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Kapitel 5

„Ist das nicht langsam mal genug?", fragte Feivel und beobachtete Simon mit skeptischem Blick dabei, wie er unaufhörlich Käsenudeln auf seinen Teller schaufelte.

Sie befanden sich in der Cafeteria, die sich unter den Schlafsälen befand. Dort gab es ein Buffet, dessen Auswahl jedoch relativ spärlich ausfiel.

„Hallo Simon, hallo Feivel." Hinter der Theke stand die altbekannte, zottige Palominostute und winkte ihnen zu. Scheinbar war sie nicht nur Sekretärin, sondern auch Köchin der W.A.S.

Sofort hellte sich die Miene des gescheckten Hengstes noch weiter auf als sie es angesichts des Mittagessens bereits getan hatte. „Hi, Skyla! Willst du mit uns essen?"

„Sicher, ich habe hier sowieso erstmal nichts zu tun." Sie huschte hinter der Theke hervor und schnappte sich einen Teller.

Feivel blickte von einem zum andern. Wenn da mal nichts funkte, wusste er auch nicht.

„Lasst uns nach draußen gehen", schlug Skyla vor.

„In Ordnung", stimmte Feivel zu. Der Innenbereich der Cafeteria war ohnehin schon relativ überfüllt. Überall wimmelte es nur so von Pferden, die sich laut unterhielten, aßen und bereits einen Großteil der Tische belagerten. Sogar einige Dozenten waren darunter.

Draußen war es wesentlich leerer. Die helle Mittagssonne schien einigen wohl nicht zu behagen, doch Feivel und die anderen störte sie nicht. Ganz im Gegenteil genossen sie die Wärme auf ihrem Fell, die nur durch vereinzelte Schattenflecken der großen Buche teilweise unterbrochen wurde.

Zielstrebig steuerte Skyla einen Tisch in der Nähe der Hauswand an. Ihr Stammplatz. Mit knirschenden Schritten folgten Feivel und Simon ihr und stellten ihre Teller auf der hölzernen Fläche ab. Der kleine, gescheckte Isländer stürzte sich sofort auf seine Nudeln.

„Wie läufts bis jetzt so, Jungs?", fragte Skyla, während sie in ihrem Essen stocherte.

„Na ja. Was den Unterricht angeht bereue ich es immer mehr, mich von meinen Eltern überreden gelassen zu haben, hier herzukommen." Simon nahm einen weiteren Bissen. „Wir haben sogar Mathe und Sport, grässlich."

Kurz und herzlich lachte die Palominostute auf.

„Aber trotzdem bin ich mehr als nur froh, euch hier getroffen zu haben", fügte er mit kauendem Maul hinzu.

„Ich auch." Zustimmendes Nicken kam von Feivel.

Skyla setze einen „Ach ist das süß"-Blick auf und musterte dabei Simon, der noch immer absolut ungalant seinen Teller verschlang.

Kopfschüttelnd widmete sich auch Feivel seinen Nudeln. Sie schmeckten wirklich gut, dafür, dass es sich um Kantinenessen handelte. Von der Jefferson High war er ganz anderes gewohnt.

Als alle drei aufgegessen hatten - natürlich musste sich Simon zwischendurch Nachschlag holen -, verabschiedeten sich die Hengste wieder von Skyla, die noch in der Küche zu tun hatte.

„Lass uns schonmal ein paar Pflanzen für Dr. Baker suchen, bevor die nächste Stunde anfängt", schlug Feivel vor, auch wenn er wusste, dass sein Kumpel dies für keine geeignete Beschäftigung halten würde.

Wie erwartet kräuselte der Isländer unwillig die Nüstern. „Na gut."

Unwillkürlich grinsend, lief Feivel über den Hof voraus. „Am besten, wir schauen erstmal im Garten nach."

„Jaja, mach du nur." Lustlos schüttelte Simon seine Mähne und folgte ihm langsam.

Wie bereits am Morgen, trotteten sie Seite an Seite durch Gebäude C, dessen Bürogang unmittelbar in den Garten führte. Mittlerweile war die Sonne auch dort angelangt und ein paar Insekten surrten geschäftig über die Wiese.

Mit einem Zucken seiner Flanke vertrieb Feivel die lästigen Viecher und schlug vorsichtshalber ein wenig mit dem Schweif. „Lass uns nach da drüben gehen, da stehen glaub' ich ein paar Blumen rum."

