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6.12. Mittagsmahl mit Ancellus (I)

Im Amtszimmer der Kantonei von Golddorf saßen derweil die Grafen mit ihren Frauen an einer großen langen Tafel zum gemeinsamen Mittagsmahl mit dem Oberpriester zusammen. Auf der Tafel standen unzählige Töpfe, Schüsseln und verzierte Präsentteller mit Kartoffeln, Rotkohl, Pilzen, verschiedenen Soßen und bereits zurechtgeschnittenen Stücken eines Wildschweinbratens. Auch Nudeln oder Kartoffelbrei gab es.

Alle Anwesenden waren zunächst ins Essen vertieft, genossen die köstlichen Speisen und den aufgetafelten Wein, der sogar unverdünnt war und durch seine Fruchtigkeit die Sehnsucht nach den südlichen Landschaften des Kontinents aufkeimen ließ.
Heinrich kämpfte gerade kauend mit einem herrlichen Stück Wildschweinlende und war für den Moment mit sich und der Welt zufrieden.
August, der links neben ihm saß, bemerkte das, lächelte, nahm seinen Becher Wein und gönnte sich einen genussvollen Schluck. Als einer der wenigen Weinkenner am Tisch wusste er so einen guten Tropfen zu schätzen. Er hätte gern gewusst, was sein Vetter Jean, der in Beauville ebenfalls Weinherstellung betrieb, zu solch einer edlen Traubenmischung gesagt hätte.

Ähnlich ergötzten sich auch die anderen Gräfinnen und Grafen an dem Festessen.
Ancellus tat dies ebenfalls, wenn auch etwas verhaltener. Er saß als einziger am Kopfende der langen Tafel und beobachtete jeden mit einem gewissen amüsierten Interesse.
Links neben ihm saß die diesjährige Gastgeberfamilie des Mediesfestes: Gunther von Golddorf mit seiner Frau Amalie, die aus dem gleichnamigen Fürstentum Amalien stammte – dorther, wohin der Trupp der Elder-Chronik aufzubrechen gedachte.
Neben den Golddorfern saß Gustav von Gotenfels mit seiner Frau Gundula, die aus Pruzen stammte. Weiter entlang neben diesen saßen jüngere Grafen, wie etwa auch Reinhard von Dalsheim mit seiner Frau Rosalie. Rechts vom Oberpriester saß Eberhard von Angelsheim mit seiner Frau, daneben folgten deren Nachbarn, die Grafenleute von Angelsfeld und wiederum neben diesen saß Gerhard von Falkenstein mit seiner Frau Sieglinde, der Tochter des in ganz Allerlanden bekannten Ritters Siegfried Schwartz.

Generell saßen auf beiden Tafelseiten die älteren Grafenleute näher beim Oberpriester, während die jüngeren mehr ans Ende der Tafel platziert waren.
August und Heinrich saßen als verwitwete Grafen ebenfalls weiter hinten und zwar auf der rechten Seite neben den Falkensteinern. Rechts neben Heinrich saßen nur noch Philipp und Julius von Greifenstein, mit 20 Jahren die jüngsten Grafen am Tisch und zudem noch unverheiratet.
Ihnen gegenüber saßen Richard Dalsmann und seine Frau Natalie, die eigentlich als Rittersleute gar nicht zu der Gesellschaft gehörten, doch die aufgrund von Richards Diensten als Stallherr für den Oberpriester am Essen teilnehmen durften. Darüber hinaus interessierte sich der alte Ancellus immer sehr für die Pferdezucht und die anstehende Auktion, die Natalie Dalsmann stets leitete.

Mit einem gewissen Abstand zur Tafel standen im ganzen Raum die Leibwächter des Oberpriesters einmal an allen vier Wänden des Amtszimmers entlang postiert und mussten ohne mit der Miene zu zucken, dem gesellschaftlichen Treiben und dem herzhaften Festgelage zuschauen. Sie würden erst später zum Zuge kommen, wenn die Grafen satt und zufrieden weggegangen wären. Ihr Dienstherr Quintus Claudius Ancellus hätte sie natürlich auch vor der Tür postieren können, doch der Oberpriester ließ es sich wieder einmal nicht nehmen, durch die Anwesenheit seiner 35-köpfigen Leibgarde zu verdeutlichen, welch ein mächtiger Herr und Fürst er in Allerlanden war. Eine weitere Demonstration seiner Macht würde er in wenigen Augenblicken vornehmen...

Die dreldenischen Edelleute ließen sich aber weder von der Anwesenheit der Leibwächter stören, noch von den taxierenden Blicken des Oberpriesters. Alle griffen herzhaft zu und schwatzten zwar leise, doch eindeutig mit ihren Sitznachbarn.
August von Hegelin scherzte gerade ein wenig mit Sieglinde von Falkenstein, die links neben ihm saß. Als sie etwas erwiderte, lächelte er sie freudig an. Insgeheim dachte er aber an ihren Vetter Karl Johann Kreutz, der sich noch als ein gefährlicher Gegenspieler in dem geplanten Chronik-Unternehmen erweisen könnte. Er hoffte, dass der Falkensteiner seiner Frau gegenüber kein Wort verlieren würde, da es ungewiss blieb, ob Sieglinde die Sache nicht ihrem Vetter Kreutz per Brief mitteilt.

