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Kapitel 9

Die nächsten Tage waren sowohl Feivel als auch Simon angespannt wie noch nie. Jede Person, der sie über den Weg liefen, musterten sie mit kritischen Blicken. Vor allem die Dozenten fielen dieser Skepsis zum Opfer. Keiner der beiden Freunde traute seiner Umgebung mehr. Jede einzelne Person hier könnte Teil dieser seltsamen Rassensache sein.

Allerdings wussten sie bisher nicht einmal, ob es sich wirklich um so eine ernste Angelegenheit handelte. Ein weiteres Mal hatten sie sich nicht getraut, sich in Prof. Winters Computer zu hacken. Sie konnten froh sein, dass sie das erste Mal nicht erwischt worden waren. Nochmals wollten sie das Risiko nicht eingehen. Simon hatte seine gute Physiknote, das war es doch, was sie ursprünglich wollten. Dennoch fühlte sich Feivel, als würde die Unwissenheit über die Bedeutung der Dokumente ihn von innen heraus zerfressen.

Beim Gedanken an die unmittelbar bevorstehende Anatomiestunde bei Prof. Winters, wurde ihm ganz mulmig zu Mute. Er würde die lackschwarze Stute nie wieder ohne irgendwelche Verschwörungstheorien im Hinterkopf ansehen können. Was, wenn ihr sein seltsames Verhalten auffallen würde? Oder schlimmer - Ray etwas bemerkte? Kalte Schweißperlen schlichen sich auf Feivels Stirn und ließen seinen dunkelgrauen Schopf unangenehm an seinem dunkel melierten Stirnfell kleben.

„Kommst du?", wieherte der junge Hengst zu Simon hinüber. Dieser war noch immer dabei, in ihrem Zimmer seine Sachen für den Unterricht zusammenzusuchen.

Mit gequältem Gesichtsausdruck hob der Schecke den Kopf. „Ich kann ihn nirgends finden", schnaubte er unwillig.

„Wen denn?", harkte Feivel verwirrt nach und beobachtete ihn dabei, wie er hastig seine Nachttischschublade durchwühlte. Seltsame Dinge wie Kabel, Dinosaurierfiguren und natürlich ein paar Packungen der altbekannten Bambuskaugummis fanden ihren Weg auf den Boden. Scheinbar ohne Erfolg, denn Simon lies bereits kurz darauf enttäuscht den Kopf sinken. „Meinen USB-Stick."

„Wo hast du ihn denn zuletzt gesehen?", versuchte Feivel ihm mit hochgezogener Augenbraue auf die Sprünge zu helfen. Er verstand nicht so recht, warum dieses kleine Etwas für seinen Kumpel von so hoher Bedeutung war.

„Wenn ich das nur wüsste..." Seufzend lies Simon von der ramponierten Schublade ab. „Gestern bei unserer Aktion hatte ich ihn jedenfalls noch..."

Fast unmerklich quittierte Feivel das Ganze mit einem Augenrollen. „Du bist aber auch nicht unbedingt das ordentlichste Pferd auf Erden." Er kicherte in sich hinein.

Grummelnd sah Simon ihn an. „Aber den Stick habe ich bisher noch nie verlegt. Normalerweise trage ich ihn immer bei mir", wandte er protestierend ein.

Doch Feivel zuckte nur sie Schultern. „Es gibt für alles ein erstes Mal." Daraufhin wandte er sich aufbruchsbereit zur Tür um. „Jetzt sollten wir aber wirklich zur Vorlesung. Nicht, dass wir auch noch zu spät kommen", drängte er ungeduldig.

„Aber..."

„Dein Heiligtum kannst du auch später noch suchen", unterbrach Feivel ihn mit einem Schmunzeln.

Endlich gab Simon auf. „Na schön", knurrte er widerwillig unter seiner dichten, schwarzen Mähne hervor.