Auf der anderen Seite des Gartens standen einige Hecken und Bäume. Darunter glaubte der Student einige bunte Flecken ausmachen zu können.

„Ist das was Gutes?" Simon deutete mit einer Kopfbewegung auf eine gelb leuchtende Löwenzahnblüte.

„Taraxacum officinale aus der Familie der Asteraceae", wieherte Feivel und kramte sein Handy hervor. „Zwar nicht das Außergewöhnlichste, aber ich denke trotzdem geeignet."

„Gut." Simon machte ebenfalls ein Foto von der Pflanze.

Kurz bevor Feivel sein Handy wieder einstecken konnte, leuchtete der Bildschirm auf. Mallory.

„Was ist los?", der kleine Schecke recke den Hals, um eine bessere Sicht auf das Display zu erhaschen.

„Nur eine Freundin." Abwinkend zog Feivel das Gerät vor der Nase seines Freundes weg.

„Aha, genau." Simon warf ihm einen schelmischen Seitenblick zu.

„Ja, lass uns weiter suchen." Das Gesicht des gepunkteten Hengstes fühlte sich auf einmal unangenehm heiß an. Er drehte sich in eine andere Richtung, damit Simon es nicht bemerkte, aber sein Kumpel hatte sich bereits seinen Teil gedacht. Glücklicherweise blieb er still und grinste nur in sein dickes Fell hinein.

Dankbar bückte Feivel sich, um eine weitere Pflanze ins Visier zu nehmen, als plötzlich ein gellender Schrei über das Gelände schallte.

Schlagartig riss er den Kopf in die Höhe. „Was ist los? Simon?" Verwirrt sah er sich um.

Auch der Isländer war in eine Art Schockstarre verfallen und versuchte die Quelle des Wiehern auszumachen.

Da preschte ein dunkler, glänzender Schatten über die Wiese. „Alles in Ordnung? Wer war das?" Unter aufgeregtem Schnauben bremste Prof. Winters vor ihnen ab. Sie schüttelte ihre buschige Mähne und starrte ihre beiden Studenten aus aufgerissenen Augen an. Inzwischen war eine gespenstige Stille eingekehrt.

„Keine Ahnung", stotterte Simon und stampfte unruhig mit seinem Huf auf den weichen Erdboden ein.

„Alles gut, Dr. Charlson hat nur eine Spinne gesehen." Ein mittelgroßer Apfelschimmel kam lachend über die Wiese getrabt. Vor der Gruppe bremste er ab und machte eine Bewegung, als wolle er seine Mähne lässig nach hinten schleudern. Doch diese klebte nur kurz und struppig an seinem Hals fest. Vielleicht sollte er sie mal öfter waschen.

„Wer ist Dr. Charlson?", harkte Feivel irritiert nach.

„Ich!" Eine quiekende, braune Stute stakste herbei. Sie war so schlank, dass es fast schon abgemagert wirkte. Außerdem war ihre dünne schwarze Mähne zu einer komplizierten Flechtfrisur drapiert, die ihr ganzes Erscheinungsbild noch dürrer wirken lies. Ihres dunkelblauen Laborkittels nach zu urteilen, war sie eine der Dozenten.

„Du schon wieder!" Prof. Winters blickte skeptisch auf die zierliche Person herab. „Dein Insektenproblem musst du echt mal in den Griff bekommen, Amanda!"

Wie immer, wenn Autoritätspersonen sich untereinander mit ihren Vornamen anredeten, fühlte sich Feivel irgendwie fehl am Platz.

„Und wer ist er?", schaltete Simon sich dazwischen und musterte den ungepflegten Schimmelhengst mit hochgezogenen Augenbrauen.

Bevor er antworten konnte, übernahm Dr. Charlson das für ihn. „Das ist Mr. Baylee!" Ihre Stimme war wirklich aussergewöhnlich hoch. Hibbelig sprang sie hin und her, wobei ihre fette Halskette beunruhigend heftig hin und her schwang.

„Rick", knurrte der Apfelschimmel und warf seiner Dozentin einen missbilligenden Blick zu.

Feivel meinte sich zu erinnern, ihn heute morgen mit Ray reden gehört zu haben. Sie wahren wohl befreundet. Augenblicklich war dieser Rick ihm unsympathisch.

