte. Die Tür stand einen spaltbreit offen, und dahinter hörte sie Stimmen reden. Eine davon gehörte sicher Darrel.

»Wie bin ich hierhergekommen?« Hannah konnte sich nicht so recht entscheiden, was von dem, an das sie sich erinnerte, Traum und was davon Realität gewesen war. Sie brauchte dringend Gewissheit. Die Frau lächelte sanft. Dann erzählte sie Hannah, was in der Nacht passiert war. Sie ließ sie wissen, dass es ihrer Crew so weit gut ging und dass Darrel sie gerettet hatte.

»Er scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, junge Frauen zu retten«, lächelte sie, als Darrel plötzlich in der Tür stand.

»Er hat dir auch das Leben gerettet?«, fragte Hannah verwundert.

»Das soll er dir lieber selbst erklären«, zwinkerte die Frau und verließ das Zimmer. Darrel nahm auf einem Stuhl neben Hannah Platz.

»Hey, du bist wach... Wie geht es dir?« Hannah erkannte sofort die Fürsorglichkeit in der Stimme. War es die gleiche Stimme, welche die Wasserfontäne in ihrem Traum gehabt hatte? Hatte Darrel zu ihr gesprochen?

»Ich bin am Leben... Dank dir!« Hannah zupfte nervös an den Kanten ihrer Decke und vermied den direkten Blickkontakt. Doch trotz ihrer Unbehaglichkeit fühlte sie sich in Darrels Nähe bereits etwas besser.

Darrel verspürte den Drang, Hannah zu beruhigen und ihr zu versichern, dass sie nichts zu befürchten hatte. Er streckte seine Hand nach ihr aus und sah sie liebevoll an. »Du bist nun in Sicherheit. Hier kann dir nichts passieren.« Als Hannah ihn verlegen ansah, lächelte er. »Und da du nun wach bist, hast du vielleicht Hunger? Die Hausherrin hat Suppe gekocht, wir könnten in die Küche gehen. Kannst du aufstehen?«

Hannah nickte, doch bevor sie sich erhob, hatte sie noch etwas auf dem Herzen. »Darf ich dir eine Frage stellen?«

Darrel lächelte warm. »Natürlich.«

»Woher kennt ihr euch?«

Sein Lächeln wurde breiter. »Ach... Das ist eine lange Geschichte.«

Hannah grinste. »Ich habe Zeit!«

Hannah saß mit Darrel und den anderen Hausbewohnern in der gemütlichen Küche an einem hölzernen Esstisch und schlürfte Suppe aus einem tiefen Teller. Darrel saß ihr gegenüber und knetete seine Hände. Ein aufmunternder Blick seiner alten Bekannten ermutigte ihn schließlich, Hannah zu erzählen, woher sie sich kannten.

»Du weißt ja schon, dass ich als Dieb zu eurer Gruppe gestoßen bin«, begann er die Geschichte. »Ich bin auf einer Insel aufgewachsen, in einer winzigen Wohnung über einer Kneipe, in der meine Eltern arbeiteten. Wir hatten nie viel, und es fehlte an allem. Als ich etwa acht Jahre alt war, verließ uns mein Vater, um der Armut zu entkommen, in der wir lebten. Also begann ich zu stehlen, damit wir überhaupt etwas auf dem Tisch hatten. Nie wurde ich erwischt, bis auf dieses eine Mal, als ich den Fehler machte, einen reichen Seemann beklauen zu wollen, der in die Bar gekommen war, in der meine Mutter arbeitete. Doch er übergab mich nicht den Gesetzeshütern, sondern schlug mir einen Deal vor. Ich sollte mit auf sein Schiff kommen und Matrose werden. Er versprach mir, dass ich nie wieder hungern müsste und wir Abenteuer erleben würden. Einen Dieb wie mich könne er gut gebrauchen, meinte er.

Ich fand die Idee spannend, und er wollte mir sein Schiff zeigen. An Bord gab er mir einen Grog zu trinken. Ich war erst elf und hatte nie Alkohol getrunken. Aber ich war auch zu stolz, um abzulehnen. Also tranken wir mit den anderen Matrosen, alles junge Männer und Kinder wie ich. Da hätte ich schon stutzig werden müssen. Aber ich trank mit ihnen, und irgendwann fiel ich todmüde in den Schlaf. Als ich erwachte, waren wir bereits auf hoher See, weit weg von meiner Heimat und ohne, dass ich mich von meiner Mutter verabschieden konnte.«

Darrel nahm einen tiefen Schluck von seinem Wasser, um den dicken Kloß in seinem Hals herunterzuspülen. Hannah sah ihn voller Mitleid an.

»Er hat euch gepressed? Einfach gegen euren Willen mitgenommen? Wie viele wart ihr?«, fragte sie vorsichtig.

»Am Anfang waren wir zu zehnt. Doch wir wurden bald mehr. In jedem Hafen, an dem wir anlegten, rekrutierte der Kapitän weitere Matrosen, bis seine Crew schließlich vollständig war. Die Jüngeren unter uns mussten einfache Aufgaben erledigen, wie das Deck schrubben, Kartoffeln schälen und kochen. Außerdem wurden wir immer wieder an Land geschickt, um für den Bienenkönig Wertsachen und Lebensmittel zu stehlen. Wir landeten in den Häfen reicher Inseln und schwärmten aus. Am Ende des Tages brachten wir alles unserem König, der es in seinem Tresor bunkerte und davon Essen kaufte, wenn wir nichts erbeutet hatten, oder Reparaturen am Schiff durchführen ließ.«

»Warum nannte er sich 'Bienenkönig'? Oder habt ihr ihm diesen Namen gegeben?«, wollte Hannah wissen.