So trabten sie schließlich über das Unigelände in das altbekannte Gebäude B. Die Gänge quollen zu dieser Zeit nahezu über vor Studenten, die versuchten ihre Säle ausfindig zu machen. Zielstrebig drängte Feivel sich an den tuschelnden und gehetzten Leibern vorbei und zum richtigen Raum. Wie üblich lag er im ersten Stockwerk. Mit klappernden Hufen schob er sich die breite Steintreppe hinauf. Wegen Simons Sticksuche hätte er beinahe seine Angst vor der Stunde mit Prof. Winters vergessen. Doch jetzt, wo sie unmittelbar bevorstand, kochte alles wieder in ihm hoch. Mit einem Anflug erster Schweißausbrüche bewegte er sich weiter vorwärts, doch er war in ein bedeutend langsameres Tempo gefallen.

„Was ist denn?", moserte Simon von hinten. Er wäre fast gegen seine pelzige Kruppe gestoßen. „Wieso schleichst du denn plötzlich so?"

„Ach, ich mache mir nur Sorgen wegen Prof. Winters...", murmelte Feivel gedankenversunken.

„Die hat doch keine Ahnung, dass wir mehr oder weniger über ihre Geheimnisse Bescheid wissen", warf Simon ein. Wie üblich machte er sich nicht viel daraus, sich unnötig Sorgen zu machen.

„Vermutlich hast du recht...", stimmte Feivel zögerlich zu, auch wenn er eigentlich wenig überzeugt war. Vielleicht sollte er sich einfach ein paar Reihen weiter nach hinten setzten, um seine Dozentin nicht direkt vor sich zu haben. Andererseits wäre er dann wiederum näher bei seinem selbsternannten Erzfeind Ray. Es würde wahrscheinlich ohnehin weniger Aufmerksamkeit erregen, wenn er sich wie gewöhnlich verhielt. Prof. Winters wusste sicher, dass er sich immer in der ersten Reihe positionierte. Womöglich würde sie Verdacht schöpfen, wenn sich dies plötzlich änderte.

„Bitte, die Dame", grinste Simon, während er Feivel die Tür zum Saal aufhielt.

Ebenfalls belustigt trat Feivel ein. Dabei währe er fast mit einer Gestalt zusammen gestoßen, deren Fellfarbe er aus dem Augenwinkel als fuchsrot gescheckt definierte. Überrascht über den matten Schmerz in seiner Schulter, sah Feivel zu dem Pferd auf. Als er die wütend funkelnden Augen erkannte, die blau wie ein Eismeer in seine Richtung blitzten, sog er scharf die Luft ein. Raymon Winters. Den konnte er gerade jetzt am allerwenigsten gebrauchen.

„'Tschuldige", nuschelte Feivel dem Hengst rasch zu, ehe er sich in die Menge warf und einen der vorderen Plätze anstrebte. Zu seiner Überraschung erntete er kein boshaftes Knurren von Ray. Nichtmal ein Schnauben. Auch wenn der muskulöse Fuchsschecke sichtlich bemüht war, seine Aggressionen zu unterdrücken, blieb er dennoch ruhig. Alles was er tat, war Feivel einen Geräuschsalat, den er als „schon gut" interpretierte, zu zu zischen und sich abzuwenden, ohne ihn einen weiteren Blickes zu würdigen.

„Was war denn das eben?", fragte Simon mit skeptischem Blick hinter sich, als sie in den Bankreihen Stellung bezogen hatten.

„Keine Ahnung." Kopfschüttelnd schob Feivel seinen Block auf der hölzernen Tischplatte zurecht. Aus diesem Pferd wurde er einfach nicht schlau. Wahrscheinlich war es am besten, ihn und sein seltsames Benehmen einfach zu ignorieren.

„Guten Morgen!" In diesem Moment schneite eine nur allzu gut bekannte Friesenstute in den Saal hinein. Sofort richteten sich alle Blicke auf sie. Feivel konnte sich ein leises Seufzen nicht verkneifen. Misstrauisch musterte er Prof. Winters dabei, wie sie ihre Unterlagen auf dem Pult ausbreitete. Auch Simon zog skeptisch eine Augenbraue hoch und begutachtete ihr Tun. Eines musste man ihr lassen. Man merkte ihr ganz und gar nicht an, dass sie im Hintergrund womöglich ein grässliches Vorhaben plante. Nach außen schien sie die gleiche nette und aufgeweckte Person wie eh und je. Aber Feivel und Simon kannten ihr wahres Gesicht. Zumindest so viel, wie die spärlichen Informationen auf ihrem Desktop ihnen geliefert hatten.