„Ich glaube, ihr solltet jetzt zum Unterricht", merkte Prof. Winters freundlich an.

Etwas wiederwillig nickten die drei Studenten und machten sich auf den Weg in ihre Säle. Glücklicherweise bog Rick in einen anderen ab, als Simon und Feivel.

„Gut, dass wir nicht noch länger mit dem laufen müssen." Der gescheckte Hengst stieg gerade die Treppe zum ersten Stock hoch.

„Du hast Recht, ich mag ihn auch nicht. Und diese Dr. Charlson ist auch irgendwie komisch." Auf das Kennenlernen dieser beiden hätte er definitiv verzichten können. Jetzt gab es nur zu hoffen, dass sie keine Stunden zusammen hatten. Raymon war schon schlimm genug, da brauchte man nicht auch noch seinen nervigen Kumpel - geschweige denn eine verrückte Dozentin, die Angst vor Insekten hatte.

Diesmal mussten sie in einen anderen Raum. B2.11. Anatomie bei Prof. Winters, um genau zu sein.

„Freust du dich auch schon so sehr auf diese Stunde, wie ich?" Der ironische Ton in Simons Stimme war nicht zu überhören. Ablehnend kniff der kleine Hengst die Augen zusammen.

„Eigentlich schon." Im Gegensatz zu seinem Kumpel, freute Feivel sich auf die Stunde. Anatomie hatte er immer besonders gerne gemocht.

Schmunzelnd stieß er die dunkelrote Tür des Saals auf, woraufhin ihm urplötzlich eine lärmende Welle ins Gesicht schlug. Die Studenten gingen förmlich an die Decke. Lautes Wiehern und Rufen erfüllte die Luft und nicht ein einziges Pferd, befand sich ordnungsgemäß auf seinem Platz.

„Was ist denn hier los?!" Eine energische Stimme tauchte hinter Feivel und Simon auf. Wutschnaubend kam Prof. Winters in den Raum geprescht und legte die Ohren flach an ihren dunklen Hals. „Wir sind hier nicht in einem Hühnerstall! Ihr, als Elite der Gesellschaft, solltet euch etwas gesitteter verhalten!"

Neben Feivel unterdrückte Simon ein Prusten. „Elite der Gesellschaft", wiederholte er mit hochrotem Kopf.

Unwirsch stieß Feivel ihn in die Seite. Auch er musste ein Grinsen herunterschlucken.

Unter Prof. Winters pfeilscharfen Blicken, schlichen sie auf zwei freie Plätze in einer der vorderen Reihen. Im Saal war es mucksmäuschenstill. Der Ausbruch der Dozentin hatte ihre Wirkung gezeigt.

Nur einer konnte natürlich wieder mal nicht die Klappe halten.

„Was machen wir heute bescheuertes?" Rays Stimme klang wie eine Mischung aus wutentbranntem Fauchen und fohlenhaftem Quengeln.

„Sie sollten ihren Stundenplan besser studieren, Mr. Winters." Die dominante Rappstute warf ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu. Die kühle Distanz, die zwischen den beiden Pferden herrschte, füllte in Erdrückender Art und Weise den Raum aus.

„Anatomie", rief Simon und bemühte sich um einen möglichst warmen und freundlichen Tonfall.

„Richtig, Mr. Sheppard. Die Anatomie des Pferdes." Tatsächlich wurden Prof. Winters' Gesichtszüge etwas weicher. „Kann mir jemand sagen, wie viele Knochen unser Skelett besitzt?"

Augenrollend schielte Simon zu Feivel hinüber. Dieser meldete sich jedoch bereits voller Enthusiasmus.

Mit einem freundlichen Lächeln wandte die Professorin sich in seine Richtung um und nickte ihm zu. „Ja, Mr. Cooper?"

„252!" Triumphierend warf Feivel seinen Schopf nach hinten. Als er allerdings Raymons stechenden Blick in seinem Rücken spürte, sank er sogleich wieder in sich zusammen.

Prof. Winters lugte nur kurz säuerlich zu dem Fuchsschecken hinüber, ehe sie Feivel mit wohlwollendem Ausdruck musterte. „Sehr gut."