»Er war wie eine Bienenkönigin: Er war Herr über ein ganzes Volk kleiner Ausschwärmer, die Gold wie Pollen aus den Städten holten und in den Stock zurückbrachten. Und da der König immer neue Kinder rekrutierte, machte es ihm auch nichts aus, wenn einige mal auf der Strecke blieben. Denn manchmal wurde jemand erwischt und kam nicht wieder an Bord zurück. Und wer sich auflehnte, nicht gehorchte oder gar neue Rekruten warnte, wurde gnadenlos über Bord geworfen.«

»Das ist ja schrecklich!« Hannah konnte es kaum glauben, was Darrel da erzählte.

»Zum Glück hat sich nur einmal ein junger Mann gewagt, sich gegen den König aufzulehnen. Wir wurden nach diesem schrecklichen Erlebnis eine sehr eingeschüchterte Crew. Und seitdem fiel es mir schwer, nachts zu schlafen. Ich hatte einfach Angst, dass mich der Bienenkönig auch mitten in der Dunkelheit aus meinem Bett holen und über die Reling werfen würde. Doch die Jahre vergingen, und ich hatte mich mittlerweile mit meinem Schicksal abgefunden. Das Gute war, dass ich viel über die Seefahrt und das Schiff lernte. Außerdem fand ich Freunde, und wenn man gehorchte, konnte man fast von einem guten Leben sprechen.«

»Aber du bist nicht mehr auf dem Schiff. Wie bist du da runtergekommen?« Trotz der Ungeheuerlichkeit der Geschichte hing Hannah gebannt an Darrels Lippen.

»Es gab schließlich einen Tag, an dem es der Bienenkönig übertrieb. Er hat...« Darrel schaute zu dem Jungen hinüber, der mit am Tisch saß, und sagte dann: »Vielleicht gehst du besser draußen noch ein wenig spielen, bevor ich weiterspreche.« Doch die Mutter legte die Hand auf die Schulter ihres Jungen. »Er weiß, was damals passiert ist. Wir haben mit ihm darüber gesprochen.«

Darrel nickte, dann sprach er weiter. »Der Bienenkönig hat eine junge Frau aus einem Dorf an Bord gebracht. Er stellte sie uns als seine neue Braut vor.«

»Überflüssig zu erwähnen, dass ich davon wenig begeistert war. Mein Vater hat mich für ein paar Goldmünzen hergegeben, um seinen Hof nicht zu verlieren«, erklärte die Mutter erstaunlich gefasst.

»Als sie schwanger wurde, wollte er sie über die Reling werfen. Ein Baby an Bord passte nicht in seine Pläne. Da konnte ich nicht mehr länger wegsehen. Ich scharrte meine Freunde um mich und gemeinsam haben wir den Bienenkönig überwältig. Wir kaperten die Sturmwind und setzten den Bienenkönig auf einer einsamen Insel aus. Ich wurde zum neuen Kapitän gewählt und wir brachten die Frau auf diese Insel, wo sie das Baby bekam und schließlich einen netten Fischer heirate«, erklärte Darrel. Hannah bemerkte das liebevolle Lächeln, das zwischen den beiden Vertrauten entstand. So war Darrel also an sein Schiff gekommen.

»Und deine Mannschaft besteht aus den Kindern von damals?«, fragte sie interessiert.

»Nicht alle wollten weiterhin zur See fahren. Wir haben die jüngeren Kinder nach Hause gebracht. Aber der harte Kern ist geblieben und mit mir auf Reise gegangen. Jedes Jahr komme ich seither zu dieser Insel und schaue nach dem rechten.«

»Und jedes Jahr hat Onkel Darrel mir etwas von seinen Abenteuern mitgebracht«, meldete sich der Junge zu Wort.

»Danke«, sagte Hannah, als sie merkte, dass die Erzählung beendet war, »dass ihr diese Geschichte mit mir teilt. Ich glaube, ich kann nun besser verstehen, warum du die Führung so ungern anderen überlässt. Deine Mannschaft vertraut dir und ich vertraue dir auch. Ich werde mit dir kommen, auch ohne, dass ich am Steuer stehen darf. Wir haben ja gesehen, wohin mich das schlussendlich geführt hat.«

»So spät noch loszufahren war wirklich leichtsinnig!«, bestätigte Darrel. Hannah sah etwas betreten auf ihre Hände, die sie auf dem Tisch abgelegt hatte. Sie selbst war wahrscheinlich die, welche am meisten Leid auf sich geladen hatte. Dennoch hatte sie ihre Crew in Gefahr gebracht und ihre Lebensgrundlage zerstört. Diesen Vorwurf musste sie sich nun gefallen lassen.

»Aber du hast mich gerettet...«, nuschelte sie leise vor sich hin. Es fiel ihr schwer, zuzugeben, dass sie ohne Darrel wohl nun bei ihrem Schiff in Davy Jones Kiste liegen würde.

»Du hast es auch schon einmal für mich getan.« Darrel lächelte und griff nach Hannahs Hand, die auf dem Tisch lag. Hannah war überrascht und doch genoss sie die unerwartete Berührung, die so viel mehr zu sein schien als der Trost, den Darrel ihr anbot. Es war ein Friedensangebot. Eine Versöhnung. Vielleicht der Wunsch, noch einmal von vorne anzufangen.

»Du hast recht...«, überlegte Hannah und sah Darrel dann in die Augen. »Ich denke, jetzt sind wir quitt!«

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