„Beginnen wir mit den Muskeln des Pferdes." Die Dozentin war in ihre typische Vortragsstimme gefallen und stolzierte vor ihren Studenten auf und ab. Unwilliges Gemurmel erfüllte den Raum, was sie mit einem schnippischen Schnauben quittierte.

Neben sich erhaschte Feivel aus dem Augenwinkel, wie Simon die Augen verdrehte. Der Schecke hatte offenbar noch weniger Lust auf diese Vorlesung als sein Freund, auch, wenn es bei diesem nicht unbedingt an magelndem Interesse für das Thema lag. Vielmehr war Feivel durch Prof. Winters Anwesenheit gestört. Er konnte sie nicht einmal ansehen, ohne dass dabei gleich die seltsamen Dokumente in seinem Gehirn aufflammten. Obwohl sich die perlschwarze Stute vollkommen normal zu verhalten schien, war er ständig auf der Suche nach etwas Verdächtigem. Alles an ihr wurde bis ins kleinste Detail analysiert und ausgewertet. Ihr Gang, ihre Haltung, ihre Art zu reden. Sogar der kleine, rosa Schlüsselanhänger, der frech aus ihrer dunklen Tasche lugte, wurde genauestens inspiziert. Womöglich verschaffte er ihr den Zugang zu einem geheimen Kellerlabor. Dort führe sie dann ihre fragwürdigen Experimente durch, die sich mit der umstrittenen Rassengenetik auseinander-setzten. Allein bei dem Gedanken daran, zog sich alles in Feivel zusammen.

Auf einmal vernahm der Hengst ein Zischen hinter sich. Er fuhr herum und blickte direkt in die eisblauen Augen Raymons. Sie waren zu wütenden Schlitzen verengt und starrten ihn geradewegs an. Ein Schaudern kroch Feivels Rückgrat hinab. Er war eigentlich davon ausgegangen, Ray habe es nichtmehr auf ihn abgesehen. Doch jetzt, wo er den messerscharfen Blick wieder in seinem Nacken spürte, war er sich dessen nicht mehr so sicher. Was war es nur, was die Winters Academy an sich hatte? Seit er hier war, hatte Feivel das Gefühl, die ganze Welt stehe Kopf.

Auch Simon warf die ganze Stunde über immer wieder misstrauische Blicke nach hinten zu Ray. Die eigentliche Aufmerksamkeit lag jedoch auf dessen Mutter, Prof. Winters. Nicht etwa ihres Unterrichts wegen, sondern eher, weil sowohl Feivel als auch der Isländer noch immer ständig Auffälligkeiten bei ihr zu erkennen versuchten, die im Zusammenhang mit den merkwürdigen Dokumenten stehen könnten.

Als die große Uhr des Hörsaals endlich das Ende der Vorlesung anzeigte, fiel Feivel nahezu ein Stein vom Herzen. All die Anspannung, ständig unter der Beobachtung von Ray und seiner Dozentin zu stehen, begann von ihm abzubröckeln. Die ganze Zeit über hatte er befürchtet, dass sie doch etwas von ihrem kleinen Einbruch in den Computerraum mitbekommen hatten. Doch glücklicherweise deutete nichts darauf hin.

Beim Gedanken an Simons verschwundenen Stick, wurde Feivel dennoch etwas mulmig zu Mute. Was, wenn er ihn dort vergessen hatte?

„Lass uns abhauen", zischte der Schecke ihm zu und steuerte bereits die Tür an. Ohne zu zögern folgte Feivel ihm in den Strom der Studenten.

Als er gerade den Raum verlassen hatte, wurde er plötzlich von hinten angetippt. Wie erstarrt blieb er stehen. Mit einem Mal war wieder jegliche Faser seines Körpers angespannt. Simon bemerkte von alledem nichts und lief ungerührt weiter. Feivel hingegen wagte es, langsam und vorsichtig den Kopf zu drehen.

„Prof. Winters!", rief er eine Spur zu erschrocken aus, als er die lächelnde Friesenstute hinter sich erblickte. Jegliche Alarmglocken in seinem Kopf schrillten.