Als nächstes begann sie einen Vortrag über die vollständige Zusammensetzung des Skeletts zu halten. Einige wenige Studenten - darunter selbstverständlich Feivel - notierten alles Wichtige mit und meldeten sich immer wieder, um Fragen zu stellen oder Antworten zu geben. Bei jedem Mal, das die Dozentin den gepunkteten Hengst aufrief, wurde ihre Genugtuung stärker und ihre Miene angesichts ihres störrischen Sohnes finsterer. Auch Ray schien das aufzufallen, denn der Grad seiner Grimmigkeit nahm von Minute zu Minute zu. Simon dagegen senkte den Kopf immer weiter gen Tischplatte. Mit niedergeschlagen hängenden Ohren und resigniert geschlossenen Augenlidern, gab er ein leises Seufzen von sich.

„Mr. Sheppard, etwas mehr Begeisterung bitte!", mahnte die Rappstute und wedelte mit ihrem Schweif eine Fliege weg. Auch wenn sie versuchte, möglichst freundlich zu klingen, merkte man ihr die Enttäuschung deutlich an.

Langsam öffnete Simon die Augen, nur um sie im Anschluss zu engen Schlitzen zusammenzukneifen. „Wie denn?" Sein Ton bestand aus einer Mischung aus Verzweiflung und Wut. „Ich verstehe kein einziges Wort von dem, was Sie da reden!" Unvermittelt sprang er auf. Die aufbrausende Handlung wirkte allerdings eher wie ein Reflex als eine Drohung. In seinem Ausdruck lag graue Kälte und Gleichgültigkeit.

„Dann sind Sie offenbar an der falschen Uni." Kurz richtete Prof. Winters sich vor ihm auf, drehte sich dann aber sofort wieder mit wehendem Kittel zurück zu ihrem Whiteboard, an das sie ihre Knochenpräsentation geworfen hatte.

Wie vom Donner gerührt sank Simon in sich zusammen. Wässrige Tränen standen in seinen Augen. Er schüttelte sich die Mähne vors Gesicht und lies den Kopf sinken.

„Hey, das wird schon", versuchte Feivel seinen Freund etwas aufzumuntern. Obwohl er eigentlich wusste, dass er ihm dadurch nicht helfen konnte, stupste er ihn leicht in die Seite.

Mit leerem Blick schaute der Schecke ihn an. „Ach, lass gut sein. Ich bin selbst Schuld, dass sich mich vom meinem Vater habe hier her schicken lassen."

Feivel verzog das Gesicht. „Sag doch sowas nicht..."

„Würden die Herren in der dritten Reihe ihr Gespräch bitte einstellen?" Prof. Winters lächelte Feivel zu. Simon dagegen musterte sie nur kurz argwöhnisch, bevor sie sich wieder den Skeletten widmete.

Feivel warf seinem Kumpel einen Blick zu, der so etwas wie „Sorry" bedeuten sollte, und richtete seinen Blick wieder nach vorne.

„So, das wär's dann von meiner Seite." Mit routinierten Bewegungen begann Prof. Winters ihre Sachen zusammenzupacken.

Simon stieß ein erleichtertes Seufzen aus. Die ganze Stunde war er stumm und reglos dagesessen und hatte ab und zu eines seiner Bambuskaugummis eingeschmissen. Besorgt begutachtete Feivel den kleinen Schecken. Er schien wirklich unglücklich zu sein.

„Mr. Cooper?"

Überrascht sah Feivel von seiner Tasche auf, die er gerade schultern wollt.

Prof. Winters ging mit schnellen Schritten auf seine Tischreihe zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen. „Darf ich Sie kurz sprechen?"

Mit verwirrt schräg gelegtem Kopf bedeutete er Simon, schonmal vorzugehen. Sein Freund nickte nur und machte sich rasch aus dem Staub. Keine Minute länger wollte er in diesem stickigen Hörsaal verbringen. Die anderen Studenten vertraten wohl ähnliche Ansichten, denn bis auf ein paar wenige Personen, war der Raum bereits wie leer gefegt.

Fragend und ein wenig beunruhigt sah Feivel zu seiner Dozentin auf. Um ehrlich zu sein, hatte er ein wenig Angst davor, was sie jetzt sagen würde.

Die Stute hob den Kopf. Ihr lackschwarzes Fell glänzte in den rötlichen Sonnenstrahlen, die durch kastenförmige Fenster in den Raum fielen. „Sie sind wirklich ein sehr guter Schüler. Und es ist wirklich eine Ehre, wenn Sie das von mir hören. Ich bin wirklich beeindruckt von ihrer Motivation und ihrem umfassenden Wissen."