Heinrich unterhielt sich derweil mit den Greifensteinern neben ihm und fragte sie nach den mächtigen Greifen, die auf dem Felsgestein an der Küste leben sollen. Philipp und Julius konnten ihm bestätigen, dass es diese großen Tiergeschöpfe tatsächlich immer noch gab und dass sie in letzter Zeit sogar daran arbeiteten, sie zu dressieren.
Heinrich war ziemlich erstaunt und warf den Zwillingsbrüdern einen interessierten Blick zu. Mit solchen Tieren an der Seite wäre auch der felsige Greifenstein im Norden ein ziemlich gutes Versteck für die Elder-Chronik...

„Nun dann", ergriff Ancellus das Wort und räusperte sich. „Wie ich sehe, haben sich alle ein wenig an den Annehmlichkeiten gestärkt. Es ist an der Zeit, ein paar Dinge zu besprechen."
Die Grafenleute stellten sofort ihre Unterhaltungen ein. Alle wussten, was dieser Kommentar zu bedeuten hatte. Es war üblich, dass der Oberpriester bei solchen Anlässen stets die Gelegenheit ergriff, rechtliche Dinge anzusprechen und zu regeln.

Als alle ihn ansahen, nahm Ancellus sein Weinglas, hob er es hoch und sagte: „Lasst uns zunächst, werte nobiles, anstoßen auf diesen Tag und dieses Beisammensein. Prosit!"
Zufrieden erblickte der Oberpriester, wie sowohl an der linken als auch an der rechten Tafelseite alle im gleichen Moment ihr Weinglas erhoben und ihm ebenfalls ein lautstarkes „Prosit!" zuriefen. Danach genoss jeder einen größeren Schluck aus dem Glas und stellte es ab.

Ancellus räusperte sich und sagte: „Viele der Eurigen haben mir ja am Empfangsabend bereits Ihre dringlichsten Sorgen mitgeteilt. Lasst mich zunächst dazu etwas anmerken." Ernst schaute er mit seinen grauen Augen einmal beide Tischseiten entlang. „Was der Verlust der Ritterschaft angeht: ich werde die Kantonate natürlich umgehend instruieren, geeignete Personen ohne großes Verzögern in den Ritterstand zu berufen. Aber", gab er zu bedenken und hob einen Finger, „werden sich alle gebeutelten Grafschaften darauf einstellen müssen, dass sich in so kurzer Zeit nicht viele Taugliche finden lassen. Qua de causa wird das Aufrüsten der Ritterschaft in diesem Jahr noch nicht vollständig abgeschlossen werden."
Die Grafen schauten leicht entmutigt, blieben aber ruhig.

„Was die Sicherung der Grenze zu den Goten angeht", fuhr Ancellus fort und sah den Gotenfelser direkt an, „kann ich Eurem Ansinnen und auch das des Billunger Grafen nicht nachkommen, harmonische milites als Grenzposten in terra omnium abzustellen. Ich könnte höchstens beim Senat von Harmonia anfragen, ob wir eine securia dahingehend einrichten, dass sie dauerhaft mit einer anderen mehrmonatig im gotischen Gebirgsland Stellung bezieht. Der Oberpriester von Pruzen sieht das ähnlich, doch kann ich hier nichts versprechen." Ancellus hob abwehrend die Hände.
Gustav von Gotenfels nickte bloß. „Verstehe, Eure Heiligkeit", sagte er tonlos, doch sein Blick drückte Enttäuschung aus. 

„Was aber schon jetzt getan werden kann", merkte der Oberpriester mit emsigem Tonfall an, „ist das Verstärken und Befestigen der Grenzanlagen. Dazu könnt Ihr zum Beispiel das Geld nehmen, das Wir als Beute aus dem Sieg über die Carther verteilen wollen."
Der Gotenfelser brummte nur und nickte ergeben zu diesen Worten. Innerlich ärgerte er sich über den Oberpriester, denn schon mehrmals hatte er daraufhin gewiesen, dass die Goten zunehmend mit Schiffen von See aus anlanden und ihre Überfälle begannen. Wie immer wollte der alte Ancellus nicht einsehen, dass eine Verstärkung der Grenzbefestigungen an Land vergebene Liebesmüh war.

„Ahh – apropos Geldbeute", hob Ancellus nun in einem freudigen Tonfall an, schaute nach links zu einem seiner Leibwächter und gab ihm ein Zeichen. Den skeptischen Blick des Gotenfelsers ignorierte er schlichtweg. „Wenn wir schon einmal davon reden, will ich euch allen ein Blick darauf nicht vorenthalten." Er schmunzelte in die Runde.
Der Leibwächter verließ den Raum und kam kurz darauf mit zwei weiteren Männern zurück, die eine schwere Kiste trugen. Die Grafen drehten sich um und warfen neugierige Blicke zu der Kiste, die an der linken Tafelseite vorbei zum Platz des Oberpriesters geschleppt wurde.