„Was..." Weiter kam er nicht, denn sie bedeutete ihm stumm, ihr zu folgen. Wie in Trance tapste der Hengst der Professorin nach. Er wagte es nicht, sich ihrer Anweisung zu widersetzen, doch sein Inneres war vor Angst schier zerfressen.

Sie lotste ihn zurück zu ihrem Pult und wartete einen Moment, bis die übrigen Pferde aus der Tür hinaus getreten waren. Als Ray den Saal verließ, bohrten sich seine eisigen Augen förmlich in Feivels Pelz. Diesem graute bereits davor, was ihn erwarten würde. Aber Prof. Winters einfach so stehen zu lassen, nur weil er sich vor ihrem Sohn fürchtete, wollte er auch nicht. Stattdessen zog er zaghaft eine Augenbraue hoch und sah die nachtschwarze Stute vor sich fragend an.

„Feivel Cooper", begann sie und wieherte ihm leise zu. „Ich habe es Ihnen bereits gesagt, aber Sie sind wirklich ein sehr begabtes Pferd..."

Er musste schlucken. Wohin sollte das nun wieder führen?

„Und ich habe größtes Vertrauen in Sie." Mit einer leichten Kopfbewegung, schleuderte die Stute eine Strähne beiseite, die frech in ihre Stirn gefallen war, was ihre warmen, dunklen Augen freilegte. Auf einmal war Feivel fest davon überzeugt, dass sie einfach nichts böses im Schilde führen konnte. Sämtliche Zweifel wegen der Dokumente fielen von ihm ab. Er fühlte sich einfach nur zutiefst geehrt davon, von solch einer Person so explizit gelobt zu werden.

„D... Danke Prof. Winters...", brachte er mühsam hervor und fletschte im Versuch eines Lächelns zaghaft die Zähne.

Halb belustigt schüttelte sie ihre zerzauste Mähne. „Nenn mich doch Kira." Ihre Stimme hatte sich in ein sanftes Säuseln gewandelt.

Verwirrt sah Feivel zu ihr auf. Was wollte sie nur von ihm? So geehrt er sich fühlte, war ihm schleierhaft, was sie mit dieser Aktion bezwecken wollte.

„Ich hoffe doch sehr, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege und du ein vertrauenswürdiger junger Hengst bist, Feivel." Mit ernster Miene blickte sie ihn an.

Dieser Satz lies seinen Atem schneller und flacher gehen. Er empfand Freunde und Angst zugleich und war unsicher, was eher angemessen war.

„Natürlich!", wieherte er eilig. Vor Aufregung wurde ihm heiß und kalt zugleich. Diese Stute wirkte so vertraut und warmherzig auf ihn, doch dennoch konnte er das Gefühl des Misstrauens, das tief in seinen Knochen verweilte, nicht abschalten.

Kira schenke ihm ein freundliches Lächeln, doch aus ihren Augen sprach tiefster Ernst. „Ich würde dich gerne in das Geheimnis der Winters Academy einweihen." Sie war immer leiser und beschwörender geworden.

Verblüfft rang Feivel nach Luft. Der Klang ihrer Worte hallte unwirklich und eigenartig in seinem Kopf wieder. Es dauerte einen Moment, bis er dazu in der Lage war, sie richtig einzuordnen. Mit aufgerissenen Augen und pochendem Herzen starrte er die Rappstute an. Passierte das hier gerade wirklich?

Lang und tief atmete sie aus, als würde sie überlegen, ob sie wirklich weitersprechen sollte. Wie gebannt blickte er zu ihr auf.

„Ich habe mich entschieden, dass du mir ein guter Gehilfe in meinem Vorhaben sein könntest", sprach Prof. Winters schließlich langsam und deutlich. „Dein Wissen und Können wird uns sicher schneller ans Ziel bringen."

„Welches Ziel?", hauchte Feivel fast schon ehrfürchtig. Zugleich stand ihm der Angstschweiß auf der Stirn. Gab es einen Zusammenhang zu den Dokumenten, die Simon auf ihrem Computer gefunden hatte?