Damit hatte er nicht gerechnet. Unwillkürlich spürte er, wie seine Wangen erröteten. „D- Danke", brachte er stockend hervor.

„Ich will dass Sie wissen, welches Vertrauen ich in Ihre Fähigkeiten habe. Sie haben eine große Zukunft vor sich." Sie schien wirklich zu meinen, was sie sagte.

Feivel fühlte sich geehrt und verlegen zugleich.

„In meinen Augen haben Sie großes Potential. Anders als mein Sohn..." Den letzten Satz sprach sie mehr zu sich selbst.

Unsicher, was er tun sollte, trat Feivel von einem Huf auf den anderen. Er empfand Verwirrung und Stolz zugleich. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, als ginge das Ganze nicht mit rechten Dingen zu. Wer lobte schon einen Schüler derart explizit, obwohl man ihn kaum einen Tag kannte? Es mochte ja sein, dass Prof. Winters begeistert von seiner mündlichen Mitarbeit war - trotz seiner Schüchternheit hatte er damit noch nie ein Problem gehabt -, jedoch ahnte er ihren eigentlichen Plan. Ray. Sie wollte ihm eins auswischen, soviel war sicher.

„Kira? Du wolltest etwas mit mir besprechen?" Baker tauchte unvermittelt mit seinem Klemmbrett in der Tür auf und lehnte sich entspannt gegen den Rahmen. Sein kurzer Schopf fiel frech über das kleine, keilförmige Abzeichen auf seiner Stirn.

„Richtig." Etwas überrascht drehte Prof. Winters sich zu ihrem Kollegen um. „Dann bis morgen, Mr. Cooper." Mit einem letzten Blick in Feivels Richtung, gesellte sie sich zu dem Rappen. Der zwinkerte ihm kurz zu, dann verschwanden beide plaudernd um eine Ecke.

Mit gerunzelter Stirn blickte Feivel ihnen nach. Schnell stoppte er das aufgeregte Rattern seines Gehirns mit einem energischen Kopfzucken. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was hinter dem Lob Prof. Winters' steckte. Ob es nun mit Ray zusammenhing oder nicht, er beschloss, es einfach als Kompliment hinzunehmen und nicht unnötig viel hineinzuinterpretieren. Vielleicht war seine Dozentin es einfach nicht gewohnt, wenn jemand ihrem Unterricht ausnahmsweise mal nicht mit größter Langeweile folgte.

Seufzend schnappte der gepunktete Hengst seinen Rucksack und musste ein breites Grinsen unterdrückte, das unwillkürlich in ihm aufstieg. Allein weil Simon vorhin so neben der Spur war, fühlte es sich nicht richtig an, glücklich zu sein. Natürlich wusste er, dass es albern war und der Isländer es ihm bestimmt nicht verübeln würde, doch dennoch... Er sollte sich lieber auf die Suche nach seinem Freund machen und ihn ein wenig aufheitern. Dessen leerer Ausdruck vorhin konnte nichts Gutes bedeuten.

Wie erhofft fand er ihn im Computerraum. Fast hätte er das kleine Pferd in der Ecke des doch ziemlich großen Zimmers übersehen. Zusammengekauert hockte Simon vor einem der Geräte und starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm.

„Alles Okay?" Langsam näherte Feivel sich ihm.

„Ja", knurrte Simon unter seiner dichtem Mähne hervor. Doch Feivel konnte er nichts vormachen. Ganz deutlich hörte er den weinerlichen Unterton heraus.

„Ich besorge uns was zu essen", schlug er vor und war zuversichtlich, dass es dem Schecken danach besser gehen würde. Außerdem hätte er selbst auch nichts gegen einen kleinen Nachmittagssnack.

„Beeil dich." Auch wenn Simons Stimme noch immer abweisend und monoton klang, musste er ein wenig grinsen.

„Gut." Froh eine Methode gefunden zu haben, ihn von seinen negativen Gedanken abzulenken, steuerte Feivel den Ausgang an.

Schnell galoppierte er über den Kies des Innenhofes und an der Statue mit der liegenden Acht vorbei. Es war zwar noch hell, doch die Sonne stand bereits tief über der Winters Academy und warf lange Schatten auf den unebenen Boden.