Im nächsten Moment hievten die beiden Männern die Kiste auf den Tisch. Es krachte einmal laut, dann stand das Behältnis direkt neben dem Teller des Oberpriesters, der zufrieden in die Runde grinste.
„Nun denn...", sagte er, stand auf und hob den schweren Deckel hoch und nach hinten. Sogleich sahen alle einen Berg von tausend glänzenden Goldmünzen, der nur auf eine zupackende Hand zu warten schien. Die Grafenleute raunten laut und glotzten geradezu auf den offen dastehenden Goldschatz.

„Ich sehe, ich habe nicht zu viel versprochen", meinte Ancellus zufrieden. Er gönnte den Anwesenden noch einen Moment lang den unerwarteten Anblick, dann schlug er langsam den Deckel wieder zu und setzte sich. Auf ein Zeichen hin ergriffen die beiden Träger erneut das besondere Schmuckstück und machten sich wieder auf den Weg hinaus damit.Einige Grafen renkten noch die Köpfe und sahen der Kiste wehmütig nach.
Der Oberpriester grinste. Anscheinend war es doch eine gute Idee gewesen, den Beuteschatz direkt mit hierher zu nehmen. Dank des unauffälligen Karren, den er vor der Kantonei hatte postieren lassen, war die Kiste nahezu unentdeckt geblieben.

Oberpriester Ancellus machte noch eine freudige Bemerkung darüber, dass der Beuteschatz direkt nach dem Mediesfest aufgeteilt werden würde, und widmete sich dann wieder den Anliegen, die er noch besprechen wollte.
Als Nächstes bekam der Graf von Golddorf einen Rüffel. „Ich hatte ja schon mehrmals erwähnt", schnitt Ancellus diesen Sachverhalt an, „dass ihr Grafen bei euren Urteilen das Verhältnis wahren müsst. Was ich nun aber von Euch hörte, Freund Golddorf, geht absolut nicht." Er sah den altgedienten Grafen, der links neben ihm saß, scharf an.
„Was meint Ihr?", fragte Gunther von Golddorf herausfordernd. Der Oberpriester bewegte sich einmal auf dem Platz hin und her, räusperte sich und sagte: „Wie ich hörte, habt Ihr einen Bauern dazu verurteilt, vier Säcke Getreide an Euch als Strafe für sein schlechtes Wirtschaften auf dem Acker abzugeben. Nun frage ich Euch, Golddorf: was wollt Ihr mit vier Säcken Getreide, wenn der Bauer maxime zwei bis drei erwirtschaftet hat?! Das ist doch um Einiges zu hart, will mir scheinen." Ancellus tadelte ihn mit einem herabschätzenden Blick.

Der Golddorfer Graf, der gegenüber seinen Amtskollegen sonst nie um eine bissige Antwort verlegen war, brummte nur und wusste nicht recht, was er diesen Worten entgegnen sollte.
Der Oberpriester bemerkte dies und genoss es sichtlich. Schließlich sprach er sogleich weiter: „Ich habe daher, mein lieber Golddorf, das Urteil bereits abgeändert. Der Bauer wird zur Strafe nur zwei Säcke Getreide bis zur Mitte des Sextembers abzuliefern haben – und zwar an die Kantonei und nicht an Euch."
Graf Gunther schluckte, sah bewusst auf einen Punkt an der Wand vor sich und wurde leicht rot. Der Oberpriester faltete hingegen zufrieden die Hände, weil er einmal wieder seine hohe Stellung in Allerlanden deutlich gemacht hatte. Die Grafen mochten zwar das ius primum besitzen – die erste Gerichtsbarkeit in ihren Gebieten, er aber hatte das ius summum inne, die oberste Gerichtsbarkeit für ganz Allerlanden. Daher durfte er Gerichtsurteile eines jeden Grafen im Nachhinein aufheben oder abändern.

Während der Graf von Golddorf sichtbar auf seinem Platz schmollte, genoss Heinrich regelrecht diesen Seitenhieb gegen ihn und kam nicht umhin, ein Schmunzeln zu zeigen. Schließlich nutzte der Golddorfer sonst auch jede Gelegenheit, ihm gegenüber erheblich aufzutreten. Mit Genugtuung registrierte der Bernsteiner, dass auch bei allerhand anderen Grafen und Gräfinnen an der Tafel eine gewisse Schadenfreude unverkennbar war.

Kurz darauf gab der Oberpriester noch zwei, drei weitere abgeänderte Gerichtsurteile bekannt, wenngleich diese nicht so gravierend waren, wie beim Golddorfer.
Als Nächstes blickte er in die Runde und fragte: „Gibt es nun von eurer Seite her Anliegen, werte nobiles, die hier und jetzt besprochen werden müssten?"
Heinrich atmete einmal tief durch, räusperte sich und sagte mit halb belegter Stimme: „Ich– Eure Heiligkeit – ich habe da ein Anliegen."
Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet.

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