„Darüber werde ich dir heute Abend mehr berichten." Geheimnisvoll zwinkerte sie ihm zu. „Sei einfach um acht in der Eingangshalle des Gebäude C", fügte sie hinzu. „Ich hoffe, du missbrauchst mein Vertrauen nicht und ich kann auf dich zählen."

Gefesselt nickte Feivel. Diese große Wissenschaftlerin legte tatsächlich all ihr Vertrauen in ihn? Das machte ihn mehr als nur sprachlos.

„Also gut." Kira grinste. „Sei da und du wirst belohnt werden." Ein letztes Zwinkern ihrer glänzenden Augen, dann ließ sie ihn einfach neben dem Pult zurück.

Wie versteinert stand Feivel da und sah ihr nach. Innerlich war er aufgewühlt wie noch nie. Einerseits fürchtete er sich vor der Enthüllung, die die Stute ihm heute Abend unterbreiten würde. Hatte dieses Geheimnis vielleicht wirklich etwas mit den Unterlagen über die Rassenlehre zu tun? Bei dieser Vermutung musste Feivel schwer schlucken. Was immer es mit diesem „Streng geheimen" Ordner auf sich hatte, es konnte nichts Gutes bedeuten. Zum Anderen war er jedoch auch zugleich hoch gespannt, was ihn erwarten würde. Vielleicht war es doch etwas ganz anderes, was Kira ihm erzählen würde. Wollte sie, dass er Teil der womöglich weltverändernden Forschungen wurde, die an dieser Universität durchgeführt wurden? Teil der Winters Academy of Sciences?

Der letzte Satz, um den sich seine Gedanken drehten, fühlte sich auf einmal so greifbar und so richtig an. Unwillkürlich begann sein ganzer Körper zu zittern. Tief in ihm saß das Verlangen, sofort zu Simon zu galoppieren und ihm alles zu erzählen. Doch er hatte Kira versprochen, es für sich zu behalten. Es war ein Geheimnis, das selbst noch nicht wusste, aber bald erfahren würde. Ein Geheimnis von womöglich immenser Tragweite. Und die Chance, diesem beizuwohnen, wollte er in keinem Falle aufs Spiel setzen. Auch wenn es vielleicht einen Keil zwischen ihn und seinen besten Freund treiben würde.

Mit zwiegespaltenen Gedankenströmen schlurfte Feivel die mittlerweile gähnend leeren Gänge entlang, die in all ihrer Einsamkeit dennoch etwas wie Wärme ausstrahlten. Natürlich war Simon ihm wichtig. Doch ebenso waren es die Naturwissenschaften. Ihn beschlich der Verdacht, dass eines Tages der Moment kommen würde, in dem er sich zwischen diesen beiden entscheiden musste. Seine Freunde oder eine Karriere in der Isolation des Labors.

Auf einmal wurde er von dem nervtötenden Klingeln seines Handys aus den Überlegungen gerissen. Überrascht zog er das Gerät hervor und starrte auf das Display. Darauf blinkte hell und einladend Mallorys Name auf. Augenblicklich ging sein Atem schneller. Fürs Erste würde er sich wohl doch für die Freundschaft entscheiden.

Piepend nahm er das Gespräch an.

„Hey, Feivel", drang Mallorys weiche Stimme aus dem Telefon.

Feivel musste lächeln. Es tat so gut, sie nach all der Aufregung endlich mal wieder sprechen zu hören. „Hallo Mallory."

„Willst du gar nicht wissen, warum ich überhaupt anrufe?", kam es lachend zurück.

Wie sehr doch hatte er ihren Humor vermisst. „Natürlich", grinste er verlegen.

„Also..." Sie machte eine bedeutsame Pause, bis sie ganz plötzlich brüllte: „Ich habe eine Eins auf meine Hausarbeit!"

„Glückwunsch", brachte Feivel mühevoll hervor. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, nach Kiras Gespräch so unbefangen mit ihr zu reden. Ein Schleier der Ernsthaftigkeit und Verantwortung hatte sich über ihn gelegt, den er zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder abschütteln konnte noch wollte.

Als Mallory merkte, dass Feivel nicht wirklich weiter auf sie einging, wechselte sie das Thema. „Und, wie läuft's bei dir so?" Sie klang genauso aufgeweckt und motiviert wie eh und je und schien garnicht zu bemerken, dass Feivel sich anders verhielt also sonst.