„Doch eher ein Abendssnack", dachte Feivel, dem nicht bewusst gewesen war, wie spät die Uhr bereits zeigte. Prof. Winters musste vorhin mit ihrer Vorlesung bestimmt eine halbe Stunde überzogen haben. Das war ihm gar nicht aufgefallen. Er war zu beschäftigt damit gewesen, sich zu melden.

Schuldgefühle nagten an seinem Pelz. So erpicht er auch darauf war, einen guten Schüler abzugeben, er hatte viel zu wenig auf Simon geachtet, dem es wirklich nicht gut zu gehen schien.

Ein wenig außer Atem stieß Feivel die gläserne Tür zur Cafeteria auf. Kaum jemand war um diese Zeit noch anwesend. Nur zwei Stuten saßen leise kichernd an einem abgelegenen Tisch.

„Hi, Feivel." Skyla duckte sich hinter der Theke hervor. „Zum Abendessen bist du zu spät. Alle anderen sind im Garten, da soll eine Art Einweihungsparty zum neuen Semester steigen." Sie stellte die Tasse ab, die sie bis gerade eben noch sorgfältig mit einem Lappen gereinigt hatte.

„Prof. Winters hat mich total lange festgehalten", erklärte Feivel sein Zuspätkommen schulterzuckend. Auf die Sache mit der Party ging er gar nicht erst ein. Für solche Dinge hatte er absolut nichts übrig.

„Und wo ist Simon?" Suchend lugte die Palominostute hinter ihn.

„Der ist deprimiert und sitzt im Computerraum. Ich wollte ihm was zu essen holen."

„Weißt du was? Das mache ich. Du gehst jetzt schön brav zu dieser Party und hast Spaß." Mit einem schelmischen Schmunzeln begann sie ein paar Brötchen vom Restbuffet zu klauben.

Auch wenn Feivel nicht wirklich erpicht darauf war, sich auf die sogenannte Party zu stürzen, stimmte er etwas widerwillig zu. „Na gut."

Simon würde es bestimmt nicht schaden, ein wenig Zeit mit Skyla zu verbringen. Und vielleicht war es ja ganz gut, wenn Feivel ein wenig aus seiner Komfortzone hinaustrat und ein paar neue Kontakte knüpfte.

„Gut, dann bis morgen oder so." Ratternd lies Skyla die Rollläden der überdimensionalen Fenster herunter. Es war sowieso kaum mehr ein Pferd da, das etwas kaufen könnte. Nur noch die beiden Stuten in der Ecke, doch die wirkten auch, als würden sie sich bald verziehen.

Mit weichen Galoppsprüngen verschwand Skyla in Richtung des Computerraumes und ließ Feivel auf dem leeren Hof zurück.

Mittlerweile war die Nacht bereits etwas weiter fortgeschritten. Zunehmend wurde es dunkler und kühler. Feivel sog die klare Luft ein und fühlte, wie sie beruhigend seine Lungen durchströmte.

Er brachte noch schnell seine Tasche nach oben in sein Zimmer, ehe er sich über den Kies zu Gebäude C aufmachte. Der Platz war wie leergefegt und bis auf etwas Grillenzirpen waren kaum Geräusche zu vernehmen. Doch je näher der Hengst dem Bauwerk kam, desto deutlicher drang das Wummern der Musik aus dem Garten zu ihm herüber. Mattes, gelbliches Licht schien aus einigen Fensteröffnungen heraus, was ihm eine erstaunlich gute Sicht in der sich ausbreitenden Dunkelheit ermöglichte. Hinter den Scheiben huschte eine einsame Gestalt vorbei. Vermutlich wurden letzte Aufräumarbeiten in den Laborräumen absolviert.

Mit leise klappernden Hufen, betrat Feivel den Gang, der ihn zur Tür des Gartens führte. Mit jedem Meter wurde die Musik lauter und seine Schritte zögerlicher. Innerlich haderte er mit sich, ob er nicht doch umkehren sollte.

Doch wie sollte sich sein Leben ändern, wenn er nichts Neues wagte? Er war nicht mehr der introvertierte Schüler der Jefferson High. Ab heute begann seine Zeit an der Winters Academy. Eine neue Zeit, eine bessere Zeit. Eine Zeit, in der er sich den Herausforderungen des Lebens endlich stellen würde.

Mit einem letzten tiefen Atemzug trat er nach draußen ins Getümmel.

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