Doch beim Klang ihrer Stimme huschte ein unweigerliches Grinsen über sein Gesicht. Einmal mehr war er von ihrer unbändigen Lebensfreude fasziniert. „Es läuft würde ich sagen", gab er knapp zurück. Wie sooft fiel ihm nichts ein, was er Mallory erzählen konnte. Die Sache mit dem Geheimnis war definitiv etwas zu heikel und sonst war eigentlich nichts wirklich Aufregendes passiert.

„Freut mich. Was ist eigentlich aus diesem Raymon geworden?", fragte sie munter weiter.

„Ach der..." Feivel winkte ab. Erneut breitete sich ein ungutes Gefühl in ihm aus. An Ray hatte er gar nicht mehr gedacht. Jetzt, wo Kira ihn zu sich gebeten hatte, könnte der Fuchsschecke es durchaus wieder auf ihn abgesehen haben.

„Vorhin hat er mich seit Langem mal wieder böse angefunkelt, aber sonst sehe ich ihn eigentlich so gut wie nie." Und ich hoffe, dass das auch so bleibt.

„Hm... Das ist schon ein komischer Kauz, oder?" Sie wirkte besorgt. Offenbar hatte sie die Brüchigkeit in seiner Tonlage bemerkt.

„Definitiv." Feivel lachte und versuchte es nicht ganz so gezwungen wirken zu lassen. „Ich glaube der weiß selbst nicht so genau, wo ihm der Kopf steht."

„Bestimmt. Solche Typen kennen wir ja alle." Mallory war wieder in ihr übliches, unterschwelliges Grinsen zurückgefallen, das ihre Stimme um so viel fröhlicher klingen lies.

„Ach? Hast du auch solche Typen an deiner Uni?", harkte Feivel nach.

„Ich bitte dich, die gibt es doch überall!" Ihr helles Wiehern schallte leicht übersteuert durch den Hörer und lies Feivel die Ohren nach hinten klappen.

„Wo du Recht hast...", kommentierte er ihre Feststellung lächelnd, während er die Treppe ins Erdgeschoss hinablief.

„Also dann... War schön, dich mal wieder zu sprechen", verabschiedete Mallory sich knapp. Im Hintergrund waren gedämpfte Stimmen zu vernehmen. „Ich muss dann auch wieder los."

„Viel Spaß noch", wünschte Feivel seiner Freundin, ehe er das Handy sinken lies und auflegte.

Seufzend ließ er seinen Blick durch die verglaste Aussenfassade des skelettartigen Gebäudes schweifen. Auf dem Innenhof tummelte sich wie üblich eine ungeordnete Horde Studenten, die alle entweder in angeregte Gespräche vertieft waren oder über ihren Lernunterlagen kauerten.

Feivel überlegte, ob er zur Cafeteria gehen sollte. Gerade war Mittagszeit und er war sich ziemlich sicher, dass er Simon dort auffinden würde.

Eigentlich hatte er zwar überhaupt keinen Hunger, doch wie sollte er sonst die Zeit bis zum bevorstehenden Abend totschlagen. Er war einfach zu aufgeregt, was ihn bei Prof. Winters erwarten würden. Bereits jetzt war es ihm, als wären seine Beine von einem Rudel wildgewordener Waldameisen besiedelt worden. Zugleich sorgte er sich um das Risiko, dass seine Freunde bemerken könnten, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Doch wenn er sich gar nicht erst bei ihnen blicken ließ, würden sie sicher noch eher Verdacht schöpfen.

Seufzend schlug er also den Weg zur Cafeteria ein. Vielleicht konnte er sich ja doch dazu durchringen, eine Kleinigkeit zu essen, obwohl ihm das Herz noch immer bis zum Hals schlug.

Angestrengt versuchte er sich auf seine Schritte zu konzentrieren und sich ein wenig zu beruhigen. Die jetzige Mission lautete erstmal Mittagessen. Danach konnte er sich immer noch Gedanken machen, was es mit dem Geheimnis der Winters Academy auf sich hatte. Auf jeden Fall war er bis zum Bersten gespannt, was ihn später erwarten würde. 

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